Seereisenmagazin Die ganze Welt der Kreuzfahrt

       
hr

Foto: Herbert Fricke, Hamburg

Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin

hr

 

China investiert in Mecklenburg-Vorpommern

Rostock. Zu dem in Hongkong ansässigen Genting-Konzern gehört die chinesische Großreederei Star Cruises.  Dieses Unternehmen hat 2016 die drei noch aus DDR-Zeiten stammenden mecklenburgischen Werften in Wismar, Rostock und Stralsund gekauft und mit diesem Coup einen sehr versierten Stab von Schiffbau-Ingenieuren und Werftarbeitern übernommen. Aus den bewährten Hallen und Helgen und dem hochqualifizierten Personal haben die Asiaten das neue Groß-Unternehmen „MV Werften” geschmiedet. Früher bauten diese ostdeutschen Werften in erster Linie Schiffe für die Deutsche Seereederei Rostock, also für die Staatsreederei der DDR, und viele Fangschiffe für die russische Hochseefischerei. Jetzt bauen die Mecklenburger Werftarbeiter Qualitätsschiffe für den riesigen asiatischen Markt. Neuester Großauftrag: zwei große Kreuzfahrtschiffe der „Global Class”, jedes mit 200.000 BRZ vermessen. Ausgerüstet werden die Schiffe mit hochmodernen MAN-Dieselaggregaten. Diese in Deutschland gebauten chinesischen Kreuzfahrtschiffe sollen 2020 und 2021 in Dienst gestellt werden.

                                

Schiffsgrößen: Kein Ende des Wachstums

Papenburg/Miami. Auch in den nächsten Jahren sollen in der Kreuzfahrtindustrie immer größere Schiffe gebaut werden. In den Jahren 2018, 2019 und 2020 werden bei Meyer in Papenburg mehrere weitere Schiffsriesen fertiggestellt. Auftraggeber sind u.a. AIDA Cruises, Costa und MSC. Größtes Kreuzfahrtschiff der Welt ist zur Zeit die HARMONY OF THE SEAS von Royal Caribbean mit Platz für 6.780 Passagiere und 2.300 Crewmitglieder.  Über 9.000 Menschen sind also an Bord, das entspricht der Bevölkerung einer Kleinstadt. Wie solch eine Menschenmenge im Notfall in angemessener Geschwindigkeit von Bord evakuiert werden kann, wurde bisher in noch keinem Ernstfall ausprobiert. Norwegian Cruise Lines haben den Bau von vier sehr großen Kreuzfahrtschiffen auf der italienischen Werft Fincantieri bekanntgegeben. Die Italiener haben demnach die Ausschreibung gegen Meyer/Papenburg gewonnen.

                                             

Wieder Hafengeburtstag in Hamburg

Hamburg. Vom 5. bis 7. Mai 2017 wird in Hamburg der 828. Hafengeburtstag mit einem großen maritimen Fest entlang der Elbe gefeiert. Sechs große Kreuzfahrtschiffe, mehrere Großsegler und eine Armada kleinerer Schiffe haben ihr Kommen angekündigt. Partnerstadt ist in diesem Jahr die französische Stadt Nantes. Der gesamte Hafengeburtstag soll einen französischen Flair bekommen, zumal Hamburgs größte Partnerstadt ja Marseille ist. Höhepunkt soll die große Auslaufparade mit festlichem Höhenfeuerwerk am 7. Mai sein. Das Feuerwerk wird in den Farben der Tricolore in den Abendhimmel geschossen. Entlang der Elbe zwischen Hafencity und Fischauktionshalle in Altona wird eine bunte maritime Meile mit Buden, Tanzflächen, Schaubühnen und kulinarischen Spezialitäten aufgebaut. Zahlreiche Bands aus dem In- und Ausland haben ihr Kommen zugesagt.

                                      

Die AIDAperla wird in Palma de Mallorca getauft.

Die AIDAperla wird in Palma de Mallorca getauft. Foto: AIDA Cruises, Rostock

Deutsche Schiffstaufe in spanischen Gewässern

Hamburg/Rostock/Palma. Die in Rostock beheimatete und von Hamburg aus operierende Reederei AIDA Cruises tauft ihren jüngsten Neubau, die AIDAperla, am 30. Juni 2017 mit großem Programm in der Bucht von Palma de Mallorca. Angekündigt wird eine bunte Taufzeremonie mit Höhenfeuerwerk und spanischer Musik. Auch Vertreter des Spanischen Hofs sollen an dem Fest teilnehmen, zumal ja der Sommersitz des spanischen Königspaares in Sichtweite des Geschehens liegt. Touristen aus aller Welt können das Schauspiel von der berühmten Uferpromenade von Palma de Mallorca aus beobachten und miterleben. Später soll die neue AIDAperla im westlichen Mittelmeer eingesetzt werden und vor allem spanische, italienische, griechische und portugiesische Destinationen sowie die Inseln Malta, Korsika, Sardinien und Elba anlaufen.

Digitalisierung in der Schifffahrt

Hamburg. Die fortschreitende Digitalisierung in der Seeschifffahrt wird Hauptthema der 10. Maritimen Konferenz am 4. April 2017 in Hamburg sein. Reeder, Schiffbau-Ingenieure, Gewerkschafter, Politiker, Elektroniker, Datenfachleute, Arbeitsrechtler, Nautiker aus aller Welt werden über die technische Weiterentwicklung in der internationalen Schifffahrt beraten und konferieren. Sie wollen über Möglichkeiten und Grenzen der fortschreitenden Digitalisierung nahezu aller Arbeitsabläufe an Bord und in den Häfen beraten und die Konsequenzen dieser Entwicklung untersuchen. Ebenso die Frage, wie sich die Digitalisierung auf Personalbedarf und Personalstand auf den Schiffen auswirken wird. Auch sollen Sicherheitsaspekte und Rettungsabläufe untersucht und beraten werden.

Freundschaftlich verbundene Hamburger, auch an Bord: Udo Lindenberg und unser Autor Herbert Fricke. Freundschaftlich verbundene Hamburger, auch an Bord: Udo Lindenberg und unser Autor Herbert Fricke. Foto: Peer Fricke, Hamburg

Neuer Rockliner im September

Hamburg. TUI Cruises setzen eine Erfolgsgeschichte fort: Vom 1. bis 5. September 2017 wird MEIN SCHIFF 3 zum neuen „Rockliner” von Udo Lindenberg. Zum fünften Mal schippert der Popstar mit seinen Fans über’s Meer.  Jeden Tag singt er mit seinem Panikorchester im Großen Theater, an Deck wird es jam-sessions geben, auch etliche andere Rocker sind mit dabei. Die Route führt von Kiel über Aarhus (Dänemark), Göteborg (Schweden), Kopenhagen (Dänemark) zurück nach Kiel. Rund 3.000 Udo-Fans können dabei sein. Ein Platz in der preiswertesten Innenkabine kostet 999 €. Inbegriffen sind volle Verpflegung und alle Konzerte. – TUI Cruises modernisieren in den kommenden Jahren ihre Flotte. MEIN SCHIFF 1 und MEIN SCHIFF 2 werden verkauft. Sie werden 2018 und 2019 durch größere Neubauten ersetzt. Schon in diesem Jahr kommt die MEIN SCHIFF 6 neu zur TUI-Flotte. Das Schiff wird am 1. Juni in Hamburg feierlich getauft.

                                       

Neue Destinationen dringend gesucht

Hamburg. Die „Desti-Scouts” (engl. Kurzform für Destination Scouts, zu Deutsch: Zielfinder) der international operierenden Cruise Lines sind fieberhaft auf der Suche nach neuen Anlaufhäfen für die wachsende Zahl der Kreuzfahrtschiffe, nachdem ja zahlreiche Häfen im Orient wegen der dortigen Spannungen ausgefallen sind und möglicherweise weitere ausfallen werden, z. B. in Ägypten und in der Türkei. Dies war und ist auch ein wichtiges Diskussionsthema auf den großen deutschen Reisemessen, z.B. auf der Messe „Reisen 2017” in Hamburg und der ITB in Berlin, die ja beide neuerdings eine ganze Halle nur für die Kreuzfahrtbranche zur Verfügung stellen. Kleinere Schiffe wie die HAMBURG von Plantours oder die AMADEA und ALBATROSS von Phoenix Reisen haben in jüngster Zeit interessante Destinationen wie z.B. Colon auf den Philippinen oder Ambon in Indonesien sowie Anlegeplätze auf den Molukken „entdeckt”, aber an den überfüllten Küsten des Mittelmeers sind neue Ziele Mangelware. Jetzt hat sich Kotor in Montenegro auf dem Kreuzfahrtmarkt gemeldet. Die kleine historisch reizvolle Stadt am Ostufer der Adria hat in ihrem Hafen sehr reizvolle Liegeplätze gebaut. Andere kleine Hafenstädte und Inseln an der Adria arbeiten fieberhaft an neuen Kai-Anlagen. In Deutschland haben Hamburg (mit mittlerweile vier Kreuzfahrtterminals) sowie Kiel und Warnemünde den Trend der Zeit rechtzeitig erkannt. Lübeck und Travemünde haben ihn verpasst. Bremerhaven mit seiner historischen Columbuskaje erlebt eine Renaissance. Den größten Zuwachs an Schiffsankünften verzeichnen derzeit das russische St. Petersburg und das finnische Helsinki. Auch die Häfen in Norwegen, Schweden und Dänemark sind in der Sommersaison nahezu ausgebucht.    

                                           

Die Handelsschifffahrt in der Krise

Hamburg. Im Gegensatz zur Kreuzfahrtbranche befindet sich die internationale Handelsschifffahrt in einer bedrohlichen Krise. Wegen des immensen Tonnage-Überangebots auf dem Weltmarkt sind bereits zahlreiche Schifffahrtsunternehmen in Konkurs gegangen, andere schließen sich zusammen, um dem endgültigen Aus zu entgehen. Jüngstes Beispiel ist die Übernahme der Hamburg-Süd durch Maersk. Auch die Hamburger Großreederei Hapag-Lloyd ist trotz aktueller Fusionen in großer Gefahr. Ausgelöst durch leichtfertige Finanzierungsmodelle international operierender Banken (in Deutschland vor allem der HSH Nordbank) und durch eine allzu optimistische Einschätzung künftiger Handelsströme als Globalisierungsfolge sind weltweit zu viele Containerschiffe gebaut und finanziert worden. Die Folgen dieser Fehleinschätzung sind jetzt überall sichtbar. Allein die deutsche Handelsschifffahrt ist seit 2012 um rund 25 Prozent, d.h. rund 1.000 Schiffe geschrumpft. Nagelneue Schiffe liegen an den Pfählen, die Transportraten sind im Keller, Werften werden mit in den Abwärtsstrudel gerissen. Sollte die aktuelle amerikanische Politik den internationalen Handel weiter einschränken, wird dies äußerst negative Folgen für die internationale Handelsschifffahrt nach sich ziehen.

Auch Riesenschiffe können havarieren

Papenburg/Cape Canaveral. Dass auch Riesenschiffe in schwerem Sturm anfällig sind, zeigte sich Anfang Februar in der Karibik: die vor drei Jahren auf der Meyer Werft in Papenburg gebaute ANTHEM OF THE SEAS geriet auf dem Weg von Cape Liberty/New Jersey nach Cape Canaveral/Florida in einen schweren Wirbelsturm. Die Passagiere wurden aufgefordert, in ihren Kabinen zu bleiben, alle Türen und Bullaugen fest zu verschließen und Ruhe zu bewahren. Das Schiff geriet in 18° Schlagseite, das Abendessen wurde abgesagt, an Deck und unter Deck entstand erheblicher Sachschaden, aber glücklicherweise wurde niemand verletzt. Der norwegische Kapitän entschloss sich zur Rückkehr nach Cape Liberty, zumal die Wetterdienste ein weiteres Sturmtief voraussagten.      

hr

Eine Walfangreise auf der WALTER RAU 1938/39

 

Silke M. Zacharias (Hrsg.)

Eine Walfangreise auf der WALTER RAU 1938/39

„Für mich war Opa ein Held!“, schreibt Autorin Silke Zacharias im Vorwort zu ihrem Buch, das eigentlich das ihres Großvaters ist. Besser gesagt, sein Tagebuch einer Reise von 1938 bis 1939, aus dem seine Enkelin ein beeindruckendes Dokument über den Walfang auf dem deutschen Mutterschiff WALTER RAU geschaffen hat.

Und sie benennt darin ihr Hauptanliegen: „Ich habe den Wunsch, dass die Leser dieses Buchs, Opas Tagebuch, sich in die Zeit zurückversetzen, sich gedanklich auf das Schiff begeben und mit den Männern sechs Monate einen Alltag erleben, in dem es in erster Linie um Walfang, aber im Hintergrund auch um Kameradschaft und historische Ereignisse geht”.

Heinrich Wickede, so hieß ihr Opa, war Seemann durch und durch. In wenigen Worten und mit klarer Sprache, die nicht an die heutige angepasst wurde, schildert ungefiltert und ungeschönt das blutige Handwerk der Walfänger. Der Leser wird mitgenommen in eine Zeit, in der man sich noch keine Gedanken über die Ausrottung des größten Säugetieres der Erde machte, sondern abschlachtete, was vor die Harpunen kam. Das alles wird durch seine beeindruckenden Schwarz-Weiß-Fotos anschaulich dargestellt.

Darüber hinaus vermittelt das lesenswerte Buch Informationen über den Walfang und das Leben der Männer an Bord, wie man das so authentisch und hautnah bisher kaum erfahren hat.

„Ich hoffe, dass diese Rückschau den Lesern vor Augen führt, welch beeindruckende Tiere die Wale sind, und wie sehr es sich lohnt, für ihren Fortbestand zu kämpfen”, zieht Silke Zacharias ihr ganz persönliches Fazit. Dem kann man uneingeschränkt zustimmen. PSW

 

Silke M. Zacharias (Hrsg.):

Eine Walfangreise auf der WALTER RAU 1938/39

160 Seiten, Softcover, 17 x 22 cm, 16,90 €,

139 Abbildungen. ISBN 978-3-95494-116-2,

Verlag Edition Falkenberg, Bremen.

Eine Walfangreise auf der WALTER RAU 1938/39

hr