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Bremen aus der Luft Foto Jochen Knobloch Bremer Touristik Zentrale 101891
Das ist meine Hafenstadt – Bremen.
Foto: Jochen Knobloch, Bremer Touristik Zentrale

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Bergung in Deutschland abgeschlossen
Mehr als 340 Container hatte in schwerem Wetter am 2. Januar 2019 der Riesenfrachter MS ZOE vor der deutschen und der holländischen Küste verloren. Die Schifffahrt wurde alarmiert, eine gründliche Suche nach treibenden oder versunkenen Containern begann. Elf Monate später konnte das Wasser- und Schifffahrtsamt Emden den Abschluss der Bergungsarbeiten an der deutschen Nordseeküste melden. Sie wurde mit modernster Sonartechnik gründlich abgesucht. Die deutsche Nordseeküste und die Ems können also wieder sicher befahren werden. Das Gebiet umfasst etwa 770 Quadratkilometer. In Holland gehen die Arbeiten noch weiter. Dort sind rund 3000 Quadratkilometer abzusuchen.

Bremer Stärken sichtbar machen
In Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg werden künftig zwei Repräsentanten die Interessen der bremischen Häfen vertreten. Sie halten Kontakt zu Verladern, Verbänden und Bahnoperatoren aber auch zu Berufsschulen und anderen Bildungseinrichtungen. Ziel aller Maßnahmen ist es, in den industriellen Zentren der beiden Bundesländer die Stärken der Bremer Häfen sichtbar zu machen.

Digitale Zusammenarbeit
Gemeinsam wollen die fünf norddeutschen Küstenländer die Digitalisierung ihrer Häfen vorantreiben, wurde im November in Oldenburg beschlossen. Zwar stehen die Häfen in Konkurrenz zu einander, doch das gemeinsame Vorgehen ist Folge einer starken internationalen Konkurrenz. Was genau unternommen wird, soll in diesem Jahr auf einer speziellen Konferenz beschlossen werden. Im Gespräch ist eine Binnenschifffahrts-App, um in den Häfen die Ankunftszeiten besser zu koordinieren.

Sieben Bremer Köche ausgezeichnet
Gleich sieben Köche wurden in Bremen durch den Restaurantführer Guide Millau ausgezeichnet. Die Liste wird angeführt von Stefan Ladenberger vom „Kleinen Lokal” und Christian Wichtrup von „Grashoff’s Bistro”. Es folgen Richard Apel vom „Natusch” in Bremerhaven, Michael Sünram vom „Topas” und Michael Uphoff von „Pier 6”. Erstmals auf der Liste stehen das „Due Fratelli” und „Isaak’s Garten” in der Wachmannstraße, das Jürgen Lonius führt. Die 32 Kritiker des Guide Millau haben bundesweit mehr als 1000 Restaurants getestet und bei den ausgezeichneten Köchen „ein geschärftes Bewusstsein für die Endlichkeit der Ressourcen” festgestellt. Junge Köche vor allem orientierten sich „zunehmend an dem, was für unsere Großeltern und Urgroßeltern selbstverständlich war”, sagte die Chefredakteurin des Guide Millau.

Müll auf der Mellum
Die Insel Mellum liegt neun Kilometer vor der niedersächsischen Küste, ist ganze 450 Hektar groß und unbewohnt. Man kann sie beim Auslaufen aus Bremerhaven an Backbord liegen sehen. Alle zwei Jahre fährt eine kleine Gruppe für einen Tag auf die Insel und sammelt Plastikmüll ein. Im Herbst letzten Jahres waren es nach ein paar Stunden Sammelarbeit elftausend Teile, rund fünfzehn Kubikmeter, die die Sammler abtransportieren konnten. Wie man dazu vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven erfährt, entsteht das Müllproblem nicht auf der Nordsee, sondern im Binnenland. Man ist im AWI dankbar für das Einsammeln, doch der meiste Müll gelangt aus Elbe, Weser und Ems ins Meer. Weltweit, glauben Forscher, treiben nur 15 Prozent solchen Plastikmülls an Strände. Ähnlich viel soll auf dem Meer schwimmen, der große Rest auf den Boden der Ozeane sinken. Eine Plastiktüte kann bis zu 20 Jahren im Meer herumtreiben, ehe sie sich aufgelöst hat, ein Styropor Becher braucht 50 Jahre, eine Plastikflasche 450 Jahre. Plastik aus dem Meer zu fischen, bringt nicht viel, heißt es dazu in Bremerhaven. „Wir müssen weniger Plastik produzieren”, fordert AWI-Forscher Lars Gutow. „Nur das würde wirklich helfen.”

Kein Kupfergeld auf Wangerooge
Der Banker freut sich, den Bäcker ärgert es: auf der Insel Wangerooge, der östlichsten der friesischen Inseln, beliefert seit Ende der Hochsaison die Volksbank Jever Geschäfte nicht mehr mit 1-, 2- und 5-Cent-Münzen. Das sei zu teuer, beim Bäcker oder im Supermarkt solle man stattdessen die Preise auf- oder abrunden oder den Kunden zu bargeldlosem Zahlen ermuntern. Die Bank habe bisher jährlich etwa zehn Tonnen Hartgeld auf die Insel transportiert, zurück an Land noch mehr, weil die Münzen der Feriengäste dazu kämen. Die Geldkuriere benutzen zumeist Flugzeuge, weil die Fähre abhängig von den Gezeiten fährt. Natürlich sind die Münzen weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel auf der Insel. Einige Händler überlegen jetzt, selber auf Festland zu fahren, um Wechselgeld zu besorgen. Inselbäcker Kruse, der seine Brötchen in fünf Cent-Schritten bepreist, klagt, er könne sie nicht um fünf Cent teurer machen. „Und bei fünf Cent weniger schneide ich mir ins eigene Fleisch.” Die Oldenburgische Landesbank wird dem Schritt der Volksbank nicht folgen. „Wir machen weiter mit dem Transport”, heißt es dort.

Tot nach Stress
Drei tote Wale sorgten für Gesprächsstoff an der niedersächsischen Küste. Am Strand von Juist, in der Leybucht zwischen Norddeich und Greetsiel und auf der Außenems westlich von Borkum wurden Kadaver geborgen. Die drei toten Wale zeigten einen guten Allgemeinzustand. Sie, gewöhnliche Grindwale (Globicephala melas), gehören zur Familie der Delfine und kommen unter anderem im Nordatlantik vor. Ihre bevorzugte Nahrung, Tintenfische, erbeuten sie in mehreren hundert Metern Tiefe. In der flachen Nordsee klappte das offenbar nicht. Der Magen-Darm-Trakt war vollkommen leer. Sie sind also offensichtlich an Herz-Kreislauf-Versagen verendet.

Windstromleitung ist in Betrieb
227 Meter hoch sind die beiden Masten, die höchsten in Europa. An ihnen überquert eine neue Stromtrasse die Elbe zwischen dem Hamburger Norden und Dollern in Niedersachsen. Sie ersetzt einen älteren Bau und gilt als wichtige Teilstrecke, Windkraftstrom aus Norddeutschland in den Süden zu bringen. Die neue Trasse kann Elektrizität aus zehn Offshore-Anlagen oder Großkraftwerken durchleiten. Sie macht das existierende Stromnetz leistungsfähiger. Doch um neue erwartete Mengen an Windstrom zu befördern, soll zwischen Schleswig-Holstein und Bayern die Leitung Südlink entstehen.

Korvetten-Bau in Bremen
Auf der Lürssen-Werft in Bremen wurden im Oktober die ersten Stahlteile für die zweite von fünf neuen Korvetten der Bundesmarine geschnitten. Die neuen Schiffe vom Typ K 130 sind 89 Meter lang und sollen im Jahr 2022 ausgeliefert werden. Der Gesamtauftrag – einschließlich Waffen – hat ein Volumen von etwa 2,5 Milliarden Euro. Außer Lürssen sind an dem Projekt die Werften German Naval Shipyards und Thyssen-Krupp Marine System beteiligt. Um Zeit zu sparen, werden zwei Schiffsvorderteile in Bremen, drei in Kiel gefertigt, die hinteren Teile in Wolgast. Zusammengefügt werden die Teile bei Blohm+Voss in Hamburg, das zur Lürssen-Gruppe gehört.

Wollhandkrabben auch im Binnenland
Die Tiere, die aus China stammen, haben ihren Namen nach den behaarten Scheren. Niemand weiß, wie viele von ihnen in Deutschland leben. In der Aller, einem Nebenfluss der Weser, wurden sie zum ersten Mal 1912 nachgewiesen. Die Tiere kamen mit Frachtschiffen aus China, breiteten sich vor allem in der Nähe der Nordsee aus und leben im Süßwasser. Im Kreis Verden an der Aller wurden sie im Herbst zur Plage, sie wanderten in der Dämmerung und nachts in Massen. Bis zu zehn Kilometer am Tag sollen sie in Richtung Meer schaffen. Weil Staustufen im Wasser für sie ein Problem sind, nutzen sie manchmal Straßen. Nach der Paarung legen Wollhandkrabben-Weibchen bis zu 900.000 Eier im Brackwasser ab, aus denen Larven schlüpfen – beliebte Nahrung von Fischen. Wollhandkrabben wurden auch in Baden-Württemberg nachgewiesen.

 

20119 SEUTE DEERN 3 Dieter Bromund BremenSo sah sie aus, die SEUTE DEERN. Nach Überholung wird sie wieder zu besichtigen sein. Foto: Dieter Bromund, Bremen

 

Das besondere Schiff: SEUTE DEERN
Sie lag im Museumshafen in Bremerhaven gegenüber dem Deutschen Schiffahrtsmuseum, diente auch als Restaurant und war mit ihren drei Masten ein Schmuckstück, gern fotografiert. Dann brach plötzlich Wasser in den Rumpf, das Schiff sackte auf den Grund des flachen Hafens, wurde leer gepumpt, geprüft und dann überschlugen sich die Meldungen: sie wird restauriert, hieß die eine, sie wird nicht restauriert, die andere. Mittlerweile steht fest: die SEUTE DEERN bleibt den Besuchern erhalten.

Darf im Wattenmeer Öl gefördert werden?
Die künstliche Bohr- und Förderinsel Mittelplate liegt vor Büsum. Von ihr aus wird seit 32 Jahren störungsfrei Öl gefördert. Der Ölkonzern Winterhall Dea, Betreiber, möchte zusätzlich Öl fördern, von der Insel aus in 2000 bis 3000 Metern Tiefe. Dort lagerten Ende 2018 noch 17,8 Millionen Tonnen Öl, mehr als 60 Prozent der gesamten deutschen Ölreserven. In der Jamaika-Koalition, die in Kiel die Regierung stellt, wurde nun heftig gestritten. Umweltminister Albrecht (Grüne) bezweifelt, dass die Genehmigung mit dem Nationalparkgesetz vereinbar ist. Nicht politisch entschieden soll der Fall nach Ansicht von Tobias Koch werden, Chef der CDU-Landtagsfraktion. Wie zu erwarten, setzt die FDP auf wirtschaftliche Aspekte: Die Ölförderung mache Deutschland unabhängiger von Importen aus Staaten, „in denen Menschenrechte und Umweltschutz keinen hohen Stellenwert haben”. Alle Regierungspartner sind sich einig, dass ein Ja oder Nein nur nach Recht und Gesetz entschieden wird.

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20119 Buchtitel Pro Age Yoga TheseusDas besondere Buch

Elena Lustig
Pro Age Yoga – Selbstbewusst älter werden

Rezension von Dieter Bromund
Es hat knapp 240 Seiten, drei große Teile und ein langes und weises Vorwort von Wim Wenders. Das endet mit der Reue darüber, „dass man nicht schon früher auf den Trichter gekommen ist, älter sein zu wollen”. Zu ihrem 50. Geburtstag hat Elena Lustig ihr zweites Buch vorgelegt, dessen Inhalt der Untertitel wiedergibt: Selbstbewusst älter werden. Geschehen soll das mit Yoga, das die Autorin seit Jahrzehnten praktiziert. Seit 20 Jahren ist sie Buddhistin, ihre Mutter war Ernährungsberaterin.
Ihr Erstling, den sie zusammen mit Annette Söhnlein unter dem Titel „Innen. Außen” veröffentlichte, ist ein „Yoga-Chakra-Buch”, eher praktisch und reich bebildert. In „Pro Age Yoga” geht die Autorin viele Schritte weiter – in die Philosophie. Und so entstand ein bei allem pädagogischen Ernst genussreiches Buch, das man ungern aus der Hand legt. Elena Lustigs Schreibweise überzeugt und fesselt. Jedes Thema wird gründlich ausgeleuchtet und am Ende stehen dann immer ein paar Sätze, denen man gern folgt. Der Leser spürt die Erfahrung der Autorin als Leiterin sehr beliebter Workshops und eines erfolgreichen Online-Trainings – www.proageyoga.de
Wie vor ihr viele Denker, beschäftigt auch sie sich mit dem Leid und dem Tod. „Leid ist immer die Differenz zwischen dem, was ist und dem, was ich gern hätte”, sagt Elena Lustig in einem Interview. Ein kluger Satz, der im Buch seine Erläuterung und Auflösung findet.
Der Tod ist für sie das einzige Ereignis, das in jedem Leben sicher eintreten wird. Sie spricht von Loslassen im Kapitel über Sterben, Tod und Trauer. Und widmet ein weiteres Kapitel dem Begleiten von Tod und Trauer in der Familie und unter Freunden.

Was kann man praktisch tun?
Die Autorin plädiert mit diesem Buch für ein gelassenes Älterwerden und zeigt an sich selber, wie man das erreichen und durchhalten kann. Damit ist Yoga keine wie auch immer geartete „Heil-Gymnastik”.
Vehement stellt sie sich gegen die Einstellung, man müsse als Frau gegen das Altern an arbeiten. Den Begriff „Pro Age Yoga” für ein authentisches Älter- und Weiser-Werden hat sie sich schützen lassen. Ein ganzes Kapitel schreibt sie gegen Botox. „Lass Botox sein. Du bist gut und schön genug.”
Wenn sie in einem Interview sagt, „ich finde, wir sollten Yoga dafür nutzen, uns mit uns selbst zu versöhnen”, will sie keine Yogis ausbilden, sondern jene ermutigen, die dafür Zeit und Muße finden – wie etwa Kreuzfahrer. Auf immer mehr Hochseeschiffen wird Yoga angeboten. In Elena Lustigs neuem Buch kann man nachlesen, welchen Nutzen es fernab aller Esoterik denen bringt, die gern älter werden wollen.

Elena Lustig
Pro Age Yoga
Selbstbewusst älter werden
Theseus in Kamphausen Media
ISBN 978-3-95883-325-8
24,00 €
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