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18208 TS Ships SILJA SYMPHONY Mariehamn 230615 IMG 1309 Foto Marko Stampehl Silja Line Seit ihrer Indienststellung im Jahr 1991 pendelt die SILJA SYMPHONY zwischen Stockholm und Helsinki auf der traditionsreichen Hauptstadtroute. Foto: Marko Stampehl für Silja Line, Helsinki
Fotos: Philipp Rademann, Karlsruhe (14) / Foto: Marko Stampehl, Silja Line, Helsinki (1) / Pål Allan, ABBA The Museum, Stockholm (1)

Philipp Rademann

Ein winterlicher Kurztrip in Europas Norden
Mit der SILJA SYMPHONY auf der Hauptstadtroute von Stockholm nach Helsinki

Nein, brandneu ist sie nun wirklich nicht mehr: Die SILJA SYMPHONY. Seit 1991 pendelt das Fährschiff mit Kreuzfahrtambiente auf der Hauptstadtroute zwischen der schwedischen Metropole Stockholm und dem nicht weniger lebendigen finnischen Helsinki. Auf dieser Strecke, wo früher die Schiffe der Konkurrenten Silja Line und Viking Line in den siebziger bis neunziger Jahren binnen weniger Jahre durch größere Nachfolgeschiffe ersetzt wurden, herrscht seit langem maritime Kontinuität. Das könnte nicht zuletzt daran liegen, dass die SILJA SYMPHONY und ihr ein Jahr älteres Schwesterschiff SILJA SERENADE damals in den frühen Neunzigern ihrer Zeit einfach voraus waren. Weit voraus. Doch davon später mehr.

Schwedens Hauptstadt Stockholm: Von ABBA bis Vasa gibt es viel zu entdecken
Eine Tagesvisite im winterlichen Stockholm reicht natürlich nicht, um die Attraktionen der schwedischen Hauptstadt auch nur ansatzweise kennenzulernen. Aber die Zeit reicht allemal, um einen ersten Eindruck zu gewinnen oder neue Plätze zu entdecken, wenn man schon verschiedentlich Station in dieser faszinierenden Stadt gemacht hat. Von A bis Z ist für jeden Stockholmentdecker etwas dabei. A – wie ABBA-Museum. Das im Jahr 2013 eröffnete Museum ist der legendären schwedischen Popband gewidmet. Zu sehen sind natürlich auch die Originalkostüme, in denen Anni-Frid Lyngstad, Benny Andersson, Björn Ulvaeus und Agnetha Fältskog im Jahr 1974 mit ihrem Song „Waterloo” den Eurovision Song Contest gewonnen haben.
Praktischerweise liegt das Museum genau wie andere Attraktionen auf der Insel Djurgården, die Parklandschaft und Stadtteil zugleich ist. Auf dem 279 Hektar großen Eiland finden sich auch der Vergnügungspark Gröna Lund, der allerdings nur von Ende April bis Mitte September geöffnet hat. Auf der kurzen Fährfahrt von der Stockholmer Altstadt – Gamla Stan genannt – nach Djurgården präsentiert sich der Vergnügungspark im Winterschlaf. Eine ungewohnte Szenerie für jeden Besucher, der hier sonst nur den sommerlichen Trubel kennt. Sehenswürdigkeit Nummer Eins für maritim Begeisterte ist in direkter Nachbarschaft das Vasa-Museum. Hier ist die schwedische Galeone VASA zu bestaunen. Weit gekommen ist der Stolz der schwedischen Flotte auf seiner Jungfernfahrt am 10. August 1628 nicht. Bereits nach 1300 Metern Fahrstrecke kenterte das instabile Schiff – bestückt mit 64 Kanonen – im Hafen von Stockholm. Später vergessen, wurde die VASA erst 1956 wiederentdeckt und nach jahrelanger Vorarbeit schließlich 1961 gehoben. Viele Jahre Konservierung folgten, um ein Reißen des Holzes bei der Trocknung zu verhindern. Im Vasa-Museum kann die VASA in ihrer Gesamtheit besichtigt werden – schwedische Geschichte quasi zum Anfassen.
Weniger spektakulär, aber nicht minder interessant präsentiert sich das Moderna Museet – das schwedische Museum für Moderne Kunst – auf der Insel Skeppsholmen. Wechselnde Ausstellungen zeigen hier Highlights der modernen Kunst.
Ein Muss für jeden Stockholm-Besucher ist auch ein Bummel durch die Altstadt. Einst war Gamla Stan das eigentliche Stockholm, von einer Stadtmauer umgeben. Hier warten das Schloss, die Tyska Kyrka („deutsche Kirche”) und die Schwedische Akademie darauf, bei einem entspannten Spaziergang entdeckt zu werden. Während die Akademie alljährlich den Literaturnobelpreisträger bestimmt, reicht die Geschichte der Tyske kyrka bis ins 14. Jahrhundert zurück. Damals entstand das Gebäude im Rahmen der Ausbreitung der Hanse als Gildenhaus. Kleine Cafés und zahlreiche Antiquitätenläden finden sich in der gemütlichen Altstadt von Stockholm mit ihren bunten Häusern natürlich auch.
Die Zeiten, in denen direkt an den Kais der Stockholmer Altstadt Fährschiffe ablegten, sind längst passé. Und so ist ein kurzer U-Bahnzubringer erforderlich, um am Nachmittag den Fährterminal von Tallink Silja am Värtahamnen zu erreichen. Hier liegt die SILJA SYMPHONY fest vertäut neben den Tallink-„Kolleginnen” BALTIC QUEEN und ISABELLE, die kurz nach dem Silja-Liner Stockholm in Richtung Tallinn und Riga verlassen werden. Der Eigner der SILJA SYMHONY, die Silja Line, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach zahllosen Umstrukturierungen und Eignerwechseln gehört das Fährunternehmen seit 2006 zur estnischen Tallink-Gruppe.

SILJA SYMPHONY: Auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert up-to-date
Kreuzfahrtfeeling kommt schon beim Betreten des Schiffes auf. Auf der 142 Meter langen glasüberdachten Promenade, die den Aufbau durchzieht, grüßen Mitglieder des Entertainment-Teams und der Küchencrew die ankommenden Passagiere der SILJA SYMPHONY. Für die zumeist finnischen Gäste auf dieser Reise ist dies bereits die Rückfahrt nach Helsinki. Schwer bepackt mit Taschen und Tüten sind sie auf dieser Wochenendtour vom Shopping-Bummel durch Stockholm zurückgekehrt. Möglich gemacht hat den Passagierboom zwischen Schweden und Finnland einst das Duty Free-Shopping an Bord. Zwar ging das Zeitalter des zollfreien Einkaufens zwischen den EU-Häfen bereits 1999 zu Ende. Aber es gibt ja die Åland-Inseln, die zwar politisch zu Finnland gehören, in Sachen Verbrauchssteuern aber nicht Bestandteil der Europäischen Union sind. Und so macht die SILJA SYMPHONY – wie alle Fähren zwischen Stockholm und Helsinki oder Turku – auf jeder Fahrt einen Zwischenstopp im aländischen Mariehamn. Vorbei sind die Zeiten, als sich das Warenangebot an Bord auf Alkohol, Tabak und Süßigkeiten beschränkte. Entlang der Schiffspromenade warten exklusive Geschäfte mit einem breiten Mode- und Elektronikangebot auf die kauffreudigen Passagiere. Seit ihrer Indienststellung hat das Herzstück der SYMPHONY mit den aktuellen Trends Schritt gehalten – wie jede Fußgängerzone in einer Großstadt auch. Ihr Baujahr 1991 sieht man dem 203 Meter langen Fährschiff mit Kreuzfahrtambiente daher nicht an. Gebaut wurde das damals größte Fährschiff der Welt übrigens bei der Werft Masa Yards im finnischen Turku – der heutige Name der Werft lautet Meyer Turku Oy.
Ideengeber und Initiator für die Promenade – damals ein weltweites Novum – war seinerzeit ein junger finnischer Manager der Silja Line: Harri Kulovaara. Das Konzept einer Promenade durch den gesamten Schiffsaufbau hat er später zu seinem neuen Arbeitgeber Royal Caribbean Cruises nach Miami gleich mitgebracht. Von der VOYAGER OF THE SEAS bis zur neuen SYMPHONY OF THE SEAS – die für Royal Caribbean im April 2018 im Mittelmeer Premiere feiern wird – zeichnet zahlreiche innovative Cruise Liner des Kreuzfahrt-Giganten seine Handschrift aus.
Die SILJA SYMPHONY und ihre ein Jahr ältere Schwester SILJA SERENADE wirken nicht zuletzt dank zahlreicher Renovierungen – die letzte im Jahr 2016 – frisch wie in ihren Anfangstagen. Die Restaurants sind auf der Höhe der Zeit und erfreuen sich größter Beliebtheit. Dies gilt für das Grande Buffet, das minimalistisch und farbenfroh gestaltet ist, ebenso wie das Fischrestaurant Happy Lobster entlang der Promenade. Die Bon-Vivant Winebar mit angrenzendem Shop zaubert beinahe mediterrane Atmosphäre auf der Promenade herbei. Hier zeigt sich: In Sachen Innovation macht der Reederei Tallink Silja so schnell niemand etwas vor. Angesichts des Unterhaltungsprogramms, das in der Show Lounge und den Bars auf Hochtouren läuft, nimmt fast niemand Notiz vom Zwischenstopp in Mariehamn, der kurz nach 23.00 Uhr auf dem Fahrplan steht. Nach kurzem Aufenthalt setzt das Schiff sofort seine nächtliche Fahrt über die Ostsee nach Helsinki fort.
Allenfalls im Kabinenbereich lässt sich erkennen, dass die SILJA SYMPHONY schon so manche Rundreise absolviert hat. Zwar sind viele Kabinenkategorien schon grundlegend überarbeitet worden, die Kabinenkorridore und die Kabinentüren stammen aber noch aus dem Entstehungsjahr – Pastellfarben inklusive.

Am nächsten Morgen: Strahlender Sonnenschein und erste Eisschollen auf der Ostsee kurz vor Helsinki. Wer die typischen Frühstücksbuffets an Bord skandinavischer Kreuzfahrtfähren kennt, hat an Bord der SILJA SYMPHONY Gelegenheit etwas Neues auszuprobieren. Im Tavolàta Ristorante Italiano wird ein italienisch inspiriertes Frühstück angeboten. Die gut geschulte freundliche Servicecrew ist mit Herzblut bei der Arbeit. Zugleich überrascht das Buffet mit erstklassigen Produkten – vom heute obligatorischen Smoothie bis zum echten Parma-Schinken. Well done, Silja Line! Währenddessen schiebt sich das Schiff langsam an der Festung Suomenlinna vorbei und macht am Olympia Terminal im Südhafen unweit des Marktplatzes der finnischen Hauptstadt fest. Die Konkurrentin der Viking Line, die MARIELLA, ist der SILJA SYMPHONY fahrplanbedingt auch heute schon 30 Minuten voraus. Sie hat auf der anderen Seite des Hafens an der Halbinsel Katajanokka angelegt.

Helsinki – Finnlands größte Stadt bietet Charme und Tradition
Im zurückliegenden Jahr konnte der Staat Finnland den 100. Jahrestag seines Bestehens feiern. Als das Parlament am 6. Dezember 1917 seine Unabhängigkeit von Russland erklärte, wurde Helsinki Hauptstadt des neuen finnischen Staates. Heute ist das 1550 gegründete Helsinki mit seinen über 635.000 Einwohnern die größte Stadt Finnlands. Im Stadtmuseum lässt sich – ganz ohne Eintrittsgebühren – die Geschichte Helsinkis eindrucksvoll erleben.
Weitere Sehenswürdigkeiten gibt es viele – beispielsweise die malerische Alte Markthalle direkt am Südhafen. Die Vanha Kauppahalli – 1889 eröffnet – erstrahlt nach einer Grundrenovierung seit 2014 wieder im Glanz früherer Tage. Ein paar Schritte weiter liegt der offizielle Amtssitz des finnischen Staatspräsidenten Sauli Niinistö in einem früheren Zaren-Palast. Auch der nicht weit entfernte Dom von Helsinki wurde von dem deutsch-finnischen Architekten Karl Ludwig Engel entworfen und 1852 – Finnland gehörte damals zum russischen Zarenreich – eingeweiht. Wer Eisbrecher sehen möchte, sollte auch der Halbinsel Katajanokka einen Besuch abstatten. Unweit des früheren Finnjet-Anlegers wartet ein Großteil der finnischen Eisbrecherflotte (noch) fest vertäut auf den bald bevorstehenden Wintereinsatz auf der langsam zufrierenden Ostsee. Mit dabei auch der Eisbrecherveteran VOIMA – mit Baujahr 1954 der Oldie der Flotte – und der LNG-Eisbrecher POLARIS. Dieses Schiff – zugleich der erste mit Flüssiggas betriebene Eisbrecher der Welt – wurde erst 2016 von der Werft Arctech in Helsinki fertiggestellt.
Während sich die SILJA SYMPHONY auf dem Weg zurück nach Stockholm macht, wartet am Hauptbahnhof der Flughafenbus zum Airport. Pünktlich auf die Minute startet der Lufthansa Airbus A320 in Richtung Rhein-Main. Zwei Hauptstädte und die SILJA SYMPHONY: Mehr lässt sich an einem Wochenende in Europas Norden nicht erleben.

 

18208 Fotos 49787 Philipp Rademann KarlsruheDas Vasa Museum in Stockholm beherbergt die gleichnamige Galeone VASA: Sie sank 1628 bereits auf ihrer Jungfernfahrt.
Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2413Winterruhe auf der Stockholmer Insel Djurgården: Der Vergnügungspark Gröna Lund startet erst im April in die neue Saison.
Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 ABBA Silicon Dolls Foto Pål Allan ABBA The MuseumMama Mia! Im ABBA-Museum warten die vier Bandmitglieder als lebensgroße Silikonpuppen auf die Besucher.
Foto: Pål Allan, ABBA The Museum, Stockholm

18208 IMG 2420Delikatessen locken in der Östermalms Saluhall – der Stockholmer Markthalle – Einheimische und Touristen in das provisorische Ersatzgebäude, während die historische Markthalle von 1888 restauriert wird. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2428Die Tallink-Fähre ISABELLE – früher als ISABELLA für Viking Line unterwegs – wartet am Anleger in Stockholm auf ihre abendliche Abfahrt nach Riga. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2431Kulinarische Vielfalt an Bord: Das Restaurant „Happy Lobster” bietet Fisch und Meeresfrüchte direkt an der Promenade der SILJA SYMPHONY. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2432Vielfältige Unterhaltung inklusive: Eine Kurzreise mit der SILJA SYMPHONY bietet nahezu Kreuzfahrtatmosphäre auf dem Weg über die winterliche Ostsee. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2440Flanieren wie in der Großstadt: Die Promenade auf der SILJA SYMPHONY war bei der Jungfernfahrt im Jahr 1991 ein Novum.
Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2455Exklusive Shops und ein vielfältiges Restaurantangebot machen die Promenade zum beliebten Zentrum des Schiffes: Hier der Blick in Richtung Bug am frühen Morgen. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2441Die Kabinen der SILJA SYMPHONY warten in allen Kategorien mit einem angemessenen Platzangebot auf: Hier der Blick
in eine Standard-Innenkabine.
Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2468 MARIELLALangjährige Konkurrentin: Die MARIELLA der Viking Line befährt bereits seit 1985 die Route zwischen Stockholm
und Helsinki.
Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 IMG 2491 EisbrecherDie finnische Eisbrecherflotte ist auf Helsinkis Halbinsel Katajanokka zu bestaunen, wenn nicht im tiefsten Winter Einsätze
auf der zugefrorenen Ostsee anstehen. 
Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 P1080441Vom Schornstein der SILJA SYMPHONY lächelt der Seehund der Silja Line, im unteren Teil befindet sich der Nachtclub New York Club & Lounge. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 P1080456Windgeschützt und mit echten Teakholz-Planken: Vom verglasten Bugbereich des Promenadendecks lassen sich die malerischen Schärenlandschaften während der Fahrt bestens verfolgen. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe

18208 P1080495Die SILJA SYMPHONY am Olympiaterminal in Helsinki: Im Hintergrund leuchtet der Dom von Helsinki – im Jahr 1852 nach Plänen von Carl Ludwig Engel fertiggestellt – mit seiner weißen Fassade. Foto: Philipp Rademann, Karlsruhe