DOMINIKANISCHE REPUBLIK | AUSGABE 1/2013 | ||||||
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„Es handelt sich um eine Mutter mit ihrem Kalb”, erklärt Kim Beddall. Die Naturschützerin organisiert schon seit über 20 Jahren Walbeobachtungstouren in Samaná. |
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Wer zwischen Dezember und März vor der
dominikanischen Halbinsel Samaná mit dem Boot unterwegs ist, sollte sich auf
Begegnungen der „großen Art” einstellen. Dann nämlich kommen Tausende von
Buckelwalen in die warmen Karibikgewässer. Langsam steuert Skipper Pimpo das kleine
Ausflugsboot durch die Bucht von Samaná. Es ist noch keine 15 Minuten her,
dass wir die Palmengesäumten Karibikstrände der Halbinsel im Nordwesten der
Dominikanischen Republik hinter uns gelassen haben, als er plötzlich die
Maschinen drosselt. Er scheint etwas gesehen zu haben. Niemand spricht ein
Wort. Alle schauen gespannt aufs Wasser hinaus. Mit Ferngläsern suchen die
Urlauber den Horizont ab. Minutenlang passiert nichts. Die Schaumkronen der
Wellen machen das Aufspüren der Giganten der Meere an diesem Tag schwieriger
als sonst. Sekunden werden zu Minuten. Dann plötzlich der fast schon erlösende Aufschrei
des Skippers: „Wale auf 9 Uhr!” Pimpo beschleunigt die Fahrt. Zunächst ist
nichts zu erkennen. Doch dann schießt plötzlich eine gigantische Fontäne knapp
100 Meter vor uns in die Höhe. „Ohs” und „Ahs” schallen quer übers Deck und
mischen sich mit dem Klicken der Fotokameras. Der Anblick der beiden
Buckelwale ist atemberaubend. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie
entdeckt wurden. Jedes Jahr halten sich zwischen Ende Dezember und März
Hunderte von ihnen gleichzeitig in der Bucht von Samaná auf. Wer also in
dieser Zeit, ein Segel- oder Motorboot in Samaná chartert, muss permanent
mit Walbegegnungen rechnen. Nur knapp 80 Meter vom Boot entfernt ziehen die Wale
ruhig ihre Bahnen. „Es handelt sich um eine Mutter mit ihrem Kalb”, erklärt
Kim Beddall. Die Naturschützerin organisiert schon seit über 20 Jahren
Walbeobachtungstouren in Samaná. „An keinem anderen Ort der Welt kann man so
gut und so viele Buckelwale beobachten”, versichert Kim. Bis zu 3000 Wale
kommen jedes Jahr aus dem kalten Nordatlantik in die seichten Gewässer der
Karibikinsel, um sich hier zu paaren oder ihre Kinder auszutragen. Dabei
nehmen die Wal-Mütter während der drei bis vier Monate keine Nahrung zu
sich, geben den Kälbern allerdings täglich bis zu 200 Liter Milch. Jeden Tag
nehmen die Walbabys dabei bis zu 50 Kilogramm zu, sagt Kim den Ausflugsgästen, die
kaum noch aus dem Staunen kommen. Die bis zu 16 Meter langen und 40 Tonnen schweren
Buckelwale gehören zu den „aktivsten” Walarten der Welt. Vor allem die
paarungswilligen Männchen versuchen die Weibchen immer wieder durch ihren
lauten Gesang und akrobatische Sprünge auf sich aufmerksam zu machen.
Während die Urlauber das Naturschauspiel aus nächster Nähe genießen,
beginnen die Mitarbeiter der Naturschutzorganisation CEBSE, die sich
ebenfalls an Bord befinden, mit ihrer Arbeit. Sie verzeichnen Ort und Zeit
der Walsichtung und notieren sich zur Wiederkennung der Wale äußere Merkmale
wie Farbflecken oder Narben. Die CEBSE kümmert sich in der Bucht von Samaná um
den Schutz der Wale und eines umweltverträglichen Tourismus. Seit einigen
Jahren beobachten sie bereits, wie sich das Verhalten der Tiere mit Blick
auf den generell zunehmenden Schiffsverkehr verändert und kontrollieren die
Waltourismusanbieter, erklärt CEBSE-Leiterin Leida Buglass. Dabei sind
Bootsanbieter und Naturschützer keine Gegner, sondern Verbündete. Dank ihrer Zusammenarbeit ist das Whale-Wachting in
der Bucht von Samaná inzwischen gut und vor allem nachhaltig organisiert. Es
gibt kaum noch Auswüchse wie vor Jahren, als kleine Boote mit waghalsigen
Manövern versuchten, ganz nah an die riesigen Meeressäuger heranzufahren.
Die Ausflugsboote wurden seit 1996 sogar von 56 auf 38 reduziert. Zudem darf
sich ein Boot maximal nur eine halbe Stunde bei einer Walgruppe aufhalten. „Die meisten halten sich an die Regeln. Uns allen
ist bewusst, dass wir sehr sensibel mit den Walen umgehen müssen, damit sie
auch wiederkommen”, erklärt Ausflugsveranstalterin und Naturschützerin Kim
Beddall. Tatsächlich wäre das Fernbleiben der Wale eine Katastrophe für
Samaná. Das Naturschauspiel zieht mittlerweile 40.000 Urlauber zur Walsaison
an und ist zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die abgelegene
Halbinsel geworden. So haben sich die Unternehmen mit den Naturschützern
auch auf Mindestabstände zu den Walen geeinigt, was bei zwei Walen pro
Quadratkilometer aber manchmal gar nicht so leicht ist. „Plötzlich tauchen
sie auf und befinden sich direkt neben dem Boot”, versichert Ines Rülander.
Die 24-jährige Studentin aus der Nähe von Bremen wurde vom dominikanischen
Fremdenverkehrsamt einen Monat in die Karibik eingeladen, um als
„Walflüsterin” bei der CEBSE zu helfen. „Walflüsterin ist natürlich
übertrieben. Ich bin eine gewöhnliche Praktikantin”, stellt Ines klar. Ihr
Praktikumsplatz hingegen ist alles andere als gewöhnlich. Neben täglichen
Bootsausflügen zu den Walen genießt sie ein 5-Sterne Hotel, mit Palmen
überwucherte, weiße Strände, karibisches Flair und viel Sonne. Jedes Jahr
sucht das Fremdenverkehrsamt auf der Homepage
www.walflüsterer.de in
Deutschland einen neuen Kandidaten. Samaná ist nicht nur einer der besten Orte der Welt,
um Buckelwale zu beobachten. Die idyllische, von Palmen überzogene Halbinsel
im äußersten Nordwesten der Karibikinsel ist zudem eine Oase für
Naturliebhaber und Individualurlauber im „Pauschalparadies der Karibik”.
„Auch ich dachte bei der Dom-Rep immer an All-Inclusive Hotelburgen wie in
Punta Cana. Samaná aber hat mir eine ganz andere Seite von der Insel
gezeigt”, versichert Ines in einer Bar im Hauptort Santa Barbara de Samaná.
Sie kommt mit einigen Einheimischen ins Gespräch. Es ist schwül. Im
Hintergrund läuft Bachata-Musik. Ines wird zum Tanzen aufgefordert. „Die
Menschen hier sind wirklich sehr nett und Fremden gegenüber aufgeschlossen”,
sagt Ines, bevor sie auf die Tanzfläche gezogen wird. So naher Kontakt zum
wirklichen Inselleben ist in den abgeschotteten Touristenhochburgen in Punta
Cana oder Playa Bavaro so gut wie unmöglich.
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Sie badet lieber an den einsamen
Bilderbuchtstränden wie an der Playa Bonita oder Playa de Las Galeras. Auch
der Strand von Cosón hat sich seit 1997 kaum verändert, als Klausjürgen
Wussow und Harald Juhnke hier einige Staffeln für „Klinik unter Palmen”
drehten.
Man erreicht den Strand fast nur per Boot. Auch zur
drei Kilometer langen, von Kokospalmen überwucherten Playa Rincón lässt man
sich am besten von einem Fischer per Boot bringen oder chartert sich eines.
Ganz am Ende des Strandes hat Cecilia ein kleines Restaurant. Vielmehr
handelt es sich um einen Holzverschlag direkt am Strand. Das Dach ist aus
blauer Plastikplane. Das Lokal ist einfach, Cecilias Küche allerdings kaum
zu übertreffen. „In keinem Hotel auf der Insel bekommen Sie so frische
Languste und Fisch wie bei mir”, verspricht die 56 Jahre alte Dominikanerin
und zeigt auf das kleine Boot, mit dem ihr Mann Lolan täglich zum Fischen
aufs Meer fährt. Zum Fisch werden frittierte Bananen und Reis mit Rosinen
gereicht. Die noch lebenden Langusten kann sich der Gast selber aussuchen.
Sie kommen frisch aufs Feuer. Cecilia gibt nur noch ein wenig Salz und
Knoblauch hinzu. Während Cecilia auf dem offenen Feuer die Langusten brät,
nimmt Ines ein Bad in der türkisblauen Karibik.
Die Halbinsel Samaná gehört mit ihrem tropischen
Bergland, spektakulären Wasserfällen wie dem 52 Meter hohen „Salto El Limón” und
ihren Traumstränden zweifellos zu den schönsten und ursprünglichsten
Regionen der Karibikinsel. Doch zur Freude der Individualurlauber haben die
Urlaubermassen und Großhotelanlagen Samaná noch nicht für sich entdeckt –
und so soll es auch bleiben. Langsam nimmt der Tourismus auf Samaná allerdings
nach dem Motto „klein, aber fein” zu. So handelt es sich bei neuen Hotels
wie Vista Mare, Puerto Bahia und Balcones del Atlántico auch um kleine,
luxuriöse Boutique-Hotels. „Wir wollen Qualität, keine Masse. Wir haben aus
den Fehlern in Punta Cana gelernt und wollen auf Samaná einen sanften und
nachhaltigen Tourismus aufbauen”, versichert Elsa de León, stellvertretende
Tourismusministerin der Dominikanischen Republik. In anderen Zonen Samanás können auch gar keine Hotels gebaut werden. So zum Beispiel im Nationalpark Los Haïtises, einem an die Bucht grenzender tropischer Regenwald mit Mangrovensümpfen und Hunderten von Kalksteininseln, die wie Riesenpilze aus dem Meer hervorragen und die Heimat von Pelikanen, Papageien und Fregattvögeln sind. Eine Boots- oder Segeltour durch den Nationalpark ist zweifellos ein Höhepunkt beim Besuch der Halbinsel. Das ganze Gebiet ist übersät mit pittoresken Felsformationen. Baden, Entspannen, Schnorcheln, Angeln sind hier angesagt. Im östlichen Teil des Nationalparks, in der weiten, aber flachen Bahía de San Lorenzo, gibt es vom Meer ausgewaschene Höhlen zu erkunden, deren bekannteste Höhle die „Cueva de la Linea” mit alten Zeichnungen der Tainos, der indianischen Ureinwohner, ist. Natürlich befinden sich unter ihnen auch Bilder von Buckelwalen, die schon damals zu Tausenden jeden Winter wieder aufs Neue in die seichten Karibikgewässer kamen. Es lohnt sich aber auch vor Anker zu gehen und den Landteil des Park zu erforschen. Versteckt im Labyrinth aus Schlingpflanzen und Mangroven kommt der Besucher auf Wanderpfaden zu riesigen Naturhöhlen, in denen sich einst die Taínos vor den spanischen Konquistadoren versteckten.
Anreise: Condor, Air Berlin, Air France via Paris,
Iberia via Madrid, American Airlines und Continental Airlines via Miami und
KLM via Amsterdam fliegen von verschiedenen deutschen Flughäfen Santo
Domingo, Punta Cana oder direkt Samaná an. Einreise: Seit Mai 2012 brauchen deutsche
Staatsbürger einen während des Aufenthaltszeitraums gültigen Reisepass sowie
eine Touristenkarte (10 US-$) für einen Aufenthalt von maximal 30
Tagen. Die Touristenkarte gibt es bei der Ankunft vor der Passkontrolle.
Impfungen sind keine erforderlich. Reisezeit:
Ganzjährig, die Buckelwale kommen jedoch
nur zwischen Dezember und März in die warme Bucht von Samaná, um sich zu
paaren. Wetter: 255 Sonnentage im Jahr, durchschnittliche
Temperatur 27 Grad Celsius, Wassertemperatur zwischen 23 und 28 Grad
Celsius. Währung: 1 Euro = rund 51 Dominikanische Peso (DOP). Hotel-Tipps: The Bannister Hotel – www.thebannisterhotel.com · Vista Mare – www.samanavistamare.com · Puerto Bahia – www.puertobahiasamana.com · Balcones del Atlántico – www.balconesdelatlantico.rockresorts.com Wal-Beobachtungstouren: Bei Whale Samana werden
Urlaubern nicht nur die Wale gezeigt, Kim Beddall und ihre Meeresbiologen an
Bord vermittelt auch interessantes Hintergrundswissen über die Giganten der
Meere – www.whalesamana.com CEBSE: Das gemeinnützige „Zentrum für den Schutz und
die nachhaltige ökologische Entwicklung der Bucht von Samaná und ihrer
Umgebung” (CEBSE) unterhält neben Umweltschutzprojekten in Santa Barbara de
Samaná auch ein lohnenswertes Wal-Museum –
www.samana.org.do Charter: Puerto Bahia bietet eine neue und moderne
Marina, die sich hervorragend für den Start von Boots- und Segeltörns in der
Bucht von Samaná und in den Nationalpark Los Haitises eignet. Der Segel- und
Bootscharter-Tourismus befindet sich auf Samaná aber noch im Aufbau. Einige
gute Anbieter haben den Markt jedoch bereits eröffnet. Ortskundige Skipper
bieten sich fürs Auffinden versteckter Orte, beim kostengünstigen Einkaufen
in lokalen Geschäften und für die schwierigen Riffpassagen an. Ortskundige Charteragentur in Deutschland: DMC-Reisen
– www.dmcreisen.de Die EZARO von Eigner Santiago Metas
– www.calua.net/ Lokale Chartervermittler:
Escapade Samana, Veronique und Fabrice Lambert –
www.escapadesamana.com · Cap. Tony Torres – SUN ODYSSEY
34 – www.sailingdr.com Charter von Motorbooten und -yachten:
www.nautica-rd.com/charter.html
· Tages-Charter ab Cap Cana –
www.discovery-cruise.com
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Ein Buckelwal bläst in unmittelbarer Nähe des Bootes. |
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Skipper Pimpo und Kim Beddall, die Naturschützerin organisiert schon seit über 20 Jahren Walbeobachtungstouren in Samaná. |
„Wahlflüsterin” Ines Rülander beim Vergleich der GPS-Daten mit CEBSE-Mitarbeiterin Maria Sarhani. |
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Reitausflug zum Wasserfall El Limón. |
Ein Segelboot ankert vor der Bacardi-Insel Cayo Levantado. |
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![]() Die Insel Cayo Levantado, die auch die Bacardi-Insel genannt wird. Hier wurde in den 90ern der weltbekannte Bacardi-Werbespot gedreht. |
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Der Strand von Cosón hat sich seit 1997 kaum verändert, als mit
Klausjürgen Wussow und Harald Juhnke hier einige Staffeln für
„Klinik unter Palmen” gedreht wurden. |
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Im Puerto Bahia in der Bucht von Samaná beginnen und enden viele der Walbeobachtungen. |
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Touristen beim Whale-Watching. |
Ein anderes Boot mit Walbeobachtern. |
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Im Walmuseum der CEBSE in Santa-Barbara de Samaná. |
Ein Ranger gibt Antworten auf die Fragen der Besucher. |
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Der Traumstrand von Las Galeras. |
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Kreuzfahrtschiffe steuern immer häufiger Samaná an – hier die NORWEGIAN DAWN. |
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