SeereisenMagazin Logo klein 347 65EDITORIAL · AUSGABE 4/2018hr

Editorials Oktober 2015 / Juli 2018
Schiffe und Flugzeuge könnten das Chaos beenden
Reagieren Berlin und Brüssel endlich?

Liebe Leser und Leserinnen des SeereisenMagazin, bitte stolpern Sie nicht über die beiden unterschiedlichen Jahreszahlen in der Überschrift. Damit zeigen wir nur, dass wir Recht behalten haben. Journalistische Genugtuung, Bestätigung in der Sache, Hoffnung auf Einsicht in Berlin und Brüssel: schon vor fast drei Jahren, am 1. Oktober 2015, haben wir genau hier an dieser Stelle in unserem damaligen Editorial exakt das vorgeschlagen und begründet, was nun die neue italienische Regierung fordert. Und womit sich nun endlich auch die EU in Brüssel befasst. Wir haben die heutige Situation damals exakt vorhergesehen und analysiert. Wieviel politische Spannung hätte vermieden, wie viele Leben gerettet und wie viele Steuer-Milliarden hätten gespart werden können, wäre man damals auch nur ansatzweise auf unsere Warnungen und Vorhersagen eingegangen. Hier, in wörtlichen Auszügen, unsere damaligen Vorschläge und Bedenken:
Seeleute sind die ersten, wenn es um Hilfe geht. Wer auf See in Not gerät, dem wird geholfen. Aber diese absolute Hilfsbereitschaft darf niemand missbrauchen! Menschen, deren Haus und Heimat zerbombt werden in einem Krieg religiöser Fanatiker, die sind Flüchtlinge im wahren Sinn des Wortes. Aber Menschen, die nur auf Wohlstandssuche sind, sollte man treffender „Auswanderer” nennen. Vor gut hundert Jahren waren Zehntausende von Deutschen solche Auswanderer, die per Schiff von Bremerhaven und Hamburg ausgewandert sind nach Amerika, Kanada, Australien, auch nach Chile und Argentinien. Sie sind aufgebrochen in eine Neue Welt, in der sie sich ein besseres Leben erhofften.
Heutzutage machen sich Hunderttausende auf den Weg ins vermeintliche Paradies. Nach Europa. Vor allem nach Deutschland. Ins gelobte Land einer Großen Koalition aus sozialem Netz und sogenannter Willkommenskultur. Die meisten davon sind keine „Flüchtlinge”, sondern Auswanderer aus sicheren Herkunftsländern. Aus Ländern, in denen wir Urlaub machen, wie z.B. Marokko, Tunesien, Algerien, Ägypten. Menschen also, von denen man nur diejenigen ins Land lassen sollte, die unser Arbeitsmarkt braucht, die hier wirklich mitarbeiten und sich integrieren wollen – und nicht nur abkassieren. So wie es ja auch die USA, Kanada, Australien und Neuseeland praktizieren. Aber man sollte aufhören, mit paradiesischen Versprechungen Zehntausende von Menschen aus ihrer angestammten Heimat Schwarzafrika nach Norden zu locken. Libyen ist die Hölle, und nicht das „Sprungbrett nach Europa”. Auch NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen) mit ihren sogenannten „Rettungsschiffen” locken immer wieder leichtfertig Menschen auf das Mittelmeer.
Wieso eigentlich hat man das Flüchtlingsdrama nicht von Anfang an in vernünftige Bahnen gelenkt? Man brauchte doch nur drei, vier große Passagierschiffe zu chartern, sie in Syrien und der Türkei anlegen zu lassen, dort die tatsächlich Notleidenden kontrolliert an Bord zu nehmen und dann auf direktem Wege nach Nordeuropa zu bringen. Wenn nötig, im Pendelverkehr. Warum sollten betroffene Syrer, anstatt Tausende von Dollars an dubiose Schleuserbanden zu zahlen, mit diesem Geld nicht besser Schiffs- oder Flugtickets nach Europa kaufen? Warum versucht man nicht, die Not der Menschen zu entkriminalisieren?
Vor allem hätte dieser Weg – per Schiff oder Flugzeug – den entscheidenden Vorteil, die Flucht der wirklichen Flüchtlinge sicherer, weniger riskant und unabhängig von Schleusern zu machen. Wer abgeholt würde von den syrischen und türkischen Küsten, brauchte nicht in maroden Schlauchbooten oder auf lebensgefährlichen Landwegen zu fliehen. Das Drama auf den griechischen Inseln wäre gar nicht notwendig. Das Elend auf der sogenannten Balkan-Route auch nicht. Die Charter für die großen Schiffe wäre um ein Vielfaches günstiger als alle jetzigen Verfahren. Auf einem Schiff der MEIN SCHIFF- oder AIDA-Klasse ließen sich leicht fünftausend Menschen befördern. Die Menschen könnten sich zu mehreren eine Kabine teilen. Diese Menschen suchen keinen Luxus. Nur eine neue und sichere Heimat.
Auch die Kontrolle der Einwanderer wäre um ein Vielfaches leichter und sicherer zu gewährleisten. Schon an der Gangway ließe sich der Andrang kanalisieren. Mit Passkontrollen und Sicherheitsüberprüfungen. Und auch bei der Ankunft in Bremerhaven oder anderswo ließe sich viel leichter feststellen, wer wirklich aus Not und Elend und Verfolgung kommt, oder wer nur in die Sozialen Netze Deutschlands strebt. Für potentielle Attentäter wäre es um ein Vielfaches schwieriger, kontrolliert per Schiff nach Westeuropa zu gelangen als unter dem Deckmantel „Asyl” auf fragwürdigen Wegen über Land. Warum lernt man nicht aus der Vergangenheit? Anfang 1945 ist es deutschen Flüchtlingen fast nur noch über See gelungen, nach Schleswig-Holstein oder Niedersachsen zu gelangen. Die CAP ARKONA der Hamburg-Süd, etliche Hapag-Dampfer und viele andere Schiffe haben damals im gefährlichen Pendelverkehr noch Hunderttausende von Flüchtlingen aus Ostpreußen und Pommern in den Westen gebracht. Auch der berühmte „Exodus” Tausender von Juden in das gerade gegründete Israel 1948 war nur über See möglich.
Gefährliche Kriegsrisiken auf See gibt es heute glücklicherweise nicht. Der Seeweg über Gibraltar nach Norden wäre für Zehntausende von Kriegsflüchtlingen aus dem Nahen Osten die sicherste Lösung. Auch mit großen Flugzeugen könnte man wirksam helfen. Warum haben die verantwortlichen Politiker bisher nie das Nächstliegende gesehen? Warum stattdessen all diese unqualifizierten Statements, all das Betroffenheits-Gelaber in fast allen Fernseh-Interviews und Talkshows? Warum bezeichnet die Bundeskanzlerin die Lösung des Problems als „machbar”, obwohl ihr selbst keine Lösung eingefallen ist? Sie hat gesagt „Wir schaffen das”, es selber aber leider nie geschafft. Das nehmen nun andere in die Hand.
All diese Bedenken habe ich also schon vor drei Jahren formuliert. Auch in späteren Beiträgen – lange vor dem BaMF-Skandal – habe ich immer wieder auf das äußerst mangelhafte Krisenmanagement der Bundesregierung hingewiesen. Der Innenminister wurde ausgewechselt. Die gesamte Führung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BaMF) wurde ausgewechselt. Aber nicht die deutsche Flüchtlingspolitik. Eine Lösung des Flüchtlingsproblems sei „machbar”, meinte sie noch kürzlich im Interview. Aber ihr selbst ist drei Jahre lang keine machbare Lösung eingefallen. Jetzt machen andere Druck. Zum Beispiel die neue italienische Regierung mit konkreten Vorschlägen in Rom und Brüssel. Mal sehen, was dabei herauskommt.
Ich wünsche Ihnen allen, ob an Bord oder an Land, einen schönen Sommer 2018. Herzlich, Ihr Herbert Fricke