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18121 Hafeneinfahrt Warnemuende RP17 062 kl Foto Rostock Port
Das ist meine Hafenstadt – Rostock-Warnemünde.
Foto: Nordlicht für Rostock Port

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18204 Neues Terminal Grafik 180128 P1 1 Animation Rostock PortIn Warnemünde am Anleger neben dem Cruise Center entsteht ein Glasterminal, dass zur Saison 2020 einsatzklar sein soll.
Animation: Rostock Port

 

Kreuzliner steuern wieder die Warnow an

In Rostock und Kiel beginnt mit dem Anlauf der BOUDICCA die Saison der Passagierschifffahrt / 205 Anläufe von 43 Schiffen werden in Warnemünde und im Seehafen Rostock erwartet / Neun Neulinge im Reigen der Schiffe / Studie zur Wertschöpfung
Rostock, 5. April – Es geht wieder los – die Kreuzfahrtsaison an der Ostsee beginnt. Am Warnemünder Cruise Center liefen an den vergangenen Tagen die letzten Vorkehrungen. Im Terminalgebäude und am Kai wurde Klar-Schiff gemacht. Vor einem Liegeplatz war zuvor noch gebaggert worden und für ein noch sicheres Festmachen bei Doppelanläufen ein zusätzlicher Poller gesetzt. Als erstes Schiff der Saison wird am 8. April die BOUDICCA von der Reederei Fred Olsen erwartet, mit der tags zuvor schon in Kiel die Saison eingeläutet wurde. Ein Anlauf zum „Warmmachen” für den diesjährigen Kreuzfahrtbetrieb von Rostock Port. Mit der AIDAdiva folgt am 26. April der erste Passagierwechsel und damit auch die erste große Bewährungsprobe für die Dienstleister. Dann geht es Schlag auf Schlag. Insgesamt 205 Anläufe von 43 Kreuzfahrtschiffen sind bei Rostock Port in diesem Jahr gemeldet. Es gibt neun Neulinge. Von den 205 Anläufen erfolgen 182 in Warnemünde und 23 im Seehafen. „Wir sind für die Saison gut gerüstet”, versichert Christian Hardt, Leiter Kreuzschifffahrt bei Rostock Port und bestätigt, dass sich der Trend zu großen Schiffen fortsetzt. Allein 39mal steuern Kreuzfahrtriesen mit einer Schiffslänge von über 300 Metern die Warnow an. Das größten ist von der Tonnage her die NORWEGIAN BREKAWAY von NCL, die bis zu 4.000 Passagieren Platz bietet.
Arbeitsspitzen bilden die Mehrfachanläufe. Dabei gibt es einen „Fünfer” am 17. Juni und zwei „Vierer” am 29. und 31. August. Besondere Herausforderungen werden die Passagierwechsel stellen. Gemeldet sind insgesamt 53 Vollreisewechsel (43 allein für AIDA), aber auch 57 Teilreisewechsel (für MSC, Costa, Princess und NCL). Für die Abfertigung der Passagiere der ZENITH vom spanischen Veranstalter Pullmantur im Seehafen wurde Baufreiheit für ein größeres Zeltterminal geschaffen. Die Spanier kommen neunmal, erstmals am 5. Mai.
Auch in Warnemünde muss am Anleger neben dem Cruise Center noch zwei Sommer ein Zeltterminal der Abfertigung dienen. Hier beginnen nach der diesjährigen Saison aber im Oktober die Arbeiten eines Neubaus mit einer Grundfläche von 2.140 Quadratmetern, das über zwei Winterhalbjahre entsteht und zur Saison 2020 einsatzklar sein soll. In der ersten Stufe sind die Tiefbauarbeiten bis hin zum Fundament vorgesehen, auf dem dann 2019 zunächst noch einmal ein Zelt aufgebaut wird. In der zweiten Stufe folgt der Hochbau – ein Glasterminal mit fünf Funktionsräumen und ein zweigeschossiges Servicegebäude mit zweimal 490 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, die von einer 4.900 Quadratmeter großen Dachkonstruktion überspannt sind.
Ein neuer Passagierrekord mit etwa 700.000 Gästen wird bei Rostock Port erwartet. Mit 641.000 Personen konnte Rostock nach Kopenhagen bereits im Vorjahr die meisten Reisenden in den Kreuzfahrthäfen an der Ostsee abfertigen. Nach einer Studie von Peter Wild für die Vereinigung der Ostsee-Kreuzfahrthäfen, Cruise Baltic, bringen die Kreuzliner den Anlaufhäfen nicht unerhebliche wirtschaftliche Effekte. Pro Schiffsanlauf beziffert er die durchschnittlich mit 300.000 Euro. Reiner Frank

 

18204 NCL Breakaway vor Tallinn Foto NCLDas größte Schiff, dass 2018 Warnemünde anläuft, ist von der Tonnage her die NORWEGIAN BREKAWAY von NCL, die bis
zu 4.000 Passagieren Platz bietet – hier vor der Stadtkulisse von Tallinn.
Foto: NCL, Wiesbaden

 

18221 A ROSA SEC 5940 2 Foto A Rosa RostockPersonal-Schulungen der Marineacademy im Vorfeld. Im Bild links Direktor Dirk Sobotka.
Foto: A-Rosa, Rostock

 

Gut gerüstet in die neue Saison
Rostocker A-Rosa Flussschiff GmbH bereitete sich mit Verjüngungskuren ihrer Schiffe und Schulung des Personals auf weiteres Wachstum vor

Rostock, 20. März – Für die A-Rosa Flussschiff GmbH Rostock ist die Saison 2018 bereits in vollem Gange. Bis zum 10. beziehungsweise 11. Januar liefen für die A-ROSA FLORA und A-ROSA AQUA noch Nach-Silvester-Programme, am 9. März starteten auf der Donau die BELLA und MIA mit Kurzreisen in die neue Saison. Die weiteren Schiffe der Flotte folgten, zuletzt STELLA und LUNA am 18. März auf der Rhone und einen Tag später VIVA auf der Seine. In der kurzen Winterpause waren wieder umfangreiche Vorkehrungen zu treffen, wurde das Personal geschult, waren vor Reisebeginn die Schiffe mit vielfältigen Verjüngungskuren wieder einsatzklar zu machen, wie Dirk Sobotka (49), Direktor Strategie und Development im Rostocker Unternehmen berichtet.
Von der Reinigung und dem Austausch der Teppiche und Baldachine bis zu Rohrleitungsarbeiten, vom Aufpolieren der Möbel bis zur Überholung der Glastechnik und der Türautomatik stand ein umfangreiches Programm in den Basishäfen zwischen Linz und Lyon sowie auf der Werft in Amsterdam auf der Tagesordnung. Da wurden unter anderem auf den Sonnendecks der MIA und „Riva“ neue Rasenteppiche gelegt, erfolgten Kesselreinigungsarbeiten, mussten FLORA und MIA zur Klasse-Erneuerung ins Dock. Die BRAVA wurde mit neuen umweltfreundlichen Hauptantriebsmotoren ausgestattet, die nicht nur helfen, Treibstoff zu sparen, sondern auch CO 2-Emissionen zu senken.
Bei der Vielzahl von Instandsetzungs- und Verschönerungsarbeiten konnte sich A-Rosa wieder auf bewährte heimische Partner stützen. Neu wurde die MIS Vorpommern GmbH aus Miltzow für die Kesselreinigung gewonnen. Ein Ergebnis der Kooperation in der MAZA MV, dem maritimen Zuliefernetzwerk regionaler schiffbaurelevanter Zuliefer-, Ausrüstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen, wie Sobotka betont.
Zu den Saisonvorkehrungen zählt auch die Schulung des Personals. Neben der großen Schulungswoche von Ende Februar bis Anfang März gab es einige Sicherheits- und Qualifizierungslehrgänge durch die heimische Marineacademy. Von Wellness über Küchentechnik bis hin zum Einsatz neuer Produkte und dem Austausch von Rezepturen für Allergiker bis hin zu nautisch-technischen Fragen in den Fahrtgebieten der Flusskreuzer wurde ein umfangreiches Programm geboten.
Insgesamt sind 650 Mitarbeiter bei der A-Rosa Flussschiff GmbH Rostock tätig, das Gros auf den elf Schiffen der Flotte, etwa 90 am Unternehmenssitz auf der Rostocker Holzhalbinsel, etwa 25 in Chur in der Schweiz. Verstärkung ist willkommen. So sind beispielsweise neben Schiffsingenieuren vor allem Elektriker gefragt, für deren weitere Entwicklung Sobotka hier eine gute Perspektive bis hin zum Leiter Maschinenanlagen sieht. In Zusammenarbeit mit dem Duisburger Berufskolleg werden Azubis als Binnenschiffer ausgebildet. Gegenwärtig sind es neun – sowohl Schiffsjungen, aber auch drei Schiffsmädchen, die hier lernen. Was möglich ist, veranschaulicht der Werdegang von Jenny Marx vom Matrosen zum Nautischen Offizier.
Nach einer guten Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres, wo der Umsatz um sechs Prozent stieg, ist der Kurs auf weiteres Wachstum eingestellt. In den kommenden Jahren wird das sicher nur durch eine Erweiterung der Flotte möglich sein. Der neue Eigner, der englische Finanzinvestor Duke Street, hat auch den Bau neuer Schiffe in Aussicht gestellt. Die angelaufene Saison 2018 verspricht dafür eine gute Basis zu sein. Die Zahl der Vorausbuchungen liegt zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um 20 Prozent besser.
www.a-rosa.de · Reiner Frank

 

18204 MV W GLOBAL in RostockDie Visualisierung der Global Class vor der Silhouette Rostocks. Animation: MV Werften, Wismar

 

MV Werften starten durch
In Wismar und Rostock begann der Bau des Global-Schiffsriesen · Richtfest einer neuen Schiffbauhalle · Weiterer Flusskreuzer übergeben

Rostock/Wismar 8. März 2018 Die MV Werften machen jetzt Nägel mit Köpfen. Der 8. März war nicht nur für die Frauen weltweit, sondern speziell für den Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern ein besonderer Tag. Neben der Übergabe eines weiteren Flusskreuzers an Crystal River Cruises startete in Wismar und Rostock die Fertigung des ersten 204.000 BRZ großen Global-Kreuzfahrtschiffes. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, und der Vorstandsvorsitzende von Genting Hong Kong, Tan Sri Lim Kok Thay, setzten in Wismar per Knopfdruck die Brennmaschine zum ersten Stahlschnitt in Gang. Nur wenig später wurde auch in Rostock-Warnemünde der erste Stahl geschnitten. Für den Bau des 342 Meter langen und 40 Meter breiten Schiffsriesen werden die Fertigungskapazitäten beider Standorte genutzt: Er wird mit seinen insgesamt 20 Decks das größte Passagierschiff, das jemals in Deutschland gebaut wurde.
Die Fertigung findet parallel auf den Werften in Wismar und Rostock statt, die Endmontage in Wismar. Die Ablieferung des Flaggschiffes ist für Ende 2020 geplant. Insgesamt sind rund 600 Firmen am Bau beteiligt. „Auch die Skeptiker können sehen, dass wir es ernst meinen”, betont Werften-Chef Jarmo Laakso. Nach drei Jahren Design- und Konstruktionsarbeit an den Schiffen und einem über 210 Millionen Euro schweren Investitionsprogramm geht es jetzt zur Sache. Allein am Standort Rostock werden über 100 Millionen Euro investiert.
Ein wichtiger Meilenstein im Investitionsprogramm ist der Bau einer neuen Schiffbauhalle in Warnemünde, in der fünf Monate nach dem ersten Spatenstich am Nachmittag des ereignisreichen Tages Richtfest gefeiert werden konnte. Die Halle wird neben der Paneelfertigung auch die Sektionsfertigung und -ausrüstung beherbergen. Herzstück des 396 Meter langen und 99 Meter breiten Neubaus ist eine hochproduktive, automatische Paneellinie, die seit Januar installiert wird. Nach Inbetriebnahme im September werden hier bis zu 25 x 16 Meter große Paneele für die Kreuzfahrtschiffe der Global Class im Laser-Hybrid-Verfahren gefertigt. „Wir verfügen dann über eine der modernsten Schweißanlagen der Welt, mit der wir unsere Produktivität und auch die Kapazität unserer Stahlvorfertigung weiter steigern”, erklärt Jarmo Laakso. Insgesamt entstehen über 200 Arbeitsplätze im neuen Schiffbaukomplex. Eine Erweiterung der Halle für die Profilfertigung soll auch noch in diesem Jahr realisiert werden.
In Wismar war zuvor die CRYSTAL DEBUSSY, das dritte von vier Schiffen der Rhine Class, vorfristig an Crystal River Cruises übergeben worden. Das 135 Meter lange und 11,40 Meter breite Schiff wurde nach rund einem Jahr Bauzeit fertiggestellt. Die siebentägige Jungfernfahrt startet am 9. April in Amsterdam. Der Flusskreuzer wird künftig auf Rhein und Mosel unterwegs sein. Das vierte Schwesterschiff, die baugleiche CRYSTAL RAVEL, wird im April an Crystal River Cruises übergeben. Und auch am Strelasund herrscht reger Betrieb. Seit Januar fertigt dieses Unternehmen der MV-Werftengruppe hier die erste von drei Expeditions-Megayachten. rfra

 

18204 MV W Richtfest 2Feier zum Richtfest der Schiffbauhalle in Warnemünde. Foto: MV Werften, Wismar

 

18221 Nautik Studenten Jonas Telesch am Simulator 1000577 Foto Reiner FrankIm Bild der Nautik-Student Jonas Telesch an einer integrierten AIDA-Teilbrücke bei der simulierten Einfahrt ins
Warnemünder Hafenrevier.
Foto: Reiner Frank, Rostock


Simulationszentrum um eine Facette bereichert

AIDA-Brücken integriert · Weitere Kreuzfahrtschifftypen können simuliert werden · Warnemünder Einrichtung wird 20 · Antrag für weitere Teilerneuerung
Warnemünde, 5. März 2018 – Ein markanter Rundbau am Ortseingang von Warnemünde wird im Mai 20 Jahre alt. Er verkörpert das Maritime Simulationszentrum Warnemünde (MSCW) am Bereich Seefahrt der Hochschule Wismar und ist weltweit die einzige Einrichtung, in der eine gemeinsame Simulation des nautischen und technischen Schiffsbetriebs mit landseitiger Unterstützung durch Verkehrszentralen erfolgen kann. Am 14. Mai 1998 war das MSCW im Rahmen des 29. Deutschen Seeschifffahrtstages in Rostock offiziell übergeben worden und dient seitdem vor allem der Ausbildung von Studenten, die hier für ihre künftige Tätigkeit als Schiffsoffiziere praxisnah vorbereitet werden.
Im Oktober 1996 konnte nach langem Ringen der Bau unter Regie von STN Atlas Elektronik beginnen. Im September 1997 erfolgte die erste Werksabnahme von Teilelementen, im Januar die Endabnahme. Am 31. März 1998 wurde den Warnemündern die gesamte Anlage – eine 21-Millionen- DM-Investition – technisch übergeben. Seitdem haben sich hier etliche Studiengänge für ihren Einsatz auf See gewappnet und auch etliche Praktiker ihre Kenntnisse vervollkommnen können.
Die Einrichtungen auf den drei Etagen des Rundbaus waren in den vergangenen Jahren wiederholt auf den jeweils neuesten technischen Stand gebracht worden. So wurde zwischen 2012 und 2014 auch der Vessel-Traffic Simulator (VTS) erneuert, der der Aus- und Fortbildung der Nautiker und Assistenten der Verkehrszentralen zwischen Emden und Warnemünde dient. Schiffshandling- und Maschinensimulatoren durchliefen zuvor bereits Verjüngungskuren. Inzwischen wurde 20 Jahre nach der Übergabe der Großgeräte-Antrag für die zweite Teilerneuerung des gesamten Komplexes auf den Weg gebracht, berichtet Prof. Thomas Böcker (63), der seit 2009 das MSCW leitet.
Der Hochschullehrer ist Professor für Schiffsführung an der Hochschule und auch die Ladung und Meteorologie gehören zu seinem Metier. Er hat bei der DSR noch auf der GEORG BÜCHNER seine seemännische Ausbildung begonnen, studierte Schiffsführung, fuhr bei der DSR als Nautiker und promovierte später an der Hochschule. Zwischenzeitlich ging er wiederholt auf große Fahrt – so zuletzt auf einem Großcontainerschiff von Hamburg nach China. Als wir ihn vorige Woche besuchten, ist eine weitere Neuerung der Einrichtung praktikabel geworden. In das Zentrum wurden gerade auch Bestandteile des Schiffsführungssimulators von AIDA Cruises integriert, die vor einigen Monaten vom Rostocker Kreuzfahrt-Unternehmen dem Bereich Seefahrt zur Verfügung gestellt wurden. Ihre Einrichtung in der alten Rostocker Hauptpost hatte ausgedient, die Aus- und Weiterbildung für alle Carnival-Unternehmen erfolgt zentral in Almere in den Niederlanden. Das MSCW ist aber um eine Facette reicher – weitere Kreuzfahrtschiffstypen können nun simuliert werden.
So werden Teilbrücken des AIDA-Simulators das instruktorlose Training der Studenten entscheidend verbessern, betont Böcker. Den Kurs dafür hat auch Jonas Telesch (32) mit abgesteckt. Er ist ein Nautik-Student, der als Quereinsteiger zum Studium kam. Bei einem längeren Segeltörn war der Wunsch des jungen Mannes aus Paderborn, den die Tätigkeit als Techniker im Veranstaltungsdienst nicht mehr ausfüllte, gewachsen, zur See zu fahren. 2019 will er das Bachelor-Nautikstudium erfolgreich abschließen. Seine technischen Erfahrungen bringt er derweil auch als studentische Hilfskraft am Simulator mit ein. Und das offenbar sehr gut, denn Prof. Böcker sieht in ihn mehr als nur eine Hilfskraft. Am Bildschirm führt der Student uns eine Einfahrt mit dem AIDA-Cruiser ins Rostocker Hafenrevier vor, was demnächst auch auf der großen Brücke auf dem Oberdeck des Rundbaus möglich sein soll. Etwa zeitgleich mit dem Schiffshandling wurde der Maschinen-Simulator von AIDA integriert. Und auch er funktioniert, wie die dafür zuständigen Instrukteure berichten.
Im MSCW läuft bei unserer Stippvisite nicht nur hier der Schiffsbetrieb. Am VTS-Simulator werden acht Nautiker und Assistenten von Verkehrszentralen geschult. Sie beschäftigen sich gerade mit einer Verkehrssituation im Brunsbütteler Revier, wo Nebel zum Stopp eines Tankers führt. Regie führt hier Matthias Linnenbecker (43), der kommissarisch die Fortbildung am erneuerten VTS-Simulator leitet. An den insgesamt neun Trainee-Plätzen wird geübt, was in den Revieren tägliche Praxis ist. Reiner Frank

 

18221 MSCW Warnemuende 1000575 Foto Reiner Frank RostockDie Außenansicht des MSCW am Ortseingang von Warnemünde. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

18221 Ulrike Leppin Umweltschutz 1000538 Foto Reiner Frank RostockDie 35jährige Nautikerin Ulrike Leppin ist Umweltschutz-Verantwortliche in Rostock. Sie hat ihre Wurzeln in einer Seefahrer-Familie aus Prerow. Ihr Vater ging bereits auf große Fahrt, ihr Bruder und auch sie folgten dieser Tradition. Foto: Reiner Frank, Rostock

 

Umweltschutz ist ihr Metier
Die Nautikerin Ulrike Leppin ist in Rostock die Umweltschutz-Verantwortliche · Emissionen der Schifffahrt auf der Spur · Von Landstrom, Ballastwasser und Anregungen einer Hamburg-Visite
Rostock, 3. März 2018 – Um Umweltbelastungen im Hafenareal weiter einzudämmen, ist das Rostocker Hafen- und Seemannsamt Alternativen der Energieversorgung für die Schiffsriesen am Kai auf der Spur. Viele freuen sich über den Kreuzfahrtboom in Rostock, aber er hat auch seine Schattenseiten, bringt Umweltprobleme mit. Während die Schiffe im Hafen liegen, laufen ihre Stromgeneratoren weiter. Bei vierstelligen Passagierzahlen verbrauchen sie annähernd so viel Energie wie eine ganze Kleinstadt. Die dabei entstehenden Abgase landen – teils ungefiltert – in der Atmosphäre und verpesten die Luft. Zwar halten sich die Emissionswerte in Rostock noch im Rahmen, aber auch hier besteht Handlungsbedarf. Deshalb sahen sich kürzlich im Hamburger Hafen auch der Rostocker Hafenkapitän Gisbert Ruhnke und Hafenmeisterin Ulrike Leppin, die neue Umweltschutz-Verantwortliche im Rostocker Hafen- und Seemannsamt, Möglichkeiten der Landstromversorgung von Schiffen näher an. Mit der Barkasse der Hamburg Port Authority steuerten sie zwischen Altona und der Hafen-City technische Einrichtungen an, mit denen Hamburg die Probleme zu lösen versucht. In Altona, wo die Umweltbelastungen besonders groß waren, hat die Metropole an der Elbe 2016 eine rund zehn Millionen Euro teure Anlage zur Landstrom-Versorgung für Kreuzfahrtschiffe am Terminal eingeweiht. Noch länger ist die LNG Power Barge HUMMEL bereits in Betrieb und stellte ihre flexiblen Möglichkeiten der Energieversorgung auch bereits in Warnemünde vor. Die LNG PowerPac ist wiederum ein Generator in einem Container, der direkt an Bord die mobile Versorgung mit Landstrom ermöglicht. „Wir behalten alle drei Möglichkeiten im Blickfeld und werden die für unsere Bedingungen beste Lösung nutzen”, erklärt Hafenkapitän Ruhnke nach der Stippvisite in Hamburg. Er macht zugleich auf die Probleme aufmerksam, die zu lösen sind. Nicht alle Schiffe verfügen über die erforderlichen Anschlüsse für das deutsche Stromnetz und es gibt diverse Sicherheitsanforderungen für die Zuführungen, die zu erfüllen sind.
Soweit eine der Aufgaben in Sachen Umweltschutz im Hafen- und Seemannsamt. Insgesamt ist dafür eine Vielfalt von Gesetzen, Richtlinien und Regularien auf ihre Einhaltung zu prüfen. Im Rostocker Amt macht das seit einigen Monaten Ulrike Leppin (35). Da sind aktuell die Vorschriften des internationalen Ballastwasser-Übereinkommens durchzusetzen, das seit September vergangenen Jahres in Kraft ist. Schließlich geht es darum, dass mit dem Ballastwasser nicht alle möglichen Tiere und Pflanzen in unsere Gewässer gelangen und beeinträchtigen. Künftig sind Seeschiffe verpflichtet, an Bord Anlagen zur Behandlung von Ballastwasser zu installieren, die die weltweite Verschleppung verhindern. Aber auch die Entsorgung von Abfällen und Schiffsmüll gilt es verstärkt ins Blickfeld zu nehmen und es ist zu kontrollieren, ob die Schiffe mit regelkonformen Kraftstoffen fahren.
Die junge Nautikerin hat ihre Wurzeln in einer Seefahrer-Familie aus Prerow. Ihr Vater ging bereits auf große Fahrt, ihr Bruder und auch sie folgten dieser Tradition. Nach der Schule machte sie die Schiffsmechaniker-Lehre beim Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven, entdeckte hier auf einem Gewässerschutzschiff bereits ihr besonderes Interesse für Belange des Umweltschutzes. Seit zehn Jahren ist sie in Rostock ansässig. Sie absolvierte hier ihr Studium am Bereich Seefahrt der Hochschule Wismar, fuhr als frischgebackene Nautikerin auf einem Großcontainerschiff der Reederei Schulte zu See und war als Offizier auf verschiedenen Kreuzlinern tätig.
Bei der Ausschreibung für die Stelle beim Hafen- und Seemannsamt konnte sie so bereits auf eine reiche seemännische Praxis bis hin zum 1. Nautischen Offizier verweisen. Sie setzte sich durch und hat sich ihrer neuen Aufgabe engagiert mit viel Eigeninitiative angenommen und sich gut im Team eingeführt, lobt der Hafenkapitän. Das 35-köpfige Team um Hafenkapitän Ruhnke ist durch eine aktive Seefrau weiter verjüngt worden.
Bei ihrer Kontrolltätigkeit hat Ulrike Leppin bereits etliche der den Hafen ansteuernden Schiffe kennengelernt. Dabei sieht sie sich primär als Beraterin, als Unterstützerin der Kapitäne bei der Durchsetzung der geforderten Vorschriften. Hier sind ihr auch die Kollegen von der Wasserschutz-Polizei gute Partner, sagt sie und winkt zu den grüßenden Beamten hinüber, als deren Kontrollboot die Hafenkai bei ihrer Inspektion eines Schiffes vorüberfährt. Was sie ärgert, sind die unterschiedlichen Formulare in den verschiedenen Küstenländern, die die Arbeit der Kapitäne erschweren. In Gesprächen mit ihren Amtskollegen setzt sie sich für eine Vereinheitlichung ein. Und sie steuert weitere Vernetzungen nicht nur dafür an. Auf gute Vorarbeiten des Hafenamts-Teams, beispielsweise auf Risikoanalysten für das Betanken von Schiffen mit LNG, kann sie bauen. Neuland für das Nutzen von Landstrom ist erst auch durch ihre Mitarbeit noch zu erschließen. Reiner Frank

 

18121 20101 Polarstern Arbeiten auf Eis FRoedel pDer Forschungseisbrecher POLARSTERN des Alfred-Wegner-Institutes in Bremerhaven fährt unter deutscher Flagge
und wird von der Reederei F. Laeisz bereedert.
Foto: Alfred-Wegner-Institut, FRoeder, Bremerhaven

 

Reederei sucht Schiffsmechaniker
Seemännischer Nachwuchs für das Forschungsschiff POLARSTERN 2 gefragt Ausbildungszahlen für die deutsche Schifffahrt gingen zuletzt aber deutlich zurück

Rostock – Die Reederei F. Laeisz bereitet sich auf die POLARSTERN 2 vor, deren Bau sie im Auftrage des Alfred-Wegner-Institutes in Bremerhaven von der Planung an begleitet und die sie künftig auch betreiben soll. Noch laufen die Vorkehrungen, aber voraussichtlich 2021 soll das neue Forschungsschiff bereits einsatzklar sein. Langfristige Planung ist dabei wichtig für das in Rostock, Hamburg und Bremerhaven ansässige Unternehmen, verdeutlichen Geschäftsführer Harald Schlotfeldt und Volker Uecker, Personalleiter See, auf einer Veranstaltung des Nautischen Vereins Rostock. So muss das Bordpersonal natürlich rechtzeitig zur Indienststellung des Schiffes bereitstehen. Und da voraussichtlich die alte und die neue POLARSTERN eine Weile parallel auf Reisen gehen, heißt das für zwei Forschungsschiffe die Besatzungen nebst Ablöser parat zu haben.
Schon im vergangenen Jahr wurde deshalb auch die Werbetrommel für seemännischen Nachwuchs gerührt. Die Reederei will zum 1. April gleich zehn bis zwölf Azubis für die Schiffsmechaniker-Ausbildung gewinnen und nach der Lehre damit sogleich die Besatzungen auffüllen. Die Resonanz sei bislang verhalten, lässt der Laeisz-Personalleiter durchblicken. Der Seemannsberuf ist nicht mehr so attraktiv wie einst, trotz umfangreicher Förderung gingen die Ausbildungszahlen der deutschen Reedereien in den vergangenen Jahren deutlich zurück – auch bei Laeisz. „Wir wollten ja nicht für die Arbeitslosigkeit ausbilden”, begründet das Harald Schlotfeldt. Auch sein Betrieb hatte in den vergangenen Jahren Azubis keine großen Perspektiven im Unternehmen aufzeigen können. Als Folge der Schifffahrtskrise war entsprechend der Marktlage die Flotte geschrumpft, ging die Anzahl des Bordpersonals und auch der Mitarbeiter an Land zurück. Gegenwärtig managt das Unternehmen 29 Schiffe, beschäftigt etwa 730 Seeleute und etwa 90 Mitarbeiter an Land, davon über 70 im Haus der Schifffahrt in Rostock.
Die Flottenstruktur ist ein Mix aus zwei Bulkern, sieben Auto-Transportern, sieben Containerschiffen, sieben Gastankern und sechs Forschungsschiffen (neben der POLARSTERN fünf kleine Einheiten). Elf Schiffe fahren unter deutscher Flagge, die weiteren sind in Liberia (sechs), Portugal (eins), Gibraltar (sechs) und Norwegen (fünf) registriert. Die gegenwärtig an Bord arbeitenden Seeleute kommen von den Philippinen (275), aus Russland (116), Kiribati (57) und Deutschland (98). Allein in der Forschungsflotte sind aktuell 54 Deutsche an Bord – das Gros auf der POLARSTERN. Dazu kommt dann noch die Urlaubsreserve.
Inzwischen stimmen die Frachtraten wieder ein wenig optimistischer und die Schifffahrtsgesellschaft konnte im vergangenen Jahr ihr seemännisches Personal durch fünf frischgebackene Nautiker und drei Techniker aufstocken. Weitere Einstellungen sind allerdings nur im beschränkten Maße möglich. Schiffsmechaniker-Azubis für die Forschungsschiffe aber werden dringend gesucht. Und das ist schon eine Besonderheit. www.laeisz.de/startseite/ · rfra

hr

18121 Pesch Polizeiseelsorger 02 Umschlag 2017 06 01 Dr. Volker Pesch
Dornen und Disteln soll er dir tragen: Küsten-Krimi – Polizeiseelsorger Tom Schroeder 2

Wo die Peene in die Ostsee mündet und nachts wieder der Wolf jagt, ist wirklich Hinterland. Rapsfelder und Windparks prägen diese Landschaft. Drei Moorleichen am Waldrand sind ein Zufallsfund. Waren es russische Zwangs­arbeiter aus den letzten Kriegstagen? Ein heikler Fall für die Greifswalder Kripo und für Polizeiseelsorger Tom Schroeder, zumal hochrangige Kreise darauf drängen, die Akte rasch zu schließen. Aber die neue Hauptkommissarin mit dem festen Händedruck stammt aus der Gegend, und manch einer im Dorf scheint sich zu erinnern. Nur redet niemand – bis ein Mord geschieht. Und plötzlich nimmt der Fall eine unerwartete Wendung, denn es gibt eine Verbindung zu den Toten im Moor. Ein fesselnder Krimi im Spannungsfeld zwischen industrieller Landwirtschaft, ideologischem Naturschutz und dubiosen Geschäften mit Ackerland.

Dr. Volker Pesch
Dornen und Disteln soll er dir tragen
Erschienen im CMZ Verlag Clasen, Rheinbach, 272 Seiten, 13,5 × 21 cm, Paperback, ISBN 978-3-87062-279-4, 12,95 €

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18121 Volker Pesch Portrait klein

Dr. Volker Pesch, Jahrgang 1966, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Köln, war wissenschaftlicher Mitarbeiter in Greifswald, wo er auch promoviert wurde, dann Hochschulassistent in Erfurt. Seit 2001 ist er selbständig, unter anderem vercharterte er Segelyachten, war stellvertretender Geschäftsführer des Maritimen Jugenddorfs Wieck, schrieb Werbe- und Imagetexte sowie Beiträge für Zeitungen und Magazine, arbeitete für die Steinbeis-Stiftung und die Landeszentrale für politische Bildung. Er war Gründungsvorsitzender der Greifswalder Museumswerft und ist seit vielen Jahren Vorstandsvorsitzender des Greifswalder Museumshafens. Seit 2016 leitet er außerdem den Greifswalder Eigenbetrieb Seesportzentrum Greif, der unter anderem das Segelschulschiff GREIF betreibt. Volker Pesch lebt gemeinsam mit seiner Frau in Groß Kiesow.

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18121 Einband Seehafen Rostock BuchBesondere Sicht auf den Hafen
Buch von Uwe Jacobshagen vermittelt mit seinem Bildband subjektive Eindrücke vom Port Rostock

Rostock – Der Mitteldeutsche Verlag hat zu Weihnachten ein Buch über den Rostocker Hafen herausgegeben. Es ist ein Bildband, widerspiegelt die Sicht des Fotografen Uwe Jacobshagen. Der Hallenser war im vergangenen Jahr mehrere Wochen in Rostock, um eine subjektives fotografisches Porträt des Rostocker Hafens zu erarbeiten. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es sind zum Teil ungewöhnliche Blickwinkel, die er sich auswählte. Entstanden sind besondere Motive, die seine Art Wahrnehmung veranschaulichen. Die sich auf den Leinen eines Frachters am Getreideterminal gruppierenden Spatzen gehören ebenso dazu wie die Gravuren, die die Schiffe und das Spiel der Wellen in die grauen Kaikanten eingebracht haben. Wir sehen den nackten Bansen aus Beton am Schüttgutterminal, über den aus der Ferne die Ausleger von Kränen ragen. Im Blick auch Reifenspuren der Zufahrt, die die Vielzahl von Lkw hinterlassen haben. Ein Haufen Splitt ragt empor über dem sich ein Silo erhebt. Zu sehen sind mächtige Hafenpoller und starke Trossen, die sie umschlingen und so den Frachter am Kai halten. Gezeigt wird die Lademarke, die Rückschlüsse auf die erlaubte Eintauchtiefe des Schiffes, den Stand der Beladung gibt. Das im Morgengrauen gleißende Wasser, die ruhige und die aufgewühlte See bilden Kontraste. Besonders hat dem Fotografen offenbar die Arbeit der Lotsen und Schlepper beim Einholen eines Frachters zu nächtlicher Stunde bis hin zum Festmachen im Lichterschein des Hafens angetan. Neben klassischen Motiven des alltäglichen Hafenbetriebs und schönen Ansichten wie vom Raum der Stille, dem interkulturellen Andachtsraum der Seemannsmission, runden Porträts von Lotsenältermann, Hafen- und Schiffskapitän sowie von Terminalmanager, Festmacher, Kranfahrer, Schiffsversorger, Seemannspastor und philippinischen Seeleuten das Gesamtbild ab.
Der Text von Rita B. Wahl über die Entwicklung des Hafens ist eine Art Einführung in die besondere Bilderwelt Jacobshagens, der auf verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland bereits Einblicke in seine Arbeit mit der Kamera gab. Es ist auch bereits das achte Buch, das von ihm im Mitteldeutschen Verlag erschien. Der Fotografenmeister, der auch seinen Master an der Kunstschule ablegte, widmete sich in gefragten Bildbänden mehrfach dem Weinbau in Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie dem Handwerk. Mit dem Meer war er bislang vor allem durch sein Hobby, dem Segeln, verbunden. Zweimal jährlich zieht es ihn so auch an die Ostsee. Eine besondere Bindung zu Rostock ergab sich auch daraus, dass sein Sohn hier studierte. Mit der Arbeit im Hafen machte er sich aber erst für das Buch gründlich vertraut und er dankt nun all jenen, die ihn dabei unterstützten. Sein Buch wurde gefördert durch die Kunststiftung Sachsen-Anhalt. rfra

Uwe Jacobshagen
Seehafen Rostock – ein fotografisches Porträt
Bilder eines Ortes und seiner Geheimnisse
Erschienen im Dezember 2017 im Mitteldeutschen Verlag, Halle,
ISBN 978-3-95462-979-4, 152 Seiten, 220 × 270 mm, Bildband,
mit Texten von Rita B. Wahl, 25 €.

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18121 2016 12 Jacobshagen a VB 16 Foto Volkmar Berthold Brehna

Uwe Jacobshagen
Kurzbiografie

• geboren 1963
• Abitur
• Fotograf
• Fotografenmeister
• Master of Art/Photography, Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle
• Werkstattleiter Fotografie Hochschule Anhalt, Fb Design
• Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler
• Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh)
• verheiratet, zwei erwachsene Söhne 

 

 

Uwe Jacobshagen lebt in Halle. Foto: Volkmar Berthold, Brehna