SeereisenMagazin Logo klein 347 65HAMBURGMAGAZIN · AUSGABE 4/2019hr

17320 events 24 7 action im hamburger hafen hier bei den cruise days copyright hhm glaubitt
Das ist meine Hafenstadt – Hamburg – beim Blue Port zu den Cruise Days.
Foto: Hafen Hamburg Marketing Glaubitt

hr

Passagierin über Bord
Auf der Rückreise von den Norwegischen Fjorden nach Kiel ist eine deutsche Passagierin von Bord des italienischen Kreuzfahrtschiffes MERAVIGLIA in den Skagerrak gestürzt. Ob es sich um einen Unglücksfall oder eine Straftat handelt, ist noch nicht bekannt. Sofort nach dem Notruf von Deck zur Brücke alarmierte der Kapitän einen Rettungshubschrauber von der nahen dänischen Küste. Dies ging schneller, als selbst ein Rettungsboot zu Wasser zu lassen. Nur 20 Minuten später entdeckten die Piloten die Frau im Wasser und konnten sie mit Hilfe einer Seilwinde bergen. Sie wurde an Land gebracht, aber die Notärzte konnten nur noch ihren Tod melden. Mit den näheren Umständen des Falls befasst sich die dänische Polizei. – Ein ähnlicher Fall ereignete sich kürzlich vor Aruba in der Karibik. Dort hatten Besatzungsmitglieder einen heftigen Ehestreit beobachtet. Der Mann wird verdächtigt, später seine Frau vom Oberdeck gestoßen zu haben. Sie wurde Stunden später tot in einem Rettungsboot fünf Decks tiefer gefunden.

Maschinen-Ausfälle auf mehreren Schiffen
Eine dramatische Serie von Maschinen-Ausfällen auf mehreren Kreuzfahrtschiffen kostet die Reedereien derzeit Hunderttausende von Dollars Erstattungs- und Ausfallkosten. Unter Fachleuten wird derzeit gerätselt, ob es sich möglicherweise um gezielte Sabotage oder tatsächlich nur um zufällig gehäufte Maschinen-Probleme handelt. Jüngstes Beispiel ist die NORWEGIAN PEARL von Norwegian Cruise Lines (NCL). Ihre rund 3.000 Passagiere mussten Anfang Juli in Barcelona vorzeitig ausgeschifft werden. Die nächsten bereits gut gebuchten Mittelmeer-Reisen wurden abgesagt. Betroffen in jüngerer Zeit war auch die CARNIVAL VISTA, die wegen Maschinenproblemen drei Reisen absagen musste. Bei den Neubauten WORLD EXPLORER von nicko cruises und ROALD AMUNDSEN von Hurtigrouten wurden Maschinenschäden bereits auf den Bauwerften festgestellt. Die Fertigstellung dieser Neubauten verzögert sich entsprechend.

Keine Kubareisen mehr von amerikanischen Häfen aus
Der amerikanische Präsident Donald Trump hat mit sofortiger Wirkung alle Reisen von amerikanischem Boden nach Kuba untersagt. Dies betrifft in erster Linie Kreuzfahrten von Miami oder anderen amerikanischen Häfen nach Kuba. In einer konzertierten Aktion haben daraufhin alle Reedereien der großen Konzerne Carnival Cruises und Royal Caribbean Cruises ihre Fahrpläne geändert oder bestimmte Karibik-Reisen auch komplett abgesagt. Hintergrund sei die angebliche oder tatsächliche kubanische Militär-Unterstützung für die sozialistischen Regime in Venezuela und Nicaragua, heißt es dazu aus dem Pentagon in Washington. Kuba-Reisen von Europa aus oder aus Häfen der Karibik sind von dem Verbot nicht betroffen. Kuba wird von den Maßnahmen hart getroffen, denn jeder zweite Kuba-Reisende im vergangenen Jahr kam per Schiff aus den USA. Der kubanische Regierungschef Miguel Diaz-Canel teilte den Medien in Havanna mit, Kuba werde sich durch diese neuen Maßnahmen nicht einschüchtern lassen.

Unfall an Bord
Im Hafen von Split hat es auf dem MSC-Kreuzfahrtschiff SINFONIA einen Unfall gegeben, der jetzt das Landgericht München beschäftigt. Eine Passagierin aus Sachsen geriet mit einer Hand in eine zufallende Außentür an Deck und verletzte sich dabei erheblich. Zwei Fingerkuppen wurden gequetscht. Vor Gericht hat man sich nun vorläufig auf ein Schmerzensgeld von 6.000 Euro verständigt. Jeder Schiffs-Passagier und jedes Besatzungsmitglied wissen, dass die Außentüren an Deck von Seeschiffen besonders schwer sind und mit Druck zufallen. Dies geschieht, um sicherzustellen, dass diese Türen bei jedem Wetter tatsächlich wasserdicht zufallen und nicht etwa vom Wind aufgerissen werden können. Der betroffenen Frau aus Sachsen war dieser Umstand möglicherweise nicht bekannt.

Kapitänin unter Anklage
Die 31jährige deutsche Kapitänin Carola Rackete aus Kiel wird zur Zeit in Italien vernommen. Sie hatte mit dem Hilfsschiff SEA WATCH 3 gegen die ausdrückliche Anweisung der Behörden den italienischen Hafen Lampedusa angelaufen und war dabei mit einem anderen Schiff kollidiert. An Bord befanden sich 42 Afrikaner, die vor der libyschen Küste an Bord geholt worden waren und drei Wochen später in Italien an Land gegangen sind. Ob es sich bei diesem aktuellen Vorgang tatsächlich um Rettung aus Seenot oder um eine inszenierte Polit-Show des Vereins Sea Watch gehandelt hat, lässt sich bisher nicht eindeutig sagen. Die Vernehmungen sind noch im Gange. Tatsache ist, dass das Schiff in den drei Wochen vergeblicher Wartezeit leicht auch seinen Heimathafen in den Niederlanden hätte erreichen können und dort nicht beschlagnahmt worden wäre.

Skepsis gegenüber unbemannten Schiffen
Der Deutsche Nautische Verein beobachtet mit Skepsis die Versuche einer Voll-Automatisierung in der Schifffahrt. Wie auch in der Auto-Industrie so sind auch in der Schiffbau-Industrie weltweit Bemühungen im Gange, den internationalen Seeverkehr komplett zu automatisieren. Unbemannte Schiffe sollen nach den Vorstellungen der Zukunftsforscher den Güterverkehr über See übernehmen. Sie werden von Land aus digital über die Meere und Flussläufe navigiert. Alle Manöver sollen von Landstationen aus gesteuert werden. Der Mensch an Bord macht sich selber überflüssig. Ob dieses Ziel in zwanzig, dreißig Jahren tatsächlich erreicht werden kann, bleibt abzuwarten. Wird dann menschliches Versagen von technischem Versagen abgelöst? Dieser Frage gehen die Fachleute im Deutschen Nautischen Verein in etlichen aktuellen Symposien und Fachkongressen nach.

Die PEKING als neues Wahrzeichen im Hamburger Hafen
Die 108 Jahre alte Viermastbark PEKING gehörte (wie auch der Fünfmaster PREUSSEN, die POMMERN, die PAMIR, die PASSAT, die PADUA) zu den einst legendären Flying P-Linern der Hamburger Reederei Laeisz. Sie segelte damals oft ums Kap Hoorn, um Waren aus Deutschland nach Südamerika und Salpeter aus Chile nach Hamburg zu bringen. Die PREUSSEN sank 1910 im Ärmelkanal, die PAMIR 1957 im Atlantik. Die POMMERN liegt als Museumsschiff im finnischen Mariehamn, die PASSAT als Jugendherberge in Travemünde. Die 1926 gebaute PADUA ist als russisches Schulschiff KRUSZENSTERN der einzige Flying P-Liner, der immer noch im Einsatz ist. – Viele Jahre lag die PEKING als Museumsschiff zunächst in London, später in New York und drohte dort zu vergammeln. Die Stiftung „Hamburg Maritim” kaufte den Amerikanern das marode Schiff ab, schleppte es in einer dramatischen Aktion nach Deutschland und ließ es auf der Werft in Wewelsfleth komplett sanieren. Die Hamburger Kaufleute und der Bund gaben dafür rund 35 Millionen Euro aus, also ein Viertel der Summe, die das Bundesverteidigungsministerium für die Sanierung der GORCH FOCK aus Steuergeldern bezahlt. Die vier neuen 62 Meter hohen Masten stehen schon. Jetzt werden noch die Rahen für die 32 Segel montiert. Später wird die PEKING als weiteres Hamburger Wahrzeichen (neben dem Michel und der Elbphilharmonie) vor dem neuen Hafenmuseum am Grasbrook liegen.

Nützliche Verspätung?
Auf ihr Transportflugzeug von Airbus musste die Bundeswehr rund zehn Jahre warten. Ihre erste von vier neuen Fregatten bekommt die Marine jetzt ebenfalls mehrere Jahre später als geplant. In Wilhelmshaven hat Verteidigungsministerin von der Leyen die Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG in Dienst gestellt. Möglicherweise hat die Verspätung auch ihr Gutes: die elektronische und digitale Entwicklung läuft auch in der Militärtechnik extrem schnell. Manche Waffensysteme und Steuerungsgeräte können in wenigen Jahren komplett veralten. Generell wird in Marine-Kreisen darüber diskutiert, ob kleinere beweglichere und schnellere Boote nicht viel geeigneter für die Aufgaben der Marine wären als die großen Fregatten und Korvetten. Die Besatzung auf den neuen Schiffen kann gegenüber der Vorgänger-Generation halbiert werden. Auf der neuen BADEN-WÜRTTEMBERG fahren nur noch 120 Mann Besatzung.

Proteste gegen Kreuzfahrtschiffe: Parlamentarisches Nachspiel in Kiel
In Kiel haben rund 50 sogenannte „Klima-Aktivisten” das Kreuzfahrtschiff ZUIDERDAM gewaltsam am fahrplanmäßigen Auslaufen gehindert. Zweitausend Passagiere mussten lange auf ihre Weiterreise warten. Trotz eines großen Polizei-Aufgebots dauerte es sechs Stunden, ehe das Schiff die Leinen losmachen konnte. Dieser Vorfall hatte nun ein politisches Nachspiel im Kieler Landesparlament, nachdem die AfD-Fraktion eine Aktuelle Stunde beantragt hatte. Deren Fraktionschef Jörg Nobis kritisierte die „hohe kriminelle Energie” der Blockierer, Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) verteidigte den zurückhaltenden Einsatz der Polizei.

Immer mehr Beschränkungen
Nach der Havarie eines großen Kreuzfahrtschiffes in Venedig verstärkt sich in etlichen Häfen weltweit der Widerstand gegen das Ausufern des See-Tourismus. Venedig will seinen Kreuzfahrt-Terminal an die Außenküste verlegen und keine Kreuzfahrtriesen mehr durch die historischen Wasserwege und Kanäle schleusen. In Palma de Mallorca, Barcelona, Dubrovnik sowie in mehreren baltischen und skandinavischen Hafenstädten sind ähnliche Initiativen im Gange. Verschärft wird die Situation durch den möglichen Ausfall einiger Destinationen infolge der Spannungen am und im Persischen Golf. Hiervon betroffen wären Dubai, Abu Dhabi, Katar, Bahrain, der Oman und andere Anlaufpunkte im Mittleren und Nahen Osten. Kritiker haben weltweit frühzeitig vor dem Geschäftsmodell gewarnt, immer mehr und immer größere Cruise-Liner zu bauen, da die Anzahl und Aufnahmekapazität der Hafenstädte begrenzt sind.

hr

18520 Ozeanopaedie Foto Terra Mater BooksSo kommt das Salz ins Meer und andere meerkwürdige Geschichten

Tom Hird
OZEANOPÄDIE
291 unglaubliche Geschichten vom Meer
Die Meere bedecken drei Viertel der Oberfläche unseres Planeten. Strände sind schön, Tsunamis schrecklich, die Seefahrt gefährlich, die Tierwelt unter Wasser atemberaubend. So weit, so bekannt. Aber wer weiß schon, dass die Weißen Klippen von Dover ein Werk von Mikroalgen sind? Oder dass Algen nicht Pflanzen sind, sondern einfach Algen und ökologisch betrachtet eine der erfolgreichsten Organismen auf dem Planeten, geschweige denn, wie der Tiefseefisch das Licht anmacht?
Denken wir an einen Strand, tauchen Sandburgen, Sonnenschirme, Limonadenverkäufer und bis zum Halse eingegrabene Väter und Mütter vor dem geistigen Auge auf. Tatsächlich tobt unter der sauberen, hellen, kleinkörnigen Oberfläche das pralle Leben. Viele kleine und kleinste Geschöpfe verbringen hier ihr ganzes Leben und haben es recht bequem: Geschützt vor der Sonne, bei annähernd gleichbleibender Feuchtigkeit und gleichem Salzgehalt lässt es sich gut aushalten. Oder nehmen wir die Seepocke, der landauf, meerab wenig Beachtung zuteil wird. Wer hätte gedacht, dass das Krustentier in der Lage ist, auf jeder Welle zu den unwahrscheinlichsten Orten des Meeres zu surfen, sich anzusiedeln und zu überleben? Der Adaptionskönig treibt die evolutionäre Kompetenz auf die Spitze, indem das zwei Zentimeter lange Tier mit seinem sieben Zentimeter langen Penis mit all seinen Mit-Seepocken für die nächste Generation sorgen kann, da sie samt und sonders Hermaphroditen sind. Kein Wunder also, dass die Seepocke zu den favorisierten Studienobjekten von Charles Darwin gehörte. Denn: Mehr Survival of the Fittest geht nicht.

Der Autor
Tom Hird, geboren 1984 in Halifax, Meeresbiologe, Taucher, Autor, Wissenschaftskommunikator, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, seinen Lesern und seinem Fernsehpublikum die Natur unter dem Meeresspiegel nahezubringen. Seine Leidenschaft für Wildtiere und seine Erfahrungen in freier Wildbahn verarbeitet er unterhaltsam und gewitzt im Fernsehen in seiner Rolle als Starmoderator der BBC, in Glossen und Büchern. Wenn er nicht gerade unter Wasser ist, lebt er in London.

Tom Hird
OZEANOPÄDIE
(aus dem Englischen von Nadine Lipp), erscheint bei
Terra Mater Books, A-5061 Elsbethen, Hardcover mit
Schutzumschlag und Lesebändchen, etwa 280 Seiten,
24,- € [D] │33,90 CHF, ISBN 978-3-99055-004-5,
Erscheinungstermin: 11. Oktober 2018.
Buchbestellung