Tauchreise    Ausgabe 6-2013 
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 Bei Princess Alice Bank kommen die Mobularochen sehr nahe an die Taucher heran. Bei Princess Alice Bank kommen die Mobularochen sehr nahe an die Taucher heran.

   

Dr. SéVERINE BÄR

Zwischen blau, schwarz und grün TAUCHUrlaub auf den Azoren

Jeder kennt sie, zumindest vom Namen her, die Azoren. Und wer freut sich nicht, wenn der Wetterbericht vom Azorenhoch schwärmt und endlich Mal wieder die Sonne scheint? Wir haben uns entschieden, die Azoren uns einmal näher anzusehen und fliegen nach Faial.

Die Azoren setzen sich aus neun großen und mehreren kleinen Inseln zusammen und gehören zu Portugal. Die Inseln, die, außer Santa Maria, vulkanischen Ursprungs sind, liegen auf der Plattengrenze zwischen der Europäischen und Afrikanischen Platte und befinden sich daher Mitten im Atlantik. Das europäische Festland ist über 1.300 Kilometer entfernt und nach Neufundland in Kanada sind es sogar über 2.300 Kilometer. Die neun großen Inseln werden in einer westlichen (Corvo und Flores), einer zentralen (Faial, Pico, Sao Jorge, Graciosa und Terceira) und einer östlichen (Santa Maria, die Formigas, Sao Miguel) Gruppe aufgeteilt.

Faial, die wir besucht haben, hat einen Umfang von etwa 80 Kilometern und seine Hauptstadt Horta dient als Anlaufpunkt für Atlantiküberquerer aller Art. Diese hinterlassen Unterschriften, Mitteilungen und Zeichnungen auf der Kaimauer des Hafens, so daß mittlerweile die ganz Promenade mit Nachrichten übersät ist: ein interessanter Abendspaziergang. Die Nachbarinsel von Faial, nur etwa 8 Kilometer entfernt und leicht mit der Fußgängerfähre zu erreichen, heißt Pico. Auf ihr steht der gleichnamige Vulkan, mit seinen 2.351 Metern der höchste Berg Portugals und ein lohnendes Wanderziel. Die Aussicht vom Gipfel aus auf Faial ist, wenn man früh genug unterwegs ist, einmalig. Spätestens am Nachmittag ziehen allerdings Wolken auf und der Berg verschwindet im Nebel. Damit niemand auf der, durch Pfosten markierte, aber weglose Strecke, verloren geht, wird jede Wandergruppe vor dem Aufbruch mit einem GPS-Sender ausgerüstet. Somit kann der Ranger alle Wanderer am Berg verfolgen, sie sicher wieder nach unten lotsen oder auch im Notfall die Feuerwehr, die den Notdienst am Berg übernimmt, um Hilfe bitten.

Als wir auf dem Gipfel des Picos standen, war das Wetter perfekt und die Aussicht grandios: das schwarze Vulkangestein des Kraters und der Gipfelpyramide, weiter unten die grünen Hügel, von kleinen Vulkankegeln übersät, und ganz weit weg, das unglaublich blaue Meer und die von ein paar Wolken behangene Nachbarinsel Faial. Letztere war auch unser eigentliches Urlaubsziel, so daß wir nach einem Tag auf Pico mit der Fähre auf die kleinere Nachbarinsel übersetzten. Trotzdem ist Faial die fünft größte Insel der Azoren und wird wegen ihrer vielen blau blühenden Hortensienhecken auch „Ilha Azul”, also blaue Insel, genannt.

Als Taucher kann man dem kleinen Fleckchen Erde mitten im Atlantik diesen Namen durchaus gönnen, denn das Wasser besitzt hier einen so intensiven Blauton, daß manche Unterwasser-Fotografen nur deswegen die Azoreninseln besuchen. Außerhalb des Wassers besticht vor allem die Mischung aus sattem Grün und kahlem Schwarz. Tatsächlich ist die Insel, die näher am Nordatlantischen Rücken liegt als ihre Nachbarn, bezüglich der Farben zweigeteilt. Fast überall überwiegt das Grün. Die vielen Vulkankegel sind üppig bewachsen und selbst der höchste Vulkan, der Cabeco Gordo, mit seinen 1.043 Metern, und einer Caldera (Krater) von 2 Kilometern Durchmesser und 500 Metern Tiefe wird komplett von der Vegetation überwuchert. Dies liegt am besonders feuchten Klima.

Wenn man im Sommer mit angenehmen Temperaturen um die 25°C, wenig Wolken und vorwiegend trockene Bedingungen rechnen kann, ist der Azorenwinter von Oktober bis April etwas kühler (um die 17°C) und regenreich. Milde Hochdrucklagen wechseln sich dann mit heftigen Stürmen, Regenfronten und Gewitter ab. Dieses nasse, jedoch nicht sehr kalte Klima fördert das Wachstum vieler, auch frostempfindlicher Pflanzen und färbt die Insel fast überall grün. Eine Ausnahme besteht allerdings. 1957 und 1958 fanden die jüngsten Vulkanausbrüche am westlichsten Ende Faials statt. Dabei vergrößerte sich die Insel um etwa 2,4 Quadratkilometer und es bildete sich die Ponta dos Capelinhos. Dort befindet sich am alten Leuchtturm seit August 2008 ein Museum, das sich der Vulkanologie und der Geschichte des Ausbruchs widmet. Sowohl die grünen Vulkankegel als auch die tiefschwarze Landspitze sind auf jeden Fall einen Besuch wert.

Für Nichttaucher empfiehlt es sich, auch die ganz besonderen Strände zu besuchen und im warmen Atlantik zu baden. Bei 22 bis 24 Grad Wassertemperatur läßt es sich im Sommer recht angenehm baden. Abgesehen von ein, zwei Sandstränden, findet man hier vor allem im schwarzen Vulkangestein eingebaute Meerwasser-Schwimmbäder mit abgeflachten Stellen, auf denen man sein Badetuch ausbreiten kann und Leitern, um das Wasser sicher zu betreten und wieder zu verlassen. Diese

Strände werden, auch von einheimischen Badegästen und Anglern gut besucht und sorgen für ein etwas exotisches Flair. Auch die Walbeobachtungstouren sind bei Tauchern und Nichttauchern zugleich sehr begehrt. Mit Walen zu schnorcheln ist auf den Azoren jenen Gästen vorbehalten, die eine (teure) Genehmigung beantragen. Die eleganten Tiere, die seit 1984 nicht mehr gejagt werden, beeindrucken durch ihre imposante Größe allerdings schon vom Boot aus. Und wer sich doch etwas näher an die Meeressäuger herantasten möchte, kann eine Halbtagestour buchen, bei der mit Delfinen geschnorchelt wird. Diese findet man rund um Faial in Schulen von duzenden Tieren. Sowohl gemeine als auch gepunktete Delfine und große Tümmler werden hier häufig angetroffen. Manchmal scheint das Meer vor lauter springender Delfine nur so zu schäumen. Allerdings sind diese hier weniger zutraulich als anderswo, etwa am Dolphin-Reef im Roten Meer. Trotzdem sind die geliebten Meeressäuger neugierig und können nicht anders, als kurz – oder auch etwas länger – nachzuschauen, wer sie da in ihrem Element besucht. Somit wird eine Delfintour fast immer von Erfolg gekrönt und dadurch zu einem unvergeßlichen Erlebnis.

Schließlich bietet Faial eine Vielfalt von interessanten Tauchplätzen. Rund um die Insel ist der Meeresgrund zwar eher in die Farben grau und schwarz gehalten, bunte Papageifische, silberne Barrakudaschwärme und braun-gelbe Muränen bringen aber in dieser relativen Eintönigkeit, eine schöne Abwechslung ein. Die richtigen Highlights muss man sich allerdings durch längere Bootsfahrten verdienen. Nach einer dreistündigen Ausfahrt wird zum Beispiel Princess Alice Bank erreicht. Dieser Unterwasser-Hügel ragt aus den Tiefen des Meeres bis etwa 30 Meter unter der Oberfläche und lockt ein üppiges Unterwasserleben an. Die meistbegehrten Bewohner sind dabei die standorttreuen Mobulas, die in großen Gruppen um die Taucher (und manchmal auch Schnorchler) schweben und mit Grazie und Eleganz vollkommen mühelos in der Strömung zu stehen scheinen.

Eine andere beeindruckende Ausfahrt führt zu Condor Banks. Hier werden Blauhaie mit einer Köderbox und Sardinen angelockt. Vom Geruch angelockt, steigen die rund 1,5 bis 2 Meter langen, schlanken Tiere aus der Tiefe auf und schnüffeln an der mit Fisch gefüllten Tonne. Ihre Neugier führt sie aber sehr schnell dazu, vom Köder abzulassen und sich die Taucher näher anzuschauen. Dabei sind die Tiere vollkommen ungefährlich, so zutraulich daß sie von den Tauchbegleitern „Puppies” – „Welpen – getauft wurden. Von vier oder fünf dieser Welpen umschwänzelt zu werden, kann als ganz besonderes Erlebnis bezeichnet werden.

Wegen der Haie und Mobulas, aber auch der wunderschönen Wanderungen durch die vom Vulkanismus geprägte Landschaft, bleibt uns Faial als einmaliges Urlaubsziel in Erinnerung, das unter- aber auch überwasser sehr viel zu bieten hat und wohl noch den einen oder anderen Besuch verdient hat ...

 

LINKS

Flug: TAP Portugal: http://www.flytap.com/Deutschland/de/Homepage

Reiseveranstalter Tauchertraum: http://www.tauchertraum.com/ 

Tauchen auf Faial: Norberto diver hat keine eigene Homepage. Hier können Norbertos Kontaktdaten gefunden werden:

http://www.visitazores.com/de/experience-the-azores/whale/structures/faial/norberto-diver und hier ein paar Berichte von Tauchern die mit ihm unterwegs waren: http://www.taucher.net/edb/Norberto_Diver__Horta__Ilha_do_Faial__Azoren_b3418.html

Wohnen: wir wurden vom Veranstalter Tauchertraum in einer Pension untergebracht. In Horta sind allerdings auch viele Hotels vertreten:.

http://azoren-online.com/faial/informationen/unterkunft/

 

Infos zu den Inseln Faial und Pico

http://www.die-azoren.de/faial.php

http://www.azoren-online.com/azoren-online.com/faial/

http://www.azores.com/de/faial

http://www.visit-azoren.de/neun-inseln/pico.html

http://www.azoren-online.com/pico/

Die Seite der Stadt Horta (portugiesisch): http://www.cmhorta.pt/

Mount Pico Besteigung: http://azoreanadventures.com/10picoclimb.html

http://www.whales-dolphins.net/azores_en/picosport.html

Horta auf Faial ist als beliebte Anlaufstelle für Atlantiküberquerer bekannt geworden. Horta auf Faial ist als beliebte Anlaufstelle für Atlantiküberquerer bekannt geworden.

Die Caldera des Cabeco Gordo auf Faial ist cirka 500 Meter tief und kann in einer zweistündigen Wanderung umrundet werden.

Die Caldera des Cabeco Gordo auf Faial ist cirka 500 Meter tief und kann in einer zweistündigen Wanderung umrundet werden.

Die blauen Hortensien sind das Markenzeichen von Faial, der „Blauen Insel”.Die blauen Hortensien sind das Markenzeichen von Faial, der Blauen Insel”.

 

Auf der Flanke des Cabeco Gordos öffnet sich ein zweiter Krater.Auf der Flanke des Cabeco Gordos öffnet sich ein zweiter Krater.

Die Vulkankegel reihen sich in grün und schwarz quer über die ganze Insel aneinander bis ans Meer.

Die Vulkankegel reihen sich in grün und schwarz quer über die ganze Insel aneinander bis ans Meer.

Wer über die Landspitze Punta do Capelinhos wandert, könnte fast glauben er befinde sich auf dem Mond.Wer über die Landspitze Punta do Capelinhos wandert, könnte fast glauben er befinde sich auf dem Mond.

 

Die schwarze Landspitze steht im Kontrast zur sonst dicht bewachsenen grünen Insel.Die schwarze Landspitze steht im Kontrast zur sonst dicht bewachsenen grünen Insel.

Delfine kann man rund um Faial in großen Gruppen antreffen. Manchmal schauen sie neugierig bei den Schnorchlern vorbei.

Delfine kann man rund um Faial in großen Gruppen antreffen. Manchmal schauen sie neugierig bei den Schnorchlern vorbei.

Elegant schweben die Mobulas an den Tauchern vorbei.

Elegant schweben die Mobulas an den Tauchern vorbei.

Schiffshalter begleiten diesen Mobula und lassen sich von ihm durch das Wasser tragen.

Schiffshalter begleiten diesen Mobula und lassen sich von ihm durch das Wasser tragen.

Ganz nah kommen die schönen und neugierigen Rochen.Ganz nah kommen die schönen und neugierigen Rochen.

Auch Schnorchler können den großen Rochen beobachten, denn sie schwimmen im sonnendurchfluteten Wasser bis knapp unter die Wasseroberfläche.
Auch Schnorchler können den großen Rochen beobachten, denn sie schwimmen im sonnendurchfluteten Wasser bis knapp unter die Wasseroberfläche.

Bei Princess Alice Bank sind die Mobulas in großen Gruppen anzutreffen – zwanzig bis dreißig Tiere sind hier keine Seltenheit.

Bei Princess Alice Bank sind die Mobulas in großen Gruppen anzutreffen – zwanzig bis dreißig Tiere sind hier keine Seltenheit.

Von der Caldera auf Faial aus kann man beobachten, wie die Sonne hinter Pico aufgeht.Von der Caldera auf Faial aus kann man beobachten, wie die Sonne hinter Pico aufgeht.

Auf dem Weg zum Gipfel des Picos gibt es kleine Vulkankrater zu erkunden.Auf dem Weg zum Gipfel des Picos gibt es kleine Vulkankrater zu erkunden.

Der Weg ist steil, aber dank der Pfosten gut zu erkennen.

Der Weg ist steil, aber dank der Pfosten gut zu erkennen.

Vom Gipfel des Picos kann man in den Krater herunterschauen – ein imposanter Anblick.Vom Gipfel des Picos kann man in den Krater herunterschauen – ein imposanter Anblick.

Diese gelb-braune Muräne ist vor den braunen Felsen gut zu erkennen.Diese gelb-braune Muräne ist vor den braunen Felsen gut zu erkennen.

Viele Muränenarten leben in den Felsspalten rund um Faial.Viele Muränenarten leben in den Felsspalten rund um Faial.

Die kleinen Skorpionfische sind weit verbreitet, aber auch sehr gut getarnt. 

Die kleinen Skorpionfische sind weit verbreitet, aber auch sehr gut getarnt.

Auch die bunten Papageifische bringen Farbe in die dunkle Unterwasserlandschaft.Auch die bunten Papageifische bringen Farbe in die dunkle Unterwasserlandschaft.

 Blauhaie sind nicht sehr groß, aber schlank und elegant.

Blauhaie sind nicht sehr groß, aber schlank und elegant.

Ganz nah kommen die Haie an die Taucher heran. Ihr Spitzname auf Faial, „Welpen”, beschreibt ihren Charakter gut.Ganz nah kommen die Haie an die Taucher heran. Ihr Spitzname auf Faial, „Welpen”, beschreibt ihren Charakter gut.

Ein besonders neugieriger Blauhai schwimmt direkt auf die Kamera zu.
Ein besonders neugieriger Blauhai schwimmt direkt auf die Kamera zu.

 Dieser Hai fragt sich wohl, wer sich hinter der Kamera versteckt. Blauhaie sind sehr neugierig, aber für Menschen ungefährlich.
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Dieser Hai fragt sich wohl, wer sich hinter der Kamera versteckt. Blauhaie sind sehr neugierig, aber für Menschen ungefährlich.
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