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Foto: Herbert Fricke, Hamburg 

Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin

 

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Warum chartert man keine Schiffe für die Flüchtlingsrettung?

 

Seeleute sind die ersten, wenn es um Hilfe geht. Wer auf See in Not gerät, dem wird geholfen. Ein Ehrenkodex, den Seeleute auch an Land befolgen. Aber diese absolute Hilfsbereitschaft darf niemand missbrauchen!  Menschen, deren Haus und Heimat zerbombt werden in einem Krieg religiöser Fanatiker, die sind Flüchtlinge im wahren Sinn des Wortes. Leute, die nur auf Wohlstandssuche sind, sollte man treffender „Auswanderer” nennen.  Vor gut hundert Jahren waren Zehntausende von Deutschen solche Auswanderer, die per Schiff von Bremerhaven ausgewandert sind nach Amerika, Australien, Kanada oder Chile. Sie sind aufgebrochen in eine Neue Welt, in der sie sich ein besseres Leben erhofften.

Heutzutage macht sich der halbe Balkan auf nach Westen. Ins gelobte Land der großen Koalition aus sozialem Netz und sogenannter Willkommenskultur. Das sind keine „Flüchtlinge”. Das sind Auswanderer aus sicheren Herkunftsländern. Menschen also, von denen man – wie es ja auch in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland aus gutem Grund gehandhabt wird ‒ nur diejenigen ins Land lassen sollte, die wirklich mitarbeiten und sich integrieren wollen ‒ und nicht nur abkassieren. So würde sich das Problem halbieren und wäre auch nur so „machbar” – wie es die Kanzlerin sehr eilfertig und ziemlich leichtfertig ‒ formulierte.

Wieso eigentlich hat man das Flüchtlingsdrama nicht von Anfang an in vernünftige Bahnen gelenkt? Man brauchte doch nur drei, vier große Passagierschiffe zu chartern, sie in Bodrum / Türkei oder direkt in Syrien anlegen zu lassen, dort die tatsächlich Notleidenden kontrolliert an Bord zu nehmen und auf direktem Wege im Pendelverkehr nach Nordeuropa zu bringen. In Bremerhaven gibt es sie doch noch, die berühmte Columbus-Kaje, die für solche Zwecke bestens geeignet wäre.

Auch Marseille, Southampton, Stockholm, Kopenhagen oder Danzig wären geeignete Anlaufhäfen. Warum sollten betroffene Syrer, anstatt Tausende von Dollars oder Euro an dubiose Schleuserbanden zu zahlen, nicht lieber Schiffs-Tickets nach Europa kaufen? Und denen, die dies finanziell nicht leisten können, sollte man gezielt und kontrolliert helfen, anstatt all die Sicherheits- und Transportmaßnahmen zu finanzieren, die am Ende nur das Drama verschärfen, anstatt es zu lindern.

Vor allem hätte der Weg über See auch den großen Vorteil, die Flucht der Menschen sicherer und viel weniger riskant zu machen. Wer abgeholt würde von den syrischen und türkischen Küsten, brauchte nicht im maroden Schlauchboot über’s Mittelmeer zu fliehen. Das Drama auf den griechischen Inseln wäre gar nicht notwendig. Wieviel Not und Elend auf der sogenannten „Balkanroute” – diesem Fluchtweg über Kroatien, Serbien, Ungarn, Österreich und  andere Staaten – ließe sich vermeiden, wenn man die echten Flüchtlinge direkt in den nahöstlichen Flüchtlingslagern abholen und von dort in die EU bringen würde? Die Charter für die großen Schiffe wäre um ein Vielfaches billiger als alle jetzigen Verfahren. Auf einem Schiff wie der neuesten MEIN SCHIFF-  oder AIDA-Klasse ließen sich leicht 5.000 oder 6.000 Flüchtlinge befördern, denn wie gern würde man an Bord zusammenrücken, würde sich zu viert, zu fünft oder sechst eine Kabine teilen. Diese Menschen suchen keinen Luxus, nur eine neue und vor allem sichere Heimat.

Auch die Kontrolle der Einwanderer wäre um ein Vielfaches leichter und viel weniger personalintensiv. Schon an der Gangway ließe sich der Andrang kanalisieren. Es gäbe Pass-Kontrollen und Sicherheitsüberprüfungen. Und auch bei der Ankunft in Bremerhaven oder anderswo ließe sich viel leichter feststellen, wer wirklich aus Not und Elend und Verfolgung kommt, oder wer nur in die Sozialen Netze strebt. Für potentielle Attentäter oder ISIS-Abgesandte wäre es um ein Vielfaches schwerer, per Schiff nach Westeuropa zu gelangen, als unter dem Deckmantel „Asyl” auf anderen Wegen über Land. 

Warum lernt man in dieser „Krise” nicht aus den Erfahrungen der Vergangenheit? Anfang 1945 ist es deutschen Flüchtlingen fast nur noch über See gelungen, nach Schleswig-Holstein oder Niedersachsen zu gelangen. Die CAP ARKONA der Hamburg-Süd, etliche HAPAG-Dampfer und viele andere Schiffe haben damals im gefährlichen Pendelverkehr über die Ostsee noch Hunderttausende von Flüchtlingen aus Ostpreußen und Pommern in den Westen gebracht, bevor dieses „Unternehmen Rettung” am 3. Mai 1945 von britischen Kampfbombern beendet wurde. Auch die WILHELM GUSTLOFF hätte noch viele Flüchtlinge in den Westen gebracht, wäre sie nicht am 30. Januar 1945 von einem russischen Torpedo getroffen und mit 9.000 Menschen an Bord versenkt worden.

Aber solche Kriegsrisiken auf See gibt es glücklicherweise heute ja nicht, der Weg über Gibraltar nach Norden wäre für Zehntausende von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten die sicherste Rettung. Auch der berühmte  „Exodus” Tausender von Juden in das gerade gegründete Israel 1948 war nur über See möglich. Warum, um alles in der Welt, sehen die verantwortlichen Politiker nie das Nächstliegende? Warum all diese unqualifizierten Statements, all das Betroffenheits-Gelaber in 1001 Fernseh-Interviews und Talkshows? Frau Nahles hat im Fernsehen vorgerechnet, dass die Flüchtlingshilfe die Bundesregierung rund 6 Milliarden Euro kosten werde. Sie hat den Vergleich gescheut und NICHT gesagt, dass aus Berlin gleichzeitig 60 Milliarden, also zehnmal soviel, über Brüssel an Griechenland überwiesen werden! Was ist vordringlicher, die Unterbringung all der Flüchtlinge in den Städten und Dörfern Europas, oder der Unterhalt der Griechen, die nach wie vor mit 54 in Rente gehen, und deren Reichste nach wie vor nicht besteuert werden. Kein griechischer Reeder ist auf die Idee gekommen, mit auch nur einem seiner Schiffe Flüchtlinge von Lesbos nach Lissabon zu bringen, oder von Bodrum nach Bremerhaven. Europa abzukassieren, das können sie. Europa zu helfen – das lieber nicht. 

Warum haut nicht mal einer mit der Faust auf den wackeligen Europa-Tisch? Keiner sagt, wo es langgeht. Warum wirken Deutschland und Europa so merkwürdig führungslos? Warum an den Mikrofonen – beispielsweise – immer wieder dieser blasse Minister de Maizière? Der nichts sagt, nichts weiß und ständig hilflos stammelt? Warum sinkt die Wahlbeteiligung auf 40 Prozent? Warum bekommen die lahme Bundesregierung und die lahme EU das Flüchtlingsdrama nicht in den Griff? Statt die Sache konsequent anzugehen, versucht man jetzt, mit hightec-Fregatten, die ja für Seegefechte ausgestattet sind, orientalischen Schleuserbanden das mörderische Handwerk zu legen. Wie bitte soll das denn funktionieren? Torpedos auf überfüllte Schlauchboote? Passkontrollen für Schleuser? Wie unglaublich naiv sind Berlin und Brüssel ... wundert sich Ihr Herbert Fricke

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