HamburgMagazin im SeereisenMagazin
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  Ausgabe 6-2013 
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Herbert Fricke

Herbert Fricke · Ressortleiter HamburgMagazin

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„Flucht in schwimmende Sachwerte

Hamburg. Zur Hanseboot, der internationalen Bootsausstellung in den Hamburger Messehallen und im Hamburger Hafen, sind wieder Zehntausende von Seglern und Wassersportlern an die Elbe gekommen. Die Bootsbauer profitieren vom Motto „Flucht in die Sachwerte. Viele Deutsche investieren ja – angesichts der ungewissen finanziellen Zukunft im hoch verschuldeten Europa – in Immobilien, Schmuck, Gold, Oldtimer und eben auch Segel- und Motorboote. Hochwertige Boote mit zeitloser Eleganz waren mehr gefragt als sogenannte „Plastikwannen. Insgesamt waren rund 1.200 Boote aller Größen und Klassen zu sehen. Diese neben der „boot in Düsseldorf größte deutsche Fachmesse fand reges Interesse.

 

Neuer Costa-Direktor

Hamburg. Um das nach der Havarie der COSTA CONCORDIA angeschlagene Image der Reederei wieder aufzupolieren und den Blick in die Zukunft zu lenken, hat bei Costa Kreuzfahrten der neue Deutschland-Direktor Fredrik Nilsson seine Arbeit aufgenommen. Er will die Marke als jung, familienfreundlich und umweltbewusst im deutschen Touristikmarkt positionieren.

 

MEIN SCHIFF 3 nimmt Gestalt an

Hamburg / Turku. Trotz der Diskussionen um die wirtschaftliche Zukunft des koreanischen Werftverbundes STX herrscht auf der finnischen Werft STX Oy in Turku Hochbetrieb. Das neue Flaggschiff  von TUI Cruises in Hamburg, die MEIN SCHIFF 3, nimmt sichtbar Gestalt an. Der Ablieferungstermin des technisch wegweisenden Neubaus im Mai 2014 soll auf jeden Fall eingehalten werden. Dieser Neubau wird 294 Meter lang, 36 Meter breit, hat 99.000 BRZ und wird über eine dieselelektrische Antriebsanlage von 28.000 kw verfügen. Das Schiff wird um ein Drittel weniger Treibstoff verbrauchen  und dank des neuesten Rußfiltersystems auch erheblich weniger Abgase ausstoßen als Schiffe vergleichbarer Größe bisher (siehe dazu auch unser Editorial auf Seite 3). Die MEIN SCHIFF 3 wird Platz für 2.500 Passagiere haben und gehört damit zum mittleren Segment in der Kreuzfahrtbranche. Unmittelbar nach der Ablieferung im Mai wird bei STX in Turku mit dem Bau der MEIN SCHIFF 4 begonnen. 

 

Neuer Liegeplatz in Kiel

Kiel / Hamburg. Wegen der Spannungen im Nahen Osten und am östlichen Mittelmeer (Syrien, Ägypten, Arabischer Golf) überarbeiten fast alle Kreuzfahrtgesellschaften ihre Reiserouten 2014 und 2015. Die nordeuropäischen Häfen werden absehbar von dieser Entwicklung profitieren. In Deutschland vor allem Hamburg, Warnemünde und Kiel. In Kiel wurde am Ostufer des Hafens ein dritter Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe eröffnet. In Hamburg wird intensiv an der Fertigstellung des dritten Kreuzfahrt-Terminals gearbeitet. Die Liegeplätze in der Hafencity und in Altona sind weitgehend ausgebucht. Warnemünde und Rostock bereiten sich als Vorhäfen von Berlin auf den Run der Seetouristen vor. Lübeck-Travemünde hat den Zug der Zeit verpasst und bietet nur einen großen Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe an.

 

Kreuzfahrtmesse in Hamburg

Hamburg. Am 17. November findet im Börsensaal der Handelskammer Hamburg die bedeutendste deutsche Spezialmesse für Kreuzfahrten statt. Alle maßgeblichen Kreuzfahrtreedereien und Kreuzfahrt-Veranstalter präsentieren ihre Schiffe, ihre Routen, ihre Vorhaben für die nächsten Jahre. Auch die technischen Weiterentwicklungen werden dort demonstriert. Sicherheitsfachleute, Nautiker, Ingenieure und Touristikmanager werden dem Publikum Rede und Antwort stehen.

 

Albert-Ballin-Konsortium aufgelöst – trennt sich Hapag-Lloyd von der Kreuzfahrt?

Hamburg. Die Zukunft der größten deutschen Reederei Hapag-Lloyd ist ungewiss. Das 2008 gegründete „Konsortium Albert Ballin hat sich vertragsgemäß aufgelöst.  Es war damals gegründet worden, um die „feindliche Übernahme durch einen Konkurrenten aus Fernost abzuwehren. Größte Anteilseigner von Hapag-Lloyd sind die Hansestadt Hamburg, der Touristik-Konzern TUI und der Groß-Spediteur Klaus-Michael Kühne. Die Fusionsverhandlungen mit der Hamburg-Süd sind ergebnislos abgebrochen worden. Manches deutet darauf hin, dass sich Hapag-Lloyd von seinem Kreuzfahrtbereich trennen könnte. So wurde zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Holländer Rolf Habben-Jansen (47) gewählt. Habben-Jansen ist Transportfachmann, leitet zur Zeit die Speditionsgruppe Damco, die wiederum zur dänischen Großreederei Maersk gehört. Er ist also bestens vertraut mit den Containerströmen dieser Welt. Aber nicht mit dem Touristik- und Kreuzfahrtgeschäft. TUI möchte sich von seinen Hapag-Lloyd-Anteilen trennen. Wer sie übernimmt, ist noch nicht bekannt.  

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Foto: Kim und Stephan Harzer, Hamburg

Kim Harzer

Baby an Bord

Erfahrungen mit Lara (1) auf AIDAmar

„Baby an Bord – dieser Satz ist vielen Reedereien überaus willkommen, sind doch diese jüngsten Gäste auf einem Kreuzfahrtschiff sehr geeignet, die Altersstatistik der Passagiere positiv zu beeinflussen. Wenn zum Beispiel eine Einjährige mit ihrem 70jährigen Großvater verreist, sind beide zusammen statistisch 35. In unserem Fall war die Familie (Vater Stephan, Mutter Kim und Tochter Lara) zusammen 66 Jahre alt, das ergab also einen Schnitt von 22. Entsprechend herzlich wurden wir empfangen – und  auch die ganze Reise über behandelt.

Mit uns waren noch einige andere Paare mit kleinen Kindern, sogar mit Säuglingen, an Bord. Die Reederei schafft es bestens, diese kleinen Gäste nicht zum Störfaktor für andere Reisende werden zu lassen. Es funktioniert bestens, abgelegene Stellen als Parkplätze für Kinderwagen zu finden. Kleinkinder wollen und sollen ja nicht ins laute Getümmel geschoben werden. Ihnen tut die Seeluft gerade dort besonders gut, wo keine Lautsprecher dröhnen. Decks dafür gibt es ja genug. Und das Bordpersonal, vor allem die Stewards und Stewardessen aus südlichen Ländern, zeigt sich stets erfreut über ihre jüngsten Gäste. Viele von ihnen haben ja zuhause selbst kleine Kinder und sind gerührt über die Begegnungen mit den Mini-Junioren.

Wir können eine Kreuzfahrt mit dem jüngsten Nachwuchs nur empfehlen. Viel weniger Stress als bei einer Autoreise. Unsere Lara schlief, vielleicht auch wegen des gleichbleibenden Geräusches der Maschine, besser als an Land. Wir empfehlen, sich gleich beim Einchecken eins der bordeigenen Babyphone geben zu lassen. Dann kann man beruhigt abends zum Essen gehen, später auch ins großartige Bord-Theater oder in die Disco. Auf dem Display des IPods ist das Baby im Bettchen gut zu erkennen; fängt es an zu weinen, leuchtet ein roter Balken auf. Dann kann man, ohne andere zu stören, entsprechend reagieren. So verliefen für uns die Abende an Bord herrlich entspannt.  

 

Foto: Kim und Stephan Harzer, Hamburg

 

Auch für etwas ältere Kinder ist bestens vorgesorgt an Bord. Es gibt ein Piratenzimmer, ein buntes Bälle-Bad mit Wasser-Rutsche, viel Spielzeug, einen eigenen Kinder-Pool, und auch das Essen für die Kleinen wird kindgerecht serviert. Die so kinderlieben philippinischen Stewards und Stewardessen bastelten aus Servietten liebevoll kleine Kunstwerke für unsere Lara, sie lachten und scherzten und vermissten ihre eigenen Kinder. Es war diese besondere Herzlichkeit, die uns so

Foto: Kim und Stephan Harzer, Hamburg

 

faszinierte. Allerdings fiel uns auch eine negative Seite auf, die aber nichts mit Kindern zu tun hat, sondern mit dem schlechten Benehmen einiger Gäste und mit mangelhafter Organisation: im Restaurant werden die Getränke, anders als an der Bar, kostenlos serviert. Das veranlasst etliche Gäste, jeden Tag schon ab 18 Uhr an den Esstischen zu sitzen und dann für drei Stunden und länger an ihren Stühlen zu kleben, die Tische also wegen ihrer Freigetränke stundenlang zu blockieren und andere hungrige Gäste rücksichtslos warten zu lassen. Dieses Verhalten sorgte oft für Unmut an Bord und ließe sich leicht besser regeln.

Die Sicherheitsbestimmungen an Bord sind teils verständlich, teils weniger logisch. Dass man Kinderwagen nicht im Gang stehenlassen darf, also die Fluchtwege freihalten muss, das sahen wir sofort ein. Dass aber in den Kabinen kein Wasserkocher oder Fläschchenwärmer verwendet werden darf, ist weniger einleuchtend. Auf vielen Kreuzfahrtschiffen gibt es ja sogar Kaffeemaschinen in den Kabinen. Also mussten wir die Milchflasche für unser Kleinkind kalt zubereiten. Lara hat das überstanden, aber ideal ist das nicht. Da man die Kinderwagen nachts an der Rezeption „parken muss, empfehlen wir Eltern, Tragetücher oder ähnliches mitzunehmen.

Landausflüge mit kleinen Kindern funktionieren reibungslos. Das Bordpersonal ist auch dabei stets und liebevoll behilflich. Unsere kleine Lara hat Dover, Le Havre, La Coruna, Lissabon, Cadiz, Tanger, Barcelona und Palma de Mallorca gesehen. Daran kann sie sich später sicher nicht erinnern. Aber dass es eine glückliche Zeit war an Bord, das wird im Unterbewusstsein erhalten bleiben. Und übrigens: Beschwerden über schreiende Kinder gab es nicht. An Bord schreien Kinder – merkwürdigerweise – viel seltener als an Land. Und die Kinder-Animateurin ist eine vielgeliebte Respektsperson für die jüngsten Paxe. Alles in allem können wir jungen Eltern (oder auch älteren Großeltern) sehr empfehlen, mit ihren Kindern oder Enkeln auf Kreuzfahrt zu gehen. Es ist für alle ein Vergnügen!

Foto: Kim und Stephan Harzer, Hamburg

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Unsere Glosse

Jetzt gehts rund an Bord

von Herbert Fricke

Vor zwei Jahren hat Udo Lindenberg damit angefangen. Er hat damals die MEIN SCHIFF 1 zum „Rockliner gemacht und für ein paar Tage sein eigenes spezielles Rocker-Publikum an Bord geholt. Das war so ein grandioser Erfolg, dass die TUI das Ding auf MEIN SCHIFF 2 im nächsten Mai wiederholen will. Dieses Beispiel hat aber auch etliche andere heiß gemacht. Jetzt wollen viele ihr eigenes Schiff chartern, um ihre Leidenschaften auf See mal so richtig unter ihresgleichen auszuleben. Swinger, Singer, Heavy Metal Fans und Fetischisten, Schwule, Lesben, Nackte – jetzt wird an Bord getanzt, gefeiert, gesoffen, geflirtet, gefoltert, gefi ... na, na, dieses schlimme Wort ist im SeereisenMagazin noch nie gedruckt worden. Veranstalter sind Aphrodite Travel und andere Spezialisten.

Also auf der FREEDOM OF THE SEAS (wie passend: „Freiheit der Meere) werden sich die Tauschwilligen zur Swinger-Kreuzfahrt durch die westliche Karibik treffen. Diese sexuelle Tauschbörse auf See soll insgesamt 1.800 Paare an Bord beglücken, also 3.600 gemeinsame Einzelreisende in 1800 Wechselkabinen mit Stehblick, pardon Seeblick. Die chinesischen Wäscher an Bord werden einiges zu tun bekommen. Die Salons werden zu „Playrooms umfunktioniert, an diversen Wechselschaltern kann man zwar kein Geld, aber beliebig viele Partner wechseln. Das Ganze wird ein Eroshuttle von und bis Port Canaveral. Kinder sind nicht zugelassen, können aber gern produziert werden. Auch das ist ja der Hintergrund mancher Austausch-Schüler. Will das Zeugen nicht gelingen, erreicht mans ja vielleicht durch Swingen ... Auch auf der  BRILLIANCE OF THE SEAS und auf der CELEBRITY CENTURY können vor allem Amis das ausleben, was sie zuhause nicht können oder dürfen. Die Bordpfarrer tragen schwarze Augenbinden – „blindfolded priests heißt das auf Amerikanisch. Kostenpunkt für eine Woche Seelust zwischen 600 und 800 Euro oder 700 bis 1.000 Dollar.

Manchmal wollen ja jüngere Kreuzfahrer mal von morgens bis abends nackt an Deck feiern, kuscheln, sich sonnen oder sich aufs Kreuzfahrtkreuz legen.

 

Das geht zum Beispiel auf der ADONIA von P&O Cruises oder auf der NIEUW  AMSTERDAM ... sogenannte FKK-Reisen für Knackige, nicht für Knacker, Mindestalter aber 18 Jahre! Überhaupt – auf allen diesen Lustreisen sind Kinder unter 18 weder erwünscht noch zugelassen.

Na, und dann haben ja auch die Schwulen und Lesben die Salzwasser-Freuden entdeckt. Christopher Seaday sozusagen. Und das sieben Tage und Nächte lang. Zum Beispiel auf der CARNIVAL MIRACLE jetzt im November von Los Angeles nach Puerto Vallata. Dieser mexikanische Hafen ist drüben etwa so schwul wie bei uns in Europa die Insel Mykonos. Das Homotorschiff legt für zwei Tage und Nächte dort an.

Aber es kommt noch bizarrer: Als „torture ship“, als Folterschiff fährt MS SCHWABEN mit 700 Fetischisten auf den Hoden- pardon Bodensee hinaus. Da wird dann gepeitscht und gestöhnt, dass die armen Bodensee-Fellchen vor Schreck ihre Kiemen verlieren. Ketten, Käfige, Andreaskreuze können gerne mitgebracht werden, Stricke zum Fesseln werden an Bord in passenden Abmessungen vom Bootsmann zur Verfügung gestellt. Seemannsknoten und Seefrauenknoten können sadomaso gar an Bord erlernt werden.

Fazit: in den Chef-Etagen etlicher Schifffahrtsgesellschaften hats geklingelt. Da hat man die Bedürfnisse der Paxe und der Zeit erkannt. Bei Engpässen in der richtigen Gewaltanwendung oder idealen Partnerwahl hilft das Kabinenpersonal sicher gerne aus. Decksoffiziere und Kammerzofen halten sich bereit. Aus der Schiffsküche soll es während dieser Reisen vor allem Shrimps, Eier, Austern und Sellerie geben.  Nach bestandener erotischer Havarie-Bewältigung bei all den flotten Dreiern und Vierern gibt der Kapitän auf Deck Sex die begehrten Glücksausweise aus. Diese gelten dann auf künftigen Normalo-Kreuzfahrten als Gutschein für eine gutbürgerliche „happy hour auf Deck Sieben. Da dürfen dann die lieben Kleinen auch wieder dabei sein.

Ich meine damit die See-Senioren, die ja im Alter wie wir alle schrumpfen ...

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Udo Lindenberg und Herbert Fricke auf der MEIN SCHIFF 1.

Wieder „Panik auf See

Udo Lindenberg und TUI Cruises gehen wieder auf Tour, mit dem Panik-Orchester und 2.500 rockverrückten Passagieren. Die MEIN SCHIFF 2 wird zum „Rockliner. Am 25. Mai 2014 geht es ab Hamburg Richtung Norden nach Oslo und Kopenhagen.

Vor zwei Jahren war der erste Rocker-Ausflug an Bord ja schon ein großer Erfolg.  SeereisenMagazin-Korrespondent Herbert Fricke war der erste, der schon 2009 in seinem Buch „Geständnisse an der Reling über das Projekt „Rockliner berichtet hatte.

Gemeinsam mit Udo Lindenberg hatte er das Projekt an der Bar der MEIN SCHIFF 1 am Polarkreis ausgekungelt. Herbert Fricke hat auch die Geschichte der denkwürdigen Kollision der STOCKHOLM mit der ANDREA DORIA recherchiert – Udo Lindenberg einen Millionenhit daraus gemacht: „Aber sonst ist alles klar auf der ANDREA DORIA. 

Wer mit will auf den Udo-Törn im nächsten Jahr, sollte sich ganz schnell Tickets besorgen unter www.tuicruises.com – denn wie beim letzten Mal wird die rockige Kreuzfahrt ganz schnell ausverkauft sein.

 

 

 

 

 

Udo Lindenberg und Herbert Fricke auf der MEIN SCHIFF 1.

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