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17415 PSW Blick auf die Stralsunder Altstadt mit Suedruegen im Hintergrund 2Blick auf die Stralsunder Altstadt mit Südrügen im Hintergrund.
Fotos: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund


Dr. Peer Schmidt-Walther

Das schönste Binnenrevier liegt an der Küste
Kreuzfahrten nach Rügen und Hiddensee anhaltend beliebt

„Im Greifswalder Bodden, da sind die meisten von uns seekrank geworden”, berichtet – noch etwas blass um die Nasenspitze – ein Passagier des schweizerischen Binnenkreuzfahrtschiffes SAXONIA. Kapitän Johann Magner kann bestätigen, „dass es bei der Überfahrt nach Stralsund ganz schön gepustet hat.”
Am nächsten Morgen signalisiert ein makelloser Himmel schönstes Reisewetter. Nach opulentem Frühstück und informativem Rundgang durch die UNESCO-Welterbe-Altstadt und Ozeaneums-Besuch trifft sich die Gästeschar auf dem langgestreckten Oberdeck zum Auslaufmanöver, mit 180-Grad-Blick auf den Stralsunder Hafen.
„Klar vorn und achtern!”, heißt das Kommando, bis Magner die Leinen einholen lässt. Mit einem gerade mal fingerdicken Hebel, den Joystick, dirigiert der Kapitän die SAXONIA aus dem Passagierhafen. Das sieht eher spielerisch aus, setzt aber eine Menge Erfahrung voraus. „Bei auflandigem Wind und unserem geringen Tiefgang haben die 1000 PS im ‚Keller’ es auch nicht ganz einfach”, weiß er aus langjähriger Erfahrung.

Frischer Fisch auf den Tisch
Die Nordmolen-Spaziergänger staunen nicht schlecht, als sie am Heck des Fahrgastschiffes den Heimathafen „Basel” lesen. Ein paar von ihnen geben Geografie-Kenntnisse zum Besten: „Also, erst mal den Rhein ’runter …” Doch schon da geraten sie ins Stocken. Derweil zeigt SAXONIA vor Altefähr volle Breitseite und folgt brav dem Tonnenstrich der Sund-Nordansteuerung. Ab Kreuzung Vierendehl-/Hiddensee-Fahrwasser wird’s plötzlich eng. Neben der schmalen Fahrrinne stehen die Schwäne im flachen Wasser. Wie eine Schleppe zieht die SAXONIA den Schwall seitlich neben sich her. Der entgegenkommende Hiddensee-Dampfer HANSESTADT STRALSUND der Weißen Flotte passiert „gerade man eben so”.
„Dat Söte Länneken” bleibt an Backbord, Rügen an Steuerbord. Zwischen den naturgeschützten Halbinseln Bug und Altbessin gleitet das Schiff aus der Alpenrepublik über eine Zunge Ostseewasser.
Beim Mittagessen hat man das Gefühl, halb im Wasser zu sitzen. Die Fensterunterkante des Restaurants schließt genau mit der Wasseroberfläche ab. Wenn dann noch „Außenbordskameraden” serviert werden und die Angler einem aus ihren Booten auf den Teller sehen, könnte man meinen: frischer Fisch aus dem Sund direkt auf den Tisch.

Rügens Wellenbrecher Hiddensee
Nach den letzten Metern durch den Wieker Bodden – dem nördlichsten Deutschlands – wird im gleichnamigen Dörfchen auf der Halbinsel Wittow festgemacht. Endstation. Der begleitende Bus wartet bereits auf der Pier für einen Rügen-Ausflug: Kap Arkona, Vitt, Königsstuhl stehen auf dem Programm. Oder ein individueller Fahrradausflug. Kein Problem, das Zweirad in Stralsund an Bord zu bringen und auf dem Achterdeck zu verstauen. Über stille Wege, abseits des Touristenstroms, die Insel zu erfahren, das ist ein besonderes Erlebnis. Schon der Dichter Ernst Moritz Arndt aus Groß Schoritz schwärmte von seiner Heimat: „Oh Rügen! Liebliche Insel, wohin ewig die Liebe sich sehnt …!”
In geruhsamer zweistündiger Fahrt gleitet das Schiff hinüber nach Hiddensee, dem „Wellenbrecher” vor der Nachbarinsel Rügen. Punkt 20 Uhr: Festmachen in Vitte. Haargenau passt das 82-Meter-Schiff an die Pier. Auf der warten schon Pferdefuhrwerke für eine abendliche Rundfahrt. Die Tagesgäste sind weg, so dass Ruhe eingekehrt ist.
Bodo Tiburtius vom Fuhrmannshof hat dafür gesorgt, dass der kleine Hafen nach der Wende für Binnenkreuzfahrtschiffe geöffnet wurde. Er hatte es nicht einfach damit. Schließlich hat sich der Gedanke durchgesetzt, dass man auch von dieser Art Tourismus profitieren könne. Man müsse allerdings mit dem Abmelken der Besucher aufhören, erbost er sich. „Denn nur dann kommen die Leute wieder.” In der kleinen Broschüre, die der Pferdenarr und gelernte Autoschlosser Tiburtius verteilt, heißt es denn auch, dass „Erstbesucher gewarnt seien: Diese Insel kann süchtig machen.”

Überraschendes Naturparadies
Rauf aufs Fahrrad und los: auf gut ausgebauten Wegen durch den Norden der sieben Kilometer langen Insel, den Dornbusch. Wobei der Enddorn mit seinen Sandhaken von Altbessin ein ganz besonderes Kleinod darstellt. Runter vom Fahrrad und durch die wunderschöne Natur gelaufen. Hunderte selten gewordener Vogelstimmen überraschen und bezaubern den Besucher dieses Naturparadieses. Wenn dann noch der Mond aufgeht und der fernsehbekannte Leuchtturm in den Abendhimmel blitzt, ist die romantische Stimmung komplett. Davon kann man – ohne Übertreibung – tatsächlich süchtig werden.
Rast in der Gaststätte „Zum Enddorn”, bevor die Rückfahrt über die stille Insel losgeht. Deren Autofreiheit ist ein Erlebnis für sich. Ruhig und angstfrei kommt man hier voran, mal den Blick links, mal rechts schweifen lassend. Nach einem Absacker an Oberdeck wiegen einen die gegen die Bordwand gluckernden Wellen in den Schlaf.
Stralsund- und Meck-Pomm-Küsten-Fan Johann Magner freut sich schon jetzt auf die nächste Reise. Dann nämlich steuert er sein weißes „Traumschiff” von Berlin wieder nach Norden.
Am nächsten Morgen, die hanseatische Backsteinkulisse von Stralsund voraus, meint die welterfahrene Phoenix-Reiseleiterin Monika Hütte: „Ich habe schon viel gesehen, aber dieses Revier gehört für mich zu den schönsten, die ich kenne.” http://www.phoenixreisen.com/?pm=uebersicht

Schiffsdaten MS SAXONIA: Bauwerft: Hardingsveld, Niederlande; Baujahr: 2001; Reederei: Scylla AG, Basel; Charterer: Phoenix Reisen, Bonn; Flagge: Schweiz; Länge: 82 m; Breite: 9,50 m; Tiefgang: 1,05 m; Tonnage: 1000 t; Antrieb: Caterpillar, 1000 PS; Geschwindigkeit (maximal): 20 km/h; Besatzung: 22; Decks: 3; Passagiere/Kabinen: 88/44.

17415 PSW Das mittelalterliche Stralsunder Heilgeistkloster am HafenDas mittelalterliche Stralsunder Heilgeistkloster am Hafen.

17415 PSW MS SAXONIA neben der GORCH FOCK I in StralsundMS SAXONIA neben der GORCH FOCK I in Stralsund.

17415 PSW Ostseewellen trecken an den Inselstrand von HiddenseeOstseewellen trecken an den Inselstrand von Hiddensee.

17415 PSW Start der Hiddensee Radtour in Vitte vor MS SAXONIAStart der Hiddensee Radtour in Vitte vor dem Liegeplatz der MS SAXONIA.

17415 PSW Rast in der Gaststaette ENDDORN auf HiddenseeRast in der Gaststätte ENDDORN auf Hiddensee.

17415 MS SAXONIA Vierer Runde mit Marinemaler Quatsling Schauspieler Wolfgang Lippert Kapitaen Magner PSW an Deck in RalswiekVierer-Runde mit Marinemaler Thomas Quatsling, Moderator und Schauspieler Wolfgang Lippert, Kapitän Johann Magner und der Autor
an Deck in Ralswiek auf Rügen.
17415 PSW Schloss Ralswiek hinter Stoertebeker KulissenSchloss Ralswiek hinter den Störtebeker Kulissen.

17415 PSW Wolfgang Lippert vor seiner Stoertebeker SpielstaetteWolfgang Lippert vor seiner Störtebeker Spielstätte.

17415 PSW Traumblick vom Buchberg bei Gnies auf den Jasmunder BoddenTraumblick vom Buchberg bei Gnies auf den Jasmunder Bodden.

17415 PSW Typischer Ruegen Himmel im SommerTypischer Himmel über Rügen im Sommer.