SeereisenMagazin Logo klein 347 65ATLANTIK-PASSAGE · AUSGABE 6/2018hr

18618 PR ATLANTIC STAR IMG 2864Die ATLANTIC STAR – hier beim Einlaufen in Halifax – ist das Typschiff der G4-Schiffsklasse der Atlantic Container Line und wurde 2015 in China gebaut. Fotos: Philipp Rademann, Karlsruhe

Philipp Rademann

Dem Welthandel über die Schulter geschaut
Mit dem Container/RoRo-Schiff ATLANTIC STAR einmal quer über den Atlantik

Mario strahlt. Mit einem kurzen Blick prüft der philippinische Seemann das Ticket, ehe er das Gepäck entgegennimmt und mich zu meiner Kabine begleitet. Das Boarding auf einem Kreuzfahrtschiff der Luxusklasse? Mitnichten. Auf der ATLANTIC STAR starte ich zu meiner ersten Frachtschiffsreise und lerne gleich in den ersten Minuten kennen, wie persönlich es zugeht, wenn sieben Passagiere auf 22 Mann Besatzung und jede Menge Fracht treffen. Und so steht Mario auch nicht in Uniform in irgendeiner glitzernden Lobby eines Megaliners, sondern in seinem orangefarbenen Arbeitsoverall bei strömendem Regen an der mächtigen Heckrampe des 296 Meter langen Frachtschiffs im Hafen von Halifax.
Die ATLANTIC STAR ist ein kombiniertes Container- und RoRo-Schiff – ConRo-Schiff genannt – das zwischen Hamburg und den USA pendelt. Auch Passagiere werden mitgenommen. Sie können eine einfache Tour über den Atlantik buchen oder gleich eine ganze Rundreise beispielsweise ab und bis Hamburg machen. Ich steige in Halifax in der kanadischen Provinz Neufundland zu. Schon der Weg zum Schiff war eine gelungene Einstimmung auf meine erste Frachterreise. Denn der aus Marokko stammende Taxifahrer – im Hauptberuf Versicherungsmakler – kennt sich in seiner kanadischen Wahlheimat zwar offensichtlich gut aus. Aber einen Passagier hat er noch nie zum Fairview Container Terminal im Hafen von Halifax gebracht. Und da ist sie auch schon: Die Frage, die immer wieder gestellt wird, wenn ich erzähle, dass ein Frachtschiff das Mittel der Reisewahl ist. „Warum fahren Sie denn mit einem Frachter? Nehmen diese Schiffe überhaupt Passagiere mit?” Letztere Frage ist in diesem Fall einfach mit einem „ja” zu beantworten. Die Frage nach dem „warum” ist da schon komplizierter, wie die Gespräche mit Mitreisenden an Bord zeigen werden.

Die ATLANTIC STAR: Das Typschiff der G4-Klasse der Atlantic Container Line
Die ATLANTIC STAR ist das erste von fünf Schwesterschiffen, die auf einem Liniendienst über den großen Teich unterwegs sind, der etwas Besonderes ist. Denn das Schiff kann sich nicht entscheiden, ob es rollende Ladung wie ein Autotransporter befördern will oder Container wie ein Containerschiff. Es macht beides. Das ist die Philosophie der Atlantic Container Line seit der Gründung im Jahr 1967. Im Bauch der ATLANTIC STAR finden sich viele Kilometer Stauraum für Fachzeuge, Baumaschinen und jede Form von anderer rollender Ladung. Die Deckshöhe lässt es sogar zu, dass ganze Eisenbahnzüge auf rollenden Paletten transportiert werden können. Und an Deck stapeln sich zudem bis zu 3.807 Container, viele von ihnen Kühlcontainer. Mittschiffs – wie heute bei großen Containerschiffen nicht unüblich – findet sich das Deckshaus mit Platz für die 22 Crewmitglieder und bis zu zwölf Passagiere. Der 2. Offizier James erläutert beim kurzen Sicherheitsbriefing nach der Einschiffung, dass weitere Passagiere einen Bordarzt erforderlich machen würden. Und so bleibt das Privileg, als Passagier auf einem Frachtschiff zu reisen, einer kleinen Zahl von Menschen vorbehalten.
Mit von der Partie sind bei dieser Reise in Richtung Europa ein gerade in Rente gegangener Manager aus New York, ein Lehrer aus dem kanadischen Ontario, eine Lebenskünstlerin aus Vancouver mit finnischen Wurzeln und ein Banker aus Paris. Und ein deutsches Ehepaar aus Bayern, das zwar wenig Englisch spricht, aber jede Minute der Frachtschiffsreise in vollen Zügen zu genießen scheint. Etwas mehr als ein paar Brocken Englisch sollte jeder Reisende allerdings besser schon sprechen, um mit den anderen Passagieren und der Crew ins Gespräch kommen zu können. Denn von ihnen erfährt man viel über die Motivation, an Bord zu reisen oder zu arbeiten. Ganz nebenbei schaut man dem Welthandel in Zeiten der Globalisierung quasi über die Schulter.

Halifax ade: 8 Tage Atlantik pur mit Kurs Liverpool
Nachts um drei Uhr hat die ATLANTIC STAR ihre Fracht nach Europa komplett geladen. Während sich auf dem Deck die Container stapeln, sieht es in den RoRo-Decks deutlich leerer aus. „Im Sommer transportieren wir meist weniger Ladung”, weiß der 2. Offizier James zu berichten. Die fünf Schiffe der sogenannten G4-Klasse haben aber auch eine deutlich größere Kapazität als ihre Vorgängerschiffe. Diese wurden erst in den letzten Jahren seit 2015 im nahezu biblischen Schiffsalter von rund 30 Jahren von der ATLANTIC STAR und ihren vier jüngeren Schwestern abgelöst.

Zylmann Welcome Aboard 470Während die nächtliche Skyline von Halifax vorbeizieht, fällt direkt ein großer Unterschied zu Kreuzfahrtschiffen auf. Es ist stockdunkel auf dem obersten Deck des Schiffes – Beleuchtung sucht man hier ebenso vergebens wie Whirlpools oder Sportgeräte. Den Sternenhimmel kann man dafür an klaren Nächten ungestört bestaunen – Lichtverschmutzung gibt es nicht.
Spartanisch geht es dennoch nicht zu. Die Passagierkabinen mit Blick über das Achterdeck sind zwar zweckmäßig eingerichtet, aber Platz gibt es jede Menge. Die Betten sind hintereinander angeordnet, jeweils von einem Vorhang zum Zuziehen umgeben. Kein Wunder, weist doch schon das Türschild die Kammer als Fahrerkabine aus. LKW-Fahrer dürften aber eher selten auf dem Weg über den Atlantik anzutreffen sein. Das hat auch Grimaldi Lines – die italienische Muttergesellschaft der Atlantic Container Line (ACL) – erkannt und verkauft seit diesem Jahr die Transatlantik-Passagen auch an Passagiere. Daneben verfügt die Kabine auch über einen Schreibtisch und zwei Ledersessel. Alles, wie das Schiff selbst, aus chinesischer Produktion. Das geräumige Badezimmer ist mit Dusche und WC ausgestattet und bietet alles, was man braucht. Nur ein täglicher Kabinenservice schaut nicht vorbei. Steward Lucio übernimmt auch diese Aufgabe dann und wann neben seinem Servicejob in der Messe. Einfach das Schild „Cleaning please” an die Kabinentür hängen. Es soll auch ja auch keine Luxusüberfahrt wie auf der QUEEN MARY 2 werden.
Die Route folgt allerdings fast historischen Vorbildern. Samuel Cunard – aus Halifax stammend – hatte 1840 seine erste BRITANNIA auf die Überfahrt von Liverpool nach Boston geschickt. Wir nehmen die West-Ost-Richtung und steuern mit 19 Knoten Europa entgegen.
An Bord ist die Routine auf See schnell eingekehrt. Schon ein laminierter Aushang in der Kabine erklärt, dass das Frühstück ab 7.30 Uhr serviert wird. Das Mittagessen gibt es ab 12.00 Uhr, schon fünf Stunden später wartet Steward Lucio darauf, das Dinner zu servieren. Getrennte Mannschafts- und Offiziersmessen wie auf vielen Frachtschiffen gibt es nicht. Stattdessen eine große Messe mit kombinierter Lounge unterhalb der Brücke und mit einem herrlichen Blick über das Vorschiff. Hier werden Offiziere und Passagiere vom Steward bedient, während die philippinische Crew das Buffet mit asiatischem Angebot nutzt. Das Essen schmeckt und ist mit dem Begriff „Hausmannskost” sicherlich gut umschrieben. Schade nur für die Passagiere, dass es nicht mehr philippinische Speisen gibt. Immer wenn Koch Jose Gerichte aus seinem Heimatland auf den Speiseplan setzt, schmeckt es besonders gut. Alles fröhlich und sehr unkompliziert. Ein kulinarisches Highlight ist das Sommerfest für Besatzung und Passagiere mit Barbecue und reichlich kanadischem Hummer. Das gemeinsame Karaoke-Singen mit der Crew, das sich anschließt, zieht sich bis weit nach Mitternacht hin – internationale Hits wechseln sich mit philippinischen Lovesongs ab. Nur beim Alkohol gibt es an Bord feste Regeln, denn die ATLANTIC STAR ist für die Crew komplett alkoholfrei. Die Passagiere können mittags und abends eine Flasche Heineken-Bier oder eine Miniflasche Rot- bzw. Weißwein erhalten. Alles im Reisepreis enthalten. Aber wen nach einem zweiten Bier dürstet, geht leer aus. Auch gegen Bakschisch nicht erhältlich. Hier hat alles seine Ordnung.
Für die Passagiere hat ACL-Grimaldi die Ausstattung an Bord aufgehübscht. Ein Konferenzraum wurde zur Tageslounge umdeklariert, Fernseher und Spielesammlung inklusive. Hier gibt es auch einen separaten Wäscheraum, wo Waschmaschine und Trockner für die Passagiere bereitstehen. Kostenlos selbstverständlich, wie alles an Bord. Nebenkosten – auf Kreuzfahrtschiffen ein großes Thema – gibt es auf der ATLANTIC STAR nicht. Keinen einzigen Euro können die sieben Passagiere während der elftägigen Reise nach Hamburg an Bord „loswerden”. Die Reisenden dürfen auch den Fitnessraum der Crew mitbenutzen oder die Sauna aufsuchen. Genutzt wurde die Sauna während unserer Reise indes nicht, denn saunieren kann man schließlich überall. Aber von der Brücke zu jeder Tages- und Nachtzeit auf das weite, endlose Meer zu blicken: Das geht woanders nicht. Und die Kommandozentrale des Schiffes steht Passagieren immer offen. Schon nach kurzer Zeit kennen die Reisenden auch die Wachzeiten der einzelnen Offiziere. Die Nachmittagsschicht von 12 bis 16 Uhr und die Nachtwache von Mitternacht bis 4 Uhr hat der 2. Offizier James. James freut sich, dass Passgiere an Bord mitreisen. Zu Hause auf der philippinischen Insel Luzon warten Ehefrau und zwei Kinder auf den seefahrenden Ehemann und Vater, der immer acht bis neun Monate an Bord ist. Auf die Frage, ob die lange Zeit fern der Familie nicht schwierig zu ertragen sei, zuckt James nur mit den Schultern. Sowohl sein Vater als auch sein Schwiegervater seien schließlich schon zur See gefahren. Seinen Vater habe er teilweise fast zwei Jahre nicht gesehen, denn dessen Arbeitsbedingungen seien in den achtziger Jahren als Koch erheblich schlechter gewesen. Seine Gattin habe also gewusst, auf wen sie sich einlässt, ergänzt er lachend. Täglichen Kontakt nach Hause gibt es trotzdem – dank des auch auf hoher See fast immer verfügbaren Internets: Crewmitglieder können jede Woche kostenlos zehn Stunden chatten, surfen oder sich mit den Lieben daheim über Facetime unterhalten. James steht der Schiffsmechaniker Arnold zur Seite, der an Bord so etwas wie den Klassenclown gibt. Ob bei der Wache auf der Brücke oder beim Streichen an Deck mit dem Farbtopf in der Hand: Arnold ist für jeden Spaß zu haben. Fröhlichkeit, die ansteckend ist.

Wetterbeobachtung auf hoher See und ein Zuschuss für die Crewkasse
Mitten auf dem Atlantik ist erstaunlich viel zu sehen. Delphine begleiten das Schiff von Zeit zu Zeit. An Tag vier taucht nachmittags auf der Backbordseite ein großer Wal auf. James steuert hart steuerbord, um eine für das Tier tödliche Kollision zu vermeiden. Mit 19 Knoten Fahrt vibriert die ATLANTIC STAR ganz ordentlich, als sie dem Wal ausweicht. Geschafft, es passiert nichts. Kapitän Tihomir Totev ist binnen Sekunden auf der Brücke, als er die ungewöhnliche Schiffsbewegung wahrnimmt. Da sind die unzähligen Emails, mit denen sich der moderne Seemann auch mitten auf dem Ozean in seinem Office gleich hinter der Brücke „herumschlagen” muss, plötzlich Nebensache.
Auf eines ist die Crew besonders stolz: Die Wetterbeobachtung. Für den europäischen Wetterdienst werden auf hoher See alle 8 Stunden mit Helium gefüllte Messballone gestartet. „Sie steigen bis auf 25 Kilometer und liefern wichtige Wetterdaten für die aktuellen Prognosen”, weiß Schiffsmechaniker Arnold zu berichten, der seinen Job im Dienste der Wissenschaft mit Freude wahrnimmt. Angenehmer Nebeneffekt: Die Crewkasse wird mit Zuschüssen der Wetterforscher bedacht.
Der aus Bulgarien stammende Kapitän ist nahezu sein gesamtes Berufsleben auf Schiffen von Grimaldi Lines unterwegs. Er ist kein Mann großer Worte, mehr als ein „Good Morning” richtet er meistens nicht an die Passagiere. Das Motto „happy crew – happy ship” ist ihm allerdings wichtig. Von der Brücke kann über die Sicherheitsmonitore das Basketballturnier verfolgt werden, das mitten auf dem Atlantik in einem nicht beladenen Teil des untersten RoRo-Decks stattfindet. Die Basketballkörbe hängen an den ausgefahrenen Hebebühnen von Gabelstaplern. Und der Kapitän ist ganz vorne mit dabei. Teambuilding kann so einfach sein.

Fatherland: Die irische Küste kommt in Sicht
Jeder der Passagiere hat einen ganz eigenen Grund, diese Reise auf einem Frachter zu machen. Der Weg als Ziel. Vielleicht auch zu sich selbst. Oder einfach einmal für ein paar Tage die Seele baumeln lassen. Jules, der französische Banker, ist seit Kindertagen von Frachtern fasziniert. Sein Vater war Beamter in den französischen Kolonien. Ob Vietnam oder Guadeloupe, immer ging es in den fünfziger und sechziger Jahren mit einem Kombischiff in die neue Heimat oder wieder zurück ins heimatliche Marseille. Ganz andere Motive für die Reise hat William. Der pensionierte Lehrer aus Ontario ist auf der Suche nach den Wurzeln seiner Familie. Im damals bitterarmen Irland hat sein Urururgroßvater 1839 geheiratet, bevor er mit seiner Gattin nach Kanada auswanderte. Dorthin will er jetzt reisen, um in Kirchenarchiven nach Dokumenten zu seinen Vorfahren zu forschen. An Tag sieben der Reise steht er schon am frühen Morgen an Deck. Die Sonne geht langsam auf, als am Horizont ganz klein die irische Küste auftaucht. „Fatherland” ruft er spontan, ehe er vor Freunde weint. Ich bin tief bewegt.
Diese Begegnungen und Gespräche machen den Charme und die Anziehungskraft dieser Reise aus. Eigentlich unbeschreiblich. Währenddessen sind zum ersten Mal seit dem Verlassen von Kanada Schiffe zu sehen. Darunter auch eine gute, alte Bekannte. Die OSCAR WILDE kreuzt auf dem Weg von Cherbourg ins irische Rosslare unsere Route. Bis 2004 war diese Fähre als KRONPRINS HARALD erst für die Jahre Line und dann für die Color Line von Kiel nach Oslo unterwegs.
In Liverpool macht die ATLANTIC STAR für 24 Stunden Station. Fracht wird entladen. Neue Ladung kommt keine an Bord, denn die Heimatstadt der Beatles steht auch auf dem Weg von Europa nach Kanada und USA auf dem Routenplan. Um überhaupt am Pier festmachen zu können, muss die Brückencrew eine nautische Meisterleistung vollbringen. Die Gladstone-Schleuse passt so eben, ist doch das Schiff speziell für das Anlaufen des tideunabhängigen Hafenbeckens von Liverpool konzipiert worden. Zuvor muss das Schiff bei ablaufendem Wasser noch eine elegante 90 Grad-Drehung auf dem Mersey vollbringen.

Stippvisite in Liverpool: Die Heimatstadt der Beatles hat viel zu bieten
In Liverpool verfolgen die berühmtesten Söhne der Stadt die Touristen natürlich auf Schritt und Tritt. Besonders vor dem Cavern Club in der Matthew Street drängen sich die Beatles-Fans jeden Alters. Als Bronzeskulptur sind die Pilzköpfe zudem auch in Lebensgröße im Straßenbild präsent. Aber auch das maritime Erbe Liverpools wird am Mersey modern interpretiert. Das Schifffahrtsmuseum lässt die goldene Zeit der Atlantikliner wiederaufleben – viele tolle Schiffsmodelle und Einrichtungsgegenstände der Ozeanliner vergangener Zeiten inklusive. In Liverpool war schließlich die Cunard Line über 100 Jahre beheimatet. Aber auch aktuelle gesellschaftliche Diskussionen lässt das Maritime Museum in Liverpool nicht aus, wie eine Sonderausstellung über Homosexualität in der ehedem reinen Männerwelt der Seeschifffahrt zeigt.
Noch schnell auf Fish & Chips und ein echtes Guinness in einen der vielen Liverpooler Pubs eingekehrt und dann geht es auch schon wieder zurück auf die ATLANTIC STAR. Auch dieses Mal zeigt sich der Taxifahrer irritiert. „Sind Sie Crew-Mitglied?”, fragt er ungläubig. Davon, dass Frachtschiffe auch Passagiere befördern, hat er noch nie etwas gehört.

Helgoland voraus: Sonnenschein auf dem Weg nach Hamburg
Nach einem Tag im Englischen Kanal kommt am letzten Tag auf See schließlich Helgoland bei strahlendem Sonnenschein in Sicht. Zeit, den Liegestuhl in Position zu rücken. Der 2. Offizier James fragt nach der Geschichte des früheren „Fuselfelsens”, der sich in den letzten Jahren zum Hotspot der Offshore-Windenergiebranche gemausert hat. Davon, dass auf Helgoland bis heute zollfrei eingekauft werden kann, hat auch die Crew der ATLANTIC STAR gehört. Im engen Fahrwasser vor Cuxhaven passiert das französische Containerschiff CMA CGM ANTOINE DE SAINT EXUPERY von Hamburg kommend die ATLANTIC STAR. Neben diesem nagelneuen Containerriesen mit seinen 400 Metern Länge und Platz für bis zu 20.600 Container nimmt sich unser Schiff geradezu klein aus. An der Steuerborseite ziehen unterdessen die Kugelbake und die Alte Liebe – beides Wahrzeichen von Cuxhaven – vorbei.
Mitten in der Nacht macht die ATLANTIC STAR in Sichtweite der Elbphilharmonie am O’Swaldkai fest. Brückenoffizier James muss zu nachtschlafender Zeit an die Kabinentüren klopfen. Die Bundespolizei möchte die Pässe aller Passagiere sehen. Gut, dass im Hamburger Hafen alles seine Ordnung hat. Meine erste Reise auf einem Frachtschiff geht morgens nach dem Frühstück mit dem Gang über die mächtige Heckrampe des Schiffes ganz entspannt zu Ende. Es war nicht die letzte Reise auf einem Frachter – ganz sicher nicht.

Technische Daten der ATLANTIC STAR
Reederei: Atlantic Container Line, USA (Heimathafen: Liverpool); Bauwerft: Hudong Zhonghua Shipyard, China; Ablieferung: 27.10.2015; Vermessung: 100.430 GT; Länge: 296 m; Breite: 37,60 m; Tiefgang: 10,25 m; Höhe bis Deck 4: 22,95 m; Maschine: 1 x Wärtsilä 8RTflex68D mit 22.000 kW; Dienstgeschwindigkeit: 19,25 Knoten; Treibstoffverbrauch: 70,00 Tonnen/24 Stunden; Scrubber: Alfa Laval.

Informationen zur Reise
Rundreise Hamburg – Antwerpen – Liverpool – Halifax – New York – Baltimore – Portsmouth – Halifax – Liverpool – Hamburg o.ä. (Dauer: etwa 34 Tage, auch Teilstrecken möglich). Reisepreis der Rundreise (Stand: 08/2018): 2.100 € pro Person bei Doppelbelegung (2.450 € bei Einzelnutzung); Preis der hier beschriebenen Teilstrecke Halifax – Hamburg: 750 € pro Person bei Doppelbelegung (1.050 € bei Einzelnutzung); weitere Teilstrecken möglich.

Buchbar z.B. über
Internationale Frachtschiffreisen Pfeiffer, Manteuffelstraße 6, 42329 Wuppertal, Telefon 02 02-45 23 79, www.frachtschiffreisen-pfeiffer.de
Frachtschiff-Touristik Kapitän Zylmann, Mühlenstraße 2, 24376 Kappeln, Telefon 0 46 42-9 65 50, www.zylmann.de

18618 PR Kabine IMG 2923Komfortabel und schlicht: Blick in eine der Passagierkabinen an Bord der ATLANTIC STAR.

18618 PR IMG 2975Beste Aussicht nach vorn: Die Außendecks der ATLANTIC STAR bieten einen Panoramablick auf das weite Meer bei Tag und den Sternenhimmel bei Nacht.

18618 PR Bruecke IMG 2936Die Brücke auf einem Frachtschiff steht Passagieren – anders als auf den Megalinern der Kreuzfahrt – zumeist rund um die Uhr offen.

18618 PR IMG 2996Barbecue an Deck: Die Crew der ATLANTIC STAR hat eine Gasflasche zum Holzkohlegrill umfunktioniert und bereitet Schmackhaftes für das Sommerfest an Bord vor.

18618 PR IMG 3001Auch kanadischer Hummer und Shrimps dürfen an Bord nicht fehlen: Buffet anlässlich der Crewparty an Bord.

18618 PR IMG 3049Alle Mann an Deck: Eine Brandschutzübung der Crew gehört zum umfassenden Sicherheitskonzept an Bord.

18618 PR IMG 3210Die Brücke bietet jede Menge Platz und ist mit modernster Technik ausgestattet.

18618 PR IMG 3223Auch der Maschinenraum kann bei einer Schiffsbesichtigung erkundet werden: Blick in den Maschinenkontrollraum an Bord der ATLANTIC STAR.

18618 PR IMG 3238Lange vor dem Erreichen von Liverpool kommt der Lotse an Bord: Das Anlegemanöver in der Stadt am River Mersey erfordert Erfahrung und besonderes Können.

18618 PR IMG 3390Die Heimatstadt der Beatles weiß, was sie den legendären „Pilzköpfen” schuldig ist: Skulpturen der berühmtesten Söhne der Stadt nahe dem revitalisierten Hafen.

18618 PR IMG 3415Zeitreise auf dem Mersey: Die Flussfähren, die von Liverpool auf die andere Flussseite pendeln, stammen aus einer anderen Zeit.

18618 PR IMG 3454Auf den RoRo-Decks der ATLANTIC STAR ist viel Platz für große Maschinen, wie dieses Straßenbau-Ungetüm aus US-Produktion, das in Liverpool entladen wird.

18618 PR IMG 3464Ob Baumaschinen oder Neuwagen: Flexibilität für jede Art von rollender Ladung ist Trumpf im Laderaum der ConRo-Schiffe, die zwischen USA und Hamburg pendeln.

18618 PR IMG 3527Die ATLANTIC STAR und ihre vier Schwesterschiffe passen so gerade in die Schleusen, die den tideunabhängigen Hafen Liverpools vom Fluss Mersey trennen.

18618 PR IMG 3552Seenotübung vor der Küste von Wales: Dieser britische Rettungshubschrauber hat sich kurzfristig per Funk angekündigt, um für den Ernstfall auf hoher See zu trainieren.

18618 PR IMG 3644Der SWATH-Lotsentender DÖSE bringt in der Elbmündung den Lotsen an Bord: Noch wenige Stunden und die ATLANTIC STAR wird im Hamburger Hafen festmachen.

18618 PR IMG 3706Im strahlenden Sonnenschein liegt die ATLANTIC STAR in Sichtweite der Elbphilharmonie: Die große Heckrampe wird bei der Ausschiffung in Hamburg ein letztes Mal passiert.