Fährreise  

Ausgabe 1/2014 

hr

MS STAVANGERFJORD – auffallend sind die in rot-weiß gehaltenen Gasentlüftungsleitungen auf dem obersten Deck.MS STAVANGERFJORD – auffallend sind die in rot-weiß gehaltenen Gasentlüftungsleitungen auf dem obersten Deck.

 

Peter Pospiech

Eine kristallklare Alternative – unterwegs mit einer LNG-Fähre

Größtes Fährschiff der Welt, dass mit Erdgas fährt – die MS STAVANGERFJORD 

Seit Juli 2013 ist die norwegische Schifffahrt um eine attraktive Neuheit reicher: Zwischen dem am nordwestlichen Zipfel der dänischen Halbinsel gelegenen Hafen Hirtshals und der südwestnorwegischen Küste verkehrt die neue RoPax-Fähre mit Kreuzfahrtstandard MS STAVANGERFJORD. Der Neubau der Fjord Line Reederei mit Sitz im norwegischen Egersund, ist das größte Fährschiff der Welt, das nicht mit Schweröl, sondern ausschließlich mit Erdgas als Treibstoff betrieben wird. Im April 2014 wird das baugleiche Schwesterschiff, die MS BERGENSFJORD, auf der gleichen Route die Flotte verstärken.

Angesichts der steigenden Kraftstoffpreise sowie weiter verschärften Emissions-Vorschriften werden umweltverträgliche Kraftstoffe zu einer realistischen Option und die Vorteile von Erdgas zeichnen sich bereits heute deutlich ab. Im Vergleich zu Öl hat Erdgas zwei entscheidende Vorteile: Hohe Leistungsfähigkeit und weniger schädliche Umwelteinflüsse. Die zurzeit größte Herausforderung ist es, Schiffsbetreiber in der See- und Flussschifffahrt, Tanker-, Frachter- und die Kreuzfahrt-Reedereien zu überzeugen, auf Erdgas als geeigneten Kraftstoff umzustellen.

 

Norwegen ist Pionier

Norwegen ist Pionier beim Bau und Betrieb von Schiffen mit Erdgas-Antrieb. Aktuell sind rund 40 Personen- / Pkw-Fähren und Bohrinselversorger inzwischen erfolgreich mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff im Einsatz. Die Zulieferindustrie hat sich dementsprechend den Herausforderungen gestellt und geeignete Schiffsmotoren stehen für den Antrieb und auch zur Stromerzeugung für das Bordnetz zur Verfügung. Die Klassifikationsgesellschaften haben bereits seit vielen Jahren Bauvorschriften für diese Antriebsform entwickelt.

Dabei können diese Gesellschaften auf umfangreiche praktische Erfahrungen aus dem Betrieb von mit Erdgas angetriebenen Schiffen in einem Zeitraum von über zehn Jahren zurückblicken. Dementsprechend wurde die STAVANGERFJORD durch den DNV, Det Norske Veritas, und dem norwegischen Sjøfartsdirektoratet abgenommen und klassifiziert: DNV+1A1, Ice 1B, Car Ferry A, EO, Clean, Naut-AW, VIBR, MCDK, TMON, F-M, COMF V(2).  

 

Emissionen wirkungsvoll reduzieren

Die norwegische Bergen Group Fosen Shipyard mit Sitz in Rissa bei Trondheim hat im Juli 2013 diesen RoPax-Fährschiffsneubau unter dem Namen MF STAVANGERFJORD an die Reederei Fjord Line abgeliefert. Die Besonderheit ist der Erdgasantrieb. Wichtigstes Kriterium für die Wahl des Erdgasantriebs, der sich aus zwei Gastanks von jeweils 290 Kubikmeter Inhalt speist, war der Umweltschutz. Ein weiterer Treiber ist das EU Marco Polo Programm, welches finanzielle Unterstützung für solche Projekte leistet und der in Norwegen vorhandene Stickstofffond (NOx-funds). Durch diesen Fond erhalten (Schifffahrts-) Unternehmen in Norwegen finanzielle Anreize, nach alternativen und umweltfreundlichen Technologien zu suchen.

Die gewählten Hauptantriebe, Rolls Royce Gasmotoren, senken den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) um 92 Prozent, verglichen mit Dieselmotoren. Somit werden die weiter verschärften Grenzwerte (TIER III), die ab 2016 ihre Gültigkeit haben werden, unterschritten. Wegen des sauberen Verbrennungsprozesses von Erdgas entstehen keine Rauch- oder Rußemissionen. Verglichen mit Dieselmotoren werden die Treibhausgasemissionen um 23 Prozent reduziert. Schwefelemissionen sind kaum noch messbar. Der Motorenhersteller Rolls Royce kann bei Entwicklung und Bau seiner reinen Erdgasmotoren auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken.

 

Die Reederei

Fjord Line ist eine relativ junge norwegische Reederei. Bislang verkehrte für die Reederei das noch aktuelle Fährschiff BERGENSFJORD auf der ganzjährigen Fährlinie zwischen Hirtshals, Stavanger, Bergen und Langesund. Die Expressfähre HSC FJORD CAT verbindet im Sommerhalbjahr als schnellste Fähre zwischen Mitteleuropa und Skandinavien Hirtshals mit Kristiansand. Darüber hinaus plant Fjord Line für 2014 eine neue Route zwischen Sandefjord in Norwegen und Strömstad in Schweden. Nach Indienststellung der neuen BERGENSFJORD wird die bisherige BERGENSFJORD nach einem umfangreichen Umbau und unter dem Namen OSLOFJORD, zwischen Norwegen und Schweden eingesetzt.

Ingvald Fardal, Geschäftsführer der Reederei: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, umweltbeeinflussende Emissionen zu reduzieren. Wir haben eine klare Nachhaltigkeitsstrategie. Durch die Verwendung von Erdgas als einzigem Kraftstoff können wir diese erfüllen. Die Förderung durch den NOx-Fond hat dabei geholfen, dieses Projekt umzusetzen. Außerdem werden unsere neuen Schiffe in ‚Emission Control Areas’ (ECA’s) fahren. Mit herkömmlichen Motoren hätten wir teure schwefelarme Destillate verwenden oder spezielle Abgasreinigungsanlagen installieren müssen. Mit den von uns gewählten Rolls Royce Gasmotoren erfüllen wir automatisch unsere Nachhaltigkeitsstrategie und durch die NOx-Fond Unterstützung können wir die höheren Investitionen überbrücken”.

 

Die Schiffe

Die Schiffslänge ist bewusst so gewählt, dass sie die Wellen der Nordsee problemlos durchfahren und die Passagiere eine sichere, komfortable und entspannte Fahrt genießen können. „Die 170 Meter langen Einheiten können die im Durchschnitt 65 Meter langen Wellen in der nördlichen Nordsee effektiv bewältigen und für komfortables Fahrgefühl, auch bei schwerem Wetter sorgen”, heißt es in einer Informationsbroschüre der Reederei. Zusätzlich wurden die Schiffe mit einem großen Bugwulst ausgerüstet. Damit sollen die Seegängigkeit und der Kraftstoffverbrauch während der Reise minimiert werden. Ein Bugwulst kann den Wasserwiderstand eines Schiffes stark reduzieren. Das neue Vorschiff-Design, in V-Form, sowie ein speziell geformtes Achterschiff zielen darauf ab, den Kraftstoffverbrauch wirkungsvoll zu reduzieren.

Während einer Reise von Hirtshals nach Bergen und zurück konnte ich mich von dem ruhigen Reisen überzeugen: Es wehte in dieser Nacht ein nordwestlicher, schräg von vorn auflaufender Wind in Stärke 8 bis 9 und Wellenhöhen bis 5 Meter. Das Schiff lag jedoch erstaunlich ruhig in der See. Am nächsten Tag auf der Brücke erklärte mir Kapitän Anders Emil Dancker, dass er trotz des neuen Schiffsdesigns den Backbord-Stabilisator ausgefahren hatte. Das erklärte die sehr ruhige Überfahrt.

Mit rund 1.400 Spurmetern können bis zu 600 Pkw’s oder eine entsprechende Anzahl Lkw’s aufgenommen werden. An Bord stehen auf der etwa 16 Stunden langen Nachtfahrt von Hirtshals über Stavanger nach Bergen für die Passagiere auf den insgesamt zehn Decks fünf Restaurants von edel bis einfach, vier Bars für durstige Seelen, sechs Konferenzzimmer unterschiedlicher Größe, zwei Kinderspielzimmer und ein Tax Free-Shop zur Verfügung. In den Sommermonaten können bis zu 1.500 Passagiere (1.200 im Winter) befördert werden. Dabei stehen für die Nachtfahrten 306 Kabinen von Standard bis DeLuxe und Suiten zur Verfügung.

Doch wer von unseren nördlichen Nachbarn bezieht schon gern eine Kabine, wenn eine so große Anzahl von Bars in Reichweite sind? Allerdings sollte der Reisende die hohen Preise berücksichtigen: ein Glas Bier an der Bar schlägt immerhin mit 47 NOK (5,68 €) zu Buche. Oder in der mir immer noch gegenwärtigen DM-Währung: 11 DM.

Die Decks 6 und 7 sind mit Tax Free Shop, Restaurants und den anderen Annehmlichkeiten eingerichtet, während die Decks 8 und 9 die Kabinen in verschiedenen Größen und Kategorien beinhalten.

 

Einschiffen in Hirtshals  

Hirtshals hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Fährhafen entwickelt. Von hier aus verbinden mehrere Fährreedereien, Fjord Line, Color Line und die Smyril Line, Südnorwegen, Island und die Färöer Inseln. Fjord Line hat einen eigenen Fährterminal.

Pünktlich macht die STAVANGERFJORD an ihrem Liegeplatz fest und sogleich beginnt der „Ladungswechsel”: Pkw’s und Lkw’s rollen raus und auch wieder rein in den großen Bauch des Schiffes. In der Zwischenzeit geschieht das Aus- und Einsteigen der Passagiere über die Terminalbrücke auf Deck 7. Auffällig hier: Das Bordpersonal kontrolliert noch im Terminal die Fährtickets / Bordkarten – aber Personen oder Gepäckkontrolle, wie auf Flughäfen, findet hier nicht statt. Freie Fahrt für Bösewichte?

Im großzügigen und elegant angelegten Foyer befinden sich bei den Fahrstühlen Übersichtstafeln, die helfen sollen sich an Bord zurechtzufinden. Meine Kabine lag auf Deck 8; aber – liegt es an mir oder sind die Orientierungsschilder für die Kabinen unklar? Auf jeden Fall bin ich mehrmals in die verkehrte Richtung gelaufen, bis ich meine Kabine gefunden habe. Nach Aussage der Reederei werden hier klarere Angaben gemacht.

Wände und Einbaumöbel sind (aus Feuerschutz-Gründen) mit hellen Holzimitaten verkleidet, 12 Quadratmeter groß und ausgestattet mit individuell regelbarer Klimaanlage, Internetzugang und Bordtelefon, Dusche, Toilette und Fernseher. Der gute TV-Empfang während der Überfahrt muss erwähnt werden: ich habe noch spät nachts Filme im ZDF gesehen. Damit die saubere Nasszelle nach dem Duschen nicht unter Wasser steht, gibt es eine Vertiefung und einen Vorhang, der Toilette und Waschbecken trennt. Außerdem bietet die Dusche genügend Stauraum für alle üblichen Bad-Utensilien. Für die nächtliche Überfahrt von Hirtshals nach Stavanger (und umgekehrt) reicht der offene, mit Bügeln ausgestatte Kleiderschrank für zwei Personen allemal aus. Komfortable Matratzen sorgen für einen erholsamen Schlaf.

Besonders angenehm ist die gute Isolierung der Kabinen gegen störende Geräusche von außen, auch eine unangenehme Vibration durch Motoren und Schiffs-Propeller war zu keiner Zeit zu spüren. Um 7:00 Uhr lädt ein automatischer Rundruf in drei Sprachen zum Frühstück in die Restaurants ein und informiert über die Ankunft in Stavanger.

Doch für mich war es viel wichtiger, den Erdgas-Übernahme- (Bunker-) Prozess zu beobachten. Das ist jedoch leichter gesagt, als getan: während der Bunkerübernahme ist ein Besuch auf dem offenen Deck für Passagiere verboten.

Bunkerübernahme

Fjord Line hat die norwegische Firma Skangass AS unter Vertrag genommen. Zur Zeit wird das Gas noch per Lkw angeliefert – rund 30 Prozent in Risavika (Stavanger) und 70 Prozent in Hirtshals. Bis zum jetzigen Zeitpunkt erlauben die norwegischen Vorschriften keine Gasübernahme, wenn bereits Passagiere an Bord sind. Deswegen wird momentan das Gas noch per LKW von Norwegen nach Dänemark gebracht. Dänemark und Schweden erlauben die Gasübernahme mit Passagieren an Bord.

Ich habe dann doch noch einen Weg gefunden, um vom Deck 10, dem Sonnendeck, den Bunkerprozess zu beobachten. Zwei Tanker-Lkw’s, mit jeweils 65 Kubikmeter Inhalt, betankten über eine relativ kleine Leitung die Fähre. Ungefähr eineinhalb Stunden werden für die Übernahme von rund 130 Kubikmeter Erdgas benötigt. Damit sind die beiden jeweils 290 Kubikmeter großen Lagertanks an Bord des Schiffes wieder gefüllt. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass Norwegen seine strikte Haltung, bezüglich Passagiere an Bord während des Bunkerns, wohl aufgeben wird, was für die Reederei bedeutet, dass dann auch in Stavanger gebunkert werden kann.

 

Deck 7

Es war inzwischen 21:00 Uhr und es wurde Zeit, ein Restaurant aufzusuchen. Die große Auswahl an Bord-Restaurants machte es schwierig, sich für eines zu entscheiden. Im Heck des Schiffes ist das große, 250 Personen fassende, „Commander Buffet” angeordnet. Eine Platzreservierung ist empfehlenswert. Am Eingang erhält der Gast einen Tisch zugewiesen und bezahlt gleichzeitig eine Pauschalsumme von 346 NOK pro Person, entspricht etwa 42 €. Erscheint viel, dafür wird aber viel geboten. Das Selbstbedienungs-Buffet erfüllt alle Wünsche mit Spezialitäten aus dem Meer, sowie die verschiedensten Salate, Gemüse und Obstsorten. Auch die Getränke, ebenfalls Selbstbedienung aus dem Getränkespender, fallen in diese Pauschale.

Wer es noch edler und intimer bevorzugt, geht in das kleinere „Grieg Gourmet Restaurant” – alles etwas teurer – dafür aber erlesener. Nicht immer kann in der gehobenen Preisklasse gegessen werden – dann geht man in das „Oasis Garden Cafe”. Auch hier ist Selbstbedienung angesagt. Mein Frühstück am nächsten Morgen, bestehend aus selbstgewählten Croisson, Ei, Apfelsaft und Kaffee muss ich an der Kasse mit 12,30 € auslösen. Weiter vorn im Schiff ist das „Bungalow Wine & Tapas” Restaurant angeordnet. Der Gast kann hier aus einer großen Anzahl unterschiedlicher Weine sowie Biere und exzellenter Kleinigkeiten auswählen. Aber – wie erwähnt – alles hat seinen Preis.

Wer sich amüsieren möchte, geht in die – ganz im Vorschiff angeordnete – „Fjord Lounge”. Platz für rund 230 Gäste – sie beinhaltet eine schöne große Bar, eine Tanzfläche und eine Showbühne, auf der ab 22:30 Uhr ein Unterhaltungsprogramm gezeigt wird. Gleich neben dem Eingang zur Fjord Lounge liegt der „Havana Cigar Club”. Raucher können sich hier ihrer Leidenschaft hingeben und dabei genüsslich ein gutes Glas Wein trinken.

Wie erwartet, gibt es auf der STAVANGERFJORD auch einen großen, gut sortierten Bord-Shop – zu finden auf Deck 6. Geöffnet zu unterschiedlichen Zeiten, verfügt er über ein reichhaltiges Angebot. Spirituosen, Zigaretten, Parfüms, Süßigkeiten, Accessoires und leichte Sportswear können entweder mit Norwegischen Kronen (NOK) oder EURO bezahlt werden. Selbstverständlich gibt es zum Zeitvertreib auch einige Automatenspiele für Erwachsene. Und für Kinder einen separaten Bereich, wo ungestört gespielt werden kann. Da die Fähre unter dänischer Flagge fährt, besitzt jeder Mitarbeiter an Bord entweder die dänische oder norwegische Staatsbürgerschaft. Die Bordsprache ist Englisch, Norwegisch und auch Deutsch.

 

Die Kommandozentrale

Am nächsten Morgen habe ich mich mit Kapitän Anders Emil Dancker auf der Brücke verabredet. Der 56-jährige Däne fährt seit vielen Jahren für die Fjord Line und wurde nun mit der Schiffsführung der neuen STAVANGERFJORD beauftragt. Die weitläufige Brücke ist mit allen modernen nautischen Geräten ausgerüstet und wie Kapitän Dancker sagt: „ … ich bin vollauf zufrieden”. Und wie verhält sich diese neue Motorisierung in den norwegischen Schären? Danker ist begeistert: „Die Motoren reagieren auf die kleinste Last- / Drehzahländerung und das Schiff lässt sich genauestens manövrieren. Sie haben ja selbst in der vergangenen Nacht erlebt, wie ruhig das Schiff in dieser schweren See gelegen hat. Natürlich haben wir, aus Komfortgründen, unsere Stabilisatorenanlage in Betrieb gehabt. Das und die spezielle Rumpfform reduzieren die sonst üblichen Stampfbewegungen bei schlechtem Wetter. Aber jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss mich auf die Haugesund-Passage konzentrieren”. Sprach’s und stellte sich neben seinen Steuermann – denn nun wurde von Hand gesteuert.

Haugesund liegt am Karmsund, dem historischen „Nordvegen”, dem Namensgeber für Norwegen. Über den Karmsund führt seit 1955 die 690 Meter lange Karmsundbrücke. Die freie Durchfahrt ist allerdings nur 150 Meter breit. Und deswegen ist hier erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Nach der – natürlich – sicheren Passage wird Kapitän Dancker wieder gesprächiger und meldet mich bei Chief John Tolle in der Maschine an.

 

Motoren und Propulsion

Die STAVANGERFJORD, wie auch die zukünftige BERGENSFJORD sind Zweischrauben-Schiffe. Jede Propellerwelle wird von zwei Rolls Royce Gasmotoren des Typs B35:40V12Pgas angetrieben. Jeder Motor leistet 5.400 kW bei 750/min. In Summe stehen somit 21.600 kW zur Verfügung, die den Schiffen eine Reisegeschwindigkeit von 21,5 Knoten ermöglichen. Entscheidend ist, dass jeweils zwei Motoren die Verstellpropeller über ein Getriebe direkt antreiben. An jedem Getriebe ist ein so genannter Wellengenerator angeflanscht. Jeder dieser Wellengeneratoren liefert 1.850 kW in das Bordnetz.

Ein zusätzlich installiertes „Waste Heat Recovery System” (WHRS = Abwärmerückgewinnungssystem) nutzt die Abgaswärme der Hauptmaschinen, um auf saubere, wirtschaftliche Weise zusätzliche Energie bereitzustellen. Das WHRS generiert aus den heißen Verbrennungsgasen überhitzten Dampf, der eine Dampfturbine antreibt, die mit einem Generator gekoppelt ist. Dieser „Dampfgenerator” leistet 1.250 kW und versorgt alle Kabinen und öffentlichen Räume mit Bordstrom.  

Für die Liegezeiten in den Häfen stehen drei herkömmliche Bordstromerzeuger zur Verfügung. Diese Aggregate laufen mit schwefelfreiem Dieselkraftstoff. Zur Emissionsreduzierung sind an jedem dieser Motoren SCR-Anlagen eingebaut, die die schädlichen Emissionen weitestgehend auf ein Minimum reduzieren.

Zum Manövrieren sind im Vorschiff zwei Querstrahlruder eingebaut worden, die jeweils 1.600 kW leisten.

Zwei 293 Kubikmeter große kälteisolierte Gastanks sind in zwei separaten Räumen, unter dem untersten Autodeck, untergebracht. Für die Lagerung wird Erdgas auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt. Ab dieser Temperatur verändert Erdgas (= Methan) seinen Zustand: es wird flüssig. Und jetzt kann man von LNG =  Liquefied Natural Gas (Verflüssigtes Erdgas) sprechen. Der Effekt: Erdgas verkleinert sich auf ein Sechshundertstel seines Volumens. So schrumpfen 600 Kubikmeter Gas auf ein Kubikmeter LNG. Oder: Ein Kubikmeter Erdgas passt in eine 1,5 Liter-Thermosflasche. Im flüssigen Aggregatzustand ist LNG nicht brennbar. LNG ist eine ungiftige Flüssigkeit, glasklar, geruchslos und leichter als Luft. Vor dem Gebrauch, also beim Eintritt in die Gasregelstrecke und den Motoreintritt, wird das verflüssigte Gas auf etwa plus 33 Grad Celcius erwärmt und damit wieder in den gasförmigen Zustand gebracht. In den Gas-Lagerungstanks herrscht ein Druck von rund 4 - 6 bar.

 

Viel los in Bergen: Ankunft und Rückreise

Etwa um 15:00 Uhr machte die STAVANGERFJORD in Bergen fest. Bergen ist nicht nur die europäische Stadt, in der der meiste Regen fällt – immerhin an 248 Tagen im Jahr. Die Stadt ist mit 270.000 Einwohnern nach Oslo auch die zweitgrößte Norwegens. Als „Tor zu den Fjorden” wird sie häufig bezeichnet. Tatsächlich hat Bergen einen der geschäftigsten Seehäfen Europas, von dem aus die Schiffe der Fjord Line, Hurtigruten und andere starten.

Leider war es mir nicht vergönnt, diese charmante Stadt mit ihrem besonderen Ambiente etwas umfassender zu erkunden: bereits nach zwei Stunden war das Ent- und Beladeprocedere abgeschlossen und die Fähre machte sich wieder auf ihren Weg zurück über Stavanger nach Hirtshals. Fjord Line

Technische Daten MS STAVANGERFJORD

Bauwerften

Stocznia Gdansk und Bergen Group Fosen

Schiffstyp

Ro-Pax Fähre

Länge / Breite

170 x 27,50 m

Tiefgang

6,35 m

Gross tonnage

31,678 gt

Net tonnage

14,270 t

Deadweight

3,900 dwt

Hauptantrieb

4 x Rolls Royce Bergen B35:40V12PGas

Leistung

4 x 5,400 kW / 750 rpm

Wellengeneratoren

2 x Marelli MJBM 630 SC6

Leistung

2 x 1,850 kW

Getriebe

2 x Renk MAN

Propeller

2 x Rolls Royce Kamewa CPP

Stromaggregate

2 x MAN 6L21/31; 1 x MAN 7L21/31

Leistung

2 x 1.300 kW; 1 x 1,500 kW

Bugstrahler

2 x Rolls Royce 

LNG-Kraftstoff-Tanks

2 x Aritas

Rettungsboote

6 x Fassmer

Passagiere, Sommer 

1.500

Passagiere, Winter 

1.200

Ladefläche

1.350 Spurmeter, 600 PKW

Ruder

2 x Rolls Royce Promas

Nautische Ausrüstung

L3-Valmarine

Abwärmerückgewinnung

Alfa Laval, Aalborg, DK

Sewage treatment plant

Gertsen & Olufsen

Geschwindigkeit

21,5 kn

Klassifikation

DNV+1A1, Ice-1B, Car Ferry A, EO, Clean, Naut AW, VIBR, TMON, F-M, COM F V(2)

Die neue erdgasbetriebene STAVANGERFJORD am Fjord Line-Terminal in Hirtshals.

Die neue erdgasbetriebene STAVANGERFJORD am Fjord Line-Terminal in Hirtshals.

Die Reception ist meist der erste Anlaufpunkt der Passagiere.Die Reception ist meist der erste Anlaufpunkt der Passagiere.

 

Links geht es zum „Bungalow Wine & Tapas” und geradeaus in die Fjord Lounge.

Links geht es zum „Bungalow Wine & Tapas” und geradeaus in die Fjord Lounge.

Im pubähnlichen „Bungalow Wine & Tapas Restaurant” können kleine ... Im pubähnlichen „Bungalow Wine & Tapas Restaurant” können kleine ...

  und erlesene Speisen und edle Weine genossen werden.

... und erlesene Speisen und edle Weine genossen werden.

 Gleich neben der Fjord Lounge liegt der „Havana Cigar Club”.

Gleich neben der Fjord Lounge liegt der „Havana Cigar Club”.

 

Die gut sortierte Bar in der Fjord Lounge hat aber ihre Preise.

Die gut sortierte Bar in der Fjord Lounge hat aber ihre Preise.

Gebunkert wird noch von Tank-Lkw’s: hier der Bunkerprozess in HirtshalsGebunkert wird noch von Tank-Lkw’s: hier der Bunkerprozess in Hirtshals.

 

Eine gute Wahl: das Restaurant „Commander Buffet” im Achterschiff auf Deck 7.

Eine gute Wahl: das Restaurant „Commander Buffet” im Achterschiff auf Deck 7.

Das Selbstbedienungs-Buffet im „Commander Buffet” lässt keine Wünsche offen.Das Selbstbedienungs-Buffet im „Commander Buffet” lässt keine Wünsche offen.

 

Wer es feiner und edler liebt, besucht das „Grieg Gourmet Restaurant” – alles etwas teurer – dafür aber erlesener.

Wer es feiner und edler liebt, besucht das „Grieg Gourmet Restaurant” – alles etwas teurer – dafür aber erlesener.

Nicht immer kann in der gehobenen Preisklasse gegessen werden – dann geht ..

Nicht immer kann in der gehobenen Preisklasse gegessen werden – dann geht ...

 

man ins „Oasis Garden Cafe” – hier der Blick auf das Selbstbedienungs-Buffet.

... man ins „Oasis Garden Cafe” – hier der Blick auf das Selbstbedienungs-Buffet.

Das „Oasis Garden Cafe” auf Deck 7. Hier ist Selbstbedienung angesagt. Mein Frühstück, bestehend aus selbstgewählten Croisson, Ei, Apfelsaft und Kaffee muss ich
an der Kasse mit 12,30 € auslösen.
Das „Oasis Garden Cafe” auf Deck 7. Hier ist Selbstbedienung angesagt. Mein Frühstück, bestehend aus selbstgewählten Croisson, Ei, Apfelsaft und Kaffee muss ich
an der Kasse mit 12,30 € auslösen.

 Die schmale Brücke lässt nicht viel seitlichen Spielraum zu, es muss sehr präzise gesteuert werden.

Die schmale Brücke lässt nicht viel seitlichen Spielraum zu, es muss sehr präzise gesteuert werden.

Kapitän Anders Emil Dancker ist sehr konzentriert bei der engen Brückendurchfahrt in Haugesund.Kapitän Anders Emil Dancker ist sehr konzentriert bei der engen Brückendurchfahrt in Haugesund.

 

Eine der regenreichsten europäischen Städte, das ist Bergen.

Eine der regenreichsten europäischen Städte, das ist Bergen.

Die gelben Rohrleitungen sind die gasführenden Kraftstoffleitungen zu den Antriebsmotoren.Die gelben Rohrleitungen sind die gasführenden Kraftstoffleitungen zu den Antriebsmotoren.

 

Chief Engineer John Tolle mit seiner Maschinencrew im Kontrollraum.

Chief Engineer John Tolle mit seiner Maschinencrew im Kontrollraum.

 Schlank und schnittig ist sie – die STAVANGERFJORD – hier in Bergen.

Schlank und schnittig ist sie – die STAVANGERFJORD – hier in Bergen.

 Auf Deck 9 – das Brücken-Deck – findet man die Suiten und Standard-Kabinen.

Auf Deck 9 – das Brücken-Deck – findet man die Suiten und Standard-Kabinen.

Ein Deck tiefer sind die Luxus-Kabinen und weitere Standard-Kabinen.

Ein Deck tiefer sind die Luxus-Kabinen und weitere Standard-Kabinen.

Eine der 16 Suiten auf Deck 9.

Eine der 16 Suiten auf Deck 9.

Eine der 34 Deluxe-Kabinen auf Deck 8.
Eine der 34 Deluxe-Kabinen auf Deck 8.

Die Standard-Außenkabinen haben ein großes Bullauge.

Die Standard-Außenkabinen haben ein großes Bullauge.

 

Eine der Standard-Innenkabinen.

Eine der Standard-Innenkabinen.

 Natürlich gibt es auf der STAVANGERFJORD auch einen großen, gut sortierten Bord-Shop – zu finden auf Deck 6.

Natürlich gibt es auf der STAVANGERFJORD auch einen großen, gut sortierten Bord-Shop – zu finden auf Deck 6.

 MS STAVANGERFJORD – der Neubau der Fjord Line Reederei mit Sitz im norwegischen Egersund, ist das größte Fährschiff der Welt, das nicht mit Schweröl, sondern ausschließlich mit Erdgas (LNG) betrieben wird.

MS STAVANGERFJORD – der Neubau der Fjord Line Reederei mit Sitz im norwegischen Egersund, ist das größte Fährschiff der Welt, das nicht mit Schweröl,

sondern ausschließlich mit Erdgas (LNG) betrieben wird.

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