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18207 00 Costa Favolosa Geiranger13 2016 Kai OrtelNordland-Panorama wie aus dem Bilderbuch: Die COSTA FAVOLOSA auf Reede im Geirangerfjord. Fotos: Kai Ortel, Berlin

Kai Ortel
Unter italienischer Flagge ins Reich der Wikinger
Mit der COSTA FAVOLOSA im Land der Fjorde

Die Costa-Kreuzfahrtschiffe sind in Nordeuropa keine Unbekannten. Bereits in den 1960er Jahren ist eine FEDERICO C zu Gast in Kiel gewesen; seitdem sind die Schiffe der italienischen Reederei nicht nur zahlreicher, sondern auch deutlich größer geworden. Unsere COSTA FAVOLOSA fasst 3.780 Passagiere, und mit ihren 13 Decks überragt sie in Warnemünde so ziemlich jedes Gebäude (das Hotel Neptun natürlich ausgenommen). Doch was Puristen und Traditionalisten die Nase rümpfen lässt, ist für einen Familienurlaub auf See ideal. Für Kinder ist ein Schiff wie die COSTA FAVOLOSA ein schwimmender Vergnügungspark, da darf es an und unter Deck dann auch mal lauter zugehen als seinerzeit auf der FEDERICO C.

Vor drei Jahren sind wir im Mittelmeer mit dem Schwesterschiff COSTA FASCINOSA unterwegs gewesen, das Layout des Schiffes haben wir daher nach einem kurzen Bummel über die Decks wieder verinnerlicht. Doch die Zeiten ändern sich. Waren die Kinder damals (im Alter von 10 und 7 Jahren) noch verzaubert von dem Piratenschiff, das den jungen Kreuzfahrern hoch oben auf Deck 11 als Spielplatz dient, ist die Begeisterung für besagtes Areal drei Jahre später merklich abgeklungen. Und kaum sind sie aus dem Alter raus, in dem die Reedereien ihnen beim ersten An-Bord-Gehen ein unkaputtbares Armband umbinden, damit sie auf dem Schiff nicht verloren gehen, haben sie auf einmal auch keine Lust mehr auf den Squok Club, jenen Bereich, in dem die lieben Kleinen an Bord von Kinderanimateuren umsorgt werden. Dafür kann man sie inzwischen guten Gewissens alleine durchs Schiff ziehen lassen, auch ein Vorteil.
Pünktlich um 19 Uhr macht die COSTA FAVOLOSA die Leinen los. Von dem Ärger um den Gebrauch bzw. Nichtgebrauch des Typhons in Warnemünde hat Kapitän Carmine Maddaloni entweder nichts mitbekommen, oder er kümmert ihn nicht. Jedenfalls macht er kurz nach dem Auslaufen exzessiven Gebrauch von dem akustischen Signalgerät, ohne dass weit und breit Segler in der Fahrrinne oder Ausflugsschiffe zum Verabschieden da wären. Erst auf Höhe der letzten Tonne hört die Kakophonie auf; wer den Beginn seiner Nordland-Kreuzfahrt mit einem Nickerchen verbracht hat, ist also spätestens zu diesem Zeitpunkt wach.
Am ersten Abend der Reise steht statt Show oder Ausgeh-Garderobe Badespaß auf unserem Programm. Die Anreisemüdigkeit ist um 20:30 Uhr wie weggeblasen, so dass einer halben Stunde Geplantsche unter dem geschlossenen Schiebedach nichts im Weg steht. Dank 85% Luftfeuchtigkeit ist es anschließend auch im T-Shirt noch angenehm warm an Deck, auch wenn Regenpfützen hier und da davon zeugen, dass über Warnemünde vorhin noch ein respektabler Sommerregen niedergegangen ist.
Selbiger Niederschlag bleibt uns auch an der ersten Station unserer Reise erhalten – Kopenhagen. Als Programm haben wir uns diesmal zwar nicht die dänische Hauptstadt selber ausgesucht, sondern das am nördlichen Ausgang des Öresunds gelegene Helsingør, doch auch dort will sich nicht recht sommerlich-beschwingte Stimmung einstellen. Papa hat die Kleinstadt aber auch nicht zum Baden und Eisessen ausgesucht, sondern wegen Schloss Kronborg, jener monumentalen Festung, die Shakespeare 1602 als Schauplatz für sein Drama „Hamlet” ausgewählt hat. Denn was bietet sich mehr an, als der UNESCO-Weltkulturerbestätte ausgerechnet im Jahr von Shakespeares 400. Todestag einen Besuch abzustatten? Entgehen kann man dem Jubiläum in und um Kopenhagen ohnehin nicht, denn den ganzen Sommer über finden unter dem Schlagwort „Hamlet Live” auf dem Gelände und in den historischen Räumen des Renaissance-Schlosses Vorführungen und andere Veranstaltungen statt, die das klassische Drama um Treue und Rache zum Thema haben. Auch wir stolpern bei unserem Rundgang ungeahnt in eine Live-Vorführung des „Hamlet”. Aufgeführt wird der 5. Akt, Hamlets tödliches Duell gegen seinen Widersacher Laertes unter den Augen von König Claudius und dessen soeben vergifteter Gemahlin. Kameras klicken, Handys werden in die Höhe gehalten – Shakespeare für die Generation Selfie-Stick.
Zurück an Bord sind wir gegen 15:45 Uhr. Die erste Amtshandlung in der Kabine: Die nassen Klamotten zum Trocknen aufhängen und neue anziehen. So ein skandinavischer Sommer kann nervig sein. Erst danach geht es für Kaffee bzw. Tee und Kuchen ins „Ristorante Buffet Ca’ d’Oro” auf Deck 9. Draußen sitzen kommt dort aber leider weiterhin nicht in Frage, denn es hat sich eingeregnet im Staate Dänemark. Stattdessen lernt man auf dem achteren Lidodeck die Costa-gelben Sonnenschirme für ihre Sekundärfunktion als Regenschirm zu schätzen. Im Pool baden zu dem Zeitpunkt drei tapfere ältere Damen, während sich nebenan die Oslo-Fähre leise an der COSTA FAVOLOSA vorbeischiebt. Der Rest, um noch einmal mit Shakespeares Hamlet zu sprechen, ist Schweigen.

Power Walking am Fjordhang
Ein Seetag, der viel zu schnell vorbeigegangen ist, und schon sind wir am vierten Tag der Reise tatsächlich im Land der Fjorde. Morgens um 8 Uhr macht die COSTA FAVOLOSA in Hellesylt fest, wo all jene Passagiere ausschiffen, die einen Ganztagesausflug mit dem Bus in die Fjordwelt gebucht haben; alle anderen fahren mitsamt ihrem schwimmenden Hotel um 9 Uhr nach Geiranger weiter, das per Schiff zwei weitere Fahrstunden entfernt liegt. Wer entsprechend früh aufgestanden ist, kann sich die äußerst sehenswerte Passage von den Außendecks aus ansehen, während ein Großteil der Passagiere noch die heiße Schlacht am kalten (Frühstücks-)Büffet ausficht. Allerdings läuft auch heute die Mischung aus dicken Wolken, Nieselregen und einigen wenigen Stellen blauen Himmels in der Heimat bestenfalls unter „Aprilwetter”. Dabei haben wir noch Glück, denn auf dem Weg nach Geiranger lassen wir den Regen hinter uns. Als die COSTA FAVOLOSA den berühmten Wasserfall „Die Sieben Schwestern” und bald darauf auch ihre Tenderposition in Geiranger erreicht, ist es jedenfalls trocken genug zum Wandern.
Seit Mai 2014 kann man den neuen „Waterfall Walk” benutzen, eine robuste Stahltreppe, die in Geiranger fast von der Mündung des Wasserfalls am Fjordufer bis hinauf zum Fjordcenter verläuft, einer Mischung aus Museum und riesigem Souvenir-Shop. 305 Stufen hier führen mal neben, mal auch direkt über dem Wasserfall entlang, so dass man praktisch alle paar Schritte neue sagenhafte Aussichten über das Fjordpanorama genießen kann. Drei Stunden „Power Walking” reichen am Ende aber, um 15 Uhr sind wir wieder zurück an Bord.
Unter Deck geht es an diesem Abend ruhig zu, die Atmosphäre an Bord steht in starkem Kontrast zu jener Mittelmeer-Reise mit dem Schwesterschiff COSTA FASCINOSA, die der Autor drei Jahre zuvor unternommen hat. So läuft in der eigentlich gemütlichen „Palatino Lounge” abends um 21 Uhr überhaupt keine Musik. Zwar sind alle Sessel belegt, aber auf der Tanzfläche tummeln sich lediglich vier spielende Kleinkinder. In der Bar im Atrium gibt die Band zur selben Zeit „True” und „Easy” zum Besten, auch nicht gerade Stimmungsmusik, aber dem melancholischen Abend in den kalten und dunklen Fjorden Norwegens vielleicht angemessen.

Bergen unter Regenwolken
Am nächsten Morgen stehe ich bereits um 6:15 Uhr so leise wie möglich auf, um die Kinder schlafen zu lassen und die letzten Seemeilen der COSTA FAVOLOSA auf dem Weg nach Bergen von Deck aus mitzuverfolgen. Außerdem könnte es ja sein, dass heute vielleicht die Sonne … – aber nein. Bergen gilt mit durchschnittlich 248 Regentagen im Jahr als die regenreichste Großstadt Europas, und ihrem Ruf wird sie leider auch an diesem 2. August gerecht. Dicke Regen- und Nebelschwaben umhüllen die Askøybrücke und die sieben Hügel, die Bergen umgeben – darunter auch den 643 Meter hohen Ulriken. Eine Fahrt mit Bus und Seilbahn hinauf auf besagten Berg hatten wir uns eigentlich vorgenommen, der Ausblick auf die Stelle, wo ich hinter dicken Regenwolken seinen Gipfel vermute, ernüchtert aber.
Wasserdicht in Regenjacken eingepackt, geht es daher nach dem Frühstück an der Festung Bergenhus und den berühmten Holzfassaden der Hansehäuser von Bryggen vorbei zum Fischmarkt, wo vor ein paar Jahren die Touristen-Information ihr neues modernes Domizil aufgeschlagen hat. Für einen Moment sind wir sogar versucht, unseren Plan einer Fahrt hinauf zum Ulriken doch noch in die Tat umzusetzen. Doch ein kurzer trauriger Blick hinauf zum regenwolkenverhangenen Berg genügt, und wir entscheiden uns spontan für das etwas weniger spektakuläre Alternativprogramm Aquarium. Der Fußweg dorthin führt durch das idyllische Viertel Nordnes, das mit seinen bunten Holzhäusern, den engen und mitunter steilen Kopfsteinpflastergassen und dem Fjordblick praktisch an jeder Straßenecke neue Postkartenmotive zu bieten hat.
Das Aquarium selber ist sehenswert und bietet den ersehnten Schutz vor dem norwegischen Sommerregen. Einen Haken hat es allerdings: Robben und Pinguine sind in großzügigen Außenanlagen untergebracht, doch just als dort die Fütterung stattfindet, geht der Nieselregen am Mittag in sintflutartigen Dauerregen über. Wie schon in Helsingør sind wir also völlig durchnässt, noch ehe eine Rückkehr zum Schiff in Aussicht steht, aber die Kinder tragen ihr Schicksal mit Fassung.
Ähnlich wie Nordnes kann auch der Stadtteil Nøstet mit malerischen Holzhäusern aufwarten, die im norwegischen Dauerregen im Übrigen immer noch schöner anzusehen sind als so manche Industriebrache im Sonnenschein. Auch der Rückweg zum Kreuzfahrtanleger führt, natürlich, wieder durch den Regen, aber wenn Hosen und Socken erst einmal bis auf die Haut durchgeweicht sind, kümmert einen das Nass von oben auch nicht mehr. Nur dass das Kamera-Objektiv in der Fototasche beschlägt, nervt dann doch ein wenig, so hatte sich der Autor dieser Zeilen seinen Foto-Streifzug durch das sommerliche Bergen nicht vorgestellt. Erst als wir wieder zurück am Fischmarkt sind, reißt die Wolkendecke ein bisschen auf, da ist es dann aber auch nicht mehr weit bis zur COSTA FAVOLOSA. Dort lautet das kulinarische Motto am Abend „Kampanien”. Als Vorspeise kommen Büffel-Mozzarella und Tintenfisch zusammen mit etwas auf den Teller, das verdächtig nach Alge aussieht und auch genauso riecht. Hauptgang sind anschließend Rindersteak neapolitanischer Art bzw. Seebarsch; das heute Vormittag im Aquarium Gesehene kann man also am Abend bei Tisch hervorragend rekapitulieren, wenn auch in anderer Form. Und während die beiden minderjährigen Passagiere von Kabine 2419 um 22 Uhr im Bett sind, tobt auf dem überdachten Pooldeck das Leben. Dort hat die Besatzung nämlich die White Night Party ausgerufen und heizt den in weißen Hemden, Kleidern und Hosen erschienenen Party-Löwinnen und -löwen mächtig ein. Die Stimmung ist ausgelassen und die COSTA FAVOLOSA auf einmal doch noch der Partydampfer, als den wir schon ihr Schwesterschiff COSTA FASCINOSA im Mittelmeer kennengelernt haben. Bravissimo.

Kristiansand – Stadt der Blumen
Mittwoch der 3. August, der sechste Tag der Reise. Dem gedruckten Tagesprogramm zufolge wird es heute mindestens 17°, maximal sogar 22° warm. Sommer? Mitnichten. Denn unser allwissender Fernseher in der Kabine sagt etwas anderes. Dass es heute in Kristiansand nämlich nur 13 bis 15° werden, und zwar bei Regen. Es ist nicht die erste Diskrepanz, die wir in dieser Hinsicht feststellen. Schon in Bergen war es gestern angeblich 19° C warm und bewölkt, stattdessen ereilte uns frischer Dauerregen unter einer permanenten dunkelgrauen Wolkendecke. Wem man da am besten traut? Im Zweifel dem eigenen Blick in den Himmel, während man die Nase prüfend in den Seewind hält. Gemütlicher ist es so oder so drinnen, wo man frühstücken kann, ohne erst lange nach einem freien Tisch suchen zu müssen. Nach der ausschweifenden White Night Party gestern Nacht ist das Büffet-Restaurant an diesem Morgen nämlich halbleer. Auch das Schiebedach ist am sechsten Tag der Reise wieder geschlossen und die Wasserrutsche, die in vielen Familien ausschlaggebend sein soll bei der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Kreuzfahrtschiff, leider genauso. Sogar leere Whirlpools erblickt das erstaunte Auge am Vormittag an Deck – auf Costa-Kreuzfahrtschiffen ein eher seltener Anblick.
In Kristiansand ist die Altstadt nicht weit vom Kreuzfahrtanleger entfernt, wobei „alt” in Kristiansand relativ ist. Die Stadt wurde erst 1641 gegründet und die Straßen gemäß der damals vorherrschenden Mode streng geometrisch angelegt. Alle Straßen zwischen dem Bahnhof im Westen, der Autobahnbrücke über das Flüsschen Otra im Norden und dem Yachthafen im Osten sind schachbrettartig angeordnet, weshalb der Kern der Stadt auch den Namen Kvadraturen trägt. Zudem haben Feuer Kristiansand mehrmals weitgehend zerstört. Und da seit den letzten beiden Großbränden 1880 und 1892 der Bau von Holzhäusern in dem Ort aus gutem Grund verboten ist, lässt es Norwegens fünfgrößte Stadt etwas an Charme vermissen, auch wenn der frische Seewind aus dem Fjord noch in der Fußgängerzone zu spüren ist. Zu kompensieren versucht dies der Stadtrat, indem er Kristiansand als Stadt der Blumen vermarktet, die im Sommer auch tatsächlich zuhauf auf Beeten und Wiesen sowie in Kübeln und Töpfen jedweder Größe und Form das Stadtbild prägen.
Wer der strengen Ordnung der Innenstadt von Kristiansand entfliehen will, ist übrigens innerhalb von ein paar Minuten am Yachthafen, wo die Aussicht auf den Fjord und auf die vorgelagerten Schären bezaubernd ist und wo man bei schönem Wetter auch ruhig einmal die Füße ins kalte Fjordwasser halten darf. Auch befindet sich hier auf einer Halbinsel (die früher eine Insel war) die Festung Christiansholm, die 1672 vollendet wurde, um das noch junge Kristiansand gegen Eindringlinge zu verteidigen. Tatsächlich in diese Verlegenheit kam die Festung allerdings nur ein einziges Mal, als nämlich 1807 im Rahmen der Napoleonischen Kriege britische Kriegsschiffe die Stadt beschossen. Ohne Erfolg übrigens, und so ist Christiansholm schon seit ewigen Zeiten ein Museum und Austragungsstätte für Freilichtkonzerte und andere Kulturveranstaltungen.
Am späten Nachmittag brauen sich ein weiteres Mal dicke graue Gewitterwolken über uns zusammen. Eigentlich wollten wir ja zum Abschluss des norwegischen Teils unserer Kreuzfahrt noch einmal gemütlich unten am Fährhafen zusammensitzen und die Schönheit des skandinavischen Sommers genießen, diesen Plan können wir allerdings getrost vergessen, als just zu besagter Zeit ein fast apokalyptischer Regenguss über Kristiansand niedergeht. Wir flüchten in die größte Buchhandlung am Ort und besehen dort in unserer Verzweifelung nach der ersten auch die zweite und dritte Etage, aber es hilft alles nichts: Der Platzregen hört einfach nicht auf. Im Stechschritt laufen, fast rennen wir daher zurück zur COSTA FAVOLOSA, an der wir trotz Regenkleidung wieder einmal völlig durchnässt ankommen. Im Atrium läuft in diesem Moment „California Girls” von den Beach Boys. Humor haben sie bei Costa.
Um dem nassen nordischen Sommer zumindest ein bisschen zu entkommen, gönnen wir uns ein Abendessen in der Pizzeria. Das kostet zwar extra, aber was wäre eine Kreuzfahrt mit einem italienischen Schiff ohne Pizza? Wer hier seine geliebte Pizza Funghi oder Pizza Diavolo sucht, muss sich jedoch erst einmal die komplette Speisekarte durchlesen, denn wie schon im Hauptrestaurant die Gerichte sind im Hause Costa auch die meisten Pizzen nach einzelnen italienischen Regionen benannt. Pizza-„Derivate” wie Pizza Hawaii oder Pizza Chicago finden sich auf dem Menü also nicht. Dafür kann man sich gegen einen Aufpreis von 50 Cent pro Zutat auch seine eigene Pizza zusammenstellen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, und vermutlich wird es einem auch der Pizzabäcker danken, wenn er nicht tagein, tagaus immer nur Pizza Margherita zubereiten muss. Der Autor dieser Zeilen entscheidet sich für eine Pizza Parma (die hier an Bord „Pizza Tricolore” heißt) und wird nicht enttäuscht. Auch das Tiramisu zum Nachtisch ist köstlich, nur an den ewig grauen Himmel draußen will man sich auch nach sechs Tagen Sommerurlaub auf See nicht so recht gewöhnen. Ob wir wenigstens morgen, an unserem letzten Tag, etwas mehr Glück haben mit dem Wetter?

Aarhus und Ebeltoft
Norwegen haben wir hinter uns gelassen, auf dem Rückweg nach Warnemünde machen wir ein zweites Mal Halt in Dänemark. Auf dem Programm steht Aarhus, die zweitgrößte Stadt des Landes, und die COST FAVOLOSA hat es eilig, den Hafen zu erreichen. Statt wie im Tagesprogramm angekündigt um 8 Uhr den Lotsen an Bord zu nehmen, haben wir um diese Uhrzeit schon mit dem Anlegemanöver begonnen und liegen keine halbe Stunde später fest vertäut an unserem Kai an der Polensgade. Das ist auch gut so, denn während der Rest des Schiffes Busausflüge nach Legoland unternimmt, haben wir uns die Kleinstadt Ebeltoft vorgenommen. Hier hat der Autor dieser Zeilen vor 30 Jahren glückliche Sommertage zusammen mit seinen eigenen Eltern verbracht, und ein wenig davon will ich nun an meine eigenen Kinder weitergeben. Das öffentliche Busliniennetz in Dänemark ist gut ausgebaut, und auch das Wetter spielt heute mit. Sogar der Geruch von Fischmehl ist in Aarhus noch derselbe wie vor 30 Jahren, allen anderen Veränderungen, die diese Stadt seitdem durchlaufen hat, zum Trotz.
Ebeltoft bezaubert eine Stunde später wie schon vor 30 Jahren mit bunten Fachwerkhäusern, unebenen Kopfsteinpflastergassen und schiefen Straßenlaternen. Dazu Stockrosen und andere Blumen, die so ziemlich jedes Haus und jeden Vorgarten verzieren sowie Fahnenstangen mit dem stolz im Seewind wehenden Danneborg davor – die fast mittelalterlich anmutende Bilderbuch-Kleinstadt Ebeltoft muss man einfach lieben. Hauptattraktion der Stadt ist jedoch die JYLLAND, das längste erhaltene Holz-Kriegsschiff der Welt. 1856 in Kopenhagen gebaut, nahm die JYLLAND 1864 im Rahmen des Deutsch-Dänischen Krieges an der Schlacht von Helgoland teil, was ihr Ruhm und Ehre einbrachte und dazu führte, dass das Schiff nicht verschrottet wurde, als es 1908 aus dem königlichen Dienst ausschied. Dennoch kam die einstmals stolze Fregatte 1960 nur noch als Wrack nach Ebeltoft. Hier jedoch gelang es unter der Verwaltung einer Stiftung, die JYLLAND wieder weitgehend in ihren Originalzustand zurückzuversetzen. Seit 1984 hat das Schiff seinen letzten Liegeplatz in einem für sie maßgeschneiderten Trockendock gefunden, und seit 1994 steht es auch wieder für Besichtigungen offen.
Ein Gang über die niedrigen Decks der JYLLAND ist höchst eindrucksvoll, zumal dort mit Hilfe von Puppen das Leben an Bord so echt wie möglich nachgestellt wird. U. a. in Form einer Darstellung der Notversorgung eines verwundeten dänischen Matrosen inmitten des Schlachtlärms vor Helgoland. Schmerzensschreie und Kanoneneinschläge vom Band inklusive – da ist man im Staate Dänemark nicht zimperlich. Darüber hinaus feuern die ehrenamtlichen Helfer des Trägervereins jeden Tag um Punkt 12 Uhr mittags einen Böllerschuss von Bord der JYLLAND ab. Es gibt eine kurze einführende Vorwarnung auf Dänisch, Deutsch und Englisch, und dann erzittert auch schon halb Ebeltoft vom Widerhall des Geschützdonners. Wie dies im Seekrieg gewirkt haben muss, wo es keine Vorwarnung und kein Ohrenzuhalten gegeben hat, dürfte Klein und Groß spätestens in diesem Moment auf das Eindrucksvollste demonstriert worden sein.
Auf ganz andere Weise laut geht es am frühen Abend auch auf der COSTA FAVOLOSA zu. Dort hat nämlich die Schiffsführung angesichts der unerwarteten Sommersonne ein Einsehen und das Schiebedach über dem Pool geöffnet. Dazu die Wasserrutsche, und das am letzten Tag der Reise. Könnte es etwas Schöneres für die Kinder geben? Jetzt oder nie. Schnell werden die Badehosen aus den Tiefen der Koffer hervorgekramt, und dann ist der Nachwuchs für die nächste Stunde von der Wasserrutsche nicht mehr wegzubekommen. Sonnenbrandgefahr besteht übrigens nicht, da sich in regelmäßigen Abständen weiterhin kleine graue Wölkchen vor die Sonne schieben. Wir wollen es schließlich nicht übertreiben mit dem skandinavischen Sommer!
Viel zu schnell legen wir zwölf Stunden später wieder in Warnemünde an. In den vergangenen Tagen haben die Kinder nicht nur königliche Schlösser und Kriegsschiffe besichtigt, sondern auch Spontanbesuche auf anderen Passagierschiffen unternommen, Wanderungen über Stock und Stein mitgemacht, Bus- und Bahnfahrten mit Hindernissen, Spaziergänge und Suchaktionen über 13 Decks und vieles mehr. Dabei sind wir noch nicht einmal im 4D-Kino gewesen, auch wenn wir es uns jeden Tag aufs Neue vorgenommen hatten. Ein Eis haben wir an Bord auch nicht mehr gegessen, auch dies hatte ich den Kindern eigentlich versprochen. Am Ende hat ihnen die Kreuzfahrt ins Reich der Wikinger aber gefallen. Nächstes mal darf es dann aber wieder in den sonnigen Süden gehen, wo es im August nicht ständig regnet! www.costakreuzfahrten.de

Technische Daten und Steckbrief MS COSTA FAVOLOSA
Bauwerft: Fincantieri, Marghera (Italien), 2011; Im Dienst: seit dem 04. Juli 2011; Flagge: Italien;
Heimathafen: Genua; Tonnage: 113.216 BRZ; Länge: 290,20 Meter; Breite: 35,50 Meter; Tiefgang: 8,20 Meter; Passagiere: 3.004 (3.780); Besatzung: 1.110; Leistung: 75.600 kW; Höchstgeschwindigkeit: 23,2 Knoten.

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