So unterschiedlich die Größen von SEA DREAM 1 und AIDAblu, so unterschiedlich ist ihr Bordangebot. Hier treffen beide Schiffe in Funchal auf der portugiesischen Insel Madeira aufeinander. Fotos: Philipp Rademann, Karlsruhe (10)
Philipp Rademann
Extraleistung oder Alles Inklusiv?
Was im Reisepreis einer Kreuzfahrt inbegriffen ist. Eine Übersicht über das vielfältige Angebot der beliebtesten Anbieter auf dem deutschsprachigen Kreuzfahrtmarkt.
Als TUI Cruises quasi noch in den Kinderschuhen steckte, hatte der damalige Chef der Hamburger Kreuzfahrtreederei eine Idee. Eine Idee, die den deutschen Kreuzfahrtmarkt nachhaltig beeinflussen sollte. Alles Inklusive auf den sieben Weltmeeren. Mit der MEIN SCHIFF 1, die im nächsten Jahr an die britische Schwestergesellschaft Marella Cruises (bislang: Thomson Cruises) abgegeben wird, begann die Erfolgsgeschichte der Inklusivleistungen an Bord. Zwar waren auch bei AIDA Cruises seit dem Start in den neunziger Jahren schon Wein und Bier – zum Selberzapfen wohlgemerkt – zum Mittag- und Abendessen mit der Reisebuchung vorab bezahlt, aber Cocktails und andere alkoholische und nichtalkoholische Getränke waren mit der Bordkarte abzurechnen. Die Kosten finden sich dann – wie in der Kreuzfahrtbranche üblich – auf der Gesamtrechnung wieder, die am letzten Morgen unter der Kabinentür hindurchgeschoben wird. Eines ist jedoch AIDA Cruises und TUI Cruises gemeinsam: Trinkgelder, die bei vielen Reedereien häufig nicht unerhebliche Zusatzkosten verursachen, sind immer und in jedem Buchungstarif inklusiv.
In den letzten Jahren haben auch andere Reedereien nachgezogen und Getränkepakete und andere Angebote geschnürt, um auf dem deutschsprachigen Kreuzfahrtmarkt attraktiv zu bleiben.
Parallel hierzu hat sich auch bei Seereisen bei vielen Anbietern ein Nebeneinander an verschiedenen Tarifangeboten etabliert, wie es früher nur von den Airlines bekannt war. Günstigere Reisepreise werden mit eingeschränkter Flexibilität hinsichtlich Reisetermin und Restaurantwahl erkauft. Und wer seine Reisepläne nach der Buchung noch einmal ändern möchte, sieht sich teils deutlich höheren Storno- und Umbuchungsgebühren ausgesetzt.
Die AIDAprima und ihre ein Jahr jüngere Schwester AIDAperla warten neben den beliebten Buffetrestaurants auch mit vielen Neuerungen im Restaurantbereich gegenüber den Vorgängerschiffen auf.
Beim deutschen Marktführer AIDA Cruises sind Tischgetränke zu den Mahlzeiten auf allen Schiffen – von der AIDAcara bis zum 2017er Neubau AIDAperla – in den Buffetrestaurants inklusive. Zumeist sind die Bedienrestaurants wie das Selection Restaurant auf den drei kleinsten Schiffen oder das Gourmet Restaurant Rossini auf der AIDAdiva und ihren Schwestern sowie den Neubauten AIDAprima und AIDAnova kostenpflichtig. Hier fällt ein Pauschalbetrag an, der je nach Restaurant variiert, aber immer als preislich äußerst attraktiv bezeichnet werden kann. A la Carte Preise gelten an den Sushi Bars und dem ausgezeichneten Buffalo Steakhouse. Wer bayerische Deftigkeiten liebt, kommt im Brauhaus auf seine Kosten. Hier sind Getränke und natürlich das an Bord gebraute Bier separat zu begleichen – Speisen aber im Reisepreis inklusiv. Dies gilt auch für die beiden Restaurants French Kiss und Casa Nova an Bord der beiden japanischen AIDA-Schwestern. AIDA ist längst dem Clubschiff-Image entwachsen und so wird auch das kulinarische Angebot weiter ausgebaut. Beide Restaurants bieten hochwertige Küche und routinierten Service durch die zumeist asiatische Restaurantcrew. Eine Innovation, die Appetit auf mehr macht. Und so wird es auf dem ersten mit Flüssiggas betriebenen Cruise Liner der Welt, der AIDAnova, die aktuell im emsländischen Papenburg bei der Meyer Werft entsteht, einen weiteren Ausbau des Restaurant-Angebots geben.
Auch bei der Preisstruktur der Reisepreise ist AIDA ein Pionier der Branche. Dem Premium-Preis mit Kabinenwahl und Frühbucheroption stehen die Vario-Preise und die Angebote „Just Aida” gegenüber. Bei „Just Aida” überlässt der Reisende auch die Wahl des Reisetermins, des Schiffs und – je nach Angebot – auch der Destination dem Kreuzfahrtunternehmen. Passend heißt es hierzu auf der AIDA-Website, dass Schnellentschlossene und Überraschungsfreudige mit diesem Tarifmodell bestens beraten sind. Kehrseite des attraktiven Reisepreises ist die eingeschränkte Flexibilität und – wenn sich die Reisepläne ändern – die hohen Stornokosten, die mindestens 35 Prozent betragen, auch wenn die Reise mehr als 50 Tage vor Reisebeginn storniert wird. www.aida.de
Die MEIN SCHIFF 4 ist der zweite Neubau von TUI Cruises. Das Schiff wurde 2015 von der finnischen Werft Meyer Turku abgeliefert.
TUI Cruises ist seinem Konzept des All Inclusive treu geblieben – zumindest für die Reisenden, die nicht das Besondere schätzen. Denn mit den Neubauten MEIN SCHIFF 3 bis MEIN SCHIFF 6 und der neuen MEIN SCHIFF 1, die 2018 auf Jungfernreise gehen wird, ist die kulinarische Vielfalt an Bord noch einmal deutlich gewachsen. Damit wurde das Angebot zugleich auch etwas weniger übersichtlich. Inklusiv sind nach dem „Premium Alles Inklusiv Konzept” nach der TUI Eigenwerbung heute über 100 Markengetränke und die „Spitzengastronomie” an Bord. Dies betrifft auch die Servicerestaurants. Nicht inklusive sind hingegen die Getränke in den aufpreispflichtigen Restaurants wie Richard’s Feines Essen, Schmankerl oder Hanami by Tim Raue. Hier sind auch Softdrinks, die anderswo auf dem Schiff kostenfrei zu haben sind, gesondert zu begleichen. Zusätzlich gibt es auf den einzelnen Schiffen ein unterschiedliches Angebot an aufpreispflichtigen Zuzahlrestaurants – die einmal a la Carte abrechnen und ein anderes Mal eine Pauschalgebühr aufrufen. Hier lohnt ein Blick auf die Website www.tuicruises.com vor der Buchung.
Aktuell findet mit der „Ganz Großen Freiheit” bis November 2017 bei TUI Cruises an Bord der MEIN SCHIFF 5 eine Erprobungsphase statt. Für einen Aufpreis von 419 Euro pro Person bei einer 10-Tagesreise ist jedes Zusatzangebot in üblicherweise aufpreispflichtigen Restaurants inklusiv.
Zugleich sind ausschließlich Leistungen aus dem Bereich Food & Beverage beinhaltet. Spa-Angebote sind ebenso wenig inkludiert wie eine Flasche Champagner oder Wein. Es bleibt abzuwarten, ob das Angebot nach dem Ende der Testphase im November 2017 dauerhaft in das Portfolio der Hamburger Reederei aufgenommen wird. Wie bei vielen Kreuzfahrtgesellschaften üblich, muss das Angebot von allen volljährigen Personen in einer Kabine gebucht werden. Bei der Preisstruktur hat TUI Cruises den Wohlfühlpreis, den Flex-Preis und Aktionsangebote wie „Unbedingt Mein Schiff” im Programm. Der Wohlfühlpreis bietet die Möglichkeit der Auswahl einer Kabinennummer, während Flexpreis-Kunden nur zwischen den Megakategorien Innen, Außen und Balkon wählen können. Premium Veranda-Kabinen und Suiten sind im Flex-Preis im Regelfall nicht buchbar. Wer mit Kindern verreisen möchte und daher auf Zusatz-Oberbetten in der Kabine angewiesen ist, kommt an der teuersten Preiskategorie des Wohlfühlpreises nicht vorbei. Bei den Stornogebühren lässt sich auch TUI Cruises eine Änderung der Reisepläne in Abhängigkeit vom Preismodell vergüten. Wer im Flex-Preis gebucht hat und seine Reisepläne bis zu 50 Tage vor Abfahrt ändert, zahlt eine Stornopauschale in Höhe von 35 Prozent des Reisepreises. Umbuchungen verursachen eine Gebühr in Höhe von 150 Euro pro Person. Wer eine Änderung des Reisetermins – beispielsweise aus beruflichen Gründen nicht ausschließen kann – sollte den etwas höheren Reisepreis des Wohlfühlpreis-Tarifs in Erwägung ziehen.
Die EUROPA 2 von Hapag-Lloyd Cruises gilt als das luxuriöseste Kreuzfahrtschiff der Welt. An Bord geht es zugleich leger zu.
An Bord von Hapag-Lloyd Cruises, www.hl-cruises.de, Phoenix Reisen, www.phoenixreisen.com und Plantours Kreuzfahrten, www.plantours-partner.de sucht man Getränkepakete oder aufpreispflichtige Restaurants vergebens. Diese sind aber auch gar nicht notwendig, denn das zumeist klassischere Kreuzfahrtprodukt kommt mit moderaten Preisen für Getränke und Landausflüge daher. Bei Hapag-Lloyd Cruises lässt der persönliche Service der Crew ohnehin keine Wünsche offen – auf der EUROPA und der EUROPA 2 erwartet den anspruchsvollen Passagier Luxus der 5-Sterne-plus Kategorie. Auch die neuen Expeditionsschiffe HANSEATIC nature und HANSEATIC inspiration lassen außergewöhnliche Reiseerlebnisse zwischen Arktis und Antarktis erwarten.
Die ARTANIA erfreut sich unter der Flagge des Bonner Veranstalters Phoenix Reisen großer Beliebtheit. In der ARD-Serie „Verrückt nach Meer” spielt
der Cruise Liner neben der ALBATROS die Hauptrolle.
Familiärer geht es auf den Phoenix-Hochseeschiffen AMADEA, ARTANIA, ALBATROS und auf der jeweils im Sommer eingesetzten DEUTSCHLAND zu. Tischweine zu Lunch und Dinner sind hier inklusive.
Die HAMBURG von Plantours & Partner ist weltweit auf ausgefeilten Routen unterwegs. Auch die Großen Seen stehen auf dem Programm des Schiffes, das hier Hamburg auf einer sommerlichen Nordlandreise verlässt.
Die HAMBURG kreuzt auf außergewöhnlichen Routen ‒ im Programm sind die Großen Seen ebenso vertreten wie der Amazonas hinauf bis Iquitos ‒ unter Plantours-Flagge über die Weltmeere.
MS BERLIN im Roten Meer. Foto: FTI Cruises, München
Die Kreuzfahrtklassiker BERLIN von FTI Cruises und ASTOR – unter der Flagge von TransOcean Kreuzfahrten unterwegs – warten an Bord mit Getränkepaketen auf, die teilweise auch in Angebotspreisen bereits enthalten sind. Wer Alternativrestaurants oder endlose Wellness Oasen sucht, wird auf diesen Linern, die in den achtziger Jahren ihre Kieler Bauwerft HDW verlassen haben, nicht fündig. Dafür warten sie mit herzlichem Service und einer überschaubaren Passagieranzahl auf. Heutzutage ebenso eine Seltenheit wie das abendliche Dinner, das auf beiden Schiffen ganz traditionell in zwei Tischzeiten serviert wird. www.fti-cruises.com
Die ASTOR von TransOcean Kreuzfahrten in Oslo. Foto: TransOcean Kreuzfahrten, Offenbach
Auf den Mittelmeerkreuzfahrten können auch Reisende der COSTA DELIZIOSA das beeindruckende Panorama des Canal Grande bei der Aus- und
Einfahrt nach Venedig genießen.
Die italienischen Reedereien Costa Kreuzfahrten und MSC Kreuzfahrten erfreuen sich in Deutschland großer Beliebtheit. Während Costa Teil des weltgrößten Kreuzfahrtkonzerns Carnival Corporation ist, gehört MSC Cruises zum Reedereiunternehmen von Gianluigi Aponte. Firmensitz ist zwischenzeitlich das schweizerische Genf. Die Angebote beider Kreuzfahrtgesellschaften sind dem jeweiligen Reisemarkt angepasst. Auch an Bord kann es einen großen Unterschied ausmachen, ob ein Schiff in der Ostsee, im Mittelmeer oder vor Brasiliens Küsten unterwegs ist. Das betrifft die Bordwährung ebenso wie den Passagiermix und das möglicherweise babylonische Sprachgewirr an Bord. Die Trinkgelder betragen bei MSC je nach Fahrtgebiet zwischen 10 Euro bzw. 12,50 US-Dollar je Tag und Person. Bei Costa Kreuzfahrten ist das Trinkgeld in der Tarifkategorie „Flexpreis” bereits inklusive, bei anderen Tarifen fällt ein Service-Entgelt in Höhe der MSC-Sätze in Euro oder US-Dollar an. Ein Vorteil für deutsche Gäste, die sich auf englischsprachigen US-Schiffen nicht zu Hause fühlen, ist freilich, dass Durchsagen an Bord auch in Deutsch erfolgen. Während die Reisepreise oft groß beworben werden, steht das Preisniveau an Bord weniger im Fokus. Das Angebot von Zuzahlrestaurants wird auf den neueren Schiffen fortlaufend ausgebaut. www.costakreuzfahrten.de
Die MSC SPLENDIDA gehört zu den beliebten Kreuzfahrtschiffen des italienischen Unternehmens MSC Kreuzfahrten. Vielfältige Angebote machen
eine Reise auf diesem Schiff für die ganze Familie zum Erlebnis.
Wer ein exklusives „Schiff im Schiff” mit eigenem Pool und Restaurant genieße möchte, findet sich auf den großen MSC-Schiffen seit der MSC FANTASIA im MSC Yacht Club in bester Gesellschaft wieder. MSC bewirbt dies als „exklusiven Reisegenuss auf hoher See” mit Butler-Service. Nähere Details sind auf www.msc-kreuzfahrten.de und sowie in den Reisebüros zu erfahren.
Die Norwegian Cruise Line ist ein Pionier der Kreuzfahrt. Auf der NORWEGIAN GEM, die im emsländischen Papenburg auf der Meyer Werft entstand,
geht es ungezwungen zu.
Die Norwegian Cruise Line (NCL) gehörte in den späten sechziger Jahren zu den Pionieren der modernen Sieben-Tages-Kreuzfahrt in der Karibik. Später blieb die Kreuzfahrtgesellschaft – die längst nicht mehr der norwegischen Reederfamilie Kloster gehört – ihrem innovativen Ruf mit dem Freestyle Cruising treu. Kreuzfahrtgäste können seither aus einer Vielzahl von Restaurants auswählen und sind zeitlich zudem sehr flexibel. Ein Großteil der Restaurants ist allerdings aufpreispflichtig, auch wenn entsprechende Restaurantangebote im Paket für 3 bis 14 Tage zum Preis von 69 bis 199 US-Dollar gebucht werden können. Für Reisende aus deutschsprachigen Ländern ist das Kreuzfahrterlebnis „Premium All Inclusive”. Schon inkludiert sind eine große Auswahl an alkoholischen Getränken, Softdrinks sowie eine Flasche Wasser je Tag. Trinkgelder – auf US-Schiffen ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor – sind ebenfalls mit dem Reisepreis abgegolten. Wie bei allen Inklusivangeboten sollte jedoch das Kleingedruckte vor der Buchung beachtet werden. So sind bei NCL z.B. keine Flaschenweine im Preis inbegriffen, dafür jedoch Kaffeespezialitäten – die bei Getränkepaketen anderer Gesellschaften teilweise nicht enthalten sind. www.ncl.de
Die makellose, im Juni 2011 von der Meyer Werft abgelieferte, CELEBRITY SILHOUETTE.
Royal Caribbean Cruises bietet wie die Schwestergesellschaft Celebrity Cruises eine große Vielfalt an Schiffen – unter ihnen die bislang drei Exemplare der OASIS-Klasse, denen 2018 die SYMPHONY OF THE SEAS folgt. Große Schiffe bieten auch große Möglichkeiten, die den Reisepreis leicht verdoppeln können. Dies betrifft die Freizeitaktivitäten ebenso wie Restaurants, Getränkeangebote oder die Landausflüge. Getränkepakete unterschiedlichster Zusammensetzung stehen zu Preisen von bis zu 65 US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Gebucht werden muss ein solches Getränkepaket jeweils von allen erwachsenen Personen in einer Kabine. Trinkgelder schlagen mit 12,95 US-Dollar pro Tag (Royal Caribbean) bzw. mindestens 13,50 US-Dollar pro Tag und Passagier (Celebrity Cruises) zu Buche. Je nach gewählter Kabinenkategorie können die Tagessätze auch etwas höher ausfallen. Bei Royal Caribbean ist auch der Roomservice nicht mehr inklusive; hier kostet eine Lieferung in die Kabine 7,95 US-Dollar, wenn es sich nicht um ein kontinentales Frühstück handelt. Je nach persönlichen Vorlieben empfiehlt sich eine Information über die Details zu den Angeboten an Bord vor der Buchung unter www.royalcaribbean.de oder www.celebritycruises.de
Bei allen großen Reedereien gilt, dass bei Spezialangeboten eine vermeintlich teurere Tarifoption wegen inkludierter Getränkepakete, Trinkgelder oder einem Bordguthaben letztlich das attraktivere Angebot darstellen kann. Grund genug, ein auf Seereisen spezialisiertes Reisebüro aufzusuchen, um die schönsten Wochen des Jahres oder den Kurztrip zwischendurch optimal vorzubereiten. Denn die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer ist bei Kreuzfahrtfans – so individuell die persönlichen Vorstellungen nach dem optimalen Reiserlebnis auch sein mögen – schließlich immer inklusiv.