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Wir trafen Craig Lemont Walters an Bord der MS HAMBURG von Plantours.Wir trafen Craig Lemont Walters an Bord der MS HAMBURG von Plantours.

Craig Lemont Walters

Eine bemerkenswerte Künstlerbiographie

 

Craig Lemont Walters wurde in Paget, Bermuda, geboren. Er begann seine musikalische Ausbildung mit Klavierunterricht im Alter von acht Jahren. Ausgebildet wurde er − mit Stipendium − an der Northfield Mount Hermon School, wo er als Solist debütierte, an der Jacksonville Universität in Florida, wo er als Jazzsänger angefangen hatte und am Peabody Konservatorium in Maryland bei Prof. William Ray.

Walters gewann 1987 den Lois J. Wright-Memorial-Wettbewerb für Gesang und den Mid-Atlantic-Regionalwettbewerb, der vom amerikanischen Bundesverband der Gesangslehrer unterstützt wird.

Schallplattenaufnahmen für ein Album amerikanischer Negro Spirituals folgten, das bei der Firma R.P.C. herausgegeben wurde. Außerdem wurde ihm die Ehre zu teil, in einer Welturaufführung Lieder von William Schirmer und David DiPale sowie die deutsche Erstaufführung der Oper „Gloria von Jaxtberg” des österreichischen Komponisten H.K. Gruber am Münchener Volkstheater vorzutragen.

Unter seinen vielen Solo- und Gastauftritten kann er auf Vorstellungen bei der Jacksonville Opera Company, der Baltimore Opera, dem Spoleto Festival in Melbourne, Australien und dem Capuziner Theater in Luxemburg sowie Konzert-Auftritte mit dem Philharmonischen Orchester Satu Mare in Wuppertal und dem Göttinger-Symphonie-Orchester verweisen.

Als vielseitiger Künstler beherrscht Walters nicht nur das Standardrepertoire für Opernbass, sondern auch das Genre der Konzerte und Oratorien sowie Jazz und Gospelmusik. Er trat in Fernseh- und Radiosendungen von N-TV in Berlin, dem Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig und dem Bayerischen Rundfunk in München auf.

Im Bereich Musical war er am Musical Theater Messe Basel in Andrew Lloyd Webbers „The Phantom of the Opera” engagiert. Danach trat er am Bremer Musical Theater in der deutschen Erstaufführung von Frank Wildhorns Musical „Jekyll & Hyde” auf. Weiter sang er die Rolle der „fleischfressenden Pflanze” in Ashman & Menkins „Der Kleine Horrorladen” am Show-Theater am Rhein in Duisburg sowie die Rolle des „Juan Peron” in dem Musical „Evita” im schweizerischen Thun.  

Seine Liebe zu Gershwin brachte ihn zu „Porgy & Bess” beim Dalhalla Music Festival in Rättvik/Schweden und zu vielen anderen europäischen Opernhäusern. An der Berliner Philharmonie trat er mit dem Sinfonie-Orchester Berlin unter Dirigent Scott Lowton in einer Silvester-Gershwin-Gala auf.

Zwischendurch folgt er immer wieder gern Engagements auf diversen Kreuzfahrtschiffen wie zum Beispiel MS HAMBURG. Dr. Peer Schmidt-Walther

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Ferienkrimi

DAs Mysterium von Notting HHill 

Rezension von Dieter Bromund

Bücher dieser Art sind selten. „The Notting Hill Mystery” erschien anonym 1862 als Fortsetzungsroman in acht Teilen in der Londoner Zeitschrift „Once a Week”. Ein Jahr später gab es die Geschichte als Buch und als Autor wurde ein Charles Felix genannt. Erst 2010 entdeckte Paul Collins, Literaturdozent an der Portland State University im amerikanischen Staat Oregon, wer der wirkliche Autor war: Charles Warren Adams. Der hatte nur dieses eine Buch geschrieben und den größten Teil seines Lebens gegen Tierversuche gewettert.

151 Jahre nach seinem Erscheinen liegt sein einziges Buch nun endlich auf Deutsch vor, übersetzt von Boris Greff und Matthias Marx. Der ist auch Verfasser eines posthumen Briefes an den Autor. Jürgen Kaube schrieb ein Nachwort. Beides ist bei Krimis unüblich, hier aber sehr sinnvoll.

Man mag streiten, wer wann den ersten Kriminalroman Europas geschrieben hat. Kaum eine andere Literaturgattung ist so populär geworden wie die, in der der Täter gejagt wird. Täter kann mittlerweile jeder sein, Jäger sind Polizisten, Detektive und allerlei Privatleute. Mittlerweile unterscheiden Krimis sich nach nationalen Eigenheiten und in Deutschland sogar noch nach regionalen. Im Krimi ist mittlerweile fast alles erlaubt, wenn es nur spannend und logisch vorgetragen wird.

„Das Mysterium von Notting Hill” gehört sicher zu den erstem Kriminalromanen, die in Europa verfasst wurden. Was man bei einem Krimi nie tun sollte, sei bei diesem empfohlen. Man beginne die Lektüre mit dem Nachwort und dem Brief an den Autor. Denn dieser „uralte” Roman ist hochmodern konstruiert.

Erzählt wird die Story, wenn man so will, ohne Erzähler. Ein gewisser Ralph Henderson schreibt am 17. Januar 1858 an das Sekretariat der Lebensversicherungsgesellschaft einen Brief. Er war beauftragt worden, Nachforschungen über eine Versicherungspolice im Wert von fünftausend Pfund Sterling anzustellen, die in London abgeschlossen wurde. Ähnliche Policen wurden zur selben Zeit in Manchester, Liverpool, Edinburgh und Dublin auf dieselbe Person abgeschlossen. „Besagte Lady verstarb plötzlich am 15. März 1857 an den Folgen einer starken Säure, die aus dem Labor ihres Gatten genommen wurde, vermutlich im Schlaf”.

Außer den Briefen des Herrn Henderson an seinen Auftraggeber lesen wir Auszüge aus Tagebüchern, weitere Briefe, Arztberichte, Heiratsurkunden und Verhörprotokolle. Jeder Verfasser schreibt seinen eigenen unverwechselbaren Stil, der manchmal ein Hochgenuss ist, etwa wenn Erzieherinnen „sich leider gezwungen sehen, darüber zu klagen, dass sie nicht in der Lage sind, sich in jeder Hinsicht glücklich zu schätzen”.  

Henderson fordert seinen Auftraggeber auf, sehr genau auf die Daten all der Dokumente zu achten. Nur so hat auch der heutige Leser eine Chance, den Fall selber zu lösen.

Der sollte auch wissen, was unter Mesmerismus zu verstehen ist. Es ist eine damals hochmoderne Heilmethode einer Magnetkur. Der Arzt heilt mit seinem Körper als Strahlungsquelle. Wir bewegen uns in einer Welt, die manchmal nicht sehr weit von den Szenarien der „Gothic Novel”, den Schauerromanen des vorvergangenen Jahrhunderts entfernt ist.

Und dann endet dieser Krimi lapidar: „Meine Aufgabe ist erledigt; da Sie nun im Besitz aller Indizien sind, die vor Ihnen ausgebreitet wurden, wird Ihr Urteil genauso gut sein wie meines”. Auch solch ein Ende ist ungewöhnlich. Nach 180 Seiten wird der Leser eingeladen, sein eigenes Urteil zu fällen. Der Rezensent tut es auch: Unbedingt lesenswert.

Charles Warren Adams: Das Mysterium von Notting Hill

Charles Warren Adams

Das Mysterium von Notting Hill

Erschienen im Verlag

Die Andere Bibliothek

ISBN 978-3-8477-3004-0. 20 €

Die Andere Bibliothe/Mysterium

 

 

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Seemannsgarn mit Käpt'n Hein Mück

►►► Tja, wenn man, wie Hein, Althergebrachtes gern hat und mit Tinte und Füller ein Reisetagebuch führt, wird man manchmal schräg gemustert. Das alles geht doch mit Laptop oder neustem Handy sehr viel leichter und schneller. Hein lässt sich von solchen Anmerkungen nicht aus der Bahn werfen. Ein Füller ist ein Füller und ein leeres Notizbuch durch nichts zu ersetzen. Es füllt sich sichtbar und am Ende der Reise kann man das Erlebte getrost nach Hause tragen. Und man hat die Chance, ehe man einen Bericht an Freunde schickt, den Text beim Eingeben noch einmal zu überarbeiten. Hein sieht das als einen Vorteil an, gibt aber gern zu, dass solch Vorgehen auch Probleme haben kann. Nein, Tinte ist dank Patronen, die schon lange das frühere Reisefläschchen ersetzen, kein Risiko mehr. Moderne Füller lecken auch nicht mehr. Es gibt genügend Notizbuchgrößen, die richtige für die jeweilige Reiselänge ist mit einiger Erfahrung leicht zu finden. Das Problem bildet ein wichtiges Zubehör, das Löschblatt. Zu Beginn der letzten Reise suchte Hein vier verschiedene Läden auf, in denen es Papier in reicher Fülle und vielen Formaten gab. Löschblätter haben wir leider nicht. Aber man könnte ja ein ganzes großes Heft kaufen, in dem ein Löschblatt eingelegt sei. Hein wollte das nicht, für ein Schreibheft hatte er sonst keine Verwendung. Also beschloss er, die alte Methode aus Pennälerzeiten zu nutzen, das Notizbuch mit der frischen Tinte so lange zu wedeln, bis sie trocken war. Das übte er zu Hause schon mal. Seine Herzallerliebste musterte ihn zuerst neugierig, dann kopfschüttelnd und verschwand in Richtung Bügeleisen und Plättbrett. Sie kam mit einem Stück Papier zurück, das sie Hein überreichte, ein leicht angerautes, unliniiertes, eher graues Papier. Das werde sein Problem lösen, versprach sie. Es sei bestes Löschpapier. Sie habe es in einem Haushaltswarengeschäft gekauft mit dem Bügeleisen. Was zur Entfernung von Fettflecken aus Stoff tauge, werde ja wohl auch frische Tinte aufsaugen. Hein probierte es auf der Stelle aus und fand, dass die Herzallerliebste wieder einmal Recht hatte.

 

►►► Tja, Hein versteht, dass man sich zu Beginn einer gemeinsamen Reise an Bord am Tisch über vergangene Reisen unterhält. Damit lässt sich schnell eine Brücke bauen, die Tischnachbarn sind ebenso reisebegeistert wie er und seine Herzallerliebste, wunderbar, man hat Glück mit dem gemeinsamen Tisch. Und nun werden Anekdoten erzählt. Hein berichtet von Erlebnissen mit den Affen von Gibraltar, sein Tischnachbar zieht nach mit einem Bericht aus Indien. Alles was auf den Tisch kommt oder schon auf dem Tisch steht, bildet bei Vielreisenden Anlass zu Geschichten. Salz ist ein unendliches Thema, Pfeffer kann exotische Geschichten hervorlocken, Nachspeisen wehmütige Erinnerungen an einst, als man sie noch mit weniger Skrupeln aß, weil man noch keine Gewichtsprobleme hatte. Auf seiner letzten Reise, die acht Mittag- und acht Abendessen am gleichen Tisch in stets gleicher Viererrunde umfasste, gingen die Reisethemen nicht aus. Nichts wurde wiederholt. Andere Themen kamen aber auch nicht auf. Nun ist Hein gespannt. Seine nächste Reise wird sechzehn Tage lang sein – mit jeweils einer festen Tischzeit, mittags und abends. Hein hat sich vorgenommen, eine Strichliste zu führen: Wie viele Mahlzeiten braucht man diesmal, bis eine Viererrunde ein anderes als ein Reisethema bei Tisch bespricht?

 

►►► Tja, denkt Hein, die Welt ist voller Streit. Wer Nachrichten sieht oder hört, muss das jedenfalls glauben. Hein hat sich schon immer gewundert, dass das Fernsehen zum Beispiel über alles berichtet, nur nicht übers Fernsehen. Wenn man mal was hört oder sieht, dann entweder eine Satire, oder eine sehr knappe Meldung. Dabei möchte Hein schon sehr gern hören und sehen, wie Nachrichten ins Fernsehen kommen. Nicht überall kann eine Kamera sein, also gibt’s nicht für alles Bilder, aber wenn es sie gibt, wie kommen sie in die Sendung? Wer wählt sie aus, ordnet sie ein, schneidet sie zusammen, gibt sie auf den Schirm? Wie prüft man, ob das, was an Nachrichten den Sendern geliefert wird, auch stimmt? Kurzum, das Fernsehen, das viel Zeit in unserem Leben abdeckt, sollte sich endlich mal selber darstellen. Dann könnte mancher sich sicher leichter eine Meinung bilden über das, was er sieht und hört. Dann, wie jedermann weiß, die Nachrichten im ZDF und in der ARD gleichen sich keineswegs. Das versteht Hein ja noch. Innerhalb von Stunden kann sich eine

   

Lage verändern. Und die Interessen des einen Senders müssen nicht die des anderen sein. Aber worin sie sich gleichen, ist das Herausarbeiten von Gegensätzen. Wenn sich zwei streiten, freut sich der dritte, hat Hein mal gelernt. Und der Satz gilt wohl auch im Fernsehen. Damit der Dritte, der Zuschauer, sich freut, darf man ihm offenbar nicht nur Eiapopeia servieren. Also wird ein Thema hochgemotzt, zur Sensation gemacht. Es ist ja viel spannender zu berichten, dass Koalition und  Opposition oder Ministerien sich untereinander streiten, als zu hören, worüber man sich einig ist.

►►► Tja, geahnt hat Hein es schon lange: England und Schottland sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Hein hat nie einen Hehl daraus gemacht, Englisches zu lieben. So kauft er gern Jacken und Westen aus schottischem Tweed und hat vor Jahren bei einem Einkaufsbummel in London gemerkt, wie schwer solche Stoffe dort zu finden sind. Zurück in Deutschland war er überrascht, just solche Jacken und Westen in Fülle in Oldenburg zu finden, am Rande der Fußgängerzone. Er schob die Enttäuschung in England auf die falsche Jahreszeit. Zu Ende des Winters trägt man dort wahrscheinlich schon leichtere Stoffe. Als er jetzt wieder England besuchte, machte er sich eine Einkaufsliste. Darauf stand englischer Tee, den er einst in Pfundpackungen kaufen konnte, die halb so groß wie ein Ziegelstein waren. Weiter suchte er Haferkekse, die er in Schottland gern zum Early Morning Tea gegessen hatte, ein raues, rundes Gebäck. Nachmittags liebte er Kekse, die aus der Duchy stammen, dem Besitztum des Prinzen von Wales. Hein notierte sich Picalilly, Gemüse, das  gekocht kleinteilig in einer Senfsoße zu kaltem Fleisch und Käse gereicht wird. Zum Schluss standen Pickled Walnuts auf der Liste, halbreife Walnüsse, die noch in grünem Zustand in einer Marinade ebenfalls gekocht werden und zu Fleisch gereicht werden. Um die Geschichte einer langen Suche kurz zu machen – nichts von alldem fand Hein in England. Tee wurde überall nur noch in Beuteln angeboten, die Kekse kannte niemand mehr, Picallilly war aus den Regalen verschwunden und schwarze Walnüsse – nein, auch die gab’s nicht mehr. Hein faltete am Ende seines Besuchs also seine Liste zusammen und schob sie in die Brieftasche. Er weiß heute, dass er seine englischen  Wunschprodukte in Deutschland sehr viel leichter bekommt. Nur eins wird es hierzulande vermutlich nie geben, was in England zunehmend populärer wird: Bier aus einem Fass mit Hilfe einer Pumpe mit kräftigem Schlegel ins Glas zu befördern. Der Verzicht auf Druckluft dieser oder jener Art macht das so gezapfte Bier zu einem ganz besonderen Genuss. Und deswegen wird er wohl wieder mal nach England reisen oder nach Schottland, Wales oder Irland.

►►► Tja, es bleibt bald nichts mehr verborgen. Wenn Hein unterwegs ist, egal auf welchem Kontinent, schaut er gern Menschen an. Und ist immer wieder überrascht, dass in fremden Ländern selten jemand so aussieht, wie Hein sich ihn oder sie vorgestellt hat. Chinesen, denkt Hein, sehen so aus und Inder so. Und Menschen in Südamerika so. Mittlerweile hat Hein begriffen, dass es den typischen Chinesen oder Inder nicht gibt. Hein schaut sich also Menschen verschiedener Hautfarben an und stellt sich dann vor, wer wohl die Eltern waren. Wenn es den typischen Chinesen oder Inder oder Maori überhaupt je gab, dann nur in den alten Schulbüchern, in denen man Hein damals die Welt nahe bringen wollte. Das war um die Zeit, als man noch las, was „den” Deutschen vom Holländer unterscheidet oder den Russen vom Polen. Nichts von dem, was Hein damals gelernt hat, stimmt heute noch. Als die Jeans die Welt eroberten, so in den fünfziger Jahren, glichen sich die Menschen an. Das Nationalkostüm verschwand und heute sind Hosen, T-Shirts und Schuhe international. Auch Hautfarbe, Haarfarbe, Körper- und Gesichtsform sind nicht mehr eindeutig. Doch neulich las Hein, was Forscher so machen, die sich mit menschlichen Genen beschäftigen. Auf denen kann man alle Erbanlagen orten, hat Hein verstanden. Und zu seiner Verblüffung las Hein, dass Forscher an den Genen feststellen können, woher Vorfahren stammen. Alexander der Große hat seinerzeit fast die ganze bekannte Welt erobert. Griechische Soldaten zogen bis an den Himalaya. Und bei bestimmten Volksgruppen im Himalaya kann man heute noch an den Genen feststellen, dass sie nicht nur europäische Vorfahren haben, sondern konkret griechische. Wie man das genau feststellen kann, hat Hein nicht mehr im Kopf, aber dass man’s kann, lässt ihn immer noch staunen. Denn an seinen Genen müsste man doch auch feststellen können, woher die eigenen Vorfahren stammen. Seine, so die Meinung in der Familie, könnten aus Ostfriesland stammen. Oder aus Norwegen, behaupten andere. Und ein bisschen slawisches Erbe stecke auch in der Familie, sagt ein Dritter. Hein fragt sich, ob er das nun genau erforschen lassen will oder lieber beim Hinschauen und Vermuten bleiben soll, wenn er auf Familienfesten Verwandte trifft.

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