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Das Theater des Dionysos kann heute noch genutzt werden. Es liegt am Hang der Akropolis und gilt als Geburtsstätte des europäischen Theaters. Erste Höhepunkte waren die Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, die hier ihre Welturaufführung erlebten. Unter den Römern, den späteren Landesherren, fanden hier Gladiatorenkämpfe und Wasserspiele statt.  Das Theater des Dionysos kann heute noch genutzt werden. Es liegt am Hang der Akropolis und gilt als Geburtsstätte des europäischen Theaters. Erste Höhepunkte waren die Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, die hier ihre Welturaufführung erlebten. Unter den Römern, den späteren Landesherren, fanden hier Gladiatorenkämpfe und Wasserspiele statt. Foto: Petra Bromund, Bremen


Dieter Bromund (Text und Fotos) · Petra Bromund (Fotos)

Stippvisite in Athen

Zu den Wurzeln unserer Kultur im Land ohne gleichen

Alles, was wir je gelernt hatten, kam aus Griechenland: richtig denken, verständlich reden, klar schreiben, fehlerfrei rechnen, sich sportlich betätigen, politisch mitmachen und die Fragen des Lebens beantworten. Athen stand am Anfang von allem. Und wieder mal besuchten wir es.

Alexis und Eleni erwarteten uns, Freunde seit Jahren. Sie hatten unsere Wünsche vorher erfragt und umsorgten uns mit sprichwörtlicher griechischer Gastfreundschaft. Und so saßen wir am Abend des ersten Tages eines verlängerten Wochenendes unter der beleuchteten Akropolis und tauschten Erlebtes und Erwünschtes aus, die weit Gereisten aus dem Norden und die in Athen und Thessaloniki Handel treibenden. Ein Fisch aus dem Bratofen, der erste dieser Reise, aber nicht der letzte. Kalter, klarer Weißwein aus dem Norden des Landes, Vorspeisen, Nachspeisen – wir waren wieder angekommen.

In einem Land ohne gleichen. All unsere Kultur hatte ihre Wurzeln bei den alten Griechen. Doch der Ruhm aus dem Altertum trägt heute nicht mehr jeden. Als die Türken 1456 kamen, wurde Griechenland zu einer unbedeutenden Provinz des gewaltigen osmanischen Reiches – über fast vier Jahrhunderte. Und dann geschah Verblüffendes. Griechenland meuterte 1821 auf und befreite sich in einem acht Jahre dauernden Krieg – mit Hilfe europäischer Großmächte – von den mächtigen muslimischen Landesherren, suchte sich einen König (aus deutschen Landen) und organisierte sich in einem modernen europäischen Staat mit parlamentarischer Demokratie. Die Wirtschaft wuchs in einem Land mit schwieriger Geographie ohne große Ressourcen.

Das gelang, Griechenland wurde die vorherrschende Macht in Südosteuropa. In Griechenland ging der Zweite Weltkrieg nahtlos in einen Bürgerkrieg über, der, erst 1949 beendet, in Europa inzwischen vergessen wurde. Als einziges Land auf dem Balkan fiel Griechenland nicht unter die Knute des Kommunismus. Und wurde in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts zu einer liberalen Demokratie.

Danach der Anschluss an Europa mit den allseits bekannten Problemen. So die Gespräche am ersten Abend, wir waren geerdet. Ja, wir teilten die Sicht unserer Freunde und den Wunsch, gemeinsam in der Europäischen Union zu bleiben.

Am Freitag genossen wir eine Fremdenführerin, die uns das alte Griechenland noch näherbrachte, uns durch die Altstadt führte, zuerst ins neue Akropolis-Museum und danach auf die Akropolis. Die „oberste Stadt”, wie der Name des großen Bergs wörtlich übersetzt heißt, ist eine ewige Baustelle. Nichtsdestotrotz wird sie selbst im kalten Nordwind des Frühjahrs von Touristen heimgesucht.

Der Fremde sei gewarnt, mit Ledersohlen ist der Aufstieg auf glattem Stein gefährlich. Wer das Weltkulturerbe intensiver genießen will, muss zuerst das neue Museum zu Füßen der Akropolis besuchen. Und sollte zu Abend im Restaurant Dionysos essen und den strahlenden Glanz der Tempelanlage bewundern, wie einst wohl die Götter, die hier verehrt wurden.

Samstag: zurück in die Gegenwart. Die Pláka, die Altstadt, ist jeden Bummel wert, mit oder ohne Einkaufsabsichten. Die Vergangenheit ist immer sichtbar. Abends bei den Freunden, wieder gab es wunschgemäß Fisch, der auch hier so frisch wie nie war. Zubereitet auf alte Art: im Backofen nur mit Öl und Salz.

Am Sonntagvormittag waren wir erfahren genug, im nahen Museum allein die Kultur der Kykladen zu bewundern. Auf den Inseln entwickelte sich, was uns immer noch staunen lässt: vollendete Töpferkunst und minimalistische Plastiken.  

Mittags Wachwechsel vor dem Parlament, zwei Evzonen aus der Leibgarde des Präsidenten werden stündlich als Wachen vor dem Grabmal des Unbekannten Soldaten abgewechselt. Ihre Paradeschritte sind so fremdartig wie ihre Uniform, die aus den Kämpfen der Befreiungskriege des 19. Jahrhunderts stammt. Das Spektakel lockt zu jeder Tageszeit Scharen von Besuchern an.

Besichtigungen am Nachmittag. Kalter Wind ließ uns diesmal kurz vor dem Tempel des Poseidon auf Kap Soúnion umkehren. In einer Hafentaverne in Lavrio fanden wir gerade noch Platz. Alexis erfüllte unseren Wunsch nach einem weiteren Fisch mit dem gruseligen Namen Skorpion und dem schmackhaftesten Fleisch. Abschied in der frühen Nacht vor dem Hotel in Athen.

Am Montagvormittag holte uns im Auftrag unserer Freunde Olga mit dem Taxi ab und fuhr uns zum Flughafen. Rückkehr über Zürich und Hamburg nach Bremen.

Das Parlament im Herzen Athens zählt heute zu den bekanntesten Gebäuden Griechenlands. Im Hintergrund der Likavittós, der 277 Meter hohe Kalksteinfelsen, der das Stadtbild Athens noch mehr beherrscht als die Akropolis. Vor dem Parlament bewachen Evzonen in traditionellen Uniformen das Grabmal des Unbekannten Soldaten.

Das Parlament im Herzen Athens zählt heute zu den bekanntesten Gebäuden Griechenlands. Im Hintergrund der Likavittós, der 277 Meter hohe Kalksteinfelsen, der das Stadtbild Athens noch mehr beherrscht als die Akropolis. Vor dem Parlament bewachen Evzonen in traditionellen Uniformen das Grabmal des Unbekannten Soldaten.

Foto: Petra Bromund, Bremen

Alte Uniformen, alte Paradeschritte. Die Uniformen sind nach Mustern aus den Befreiungskriegen gegen die Türken geschnitten, die Gewehre mit den Bajonetten stammen aus dem vorigen Jahrhundert.

Alte Uniformen, alte Paradeschritte. Die Uniformen sind nach Mustern aus den Befreiungskriegen gegen die Türken geschnitten, die Gewehre mit den Bajonetten stammen aus dem vorigen Jahrhundert.

Foto: Petra Bromund, Bremen

Schrittfolge und Armbewegungen sind den Wachen genau vorgeschrieben. Der kurze Rock soll, so hört man, exakt 400 Falten enthalten und von Spezialisten in der Einheit gebügelt werden.

Schrittfolge und Armbewegungen sind den Wachen genau vorgeschrieben. Der kurze Rock soll, so hört man, exakt 400 Falten enthalten und von Spezialisten in der Einheit gebügelt werden. Foto: Petra Bromund, Bremen

Ewige Baustelle Akropolis. Sie gehört zum Weltkulturerbe und gilt den Griechen als Nationalheiligtum. Der Parthenon, das mächtigste Gebäude der Akropolis, entstand zwischen 447 und 432 vor Christi Geburt. Er war den Athenern ein Zeichen von Macht und technischer Überlegenheit. Die Harmonie seiner Proportionen und das Wissen seiner Architekten erregt selbst in Ruinen immer noch unsere Bewunderung.

Ewige Baustelle Akropolis. Sie gehört zum Weltkulturerbe und gilt den Griechen als Nationalheiligtum. Der Parthenon, das mächtigste Gebäude der Akropolis, entstand zwischen 447 und 432 vor Christi Geburt. Er war den Athenern ein Zeichen von Macht und technischer Überlegenheit. Die Harmonie seiner Proportionen und das Wissen seiner Architekten erregt selbst in Ruinen immer noch unsere Bewunderung. Foto: Petra Bromund, Bremen

Das Erechtheion war ein Kultbau, dessen bekanntester Teil die Korenhalle ist. Ihr Dach wird von sechs Koren, anmutigen jungen Damen, getragen. Der Besucher sieht heute Kopien, die Originale stehen im Britischen Museum in London und im Akropolis-Museum in Athen.

Das Erechtheion war ein Kultbau, dessen bekanntester Teil die Korenhalle ist. Ihr Dach wird von sechs Koren, anmutigen jungen Damen, getragen. Der Besucher sieht heute Kopien, die Originale stehen im Britischen Museum in London und im Akropolis-Museum in Athen. Foto: Petra Bromund, Bremen

Kalter Nordost fegt über die Akropolis. In Athen kann es sehr kalt werden, selbst Schnee fällt in manchen Jahren. Der Besucher ist gut beraten mit sicherem Schuhwerk und wärmender Jacke oder langem Mantel den Berg zu besteigen. Petra und Dieter Bromund vor dem Erechtheion.

Kalter Nordost fegt über die Akropolis. In Athen kann es sehr kalt werden, selbst Schnee fällt in manchen Jahren. Der Besucher ist gut beraten mit sicherem Schuhwerk und wärmender Jacke oder langem Mantel den Berg zu besteigen. Petra und Dieter Bromund vor dem Erechtheion. Foto: Dieter Bromund, Bremen

Dem griechischen Gott des Feuers, der Schmiedekunst und des Handwerks, Hephaistos, war im alten Griechenland dieser Tempel geweiht. Bis 1834 wurde er als christliche Kirche genutzt. So entging er dem Abbruch und ist heute der am besten erhaltene Tempel der Stadt und des Landes.

Dem griechischen Gott des Feuers, der Schmiedekunst und des Handwerks, Hephaistos, war im alten Griechenland dieser Tempel geweiht. Bis 1834 wurde er als christliche Kirche genutzt. So entging er dem Abbruch und ist heute der am besten erhaltene Tempel der Stadt und des Landes. Foto: Petra Bromund, Bremen

Winzig sieht sie aus, die kleine byzantinische Kirche Kapnikarea mitten in der Fußgängerzone der Innenstadt.  Athen wuchs auf den eigenen Trümmern höher. Die ständig genutzte Kirche, blieb auf dem alten Niveau und wirkt heute wie abgesunken.

Winzig sieht sie aus, die kleine byzantinische Kirche Kapnikarea mitten in der Fußgängerzone der Innenstadt.  Athen wuchs auf den eigenen Trümmern höher. Die ständig genutzte Kirche, blieb auf dem alten Niveau und wirkt heute wie abgesunken. Foto: Petra Bromund, Bremen

Poseidon, Gott des Meeres, und Athene, Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, wetteiferten um die Gunst der Athener. Der Herr der Wogen ließ eine Quelle entspringen, die Göttin ließ einen Olivenbaum wachsen. Die Stadt entschied sich für die Oliven, denn die Quelle des Poseidon lieferte nur salziges Wasser. Der Tempelvries im Akropolis-Museum hält die Szene in beeindruckender Bildhauerkunst fest.

Poseidon, Gott des Meeres, und Athene, Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, wetteiferten um die Gunst der Athener. Der Herr der Wogen ließ eine Quelle entspringen, die Göttin ließ einen Olivenbaum wachsen. Die Stadt entschied sich für die Oliven, denn die Quelle des Poseidon lieferte nur salziges Wasser.

Der Tempelvries im Akropolis-Museum hält die Szene in beeindruckender Bildhauerkunst fest. Foto: Dieter Bromund, Bremen

Griechenland besinnt sich im Museum der Kykladen auf seine uralte Geschichte. Auf den Inseln der Ägäis entwickelte sich seit der Steinzeit eine Kultur, die um die Wende des vorigen Jahrhunderts viele Bildhauer beeinflusste. Gefunden wurden auf den Inseln vor allem weibliche Gestalten.Griechenland besinnt sich im Museum der Kykladen auf seine uralte Geschichte. Auf den Inseln der Ägäis entwickelte sich seit der Steinzeit eine Kultur, die um die Wende des vorigen Jahrhunderts viele Bildhauer beeinflusste. Gefunden wurden auf den Inseln vor allem weibliche Gestalten. Foto: Petra Bromund, Bremen

Die Souvenirläden in Athen leben von der Antike. Nachgebildete Masken und Helme locken in den zahlreichen Shops Besucher aus aller Welt.Die Souvenirläden in Athen leben von der Antike. Nachgebildete Masken und Helme locken in den zahlreichen Shops Besucher aus aller Welt.

Foto: Dieter Bromund, Bremen

Marmor auf den Straßen, Marmor an den Fassaden. Wer im alten Griechenland etwas war, lebte unterhalb der Akropolis wie heute die Wohlhabenden. Im kühlen Winter wirken die herrschaftlichen Häuser der Prachtstraße verlassen und abweisend.

Marmor auf den Straßen, Marmor an den Fassaden. Wer im alten Griechenland etwas war, lebte unterhalb der Akropolis wie heute die Wohlhabenden. Im kühlen Winter wirken die herrschaftlichen Häuser der Prachtstraße verlassen und abweisend. Foto: Petra Bromund, Bremen

Die Metro Station Syntagma vor dem Parlament umschließt auch ein Museum. Als die Tunnel und Bahnhöfe ausgehoben wurden, stieß man immer wieder auf Altertümer aus vielen Jahrhunderten. Statt sie in Museen zu verbannen, machte man Teile der Station zum Museum. Die Metro Station Syntagma vor dem Parlament umschließt auch ein Museum. Als die Tunnel und Bahnhöfe ausgehoben wurden, stieß man immer wieder auf Altertümer aus vielen Jahrhunderten. Statt sie in Museen zu verbannen, machte man Teile der Station zum Museum. Foto: Dieter Bromund, Bremen

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