SeereisenMagazin Logo klein 347 65ELBE-REISE · AUSGABE 4/2018hr

18410 PSW MS JUNKER JOERG vor der Meissner AlbrechtsburgMS JUNKER JÖRG vor der Meißner Albrechtsburg. Fotos: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund


Dr. Peer Schmidt-Walther
JUNKER JÖRG alias Martin Luther
Verlockungen zwischen „Elbflorenz” und „Tor zur Welt”

Eine Elbe-Reise hat es in sich. Die Route ist reich an landschaftlichen, architektonischen, kulturellen und schiffigen Höhepunkten. In malerischen Städten mit langer Geschichte wird angelegt, die unsterblich verbunden sind mit großen Namen. Berühmt ist das Elbe-Einzugsgebiet aber auch durch Erfinder, Schriftsteller und Künstler, durch prachtvolle Bauwerke und die Schönheit seiner Lage. Abwechslungsreiche Landschaften mit Weinbergen, weiten Feldern, Felskliffs, Wäldern und Auen säumen den Weg während so einer Flusskreuzfahrt. Bis hin sogar zum Welthafen Hamburg.
Selbst Gäste aus den Anliegerländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg müssen einräumen: „Die Elbe kennen wir zwar, aber nicht vom Wasser aus”.

Sächsisch-humorige Einführung
„Wissen Sie, nach wem diese Brücke zu Vorwende-Zeiten benannt wurde?”, fragt ein unverkennbar sächsischer Mitpassagier rhetorisch in die Eincheck-Runde vor der Rezeption: „Nach dem Kommunisten Dimitroff, „aber jetzt heeßt se wieder so wie früher”. Auch der lebenslustige König August der Starke hätte über den DDR-Witz gelacht: „Bei seinen Brückenüberfahrten per Kutsche fing der Frauenheld gern hübsche Mädels ein und befahl dann einfach: ‚Die mit druff! Die mit druff! Die mit druff!’”. Sächsischer Humor zur Einstimmung, wobei die Original-Mundart für zusätzliche Heiterkeit sorgt. Über die Brücke rollt gerade ein Straßenbahn-Zug mit dem passenden Werbeslogan: „Wir lieben Dresden”.
Die erste Nacht haben alle ausgeschlafen überstanden. „Ich hätte nicht gedacht”, so ein Gast überrascht, „dass das Wellengluckern an der Bordwand so schön einschläfernd wirkt”.
Nach dem üppigen Frühstücksbüffet machen sich die JUNKER JÖRG-Fahrer auf zur Stadterkundung, entweder als geführte Gruppe oder privat mit Stadtplan bewaffnet, den jeder an der Rezeption erhält. Zusammen mit einem Willkommens-Händedruck von Kapitän und Betreiber Jan Harnisch aus Wittenberg und seinem Kapitäns-Kollegen Joachim Schramm aus Tangermünde sowie von Hoteldirektor Sinisa Stanojevic aus Serbien und Restaurantchef Agostinho Sousa aus Portugal. Die einen kümmern sich um nautische Sicherheit, die anderen sorgen für ein absolutes Wohlfühl-Ambiente.

Elbflorenz von Canaletto
Einen halben Tag und eine ganze Nacht lang Zeit hat man hier. Angefangen bei der Frauenkirche, dem brechend vollen Wiederaufbau-Wunder und städtischem Highlight gleich hinter dem Terrassenufer. Kirchenhelfer geben bereitwillig Auskunft, zum Beispiel dass die Kuppel unglaubliche 10.000 Tonnen wiegt. Abgesehen von der elfjährigen Bauzeit und einem Spendenregen aus aller Welt in Höhe von 100 Millionen Euro.
Auf dem Programm danach stehen die wichtigsten und schönsten kulturellen Wahrzeichen aus der Vielfalt der Sehenswürdigkeiten: Semperoper und Zwinger, das Neue Grüne Gewölbe im Schloss mit über tausend Exponaten der ehemaligen Schatzkammer, die Brühlsche Terrasse und das Albertinum. Aber auch das Verkehrsmuseum am Neumarkt im Johanneum, das außen mit den Kacheln des „Fürstenzuges” geschmückt ist, lohnt einen Besuch. In seinen umfangreichen Sammlungen – Schwerpunkt Sachsen – zum Straßen-, Nah-, Schiffs- (mit anschaulichen Exponaten zur Elbe-Schifffahrt) und Eisenbahnverkehr kann man auf 5.000 Quadratmetern Technikgeschichte hautnah erleben. Faszinierend für Fans ist die 325-Quadratmeter-Modelleisenbahnanlage der Spur 0, die zu den bedeutendsten in Europa zählt.
Am frühen Nachmittag lässt Kapitän Joachim Schramm auf der Brücke 1800 „Deutz-Pferde” erzittern. Nach einem furiosen Drehmanöver vor der Brühlschen Terrasse, dem Balkon Dresdens, passiert JUNKER JÖRG die Schokoladenseite der sächsischen Landeshauptstadt.
„Ah!” hört man aus vielen Mündern, als hinter der letzten Brücke sämtliche Türme der historischen Residenzstadt Dresden das Heckpanorama ausfüllen. Denn sie kennen ihn alle, den berühmten „Canaletto-Panoramablick” des italienischen Renaissance-Malers auf „Elb-Florenz”. Auf Gegenkurs passiert der über 100 Jahre alte Weiße-Flotte-Raddampfer MEISSEN und grüßt mit heiserer Pfeife, JUNKER JÖRG mit seinem markanten Mehrklang-Horn. Das jagt einem Schauer über den Rücken.

Feuerzangenbowle lässt grüßen
Nach dem opulenten Mittagessen schwelgen alle noch von den vielfältigen Dresdner Impressionen. Bis am späten Nachmittag hinter einer Flussschleife die Türme von Meißen in Sicht kommen. Unterhalb der mächtigen Albrechtsburg wird angelegt. Schon nach wenigen Schritten ist man fasziniert von den verwinkelten, romantischen Gassen, dem wohl restaurierten Stadtbild und den freundlichen Bewohnern.
Zur Seh-Pause nach dem Treppen-Aufstieg empfiehlt sich eine der Burggaststätten, zum Beispiel der „Domkeller”: bei erntefrischem Nieschützer Spargel, einem kühlen weißen Elbling mit Terrassenblick. Unwillkürlich kommen einem dabei Szenen aus dem Rühmann-Film „Die Feuerzangenbowle” in den Sinn. Der apfelblütenumkränzte Blick aus seiner Studierstube über das idyllische „Babenberg”.
Bekannt wurde die Stadt der „blauen Schwerter” durch die königliche Porzellanmanufaktur, die 1710 auf der Albrechtsburg gegründet wurde und nach wie vor Weltruf genießt. Meißen sonnt sich im Glanz des „weißen Goldes”.
Aber auch die Frauenkirche, das spätgotische Rathaus, die Nicolaikirche und der Dom sind sehenswerte historische Bauten. Während eines Rundgangs samt anheimelndem Mittelaltermarkt auf dem Burghof geht dem Besucher manch geschichtsträchtiges Licht auf.

Weine aus Sachsen – eine Rarität
Hier, in Deutschlands kleinstem von 13 Weinanbaugebieten, hat man zudem Gelegenheit, die wenig bekannten, aber dafür umso gehaltvolleren und nicht gerade preiswerten Tropfen der Region zu verkosten. Ein paar gut sortierte Läden und Schänken laden dazu ein. Die Dachmarke nennt sich stolz: „Eine Rarität – Weine aus Sachsen”, macht aber nur 0,2 Prozent der deutschen Weine aus.
Das sächsische Elbland ist seit 1272 zugleich die nordöstlichste Weinregion Europas. Schon seit über achthundert Jahren setzen hier die Winzer auf die besonders milden Sommer, wie man erfährt, um ihre Reben zu kultivieren. Vor allem weiße Rebsorten gedeihen in den Terrassen- und Steillagen rund um Dresden und Meißen prächtig – unter anderem Müller-Thurgau, Elbling, Weißburgunder, Grauburgunder, Goldriesling und Traminer –, aber auch Rotwein und Sekt werden produziert. Nicht weniger verführerisch: die milden Obstbrände.
Beneidenswert sind die Ausblicke, die die Trauben inmitten dieser einmaligen Kulturlandschaft haben, liegen ihnen doch ebenso malerische wie historische Städte und die Elbe, die seinerzeit die Romantiker inspirierte, zu Füßen.

Vielfältiges Torgau an Backbord
Als bedrohlicher Schattenriss zeichnet sich gegen die Nachmittagssonne ein trutziges Gebäude ab: Torgaus Schloss Hartenstein, nach Dresden bevorzugte Residenz der sächsischen Kurfürsten. Die strategisch angelegte Festung thront auf einem Porphyrfelsen und kann sich rühmen, eine vollständig erhaltene Anlage der deutschen Frührenaissance zu sein.
Hinter seinen Mauern wurden nicht nur rauschende Feste gefeiert, sondern in den Verliesen auch Menschen gefangen gehalten. Heute sind es „nur noch” ein paar bemitleidenswerte Braunbären im Schlossgraben. In der Straße mit dem idyllischen Namen „Fischerdörfchen”, erzählt Joachim Schramm, wird an dunkle Zeiten – „Spuren des Unrechts” – erinnert. Die berüchtigte Nummer 15 – heute in moderne Wohneinheiten umgewandelt – war für nicht angepasste DDR-Jugendliche ein Martyrium: der „Werkhof”, einzige Anstalt der Republik für „Schwererziehbare”.
Torgau, gelegen im Nordwesten des Freistaates Sachsen, kann auf eine 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Im 16. Jahrhundert war die Stadt – sie gilt als eine der schönsten aus der Renaissance – das politische Zentrum von Sachsen und der Reformation.
Berühmt wurde die Stadt in der jüngeren Geschichte durch eine historische Begegnung zwischen amerikanischen und sowjetischen Soldaten am Mittag des 25. April 1945 an der zerstörten Elbbrücke. Von der steht nur noch ein Pfeiler, und ein Denkmal am Flussufer erinnert daran. Wenngleich das erste „echte” Zusammentreffen bereits südlich davon in Strehla stattfand und später in Torgau für die Chronisten und Wochenschauen nachgestellt wurde. So jedenfalls berichtet kundig Kapitän Jan Harnisch bei der Passage der historischen Stätte.

Binnenschiffers Rechenübung
Gemächlich pendelt JUNKER JÖRG im 14-Kilometer-„Tempo” durch sanfte Fluss-Schleifen nach Norden. Die Ruhe des eingedeichten Grünlandes überträgt sich auf den Betrachter. Außer Vogelrufen oder dem Blöken von Schafen ist kaum ein Laut zu hören. Stille, wie man sie selten noch findet. Abgesehen von der Verkehrsarmut der Elbe, die nur noch wenige Frachtschiffe, meistens unterwegs zwischen Tschechien und Hamburg, befahren.
Kapitän Joachim Schramm hat Pause und Zeit zur Beantwortung von Gästefragen, zum Beispiel diese: „Wie sind Sie denn früher gefahren, so ohne alle diese Computer?” Schramm, schon seit Jahrzenten Binnenschiffer, schmunzelt: „Nach Augenmaß und ohne Zeitdruck. Heute gibt’s einen festen Fahrplan, während wir früher abends Feierabend machten und in die Kneipe gingen”. In Magdeburg erinnert noch der als Museumsstück aufgebockte Raddampfer WÜRTTEMBERG an diese „goldenen Zeiten”.
Schramm rechnet vor: Angenommen ein 400 PS-Binnenschiff transportiert 600 Tonnen Schüttgut über 80 Kilometer, verbraucht es knapp 370 Liter Diesel. Statt 24 LKW bewältigt nur ein Schiff die Ladung. Allemal eine positive CO2-Bilanz. „Wozu haben wir denn Wasserstraßen!?”, fragt der Schiffsführer nach dieser kleinen Rechenübung, den schiffsleeren Fluss stets dabei im Blick.

Sonnenuntergang auf Facebook
Immer weiter nach Norden führt der Schlängel-Kurs durch das friedliche Biosphärenreservat Mittelelbe, schon seit 1979 UNESCO-Schutzgebiet. Gurgelnd saugt der 1400-Tonner das Flusswasser ab, das in seinem Heckwasser wieder zu schmatzender Höchstform am Ufer aufläuft. Nur übertönt von den schrillen Schreien eines Greifvogel-Pärchens. Eine Mitfahrerin ist begeistert und notiert sich die Beobachtung nach dem Blick durchs Fernglas.
Die Elbe fließt hier noch, wie es scheint, relativ unbeeinflusst durch menschliche Eingriffe – bis auf die Buhnen – und hat natürliche Überschwemmungsräume geschaffen. „Man findet hier noch”, schwärmt sie kundig, „Wiesen mit jahrhundertealten Solitärteichen und das größte zusammenhängende Auenwaldgebiet Mitteleuropas. Pflanzen und Tiere, die in anderen Teilen Europas nahezu ausgestorben sind, haben hier noch ihren Lebensraum”.
Die untergehende Sonne verzaubert das Elbtal mit einer Symphonie von Rot-Orange-Tönen. Bald ist das Farbspiel sogar auf Facebook zu sehen, das einige begeistert gepostet haben. „Das ist doch niemals auf der Elbe”, zweifeln einige Nutzer.
Die beiden Kapitäne lösen sich bis kurz vor Mitternacht vor den Monitoren beim Steuern ab. Nur der riesige Vollmond über dem gezackten Rand der Aue-Wälder schaut den beiden bei ihrem verantwortungsvollen Job über die Schultern. Der gleißende Schiffsscheinwerfer-Strahl tastet die Ufer und Fahrwassertonnen ab. Ein Fluss-Schauspiel, das auch die weinselige Oberdecksrunde fasziniert. Über Nacht wird im Heimathafen von JUNKER JÖRG festgemacht.

Weltbewegendes in der Lutherstadt
Der Vormittag steht ganz im Zeichen Wittenbergs. Als Ausgangspunkt der lutherischen Reformation war die alte Universitätsstadt ein geistiges und kulturelles Zentrum in Mitteleuropa. 1517 soll Martin Luther die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche geschlagen haben. Sie sind heute – haltbarer – in Metall gegossen am Portal zu lesen und werden von Menschentrauben belagert. Vom Turm der Schloss- und Stadtkirche bietet sich ein beeindruckendes Luftbildpanorama auf das Gassengewirr und die Elbe.
Gerade ist das weltbewegende Ereignis 500 Jahre her. Man spürt es überall in der Stadt, die sich mächtig herausputzt. Nicht nur zu Ehren von Luther, der, wie auch seine Frau Katharina von Bora, überall präsent ist. Er und seine Mitstreiter Philipp Melanchthon und der geniale Maler Lucas Cranach der Ältere machten die Elbe-Stadt im Zeitalter der Renaissance zu einem Zentrum des europäischen Humanismus.
Die Busgruppe steuert auch noch den Wörlitzer Landschaftspark an, seit 2000 UNESCO-Welterbe. Nur eine halbe Stunde Fahrt mit Fernblicken auf Wittenberg und man ist im Garten-Wasserreich von Fürst Leopold III. Friedrich Franz. Rund zwei Jahrhunderte nach Luthers Tod gingen von ihm entscheidende Impulse aus. Sechs Parkanlagen und zahlreiche Kleinarchitekturen schmiegen sich heute in die Wiesen an Mulde und Elbe. Sie verleihen der ganzen Region den Charakter eines Gartens von unendlicher Weite. Dessau-Wörlitz gilt als die Geburtsstätte des Landschaftsgartens, des Klassizismus und der Neugotik in Deutschland.
Per Gondel werden die Gäste durch die schmalen Kanälchen gerudert. Die sind gesäumt von dem künstlerisch angelegten Park, für den Menschenfreund Fürst Franz „eine harmonische Verbindung von Mensch und Natur anstrebte”, wie der Bootsführer sagt. Seine Informationen und Anekdoten werden immer wieder unterbrochen von staunenden „Ah!”- und „Oh!”-Ausrufen.

Am Bauhaus vorbei zu den Halbkugeln
Schade, dass nicht in Dessau angelegt werden kann. Denn es lockt ein weiterer UNESCO-Welterbe-Schatz – das 1926 von Prof. Walter Gropius eröffnete Bauhaus in Dessau, bedeutendste Kunst- und Designeinrichtung der Klassischen Moderne im 20. Jahrhundert. Das Junkers-Technik-Museum mit seiner JU 52 muss man sich für einen längeren Besuch der Region aufsparen. Zum Beispiel während einer Radtour auf dem vielgepriesenen Elbwanderweg. Der führt wie der JUNKER-Kurs auch an Schönebeck vorbei. Hier haben auch die erfahrenen Kapitäne Schramm und Harnisch als Jungmänner ihr Handwerk gelernt.
Wie eine feierliche Prozession gleitet abends die Stadtkulisse von Magdeburg, in dem Kaiser Otto der Große (912 – 973) residierte, an Backbord vorüber. Vom Sonnendeck aus zeigt die illuminierte Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ihren Charme, gelegen am Ostrand der fruchtbaren Börde und im letzten Krieg schwer zerstört. Sie wird überragt von den 104 Meter hohen Türmen des Doms St. Mauritius und St. Katharina, der größten Hallenkirche in Norddeutschland. In der Johanniskirche predigte einst auch Martin Luther. Zwischen den Sakralbauten und barocken Fassaden reckt sich das sehenswerte, bunte Hundertwasserhaus in den anhaltinischen Himmel. „Grüne Zitadelle von Magdeburg” wird es auch genannt. Über ihre „Green Skylines”-Terrassen zu bummeln, lohnt sich allemal. Und 2025 hat Magdeburg einige Chancen, Kulturhauptstadt Europas zu werden.
Bekannt geworden ist das heutige Industriezentrum als Wirkungsstätte des Naturforschers und Diplomaten Otto von Guericke – wer kennt nicht aus dem Physik-Unterricht sein Luftdruck-Vakuum-Experiment mit den Halbkugeln?! - sowie als Geburtsort des Komponisten Georg Philipp Telemann.
Auf dem vormittäglichen Besichtigungsprogramm steht eine Zeitreise zwischen Mittelalter und Moderne. Vom Liegeplatz am Sarajewo-Ufer braucht man eine flotte halbe Stunde bis zum Domplatz im Zentrum der Otto-Stadt. Hin und wieder wird man freundlich mit „Juten Tach!” nach guter alter „machdeburjer” Art begrüßt.

An des Tangers Mündung
Am Spätnachmittag schiebt sich ein hoher, spitzer Turm ins Blickfeld: St. Stephan in der altehrwürdigen Kaiser- und Hansestadt Tangermünde mit Gründungsdatum 1275. Zwei Stunden kann man sich von der beschaulichen Romantik gefangen nehmen lassen und in einer der urigen Kneipen auch noch ein ortstypisches „Kuhbier” trinken. Vom Anleger unterhalb des Schlosses führt der Weg einmal um die Altstadt zurück zum Schiff.
Die Stadt mit ihrer spannenden Geschichte und großen Schifffahrtstradition bietet nicht nur genügend attraktive stadtnahe Liegeplätze, sondern auch eine Werft, die auf Binnen- und Küstenschiffe spezialisiert ist. Ein neues Watt-Forschungsschiff mit Heimathafen Husum wartet auf einen günstigeren Wasserstand zur Überführung auf die Nordsee.
Tangermünde liegt südöstlich von Stendal in der Altmark auf einer Hochfläche. Die schob eine eiszeitliche Endmoräne auf, direkt neben der Mündung des Tangers in die Elbe. Daher auch der Name Tangermünde. Der historische Stadtkern, die Stephanskirche und die Burg sind durch ihre Hochlagen vor Hochwasser sicher.

Zwischen Karl IV. und Theodor Fontane
Tangermünde bietet dem Besucher eine gut erhaltene Altstadt mit vielen Fachwerk- und Backsteinbauten sowie eine weitgehend erhaltene Stadtbefestigung in wuchtig-hoher Backsteinbauweise. Im 14. Jahrhundert war Tangermünde sogar Zweitsitz von Kaiser Karl IV., so dass die alte Burg zur Ehre einer Kaiserpfalz kam.
Im 15. Jahrhundert blühte die Hansestadt, bis sie 1617 fast vollständig abbrannte. Zu Unrecht beschuldigt, zum Tode verurteilt und verbrannt wurde die Waise Grete Minde. Theodor Fontane, der erste Namensgeber des JUNKER, inspirierte dieses Ereignis zu seiner 1880 erschienenen Novelle „Grete Minde”.
Bald wurde wieder aufgebaut und viele prächtige Fachwerkhäuser entstanden. Ihre geschnitzten Portale und Schmuckformen sind bis heute erhalten. Der Dreißigjährige Krieg schließlich war schuld daran, dass die Stadt vom blühenden Handelszentrum zu einer unbedeutenden Landgemeinde verkam.
Kurz vor Mitternacht manövriert Kapitän Joachim Schramm das 95-Meter-Schiff gekonnt rückwärts an den Übernachtungs-Liegeplatz in Wittenberge. Nur noch ein paar Nachtschwärmer schauen dabei zu, aber auch ein anerkennend lächelnder Vollmond.

Hamborch blievt Hamborch
Die Anlegestelle in Lauenburg ist durch zwei Tanker blockiert. Schramm und Harnisch entscheiden sich für den nächsten Hafen Geesthacht. Hier werden die Ausflügler per Bus abgeholt und in die alte Hansestadt Lüneburg mit ihren berühmten Altstadt-Plätzen „Am Sande” und „Auf dem Meere” kutschiert. Sie konnte ihren Kern unzerstört über den letzten Weltkrieg retten.
Wer indes mehr Bewegung nach gutem Essen braucht, der sollte auf dem berühmten Elbe-Wanderweg spazieren gehen. Er führt fast unmittelbar am Liegeplatz vorbei. Die hier breite Aue mit Fluss-Durchblick präsentiert sich in üppigem Frühlingsgrün. Duftende Anemonen-Felder bedecken den Boden wie eine Schneedecke, bläulich schimmern Veilchen hindurch. Fliederbüsche verströmen ihren betörenden Duft.
Der wird am nächsten Vormittag abgelöst durch den „Duft der großen, weiten Welt” Hamburgs. Die Stadt muss nicht weiter vorgestellt werden, denn „Hamborch blievt Hamborch”. Eine plattdeutsche Liebeserklärung der Einheimischen. Unter den tiefliegenden Brücken der Norderelbe hat sich der JUNKER ganz klein gemacht und schleicht sich in den Hafen. Sie schrumpft noch weiter neben den Seeschiffen.
Die Elbe wellt sich unter dem emsigen Wasserverkehr. Am Museumsfrachter CAP SAN DIEGO, der Viermastbark RICKMER RICKMERS, den Sankt Pauli-Landungsbrücken und dem Oldtimerhafen Övelgönne entlang nimmt JUNKER JÖRG die Parade ab. Von Ferne grüßen Hamburgs altes Symbol, der „Michel”, und das neue, die glitzernde Elbphilharmonie. Kapitän Schramm bietet seinen Gästen zum Abschluss noch eine perfekte Hafenrundfahrt, während andersherum der kleine JUNKER von den Gästen der Rundfahrtschiffe pausenlos fotografiert wird.
Letztes Highlight nach rund 600 Elbkilometern: der Liegeplatz an Hamburgs drittem Kreuzfahrtterminal Steinwerder, das überragt wird vom 300 Meter langen 125.000-Tonner AIDAperla. „Unser 1400-Tonnen-Schiffchen könnte ihr Beiboot sein”, meint jemand mit Blick nach oben, „aber tauschen möcht ich nicht. Langsam, genussvoll und immer dem Fluss nach, das ist mir lieber!”

Informationen
Routen: Wittenberg-Dresden-Wittenberg (3 N/4 T), Wittenberg-Bad Schandau-Wittenberg (4 N/5 T), Wittenberg-Melnik/Prag (7 N/8 T), Melnik/Prag-Wittenberg (7 N/8 T), Hamburg-Dresden 7 N/8 T, Dresden-Melnik/Prag-Dresden 7 N/8 T, Dresden-Hamburg 7 N/8 T, Dresden-Kiel 9 N/10 T, Stralsund-Stettin-Stralsund (7 N/8 T, Hamburg-Kiel-Hamburg 7 N/ 8T; alle Strecken mit diversen Zwischenaufenthalten. Charter/Teilcharter möglich.

Die Elbe: Was der Rhein für den Westen, ist die Elbe für den Osten. Beide verbinden die historischen Kernlandschaften Mitteleuropas.
Quelle: im Böhmischen Riesengebirge (Tschechien)
Länge: 1.165 Kilometer
Schiffbar: bis Kolín und über die Moldau bis Prag
Mündung: bei Cuxhaven in die Nordsee
Veranstalter: Luther Travel Cruises, Wittenberg
Buchung/Infos: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! · Telefon 03491-7690433
Schiffsdaten: MS JUNKER JÖRG; Baujahr: 1991; Bauwerft: De Biesbosch, Dordrecht, NL; Länge: 95 m; Breite: 11 m; Tiefgang: 0,95 m; Hauptmaschinen: 3 x 600 PS Deutz; Tonnage: 1400 t; Passagiere (maximal): 112; Crew: 26; Heimathafen: Lutherstadt Wittenberg; Flagge: Deutschland;
Ausstattung: 56 11 qm-Kabinen (davon 8 große 15 qm-Suiten mit französischem Balkon), Rezeption, Restaurant (eine Tischzeit), kleiner Bordshop, Bibliothek, Sonnendeck, Panorama-Lounge mit Bar, kostenfreies WLAN, Flat-TV, Bewertung: 4 Sterne

Literatur: Eberhard Czaya: Die Elbe – vom Riesengebirge zur Nordsee;
Christian Graf von Krockow: Die Elbreise – Landschaften und Geschichte zwischen Böhmen und Hamburg;
Hansjörg Küster: Die Elbe – Landschaft und Geschichte.

Eindrücke:
• Sehr freundliche und serviceorientierte Crew;
• vielfältiges, reichhaltiges, abwechslungsreiches Essen;
• geräumige Kabinen mit genügend Stauraum;
• geschmackvolle, nicht überladene Einrichtung, schlichtes, ansprechendes Design;
• ein „schiffiges” Schiff, das noch nach Schiff aussieht und sehr gepflegt ist;
• moderate Nebenkosten (Getränke, Ausflüge; Reiseleitung gibt gern Tipps für private Ausflüge) im allgemein üblichen Bereich;
• keine Nachtfahrten;
• Bordsprache Deutsch;
• EC- und Kreditkarten akzeptiert;
• optimal auf Passagierbedürfnisse abgestimmter Fahrplan;
• familiäre, legere, ungezwungene Urlaubsatmosphäre;
• Musik- und Themenabende, Vorträge, Quiz-Veranstaltungen;
• Vielfältiges Gesamtreiseprogramm, das in dieser Form ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Anbietern darstellt.

Kleine Schiffsgeschichte: MS JUNKER JÖRG (vorher: THEODOR FONTANE, VIKING FONTANE) ist ein 1990/91 gebautes Kabinenfahrgastschiff. Das Schiff war von 1991 bis 2000 als THEODOR FONTANE für die Köln-Düsseldorfer im Einsatz. Danach fuhr es – zeitweise inoffiziell als VIKING FONTANE – für Viking River Cruises auf Mosel, Rhein und Main zwischen Trier und Würzburg sowie später auf der Elbe zwischen Magdeburg und Mělník. Das Schiff wurde 2007/08 komplett umgebaut und modernisiert. Sie ist das baugleiche Schwesterschiff der CLARA SCHUMANN.
Nach der Wende führte die Köln-Düsseldorfer, um die Elbe für zukünftige Flusskreuzfahrten zu erschließen, mit dem elbgängigen Schiff ST. CASPAR der Tours Incomming GmbH in Düsseldorf vom 2. bis 7. Juni 1990 eine Testfahrt von Hamburg nach Dresden durch. Nach den erlangten Erkenntnissen plante die Reederei in Zusammenarbeit mit dem Antriebhersteller Schottel und der Bauwerft De Biesbosch ein Kabinenfahrgastschiff, das durch den Einbau von Ballastwassertanks auch bei niedrigem Wasserstand auf der Elbe einsetzbar sein sollte. Nach Modell-Versuchen, die in der Versuchsanstalt für Binnenschiffbau in Duisburg durchgeführt wurden, erfolgte am 24. Juli 1990 ein Werftauftrag für zwei baugleiche Schiffe mit 64 Fahrgastkabinen. Die Kiellegung des unter der Bau-Nummer 843 zweitgefertigten Schiffs erfolgte im Oktober, der Stapellauf am 30. März 1991. Vom 6. Juni bis 9. Juni wurde der fertiggestellte Rohbau mit CONDOCK III, einem selbstfahrenden Dockschiff, von Amsterdam nach Hamburg überführt, wo die Endausrüstung unter der Mithilfe der Schiffswerft Grube stattfand. Am 14. Juni fuhr das Schiff mit eigener Kraft nach Magdeburg, wo es an die Elbe-Kreuzfahrten GmbH, einem einhundertprozentigen Tochterunternehmen der Köln-Düsseldorfer übergeben wurde. Diese setzte es ab dem 18. Juni ohne vorherige Schiffstaufe und Jungfernfahrt im Plandienst zwischen Magdeburg und Bad Schandau ein. In den Wintermonaten des Jahres wurde die THEODOR FONTANE als Hotelschiff in Dresden eingesetzt.
Infolge von zu geringem Fahrgastaufkommen zog die Köln-Düsseldorfer das Schiff am 30. Juni 1995 aus dem Elbkreuzfahrtverkehr ab und setzte es nach einer erneuten Überführung mit Condock III ab dem 29. Juli zwischen Wien und dem IJsselmeer auf Donau, Main, Mosel und Rhein ein. Der Besitz der THEODOR FONTANE wurde am 28. August 1997 an die KD Deutsche Flusskreuzfahrten GmbH übertragen. Als die Premicon AG am 9. März 2000 Hauptaktionär der Köln-Düsseldorfer wurde, übernahm Viking River Cruises das Flusskreuzfahrtgeschäft der Gesellschaft inklusive aller dort eingesetzten Schiffe. Im April 2001 überführte der neue Eigner das Schiff wieder zur Elbe, wo es bis 2007 auf der Fahrtstrecke Lauenburg/Elbe bis Ústí nad Labem im Einsatz stand. 2008 wurde das Schiff abermals zum Rhein überführt, wo es bis 2008 zwischen Trier und Nürnberg eingesetzt wurde. Im Jahr 2009 war das Schiff für ein Jahr in Strasbourg stillgelegt. Ende 2009 bis Anfang 2010 wurde das Schiff komplett modernisiert. 2011/12 wurden die Deluxe-Kabinen mit französischen Balkonen ausgestattet. Sie wurde im Jahre 2012 als VIKING FONTANE auf der Elbe (Magdeburg – Melnik) eingesetzt.
Im März 2017 wurde die THEODOR FONTANE an die Luther Travel Cruises GmbH verkauft und in JUNKER JÖRG (Pseudonym von Martin Luther während seiner Zeit auf der Wartburg 1521/22) umbenannt.
Die JUNKER JÖRG ist ein Dreideck-Kabinenschiff der 4-Sterne-Kategorie mit 48 Doppelkabinen à 11 m² und 8 Deluxe-Kabinen mit 15 m² Grundfläche. Alle Kabinen sind klimatisiert und jeweils mit einer Dusche, Telefon und TV-Gerät ausgestattet. In den Deluxe-Kabinen wurden trennbare Doppelbetten aufgestellt. Hinter Bugstrahlruder-Raum und Küche befindet sich im Hauptdeck das Bordrestaurant, das nur vom darüber liegenden Aussichtssalon betreten werden kann. Im Eingangsbereich des Oberdecks wurde neben der Rezeption auch ein Bordshop eingerichtet. Das mittschiffs hinter dem Steuerhaus liegende Sonnendeck wurde mit Liegestühlen und teilweise überdachten Sitzgruppen ausgestattet. Alle Decks sind über Treppenlifte auch für gehbehinderte Fahrgäste zu erreichen.
Das Schiff wird mit drei 8-Zylinder-Dieselmotoren vom Typ Deutz AM816 à 400 kW über drei Schottel Pump-Jets vom Typ SPJ 80 II angetrieben. Das ebenfalls von Schottel produzierte Bugstrahlruder vom Typ SPJ 57 verfügt über einen 220 kW starken elektrischen Antrieb. Durch Befüllen von vier Trimmtanks, die sich im Doppelboden am Bug und Heck des Hauptdecks befinden, kann der Tiefgang bei niedrigen Brückendurchfahrten auf maximal 1,27 m erhöht werden. Nach Wikipedia

18410 PSW 18 Schmuckstueck wie einst die Semperoper in DresdenEin Schmuckstueck wie einst – die Semperoper in Dresden.

18410 PSW 19 Rechter Fluegel des Dresdner ZwingersRechter Flügel des Dresdner Zwingers.

18410 PSW 15 Besucher in der Dresdner Frauenkirche

Besucher in der Frauenkirche.

18410 PSW 17 Die Dresdner Schlosskirche an der Augustusbruecke

Die Dresdner Schlosskirche an der Augustusbrücke.

18410 PSW Bei Meissen wird Elbe Wein angebautBei Meißen wird Elbe-Wein angebaut.

18410 PSW 17 Blick von einer Gaststaette an der Albrechtsburg auf MeissenBlick von einer Gaststätte an der Albrechtsburg auf Meißen.

18410 PSW Schloss zu Hirschstein noerdlich Meissen querabSchloss zu Hirschstein nördlich von Meissen querab.

18410 PSW 47 Herrenhaus eines Gutshofes bei RiesaDas Herrenhaus eines Gutshofes bei Riesa.

18410 PSW 03 Denkmal zum amerikanisch sowjetischen Zusammentreffen im April 1945 vor Schloss Hartenstein TorgauDas Denkmal zum amerikanisch/sowjetischen Zusammentreffen im April 1945 vor Schloss Hartenstein in Torgau.

18410 PSW 05 Schloss Hartenstein spiegelt sich vor Torgau in der ElbeSchloss Hartenstein spiegelt sich vor Torgau in der Elbe.

18410 PSW 30 Deutschland Flagge auf dem Wittenberger RathausplatzDeutschland-Flagge auf dem Wittenberger Rathausplatz.

18410 PSW 56 Denkmal von Martin Luther auf dem Rathausplatz von Wittenberg

Denkmal von Martin Luther auf dem Rathausplatz von Wittenberg.

18410 PSW 57 Luther Denkmal vor der Schlosskirche in Wittenberg

Andere Sichtweise: Luther-Denkmal vor der Schlosskirche in Wittenberg.

18410 PSW 70 Grabplatte zu Martin Luthers Grab in der Wittenberger SchlosskircheDie Grabplatte auf Martin Luthers Grab in der Wittenberger Schlosskirche.

18410 PSW 72 Gaertnerhaus im Woerlitzer ParkDas Gärtnerhaus des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches.

18410 PSW 74 Kahn unter einer Parkbruecke in WoerlitzKahnfahrt unter einer Parkbrücke im Dessau-Wörlitzer Gartenreich.

18410 PSW 76 Das Woerlitzer Schloss mit SpiegelungDas Wörlitzer Schloss mit Spiegelung.

18410 PSW Kontraste das Hundertwasserhaus in Magdeburg steht am DomplatzKontraste – das Hundertwasserhaus in Magdeburg steht am Domplatz zwischen Gebäuden aller Baustile.

18410 PSW 20 Der Magdeburger DomDer Magdeburger Dom.

18410 PSW Der Mittelllandkanal kreuzt die Elbe noerdlich von MagdeburgDer Mittelllandkanal kreuzt die Elbe nördlich von Magdeburg.

18410 PSW Das Kapitaens Duo Joachim Schramm links und Joerg Harnisch beim Anlegen in TangermuendeDas Kapitäns-Duo Joachim Schramm (links) und Jan Harnisch beim Anlegen in Tangermünde.

18410 PSW Der Raddampfer KAISER WILHELM liegt in LauenburgDer Raddampfer KAISER WILHELM liegt in Lauenburg.

18410 PSW Kapitaen und Eigner Jan Harnisch wuppt die Elb Philharmonie

Kapitän und Eigner Jan Harnisch wuppt die Elbphilharmonie.

18410 PSW Welche Groessen Unterschiede in Hamburg Steinwerder

Welche Größen-Unterschiede in Hamburg Steinwerder.