DOMINIKANISCHE REPUBLIK   AUSGABE 1/2013
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Foto: Manuel Meyer, Madrid

„Es handelt sich um eine Mutter mit ihrem Kalb, erklärt Kim Beddall. Die Naturschützerin organisiert schon seit über 20 Jahren Walbeobachtungstouren in Samaná.

   

Manuel Meyer: Bei den Singenden Walen von Damaná

Wer zwischen Dezember und März vor der dominikanischen Halbinsel Samaná mit dem Boot unterwegs ist, sollte sich auf Begegnungen der „großen Art einstellen. Dann nämlich kommen Tausende von Buckelwalen in die warmen Karibikgewässer.

Langsam steuert Skipper Pimpo das kleine Ausflugsboot durch die Bucht von Samaná. Es ist noch keine 15 Minuten her, dass wir die Palmengesäumten Karibikstrände der Halbinsel im Nordwesten der Dominikanischen Republik hinter uns gelassen haben, als er plötzlich die Maschinen drosselt. Er scheint etwas gesehen zu haben. Niemand spricht ein Wort. Alle schauen gespannt aufs Wasser hinaus. Mit Ferngläsern suchen die Urlauber den Horizont ab. Minutenlang passiert nichts. Die Schaumkronen der Wellen machen das Aufspüren der Giganten der Meere an diesem Tag schwieriger als sonst. Sekunden werden zu Minuten.  

Dann plötzlich der fast schon erlösende Aufschrei des Skippers: „Wale auf 9 Uhr! Pimpo beschleunigt die Fahrt. Zunächst ist nichts zu erkennen. Doch dann schießt plötzlich eine gigantische Fontäne knapp 100 Meter vor uns in die Höhe. „Ohs und „Ahs schallen quer übers Deck und mischen sich mit dem Klicken der Fotokameras. Der Anblick der beiden Buckelwale ist atemberaubend. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie entdeckt wurden. Jedes Jahr halten sich zwischen Ende Dezember und März Hunderte von ihnen gleichzeitig in der Bucht von Samaná auf. Wer also in dieser Zeit, ein Segel- oder Motorboot in Samaná chartert, muss permanent mit Walbegegnungen rechnen.

Nur knapp 80 Meter vom Boot entfernt ziehen die Wale ruhig ihre Bahnen. „Es handelt sich um eine Mutter mit ihrem Kalb, erklärt Kim Beddall. Die Naturschützerin organisiert schon seit über 20 Jahren Walbeobachtungstouren in Samaná. „An keinem anderen Ort der Welt kann man so gut und so viele Buckelwale beobachten, versichert Kim. Bis zu 3000 Wale kommen jedes Jahr aus dem kalten Nordatlantik in die seichten Gewässer der Karibikinsel, um sich hier zu paaren oder ihre Kinder auszutragen. Dabei nehmen die Wal-Mütter während der drei bis vier Monate keine Nahrung zu sich, geben den Kälbern allerdings täglich bis zu 200 Liter Milch. Jeden Tag nehmen die Walbabys dabei bis zu 50 Kilogramm zu, sagt Kim den Ausflugsgästen, die kaum noch aus dem Staunen kommen.

Die bis zu 16 Meter langen und 40 Tonnen schweren Buckelwale gehören zu den „aktivsten Walarten der Welt. Vor allem die paarungswilligen Männchen versuchen die Weibchen immer wieder durch ihren lauten Gesang und akrobatische Sprünge auf sich aufmerksam zu machen. Während die Urlauber das Naturschauspiel aus nächster Nähe genießen, beginnen die Mitarbeiter der Naturschutzorganisation CEBSE, die sich ebenfalls an Bord befinden, mit ihrer Arbeit. Sie verzeichnen Ort und Zeit der Walsichtung und notieren sich zur Wiederkennung der Wale äußere Merkmale wie Farbflecken oder Narben.

Die CEBSE kümmert sich in der Bucht von Samaná um den Schutz der Wale und eines umweltverträglichen Tourismus. Seit einigen Jahren beobachten sie bereits, wie sich das Verhalten der Tiere mit Blick auf den generell zunehmenden Schiffsverkehr verändert und kontrollieren die Waltourismusanbieter, erklärt CEBSE-Leiterin Leida Buglass. Dabei sind Bootsanbieter und Naturschützer keine Gegner, sondern Verbündete.

Dank ihrer Zusammenarbeit ist das Whale-Wachting in der Bucht von Samaná inzwischen gut und vor allem nachhaltig organisiert. Es gibt kaum noch Auswüchse wie vor Jahren, als kleine Boote mit waghalsigen Manövern versuchten, ganz nah an die riesigen Meeressäuger heranzufahren. Die Ausflugsboote wurden seit 1996 sogar von 56 auf 38 reduziert. Zudem darf sich ein Boot maximal nur eine halbe Stunde bei einer Walgruppe aufhalten.

„Die meisten halten sich an die Regeln. Uns allen ist bewusst, dass wir sehr sensibel mit den Walen umgehen müssen, damit sie auch wiederkommen, erklärt Ausflugsveranstalterin und Naturschützerin Kim Beddall. Tatsächlich wäre das Fernbleiben der Wale eine Katastrophe für Samaná. Das Naturschauspiel zieht mittlerweile 40.000 Urlauber zur Walsaison an und ist zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die abgelegene Halbinsel geworden.  

So haben sich die Unternehmen mit den Naturschützern auch auf Mindestabstände zu den Walen geeinigt, was bei zwei Walen pro Quadratkilometer aber manchmal gar nicht so leicht ist. „Plötzlich tauchen sie auf und befinden sich direkt neben dem Boot, versichert Ines Rülander. Die 24-jährige Studentin aus der Nähe von Bremen wurde vom dominikanischen Fremdenverkehrsamt einen Monat in die Karibik eingeladen, um als „Walflüsterin bei der CEBSE zu helfen. „Walflüsterin ist natürlich übertrieben. Ich bin eine gewöhnliche Praktikantin, stellt Ines klar. Ihr Praktikumsplatz hingegen ist alles andere als gewöhnlich. Neben täglichen Bootsausflügen zu den Walen genießt sie ein 5-Sterne Hotel, mit Palmen überwucherte, weiße Strände, karibisches Flair und viel Sonne. Jedes Jahr sucht das Fremdenverkehrsamt auf der Homepage www.walflüsterer.de in Deutschland einen neuen Kandidaten.

Samaná ist nicht nur einer der besten Orte der Welt, um Buckelwale zu beobachten. Die idyllische, von Palmen überzogene Halbinsel im äußersten Nordwesten der Karibikinsel ist zudem eine Oase für Naturliebhaber und Individualurlauber im „Pauschalparadies der Karibik. „Auch ich dachte bei der Dom-Rep immer an All-Inclusive Hotelburgen wie in Punta Cana. Samaná aber hat mir eine ganz andere Seite von der Insel gezeigt, versichert Ines in einer Bar im Hauptort Santa Barbara de Samaná. Sie kommt mit einigen Einheimischen ins Gespräch. Es ist schwül. Im Hintergrund läuft Bachata-Musik. Ines wird zum Tanzen aufgefordert. „Die Menschen hier sind wirklich sehr nett und Fremden gegenüber aufgeschlossen, sagt Ines, bevor sie auf die Tanzfläche gezogen wird. So naher Kontakt zum wirklichen Inselleben ist in den abgeschotteten Touristenhochburgen in Punta Cana oder Playa Bavaro so gut wie unmöglich.

Völlig erschöpft kommt Ines zur Theke zurück. Sie bestellt sich einen Rum mit Cola. Wer hier nicht tanzt, hat meistens ein Glas Rum in der Hand. Hauptsächlich trinken sie dominikanischen Rum der Marke Brugal. Dabei war es gerade die Konkurrenz von Bacardi, welche sich in den 90er Jahren hier auf Samaná mit einem Werbespot weltweit berühmt machte. Die Insel Cayo Levantado, die seitdem auch die Bacardi-Insel genannt wird, ist die perfekte Karibikinsel mit schönen Palmen, weißem Sand und kristallklarem Wasser und liegt nur wenige Kilometer vor Santa Barbara mitten in der Bucht von Samaná.

Die Insel ist ein Traum. Auf ihrem Weg zu den Walen fährt Ines jeden Tag an ihr vorbei. Doch Ines Traumstrände befinden sich im Norden der Halbinsel.

 

 Sie badet lieber an den einsamen Bilderbuchtstränden wie an der Playa Bonita oder Playa de Las Galeras. Auch der Strand von Cosón hat sich seit 1997 kaum verändert, als Klausjürgen Wussow und Harald Juhnke hier einige Staffeln für „Klinik unter Palmen drehten.

Man erreicht den Strand fast nur per Boot. Auch zur drei Kilometer langen, von Kokospalmen überwucherten Playa Rincón lässt man sich am besten von einem Fischer per Boot bringen oder chartert sich eines. Ganz am Ende des Strandes hat Cecilia ein kleines Restaurant. Vielmehr handelt es sich um einen Holzverschlag direkt am Strand. Das Dach ist aus blauer Plastikplane. Das Lokal ist einfach, Cecilias Küche allerdings kaum zu übertreffen. „In keinem Hotel auf der Insel bekommen Sie so frische Languste und Fisch wie bei mir, verspricht die 56 Jahre alte Dominikanerin und zeigt auf das kleine Boot, mit dem ihr Mann Lolan täglich zum Fischen aufs Meer fährt. Zum Fisch werden frittierte Bananen und Reis mit Rosinen gereicht. Die noch lebenden Langusten kann sich der Gast selber aussuchen. Sie kommen frisch aufs Feuer. Cecilia gibt nur noch ein wenig Salz und Knoblauch hinzu. Während Cecilia auf dem offenen Feuer die Langusten brät, nimmt Ines ein Bad in der türkisblauen Karibik. 

Die Halbinsel Samaná gehört mit ihrem tropischen Bergland, spektakulären Wasserfällen wie dem 52 Meter hohen „Salto El Limón und ihren Traumstränden zweifellos zu den schönsten und ursprünglichsten Regionen der Karibikinsel. Doch zur Freude der Individualurlauber haben die Urlaubermassen und Großhotelanlagen Samaná noch nicht für sich entdeckt – und so soll es auch bleiben. Langsam nimmt der Tourismus auf Samaná allerdings nach dem Motto „klein, aber fein zu. So handelt es sich bei neuen Hotels wie Vista Mare, Puerto Bahia und Balcones del Atlántico auch um kleine, luxuriöse Boutique-Hotels. „Wir wollen Qualität, keine Masse. Wir haben aus den Fehlern in Punta Cana gelernt und wollen auf Samaná einen sanften und nachhaltigen Tourismus aufbauen, versichert Elsa de León, stellvertretende Tourismusministerin der Dominikanischen Republik.  

In anderen Zonen Samanás können auch gar keine Hotels gebaut werden. So zum Beispiel im Nationalpark Los Haïtises, einem an die Bucht grenzender tropischer Regenwald mit Mangrovensümpfen und Hunderten von Kalksteininseln, die wie Riesenpilze aus dem Meer hervorragen und die Heimat von Pelikanen, Papageien und Fregattvögeln sind. Eine Boots- oder Segeltour durch den Nationalpark ist zweifellos ein Höhepunkt beim Besuch der Halbinsel. Das ganze Gebiet ist übersät mit pittoresken Felsformationen. Baden, Entspannen, Schnorcheln, Angeln sind hier angesagt. Im östlichen Teil des Nationalparks, in der weiten, aber flachen Bahía de San Lorenzo, gibt es vom Meer ausgewaschene Höhlen zu erkunden, deren bekannteste Höhle die „Cueva de la Linea mit alten Zeichnungen der Tainos, der indianischen Ureinwohner, ist. Natürlich befinden sich unter ihnen auch Bilder von Buckelwalen, die schon damals zu Tausenden jeden Winter wieder aufs Neue in die seichten Karibikgewässer kamen. Es lohnt sich aber auch vor Anker zu gehen und den Landteil des Park zu erforschen. Versteckt im Labyrinth aus Schlingpflanzen und Mangroven kommt der Besucher auf Wanderpfaden zu riesigen Naturhöhlen, in denen sich einst die Taínos vor den spanischen Konquistadoren versteckten.

 

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Anreise: Condor, Air Berlin, Air France via Paris, Iberia via Madrid, American Airlines und Continental Airlines via Miami und KLM via Amsterdam fliegen von verschiedenen deutschen Flughäfen Santo Domingo, Punta Cana oder direkt Samaná an.

Einreise: Seit Mai 2012 brauchen deutsche Staatsbürger einen während des Aufenthaltszeitraums gültigen Reisepass sowie eine Touristenkarte (10 US-$) für einen Aufenthalt von maximal 30 Tagen. Die Touristenkarte gibt es bei der Ankunft vor der Passkontrolle. Impfungen sind keine erforderlich.

Reisezeit: Ganzjährig, die Buckelwale kommen jedoch nur zwischen Dezember und März in die warme Bucht von Samaná, um sich zu paaren. 

Wetter: 255 Sonnentage im Jahr, durchschnittliche Temperatur 27 Grad Celsius, Wassertemperatur zwischen 23 und 28 Grad Celsius.

Währung: 1 Euro = rund 51 Dominikanische Peso (DOP).

Hotel-Tipps: The Bannister Hotel – www.thebannisterhotel.com · Vista Mare – www.samanavistamare.com · Puerto Bahia – www.puertobahiasamana.com · Balcones del Atlántico – www.balconesdelatlantico.rockresorts.com

Wal-Beobachtungstouren: Bei Whale Samana werden Urlaubern nicht nur die Wale gezeigt, Kim Beddall und ihre Meeresbiologen an Bord vermittelt auch interessantes Hintergrundswissen über die Giganten der Meere – www.whalesamana.com

CEBSE: Das gemeinnützige „Zentrum für den Schutz und die nachhaltige ökologische Entwicklung der Bucht von Samaná und ihrer Umgebung (CEBSE) unterhält neben Umweltschutzprojekten in Santa Barbara de Samaná auch ein lohnenswertes Wal-Museum – www.samana.org.do 

Charter: Puerto Bahia bietet eine neue und moderne Marina, die sich hervorragend für den Start von Boots- und Segeltörns in der Bucht von Samaná und in den Nationalpark Los Haitises eignet. Der Segel- und Bootscharter-Tourismus befindet sich auf Samaná aber noch im Aufbau. Einige gute Anbieter haben den Markt jedoch bereits eröffnet. Ortskundige Skipper bieten sich fürs Auffinden versteckter Orte, beim kostengünstigen Einkaufen in lokalen Geschäften und für die schwierigen Riffpassagen an.

Ortskundige Charteragentur in Deutschland: DMC-Reisen – www.dmcreisen.de ·

Die EZARO von Eigner Santiago Metas – www.calua.net/ · BENETEAU 51 von Olga und Vladimir – www.dragonsmokesailing.com · Lagoon Katamarane – www.yachtvoyage.com

Lokale Chartervermittler: Escapade Samana, Veronique und Fabrice Lambert – www.escapadesamana.com · Cap. Tony Torres – SUN ODYSSEY 34 – www.sailingdr.com

Charter von Motorbooten und -yachten: www.nautica-rd.com/charter.html · Tages-Charter ab Cap Cana – www.discovery-cruise.com

Weitere Informationen: Fremdenverkehrsamt der Dominikanischen Republik, Hochstraße 54, D-60313 Frankfurt am Main, Telefon +49-69-91397878, www.godominicanrepublic.com · www.walflüsterer.de

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Ein Buckelwal bläst in unmittelbarer Nähe des Bootes.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Skipper Pimpo und Kim Beddall, die Naturschützerin organisiert schon seit über 20 Jahren Walbeobachtungstouren in Samaná.

 

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Wahlflüsterin Ines Rülander beim Vergleich der GPS-Daten mit CEBSE-Mitarbeiterin Maria Sarhani.

Foto: Manuel Meyer, MadridDer mächtige Wasserfall El Limón.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Kinder am Wasserfall El Limón.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Reitausflug zum Wasserfall El Limón.

 

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Ein Segelboot ankert vor der Bacardi-Insel Cayo Levantado.

Foto: Manuel Meyer, Madrid
Die Insel Cayo Levantado, die auch die Bacardi-Insel genannt wird. Hier wurde in den 90ern der weltbekannte Bacardi-Werbespot gedreht.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Die Playa Bonita auf der Halbinsel Samará. 

Foto: Manuel Meyer, MadridStrandreiter an der Playa Bonita, Las Terrenas.

Foto: Manuel Meyer, Madrid
Segler im Nationalpark
Los Haïtises.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Bootsausflug in den Nationalpark Los Haïtises.

Foto: Manuel Meyer, MadridEine Naturhöhle im Nationalpark Los Haïtises.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Der Strand von Cosón hat sich seit 1997 kaum verändert, als mit Klausjürgen Wussow und Harald Juhnke hier einige Staffeln für
„Klinik unter Palmen
gedreht wurden.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Im Puerto Bahia in der Bucht von Samaná beginnen und enden viele der Walbeobachtungen. 

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Touristen beim Whale-Watching.

 

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Ein anderes Boot mit Walbeobachtern. 

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Im Walmuseum der CEBSE in Santa-Barbara de Samaná.

 

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Ein Ranger gibt Antworten auf die Fragen der Besucher. 

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Der Traumstrand von Las Galeras.

Foto: Manuel Meyer, Madrid

Kreuzfahrtschiffe steuern immer häufiger Samaná an – hier die NORWEGIAN DAWN.

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