Seereisenmagazin Die ganze Welt der Kreuzfahrt

  Hamburgmagazin Ausgabe 4-2014 
hr

Foto: Herbert Fricke, Hamburg

Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin

hr

 

„Piratenangriff” – dümmliche Spiele bei TT an Bord

Travemünde. Angesichts der nach wie vor akuten Gefahr sehr realer Piratenüberfälle auf Handels- und Kreuzfahrtschiffe vor Somalia, vor Nigeria, im Roten Meer und in der Straße von Malakka muten alberne Spielchen auf den Fährschiffen der TT-Linie ziemlich unüberlegt an. Nach dem über Bordlautsprecher verkündeten Alarm „Achtung Piratenangriff!” sollen Kinder an Bord realitätsfern unterhalten werden. Nichts gegen Märchen und fröhliche Kinderspiele, aber hier wäre Aufklärung wichtiger als dümmliche Verharmlosung. Die Deutsche Marine ist am Horn von Afrika nach wie vor im Einsatz gegen die Piraterie, und immer noch sind dort Menschenleben und Schiffe in Gefahr.

 

Auszeit auf See

Hamburg. Immer mehr Arbeitnehmer nutzen die neue gesetzliche Möglichkeit, für ein Jahr aus dem Berufsleben auszusteigen, ohne deshalb zu kündigen. Diese Auszeit nennt sich, angelehnt an den hebräischen Sabbat, international „Sabbatical”. Und viele dieser Aussteiger auf Zeit gehen auf See. In eigenen oder gecharterten Booten

 

umsegeln sie die Welt, oder zumindest Teile davon. Von Bord der Hochseeschiffe aus kann man immer mehr Segler auf den Meeren dieser Welt beobachten. Nach Auskunft des Verbandes der Kapitäne und Schiffsoffiziere ist damit auch die Kollisionsgefahr signifikant gestiegen, da manche der sehr kleinen Yachten vom Radar des nachts nicht immer klar erkannt werden. Die Hochsee-Segler werden deshalb im eigenen Interesse aufgefordert, die großen Schifffahrtswege zu meiden.

 

MARY gegen MUSCHI

Hamburg. Der aus Wedel nördlich von Hamburg stammende Sportbootfahrer Maik W. (37) hat mit seinem Boot MUSCHI das Auslaufen der QUEEN MARY 2 aus dem Hamburger Hafen elbabwärts behindert und dabei auch sich selbst in Gefahr gebracht. Auch das mächtige Typhon der QUEEN MARY 2 konnte das Motorboot nicht vertreiben. Von der Brücke des britischen Kreuzfahrtschiffs aus wurde die Hamburger Wasserschutzpolizei alarmiert, die den betrunkenen Skipper abdrängte und in den Sportboothafen Wedel schleppte. Der Mann muss mit einem Strafverfahren wegen Gefährdung des Seeverkehrs rechnen und verlor seinen Sportboot-Führerschein.

 

Michael Behrendt verabschiedet

Hamburg. Mit einem großen Festakt hat Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd ihren langjährigen Vorstandsvorsitzenden Michael Behrendt (63) verabschiedet. Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz hielt die Laudatio und ging dabei auch auf das erhebliche finanzielle Engagement der Hansestadt bei Hapag-Lloyd ein.  Die Reederei hat mit der größten südamerikanischen Containerflotte CSAV in Santiago de Chile fusioniert und ist jetzt auf der Suche nach einem zusätzlichen Partner in Fernost. Michael Behrendt wird nun  Aufsichtsratsvorsitzender der Reederei, und er bleibt auch Präsident des Verbandes Deutscher Reeder. Unter dem Dach dieses Verbandes ist die deutsche Handels- und Kreuzfahrtflotte vereint, allerdings führen nur noch wenige deutsche Schiffe auch die deutsche Flagge. Zurzeit gehören zur deutschen Handelsflotte 3.523 Schiffe mit einer Bruttoraumzahl (BRZ) von 87,1 Millionen. Davon sind die Hälfte Containerschiffe. Deutschland hat damit einen Anteil an der Welthandelsflotte von rund 9 Prozent.

 

Neue Container-Riesen

Hamburg. Zwei Hamburger Reedereien, die Hamburg-Süd und der Hamburger Lloyd, haben zwei Containerschiffe in Dienst gestellt, die zu den größten und modernsten der Welt gehören. Die neue CAP SAN NICOLAS der Hamburg-Süd ist 333 Meter lang, trägt fast 12.000 Container, läuft 21 Knoten und führt die Flagge von Luxemburg. Die RHL CONSTANTINA des Hamburger Lloyd ist 260 Meter lang, trägt 5.000 Container, wurde in China gebaut, läuft 23 Knoten und führt die Flagge von Liberia.

 

Flüssiggas erobert die Schifffahrt

Hamburg. Immer mehr Reedereien machen sich die Vorteile von Flüssiggas (LNG) zunutze, um ihre Schiffe damit (vor allem in Landnähe) zu betreiben. LNG ist abgasarm und umweltfreundlich. Allerdings haperte es bisher an geeigneten „Tankstellen” für die Schifffahrt. Deshalb bereiten sich Hamburg und Bremerhaven als deutsche Basishäfen auf die maritime Versorgung mit LNG vor. Entsprechende Tank-Terminals sind im Bau. Deutschland bezieht das Flüssiggas mit LNG-Tankern vor allem aus Nordafrika und dem Persischen Golf, sowie aus der größten LNG-Anlage der Welt in Melkoeya in Norwegen.

hr
Die MEIN SCHIFF 3 erreicht am 1. Juni 2014 Hamburg. Die MEIN SCHIFF 3 erreicht am 1. Juni 2014 Hamburg. 

Aufsehenerregende Fusion in der Reisebranche:

TUI – der neue Weltmarktführer

von Herbert Fricke

Hamburg. Die TUI AG, größter Ferienhotelier Europas und der führende europäische Reiseveranstalter, TUI Travel Plc mit Sitz in London, wollen sich zusammenschließen. Mit dieser aufsehenerregenden Fusion entsteht der größte Reise-Anbieter der Welt. Zu diesem Konzern zählen 230 Hotels und Urlaubsresorts in aller Welt, mit insgesamt über 160.000 Betten, darunter so bekannte Marken wie die RIU-Hotels und die Robinson-Clubs,  sowie mehr als zehn Kreuzfahrtschiffe – darunter MEIN SCHIFF 1, 2, 3, 4, die EUROPA 1 und 2 und etliche weitere Schiffe der TUI-Tochter Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten.

Der neue Touristik-Riese wird Zugang zu über 30 Millionen Kunden in ganz Europa und auch in Übersee haben und über ein weltweites Netz von Reisebüros und Agenturen verfügen. Rund 74.000 Mitarbeiter in aller Welt werden für den neuen Reiseriesen arbeiten.

Bis 2016 wird der neue Konzern von den beiden Vorstandsvorsitzenden Fritz Joussen und Peter Long gemeinsam geleitet. Ab 2016 geht Long an die Spitze des Aufsichtsrates, Joussen führt dann den Konzern allein. „Wir erwarten uns von dem Zusammenschluss signifikante Synergie-Effekte”, sagte der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Klaus Mangold. Der neue Konzern wird seinen Sitz in Hannover haben und an den Wertpapierbörsen in London und Frankfurt im FTSE-100 notiert sein. Das neue Unternehmen peilt einen Jahresumsatz von 20 Milliarden € an und verspricht sich einen Jahresgewinn von rund 800 Millionen €.

Zu den wichtigsten Zukunftsmärkten des neuen TUI-Konzern wird Russland mit seinen fast 200 Millionen Einwohnern zählen. Der einflussreichste Stratege und größte Nutznießer des Zusammenschlusses sitzt in Moskau. Von dort lenkt er sein Imperium. Er hat Erfahrung damit, neue Großkonzerne zu schmieden. Der russische Stahl-Magnat Alexej Mordashov ist der größte Einzel-Aktionär der TUI AG. Der 50jährige Multimilliardär zählt zu den reichsten Industriellen der Welt. Ihm gehören in Russland der größte Stahlkonzern und eine Vielzahl großer metallverarbeitender

Fabriken. Sein Firmen-Imperium ist größer als Krupp und Thyssen zusammen. Einer seiner besten Freunde ist Präsident Wladimir Putin. Die finanziellen Grundlagen dieser Fusion der TUI AG mit Sitz in Hannover und der TUI Travel Plc mit Sitz in London werden von der Deutschen Bank organisiert. Das  Einsparungs-Potential durch den Zusammenschluss wird von den Bankern auf 45 Millionen € jährlich geschätzt. Die neue Gesellschaft wird Weltmarktführer der Tourismus-Branche sein.

Auch TUI Cruises sind von dem Deal betroffen

Welche Auswirkungen die Konzerngründung auf die in Hamburg ansässige Tochterfirma TUI Cruises hat, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall soll die Kreuzfahrt-Sparte ausgebaut und vergrößert werden. Einem inoffiziellen on-dit zufolge soll die MEIN SCHIFF-Flotte umgetauft werden und richtige Schiffsnamen erhalten. Möglicherweise die Vornamen der Taufpatinnen. Dann würde beispielsweise die MEIN SCHIFF 3 künftig MS HELENE sein, benannt nach der Sängerin Helene Fischer.

Als guter Zeitpunkt für eine solche Umbenennung der TUI-Flotte wird die Taufe des vierten TUI-Serienschiffs im nächsten Jahr in Hamburg angesehen. Das Schiff ist derzeit bei der finnischen STX-Werft in Turku unter der Arbeitsbezeichnung MEIN SCHIFF 4 im Bau. Die bisherigen Schiffsbezeichnungen waren umständlich und sperrig und sollen bei Buchungen im Netz häufig zu Verwechslungen geführt haben. Außerdem sind diese Namen grammatikalisch widersinnig.

Der Ausdruck „Die mein Schiff” ist ein sprachliches Unding. Erfinder der Namen MEIN SCHIFF war der bisherige Vorstandsvorsitzende von TUI Cruises, Richard Vogel. Er hat TUI Cruises, wohl in Erwartung der künftigen Umstrukturierung, kürzlich verlassen und will sich künftig anderen unternehmerischen Herausforderungen stellen. Seine Nachfolgerin als CEO von TUI Cruises ist Wybcke Meier, die aus einer TUI-Tochtergesellschaft kommt..

hr

Vorige Seite Inhaltseite Seite 20 Vorschau/Impressum Nächste Seite