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Ausgabe 4-2014 

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Der Jardim Tropical, ursprünglich Park des Luxushotels Monte Palace. Die von dem madeirischen Geschäftsmann und Kunstsammler José Berardo erworbene und gestaltete Anlage ist seit 1991 öffentlich zugänglich. Der Jardim Tropical, ursprünglich Park des Luxushotels Monte Palace. Die von dem madeirischen Geschäftsmann und Kunstsammler José Berardo erworbene und gestaltete Anlage ist seit 1991 öffentlich zugänglich.

 

Carsten Heinke

Inseltraum Madeira

    Zum Seele-Baumeln in den ewigen Frühling   

Madeira, das warme grüne Eiland im Atlantik, verwöhnt seine Gäste mit Sonne, mildem Klima und vielseitiger Natur. Die meisten kommen mit einem Kreuzfahrtschiff. Doch ein Tag für einen Landgang ist zu wenig für die schöne Insel mit ihren einzigartigen Landschaften und ihrer überaus reichen Vegetation. Deshalb kehren viele Kreuzfahrer zu einem Wanderurlaub zurück.

Antonio hat gesagt, wenn die Picos morgens wolkenfrei sind, können wir fahren. Dann nämlich bleibt es oft bis zum Nachmittag im Hochland und im Norden sonnig. Antonio muss es wissen. Schließlich lebt der Reiseführer seit 34 Jahren auf Madeira. Das zentrale Bergland der Atlantikinsel ist seine Heimat. Dort wollen wir gemeinsam wandern, Natur erleben und die Seele baumeln lassen.

Die Sonne scheint. In vollen Zügen genießen wir das Licht, die Wärme, das Blau von Ozean und Himmel. Vom Frühstückstisch auf der Hotelterrasse ist es nur ein Katzensprung ins Herz der Inselhauptstadt. Ach, komm, der Wanderweg ist morgen auch noch da – jetzt schauen wir uns erst mal Funchal an.

Vom Kreuzfahrthafen, der Uferpromenade und dem Cais, wo die Yacht der Beatles liegt, schlendern wir – vorbei an alten Kirchen, Klöstern und Palästen – durch kleine Parks und über Plätze mit Lokalen und Cafés. Ein Blick in Blandy’s Wine Lodge reicht nicht aus. Madeira-Wein muss man probieren. Hinter einer schmalen Gasse mit vielen bunt bemalten Haustüren liegt Mercado dos Lavradores, die Markthalle.

Hier gibt es Blumen aller Farben, vertraute und auch sonderbare Früchte wie den tannenzapfen-ähnlichen Philodendron (Achtung: am besten vor dem Kosten nach dem Preis fragen!) und Meerestiere wie den Schwarzen Degenfisch. Mit seinen riesigen Augen und einem Maul voller spitzer Zähne ist der lange Barschverwandte alles andere als hübsch – doch dafür äußerst schmackhaft. Später werden wir uns davon selber überzeugen – im „O Jango”, einem urig-gemütlichen Restaurant am Hafen in der Altstadt.

Die Düfte von Orangen, Akazien und Jasmin locken uns in Funchals Gärten. Mit der Seilbahn schweben wir nach Monte, wo in einer kleinen Kirche Kaiser Karl von Österreich begraben liegt. Daneben grünt und blüht der Jardim Tropical, ursprünglich Park des Luxushotels Monte Palace. Die von dem madeirischen Geschäftsmann und Kunstsammler José Berardo erworbene und gestaltete Anlage ist seit 1991 öffentlich zugänglich. Zu ihren botanischen Kostbarkeiten gehören Azaleen und Orchideen aus dem Himalaya, Palmen aus Südafrika und eine seltene Palmfarn-Sammlung aus aller Welt.

Frische Blüten gibt’s das ganze Jahr. „Fast überall auf der Insel blüht jederzeit etwas, genauso wie auch immer – zumindest stellenweise – Urlaubswetter herrscht”, sagt Antonio stolz. Dank günstiger Klimabedingungen sinkt das Thermometer auf Madeira selbst im Dezember und Januar im Schnitt nie unter 19 Grad Celsius.

Die zwei Kilometer zurück ins unterhalb gelegene Funchal fahren oder besser gesagt: rutschen wir in einem  recht ungewöhnlichen Verkehrsmittel, dem Korbschlitten. Das bis zu drei Personen fassende Vehikel wurde im 19. Jahrhundert zum Touristentransport erfunden.

Am nächsten Morgen: wieder Sonne. Nun aber ab in die Berge. Antonio fährt uns mit dem Jeep nach Ribeiro Frio („Kalter Fluss”), wo es die leckersten Forellen gibt. Sie werden hier gezüchtet. Der 860 Meter hoch gelegene Ort nahe Santo da Serra ist ein beliebter Start für Wanderungen, zunehmend auch für Mountainbiking und „Trail Running” – der letzte Schrei bei schmerz-resistenten Läufern mit gut trainierten Muskeln und Gelenken.

Der Weg zum Aussichtspunkt Balcões ist auch von Ungeübten leicht zu schaffen. Dafür hat man ihn auch selten nur für sich allein. Die Kulissen sind jedoch grandios: immergrüner subtropischer Lorbeerwald, Madeiras höchste Gipfel und Levadas – künstliche Kanäle, teils schon vor 600 Jahren zur Bewässerung des trockenen Südens angelegt. Heute bedeckt das weitverzweigte System der flachen, begehbaren Wasserwege, das auch Brücken und Tunnel umfasst, beinahe das ganze grüne Eiland.

Trotz Wasserreichtums ist Madeira nicht unbedingt das Ziel für einen Badeurlaub. Oder doch? Der populärste Strand heißt Campo de Baixo und liegt nicht auf der Hauptinsel des Archipels, sondern auf Porto Santo, rund 40 Kilometer von Funchal entfernt. Für einen Tag lang bringt uns das Schnellboot hin. Die müden Wanderfüße jubeln. Neun Kilometer weicher Sand – das ist ein Beach zum Träumen …

Am Abend sind alle wieder fit. Das trifft sich gut, denn Partynächte in Funchal können lang sein. Unsere beginnt im Café do Teatro, geht weiter im FX, dann im „O Mohe” ... Im „Vespas” geht’s bis zum Sonnenaufgang. Doch den erleben wir lieber auf dem Hotelbalkon – mit Blick auf Himmel, Berge, Stadt und Ozean. Es wird wieder Wanderwetter.

Service-Informationen: Natur genießen und Feste feiern

Das Blumenfest von Funchal am 3. und 4. Mai ist nach dem Karneval das wichtigste Ereignis auf Madeira. Höhepunkt ist ein farbenprächtiger Umzug mit Tänzern in fantasievollen Kostümen und blütengeschmückten Wagen. Es gibt Parties, Shows und klassische Konzerte. Am gleichen Wochenende wird in Santana, das für seine traditionellen Strohdachhäuser berühmt ist, das Zitronenfest gefeiert. An allen vier Juni-Samstagen findet in Madeiras Hauptstadt das Atlantik-Festival mit viel Musik statt. Begleitet wird es von einem internationalen Feuerwerkwettbewerb.

Am 14. und 15. Juni präsentiert die Stadt Câmara de Lobos ein fruchtig-frohes Kirschfest mit Umzug. Vom 3. bis 5. Juli lädt Funchal zum Jazz Festival sowie Santana vom 18. bis 20. Juli zu einem  Folklore-Tanzfestival ein.

Auskünfte zu Reisen nach Madeira erteilt das portugiesische Fremdenverkehrsamt, Telefon 030-25 41 06 72, www.visitmadeira.pt

Inselexkursionen: www.mountainexpedition.pt

Madeirawein: www.blandyswinelodge.com

Restaurant-Tipp: www.ojango.net

Die allermeisten Touristen kommen als Gast großer Kreuzfahrtschiffe, die Madeira fast täglich und unter vielen Flaggen anlaufen. Der Kreuzfahrttourismus entwickelte sich seit den 1950er Jahren. Die allermeisten Touristen kommen als Gast großer Kreuzfahrtschiffe, die Madeira fast täglich und unter vielen Flaggen anlaufen. Der Kreuzfahrttourismus entwickelte sich seit den 1950er Jahren.

Wer hier nicht selber auf einen Katamaran oder ein anderes Schiff steigt, genießt den Blick auf den Yacht-Wer hier nicht selber auf einen Katamaran oder ein anderes Schiff steigt, genießt den Blick auf den Yacht-

hafen der Inselhauptstadt Funchal in einem der zahlreichen Restaurants, Bars und Cafés an der Marina.

Der Atlantik rund um die Insel Madeira ist ein beliebtes Segelrevier. Wer als Segler den Atlantik überquert, wählt sie gern als Zwischenstation. Der Atlantik rund um die Insel Madeira ist ein beliebtes Segelrevier. Wer als Segler den Atlantik überquert, wählt sie gern als Zwischenstation.

Historisches Bankgebäude in der Altstadt von Funchal. Historisches Bankgebäude in der Altstadt von Funchal.

Auch mitten in der Hauptstadt gibt es viele kleine Parks und Gärten mit jeder Menge Grün und bunten Blüten. Auch mitten in der Hauptstadt gibt es viele kleine Parks und Gärten mit jeder Menge Grün und bunten Blüten.

Der im maurischen Stil gebaute Palacio Fortalezza Sao Lourenco aus dem Jahre 1548 ist die älteste Festung Funchals, heute Sitz der autonomen Regierung von Madeira. Der im maurischen Stil gebaute Palacio Fortalezza Sao Lourenco aus dem Jahre 1548 ist die älteste Festung Funchals, heute Sitz der autonomen Regierung von Madeira.

Denkmal für João Gonçalves Zarco (1380-1467). Der Portugiese gilt als Wiederentdecker Madeiras.

In den historischen Kellern der Firma Blandy’s in Funchal kann man sich über die Herstellung des berühmten Madeiraweins informieren… In den historischen Kellern der Firma Blandys in Funchal kann man sich über die Herstellung des berühmten Madeiraweins informieren ...

 

... und die verschiedenen Sorten anschließend auch probieren. Der Alkoholgehalt des mit Weinbrand angereicherten Weins liegt je nach Sorte zwischen 17 und 22 Volumenprozent.

... und die verschiedenen Sorten anschließend auch probieren. Der Alkoholgehalt des mit Weinbrand angereicherten Weins liegt je nach Sorte zwischen 17 und 22 Volumenprozent.

Im hauseigenen Museum von Blandy’s werden alte und gegenwärtige Herstellungsverfahren veranschaulicht. Im hauseigenen Museum von Blandy’s werden alte und gegenwärtige Herstellungsverfahren veranschaulicht.

Einheimische Blumenhändlerin auf dem Markt von Funchal. Einheimische Blumenhändlerin auf dem Markt von Funchal.

 

Viele tropische Früchte, die auf Madeira gedeihen, kann man auf dem Markt probieren. Vorher sollte man sich jedoch unbedingt nach dem Preis erkundigen. Viele tropische Früchte, die auf Madeira gedeihen, kann man auf dem Markt probieren. Vorher sollte man sich jedoch unbedingt nach dem Preis erkundigen. 

Zu den botanischen Kostbarkeiten im Jardim Tropical gehören neben Azaleen und Orchideen aus dem Himalaya sowie Palmen aus Südafrika auch eine seltene Palmfarn-Sammlung aus aller Welt.   

Zu den botanischen Kostbarkeiten im Jardim Tropical gehören neben Azaleen und Orchideen aus dem Hima-

laya sowie Palmen aus Südafrika auch eine seltene Palmfarn-Sammlung aus aller Welt. 

Der Jardim Tropical verfügt über eine fantasievolle Architektur-Melange. Hier ein Blick auf den asiatischen „Tempel”. Der Jardim Tropical verfügt über eine fantasievolle Architektur-Melange. Hier ein Blick auf den asiatischen „Tempel.

Das kleine Dorf Monte, in den Hügeln über Funchal gelegen, war früher einmal der Kurort der High Society Europas. Der vornehme Park des ehemaligen Luxushotels Monte Palace – heute Jardim Tropical – erinnert daran.  

Das kleine Dorf Monte, in den Hügeln über Funchal gelegen, war früher einmal der Kurort der High Society Europas. Der vornehme Park des ehemaligen Luxushotels Monte Palace – heute Jardim Tropical – erinnert daran.

Zu den ältesten Bewohnern des tropischen Gartens von Monte gehört auch dieser viele Jahrhunderte alte Olivenbaum.Zu den ältesten Bewohnern des tropischen Gartens von Monte gehört auch dieser viele Jahrhunderte alte Olivenbaum.

Von Monte zurück nach Funchal fährt man üblicherweise mit dem Korbschlitten. Von Monte zurück nach Funchal fährt man üblicherweise mit dem Korbschlitten.

 

Das bis zu drei Personen fassende Vehikel wurde im 19. Jahrhundert zum Touristentransport erfunden. Das bis zu drei Personen fassende Vehikel wurde im 19. Jahrhundert zum Touristentransport erfunden.

069-Inseltour

Am Aussichtspunkt Balcoes werden Wanderer von neugierigen madeirischen Buchfinken begrüßt.Am Aussichtspunkt Balcoes werden Wanderer von neugierigen madeirischen Buchfinken begrüßt.

 

Typisch Madeira: Immergrüner subtropischer Lorbeerwald und Levadas (links im Bild) – künstliche Kanäle, teils schon vor 600 Jahren zur Bewässerung des trockenen Südens angelegt. Typisch Madeira: Immergrüner subtropischer Lorbeerwald und Levadas (links im Bild) – künstliche Kanäle, teils schon vor 600 Jahren zur Bewässerung des trockenen Südens angelegt.

Wie fast überall fällt Madeira auch an seiner Nordostküste steil in den Atlantik ab. Sandstrände gibt es auf der Hauptinsel so gut wie gar nicht. Wie fast überall fällt Madeira auch an seiner Nordostküste steil in den Atlantik ab. Sandstrände gibt es auf der Hauptinsel so gut wie gar nicht.

Traditionelles strohbedecktes Bauernhaus in Santana im Norden Madeiras.Traditionelles strohbedecktes Bauernhaus in Santana im Norden Madeiras.

Alternativ zum Korbschlitten können die Kreuzfahrtpassagiere auch den grandiosen Blick aus der Seilbahn zwischen Monte und Funchal genießen, bevor es wieder an Bord des Schiffes geht.
Alternativ zum Korbschlitten können die Kreuzfahrtpassagiere auch den grandiosen Blick aus der Seilbahn zwischen Monte und Funchal genießen, bevor es wieder an Bord des Schiffes geht.
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