SeereisenMagazin Logo klein 347 65OSTSEE-TÖRN · AUSGABE 5/2018hr

18512 PSW B Bramsegelschoner VEGA GAMLEBY und Eisbrecher WAL an der Steinernen Fischbruecke in Stralsund 1Bramsegelschoner VEGA GAMLEBY und Eisbrecher WAL an der Steinernen Fischbrücke in Stralsund.
Fotos: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund


Dr. Peer Schmidt-Walther

Drei auf einen Streich
Stralsund beliebter Hafen für ganz spezielle Schiffe

Juli 2018: Als auffällig „schiffsträchtig” stellte sich dieser Monat für die altehrwürdige Hanse- und UNESCO-Welterbestadt Stralsund heraus. Gleich drei besondere Anläufe hat es hier in kürzester Zeit gegeben.

JUNKER JÖRG erstmals auf Ostsee-Törn
Ein strahlender Sommermorgen über dem Hamburger Hafen, als das Flusskreuzfahrtschiff am frühen Morgen vom Cruise Terminal Steinwerder zu einer besonderen Reise in ein neues Fahrtgebiet aufbricht. Vorbei am Nobel-Viertel Blankenese, den Airbus-Werken und der Schiffsbegrüßungsanlage Schulau – dort wird die deutsche Flagge gedippt – und einem der größten Containerschiffe der Welt mit rund 400 Metern Länge und 22.000 Stahlkisten an Bord.
Vor Brunsbüttel wirft die von einem steifen Westwind aufgeraute Elbe Schaumköpfe auf und leckt mit ihrem lehmbraunen Wasser die Scheiben. Der Lotse steigt über, wobei er nicht wie sonst klettern muss. Sein Versetzboot und das JUNKER JÖRG-Deck sind gleich hoch. Sozusagen auf Augenhöhe. Nach einer halben Stunde in der Schleuse ist der JUNKER JÖRG auf den Kanalwasserstand angehoben und das große Tor öffnet sich. „Freie Fahrt nach Osten!” signalisiert die Verkehrslenkung. Der Lotse und Kapitän Joachim Schramm aus der Elbe-Stadt Tangermünde freuen sich: „Dann sind wir ja schnell an unserer Übernachtungsstelle in Rendsburg!”

Kanal-Impressionen für Seh-Leute
Weit schweift der Blick übers platte Marschland: Felder, Wiesen und Wälder. Kanal-Romantik pur. Frische Wiesendüfte ziehen in die Nase. Kühe blicken nicht mal auf, als der flache JUNKER vorbeirauscht. Sie und ihre Vorfahren kennen noch ganz andere Kaliber! Und das seit 123 Jahren, als der Kanal von Kaiser Wilhelm II. eröffnet wurde und seinen Namen bekam.
Hinter Büschen und Bäumen ducken sich blitzsaubere Gehöfte. „Das ist Seefahrt durch den Bauernhof!”, kommentiert ein Berliner Gast die rustikale Szenerie, die stellenweise durch Gülle-Duftwolken vernebelt wird. Die Gäste sind trotzdem ganz aus dem Häuschen. Besonders von den Riesenpötten, die hier an einem hautnah vorbeiziehen. „Beeindruckend!”, meint eine schweizerische Seh-Frau und schießt eifrig Fotos mit ihrem Smartphone. „Wir haben zwar Dampfer auf unseren Seen, aber nicht solche dicken wie hier”.
Voraus die Lotsenstation Rüsterbergen vor Rendsburg. Ein orange leuchtendes Boot schwingt elegant im Halbkreis heran und schmiegt sich an die Steuerbord-Flanke von JUNKER JÖRG. Der erste Lotse steigt ab und ein Kollege von ihm auf. Nur noch eine weite Rechtskurve und das weiße Schiff legt nach 62 Kilometern und rund vier Stunden im Kreishafen von Rendsburg an. Direkt gegenüber von einer bekannten Eisdiele. Dahin lenken die meisten Gäste auch ihre ersten Schritte in Schleswig-Holstein. Die sommerlichen Temperaturen schreien nach einem leckeren Eis.
Andere machen sich auf den zehnminütigen Weg ins Zentrum, um die alte dänisch-preußische Garnisonsstadt zu erkunden. Zeit haben sie theoretisch dazu die ganze Nacht, denn erst um 12 Uhr am nächsten Tag soll es weitergehen.

Im Mastenwald der Kieler Woche
Kaum hat der JUNKER wieder seine Nase nach Osten gerichtet, poltert es plötzlich in der Luft: Über die legendäre Rendsburger Hochbrücke, Wahrzeichen der Kanalstadt, kriecht ein endlos langer Güterzug. Die Antennen des vorausfahrenden Frachters scheinen die Stahlkonstruktion zu streifen. Generell sind höchstens 39,50 Meter Durchfahrtshöhe erlaubt. Oder es knirscht „im Gebälk”. Zwei norwegische Kreuzfahrtschiffe wurden sogar extra deswegen mit einem klappbaren Schornstein ausgerüstet.
Knapp siebeneinhalb Stunden hat insgesamt die Reise über Land auf dem knapp 100 Kilometer langen „Silberband” zwischen den Meeren gedauert. Das ist Schleswig-Holstein zu Schiff, aber im Radfahrertempo von maximal 15 Kilometern pro Stunde. Mehr sind nicht erlaubt, um die Kanalböschungen zu schonen. Aber mit 85 Zentimetern Tiefgang geht vom schlanken JUNKER ohnehin keine Gefahr aus.
Kaum hat das Flusskreuzfahrtschiff die große 310 Meter lange und 42 Meter breite Schleusenkammer in Kiel-Holtenau verlassen, wird es auch schon von einer ganzen Segelschiffs-Armada umzingelt.
Bei strömendem Regen kommen die Ein-, Zwei- und Dreimaster zurück von ihren Gästefahrten während der Kieler Woche. Direkt hinter dem Liegeplatz gegenüber vom Hauptbahnhof reckt sich der gewaltige Klüverbaum der russischen Viermastbark SEDOV, die 1921 ein paar hundert Meter weiter weg gebaut wurde, über das Hafenbecken. Ein ganz besonderes Schmankerl für die rund 100 Gäste. Vor dem Bummel auf der Kiellinie statten sie dem imposanten Großsegler, der früher unter deutscher Flagge fuhr, einen Besuch ab.

Mit Stahlplatten sicher versiegelt
Am übernächsten Tag werden die Gäste in Stralsunds Partnerstadt verabschiedet. JUNKER JÖRG durchquert die Kieler Förde, um die kleine Friedrich-Werft anzusteuern. Dort werden die 70 Fenster über der Wasserlinie mit insgesamt 140 je 25 Kilo schweren Stahlplatten, ein Gewicht von 3,5 Tonnen, wellenschlagsicher verschlossen. Das ist so vorgeschrieben für ein Flusskreuzfahrtschiff, das die Ostsee überqueren möchte. Dazu sind auch eine Sondergenehmigung und Lotsen-Beratung vorgeschrieben. Die Wetterprognose muss entsprechend sein: nicht mehr als Windstärke drei Beaufort, sowie eine Wellenhöhe von einem Meter.
Bis auf sechs Mann nautisch-technisches Personal verlässt die Crew aus Sicherheitsgründen das Schiff und fährt per Bahn nach Stralsund. Dorthin geht auch die Leerfahrt. Da das Drei-Deck-Schiff für viele Kanalbrücken zwischen Elbe oder Oder zu hoch ist, bleibt nur noch der aufwändige Weg über die offene See.
Der lohnt sich aber, denn, so freut sich Kapitäns-Eigner Jan Harnisch aus der Lutherstadt Wittenberg, dem Heimathafen der JUNKER JÖRG, „die meisten Reisen in unserem neuen Fahrtgebiet von Stralsund über Lauterbach, Greifswald, Peenemünde, Wolgast, Swinemünde nach Stettin und zurück sind für 2018 und 19 fast schon ausgebucht”. Eine Route mit Alleinstellungsmerkmal, die seit 1. Juli erstmals befahren wird. Auch lästige und kostenintensive Zwangsliegezeiten durch sommerliches Elbe-Niedrigwasser werden so umschifft.

Bereicherung für die Region
Am Dienstag, den 3. Juli war es soweit: Alle Bedingungen sind erfüllt. 03.30 Uhr: Unter Beratung durch den Greifswalder Ältermann der Brüderschaft WiRoSt (Wismar, Rostock, Stralsund) Dr. Christian Subklew nimmt Kapitän Joachim Schramm Kurs auf die offene See. Ein leichter Westwind schiebt das Schiff mit schnellen 8,7 Knoten nach Osten.
Unterwegs gibt es noch eine denkwürdige Begegnung mit dem aus Rostock kommenden Hamburger Museumsfrachter CAP SAN DIEGO. Beide Schiffe begrüßen sich mit dröhnenden Typhonklängen.
Als der Seenebel sich endlich aufgelöst hat, kommt gegen Abend Hiddensee in Sicht. Wenig später präsentiert sich voraus die markante Silhouette von Stralsund unter blauem Himmel. Um 18.30 Uhr kann Schramm in seinem Logbuch vermerken: „Fest am Hansekai nach 16 Stunden und 130 Seemeilen”. JUNKER JÖRG nimmt sich mit seinen 95 Metern Länge geradezu als Riese aus gegen die „nur” 82 Meter lange SAXONIA.
Tourismus-Chef André Kretzschmar lässt es sich nicht nehmen, am Liegeplatz vor dem Ozeaneum gleich an Bord zu kommen und die Führungsriege mit Stadtwimpel und einem Bildband zu begrüßen: „Willkommen im neuen Heimathafen! Schiff und Route sind eine echte touristische Bereicherung für Stadt und Region!”

Infos
Routen: Wittenberg-Dresden-Wittenberg, Wittenberg-Bad Schandau-Wittenberg, Wittenberg-Melnik/Prag, Melnik/Prag-Wittenberg, Hamburg-Dresden, Dresden-Melnik/Prag-Dresden, Dresden-Hamburg, Dresden-Kiel, Stralsund-Stettin-Stralsund, Hamburg-Kiel-Hamburg; alle Strecken mit diversen Zwischenaufenthalten. Charter/Teilcharter möglich.
Veranstalter: Luther Travel Cruises, Wittenberg.
Buchung/Infos: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! · 0172-2757792; Internet: www.hotelschiff.net
Schiffsdaten: MS JUNKER JÖRG; Baujahr: 1991; Bauwerft: De Biesbosch, Dordrecht, NL; Länge: 95 m; Breite: 11 m; Tiefgang: 0,95 m; Hauptmaschinen: 3 x 600 PS Deutz; Tonnage: 1400 t; Renovierung/Umbau: 2012; Passagiere (max.): 112; Crew: 26; Heimathafen: Lutherstadt Wittenberg; Flagge: Deutschland.
Ausstattung: 56 11-qm-Kabinen (davon 8 große 15 qm-Suiten mit französischem Balkon), Rezeption, Restaurant (eine Tischzeit), kleiner Bordshop, Bibliothek, Sonnendeck, Panorama-Lounge mit Bar, kostenfreies WLAN, Flat-TV, Bewertung: 4 Sterne.

Bramsegelschoner VEGA GAMLEBY
Auf historischem Kurs hat die südschwedische VEGA GAMLEBY aus Västervik den Sund angesteuert und an der Steinernen Fischbrücke festgemacht. Von Ystad in Südschweden ist sie direkt ins ehemalige Schwedisch-Pommern gesegelt.
Zwischen 1692 und 1703 hat ihr Urahne, die GALIOT HIORTEN, die Postschiffroute zwischen den beiden Städten bedient. Zuletzt auch ihr Nachbau von 1999, was auf einer Bundespost-Briefmarke verewigt wurde.
Ob er Post mitgebracht habe, möchte ein Besucher wissen, doch Egil Bergström (74) schüttelt den Kopf und lächelt: „Die hab’ ich leider vergessen”. Der Eigner des Dreimasters aus dem früheren Gamleby (Altes Dorf), das auch Namensbestandteil des Schiffes ist – heute heißt der Hafen Västervik – gibt bereitwillig Auskunft über das wechselvolle Schiffsschicksal. In bestem Deutsch. „Das habe ich von ausgewanderten deutschen Lehrern in der Waldorfschule gelernt, als Deutsch noch erste Fremdsprache bei uns war”. An die Streiche von „Till Eulenspiegel” könne er sich noch gut erinnern.
1909 wurde die VEGA in Viken als Frachtsegler mit zwei Luken gebaut, in denen heute der Salon und Kabinen für Mitsegler untergebracht sind. Bis 1933 war sie ohne Motor an den schwedischen Küsten unterwegs. Heute treibt sie ein Volvo-„Flautenschieber” von 260 PS an. Mit 148 Registertonnen zwar kein Riese, aber für die Schärengewässer mit ihren kleinen Häfen wie zugeschnitten. Die Kriegszeit überstand sie problemlos, aber dann landete sie irgendwann im Hafen von Stockholm, zu klein geworden und daher unwirtschaftlich.
Der Zahn der Zeit nagte an dem Veteran, bis er 1985 sang- und klanglos unterging. Die Finnboda-Werft in der schwedischen Hauptstadt wollte ihn verschrotten und den Steven dem schwedischen Seefahrtsmuseum überlassen. Diese Ankündigung schließlich rief den Segelschiffs-Enthusiasten Egil Bergström auf den Plan. Er kaufte das Wrack und tat sich mit einem befreundeten Schiffbauer zusammen, die dann beide eine Werft für alte Schiffe gründeten. Es kam immerhin so viel Geld dabei zusammen, dass sie sich an den Wiederaufbau der VEGA trauten. Benannt übrigens nach dem berühmten schwedischen Dampfsegler VEGA von Adolf Erik Nordenskjöld, der damit 1878 bis 1880 die berüchtigte Nordostpassage zwischen Pazifik und Atlantik an der russischen Nordküste bezwang.

Siegerin im Tall Ship Race
„Die Zähigkeit des Polarforschers war für uns so was wie ein Vorbild”, erklärt Egil, „denn die brauchten wir für den Wiederaufbau unseres Schiffes“. Von 1993 bis 2008, also 16 Jahre lang, haben sie an der Rekonstruktion gearbeitet. Dabei wurde das Schiff vom Topsegelschoner zum eher seltenen Typ eines Bramsegelschoners umgetakelt. Am Fockmast zählt man nicht nur eine Rah, sondern gleich vier. Das jüngste Projekt heißt LINNEA, ein Zweimaster und auch mit spannender Geschichte.
Überschattet wurde das gesamte Unternehmen durch den Tod des jüngsten Sohnes, der in Rostock als Seemann über Bord seines Frachters fiel und ertrank. Doch Egil und seine Frau Kerstin gaben nicht auf, wohnten sieben Jahre mit der ganzen Familie auf dem Segler, den sie heute wirtschaftlich betreiben durch Törns mit zahlenden Gästen. „Unser ältester Sohn Ib, ehemaliger Frachter-Kapitän und früherer königlicher Marine-Offizier, führt heute das Kommando”, verrät er, „ich bin nur Reeder und Ratgeber”.
Die jetzige Reise führt nach Sunderland in England. Dort versammeln sich viele Großsegler zum traditionellen Tall Ship Race, dem Rennen der „alten Damen”. Wobei Esbjerg in Dänemark, Stavanger in Norwegen und zum Schluss das niederländische Harlingen angelaufen werden. 2014 war unsere damals 108 Jahre alte VEGA GAMLEBY Siegerin. Der bescheidene Egil sagt das nicht ohne Stolz. „Bevor es richtig losgeht, haben wir uns erst mal in aller Ruhe Stralsund angesehen”, sagt Kerstin Bergström, „und nur gestaunt, wie schön es hier ist!”
In aller Frühe um vier Uhr hat die VEGA GAMLEBY wieder abgelegt und Kurs auf den Nord-Ostsee-Kanal genommen. „Denn bis dahin brauchen wir 18 Stunden. Nach Stralsund kommen wir gern wieder”, verabschieden sich die sympathischen Bergströms, „die Stadt ist den Abstecher wert gewesen”. Wir drücken den Daumen für einen Tall-Ship-Race-Sieg!

Infos
Typ: Dreimast-Bramsegelschoner; Bauwerft: Viken; Baujahr: 1909; Register-Tonnen: 148; Länge: 30,5 m; Breite: 7,75 m; Tiefgang: 2,7 m; Höhe Großmast: 27 m; Segelfläche: 650 qm; Hilfsmotor: Volvo Penta; Leistung: 260 PS; Crew: 4 bis 10; Mitfahrten: www.skonarenvega.se

Fregatte SHTANDART auf Stippvisite
Für einen Tag hat auch die russische Fregatte SHTANDART nach einem Besuch in Stettin zum ersten Mal am Sund festgemacht – ein maritimes Schmankerl, das Flaggschiff des Zaren Peter des Großen. Eine Replika der Fregatte von 1703. Den ganzen Tag konnte man sie besichtigen und echtes Hanse-Feeling erleben. Oder für 150 Euro eine Woche als Trainee mitsegeln – www.shtandart.eu. Ein echter Traum!
Die Crew um Kapitän Vladimir Martus hat auch der an der Ballastkiste gegenüber liegenden GORCH FOCK (I), der ehemaligen russisch/ukrainischen TOVARISHTSH, einen Besuch abgestattet.
Martus, ein echter vollbärtiger Seebär, ebenfalls mit Marine-Offiziers-Vergangenheit, hat die Geschichte des Großseglers kurz umrissen:
Die Fregatte SHTANDART ist das erste Kriegsschiff der Russischen Ostseeflotte. Sie wurde 1703 in nur fünf Monaten erbaut, und zwar nach eigenhändigen Zeichnungen und unter unmittelbarer Teilnahme von Peter dem I. Am Fluss Swir wurde extra die Olonetskaja Werft angelegt (heute Lodejnoe Pole). Es waren insgesamt fünf Schiffe, die zum Schutz der im Newa-Delta neu gegründeten Festung Sankt Petersburg vorgesehen waren. Das größte davon war die 28-Kanonen-Fregatte SHTANDART, die zum Flaggschiff der neuen Ostseekriegsmarine wurde. Die Flotte wurde seit dem Frühling 1704 nicht nur zum Schutz der Stadt eingesetzt, sondern nahm auch an der Meerestiefen-Vermessung für den Festungsbau von Kronstadt teil.

Seiner Majestät erstes Schiff
Die erste Schlacht, an der die SHTANDART teilnahm, schlug sie 1705 bei der Abwehr schwedischer Angriffe auf St. Petersburg. 1711 wurde das Schiff bereits reparaturbedürftig, denn es war wegen der Kürze der Bauzeit aus nicht getrocknetem Holz gebaut worden. Planken und Spanten mussten daher teilweise ersetzt werden. Das runderneuerte Schiff diente noch bis 1719 und bekam dann nach Peters Befehl, es „ewig aufzubewahren, als der Flotte Erstgeborenes und der Schiffsbaukunst ein Denkmal”, einen Liegeplatz als Museumsschiff im Kronwerk-Kanal. Ohne Pflege nagte der Zahn der Zeit an den dort liegenden Schiffen. Als 1727 eine nach dem Befehl von Katharina I. einberufene Kommission die Schiffszustände geprüft hatte, wurde beschlossen, die SHTANDART an Land zu ziehen und zu reparieren. Sie war aber schon dermaßen beschädigt, dass die Schlepptaue sie praktisch durchschnitten und in Stücke zerfallen ließen. Die historische SHTANDART wurde schließlich demontiert. Schließlich gab es einen Erlass: „Zum Gedenken seines Namens, von Seiner Majestät Peter I. gegeben, ein neues anzulegen und zu bauen”. Dieser Erlass blieb aber bis in die jüngste Zeit unerfüllt, und den Namen SHTANDART trugen nur die Zarenyachten.
Eine Gruppe von Enthusiasten aus St. Petersburg hatte 1994 die Idee, das erste Schiff der Baltischen Flotte nachzubauen. Das Projekt sollte auch Interesse bei jungen Leuten für die russische Seefahrt und Marinegeschichte wecken. Innerhalb von sechs Jahren wurde die Fregatte SHTANDART an den Ufern der Newa nachgebaut. Zu den heutigen Aufgaben des Projektes zählen vor allen die Vermittlung von Seemannschaft, Führungsqualitäten und Teamgeist sowie internationalen Kontakten. Der Bauplan, selbst entworfen von Kapitän Vladimir Martus, teilte das Schiff in zwei Zonen: die historische (über dem Kanonendeck) und die moderne (im ehemaligen Laderaum). Wo zu Peters Zeiten Wassertonnen, Ankertaue, Kanonenkugeln und Schwarzpulver aufbewahrt wurden, ist heutzutage alles Lebensnotwendige untergebracht, d.h. zwei Dieselmotoren zu je 560 PS, ein Elektrogenerator, Wasserpumpen, Wassertanks sowie Kombüse, Messe und Kojen.
So originalgetreu wie möglich nachgebaut wurden auch Masten, Tauwerk, Kanonen, Ankerwinde, Holzschnitzereien, Steuerrad, Treppen und Luken. Eine echte maritime Augenweide nicht nur für Schiffsliebhaber. Die heutige SHTANDART – der realisierte Traum von einst.
Durch die Nordansteuerung nahm der stolze russische Dreimaster Kurs auf Aalborg in Nordjütland, um sich dem Tall Ship Race 2018 anzuschließen.

Infos
Typ: Dreimast-Fregatte, 28 Kanonen; Baujahr: 1703/2000; Tonnage: 220 t; Länge: 34,5 m; Breite: 6,9 m; Tiefgang: 3,3 m; Höhe Großmast: 33 m; Decks: 3; Maschine: 2 x 420 kW Volvo Penta; Geschwindigkeit: 11 kn (maximal); Segelfläche: 620 qm; Crew: 40 (1703: 120); Mitfahrten: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! · www.shtandart.eu

18512 PSW A 4 JUNKER JOERG zieht eine lange Hecksee Schleppe hinter sich herJUNKER JÖRG zieht eine lange Hecksee-Schleppe hinter sich her in der Ostsee.

18512 PSW A 8 Lotsen Aeltermann Dr Christian Subklew hat RuderwacheLotsen-Ältermann Dr. Christian Subklew hat Ruderwache.

18512 PSW A 9 Voraus kommt die Insel Hiddensee in SichtVoraus kommt die Insel Hiddensee in Sicht.

18512 PSW A 13 Kiefernwald auf Duenen saeumt das Westufer der Insel HiddenseeKiefernwald auf Dünen säumt das Westufer der Insel Hiddensee.

18512 PSW A 16 Stralsund kommt voraus in SichtStralsund kommt voraus in Sicht.

18512 PSW A 21 MS JUNKER JOERG laeuft in den Nordhafen von Stralsund einMS JUNKER JÖRG läuft in den Nordhafen von Stralsund ein.

18512 PSW A 22a Anlegemanoever vor der Alten Lotsenwache in Stralsund 24Anlegemanöver vor der Alten Lotsenwache in Stralsund.

18512 PSW A 26 MS JUNKER JOERG und Museumsschiff GORCH FOCK I im Stralsunder NordhafenMS JUNKER JÖRG und Museumsschiff GORCH FOCK I im Stralsunder Nordhafen.

18512 PSW C 8 Fregatte SHTANDART an der Ballastkiste in Stralsund

Die Fregatte SHTANDART liegt an der Ballastkiste in Stralsund.

18512 PSW C 6 Das kunstvoll gestaltete Heck der historischen Fregatte

Das kunstvoll gestaltete Heck der historischen Fregatte.

18512 PSW C 8 Vorratsraum und Logis Niedergang der Fregatte SHTANDARTVorratsraum und Logis-Niedergang der Fregatte SHTANDART.