BERUFE + KÜNSTLER AN BORD FERIENKRIMI SEEMANNSGARN MIT HEIN MÜCK
hr

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund Axel Sorger ist General Manager auf der MEIN SCHIFF 2.

 

Axel Sorger 

 

Axel Sorger verantwortet als General Manager den Hotel- und Dienstleistungsbetrieb der MEIN SCHIFF 2. Dazu gehören fast 956 Kabinen, acht Restaurants und Bistros, zehn Bars und Lounges, diverse Küchen, der Kids-Club, der Bereich SPA & Sport, die Ausflugsorganisation, das Theater, die Geschäfte an Bord sowie die Rezeption. Mit seinem Team aus etwa 650 Crew-Mitgliedern sorgt er für gleichbleibende Qualität und zufriedene Gäste.  

Der in Nordenham (Niedersachsen) geborene Axel Sorger ist gelernter Hotelfachmann und war einige Zeit im Hotelgewerbe tätig, bevor es ihn auf das Meer hinaus zog. Seit den 90er Jahren ist er auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs und mittlerweile ein Spezialist für alles, was schwimmt.

Unter anderem war der Kreuzfahrtexperte als Hotelmanager auf der MS ARKONA für die Deutsche Seereederei an Bord. Danach folgten längere Stationen bei den Reedereien AIDA Cruises und A-ROSA, jeweils in den Positionen des Hotelmanagers, Club Directors und General Managers.

Im Jahr 2009 übernahm Sorger mit Indienststellung der MEIN SCHIFF 1 die Position des General Managers an Bord und wechselte 2011 schließlich auf die MEIN SCHIFF 2. Damit gehört Axel Sorger nach dem Kapitän zur ersten Führungsreihe.

Dr. Peer Schmidt-Walther

hr
Ferienkrimi

Blut vergisst nicht 

Rezension von Dieter Bromund

Was für schöne Sprachbilder: „Die Luft roch nach sonnenwarmer Rinde und Apfelknospen, die sich reckten, um aufzublühen und das Leben neu zu beginnen ... Ein Tag, gemacht aus Diamanten. Doch die Ich-Erzählerin dieses Krimis, eine gewisse Temperance Brennan, arbeitet ganz und gar nicht in einer Idylle, sondern im „salle d autopsie Nummer 4, ein Raum, der speziell für Verweste, Wasserleichen und andere Stinker ausgestattet ist. Ich arbeite dort ziemlich häufig.

Und zwar im Auftrag der Provinz Quebec an den Verwesten, Mumifizierten, den Verstümmelten, den Zerstückelten und den Skelettierten, um Identität, Todesursache und die Zeit zu bestimmen, die seit dem Eintritt des Todes vergangen ist.

Man darf also nicht sehr zart besaitet sein, wenn man „Blut vergisst nicht lesen will. Die Autorin, Kathy Reichs, geboren 1950 in Chicago, ist Professorin für Anthropologie an der Universität von North Carolina und arbeitet als forensische Anthropologin für eine Reihe von Instituten und Akademien in Kanada und Nordamerika. Mit solchem Wissen kann ihre Heldin Tempe, Temperance Brennan, vor großartigem Hintergrund Verbrechen erkennen und der Sûreté du Quebéc helfen, den Täter dingfest zu machen.

In Kathy Reichs neustem in Deutschland erschienenem Krimi „Blut vergisst nicht geht es um einen Mann, der gleich zweimal starb: vor wenigen Tagen auf bizarre Weise in einem See bei Quebec und 1968 in Vietnam, wie das National Crime Information Center des FBI in den USA meldet. Die Fingerabdrücke der Leiche aus dem kanadischen See gleichen in dreizehn Punkten denen von John Charles Lowery, dem Toten von 1968. 

Tempe erfährt bald, dass der Soldat John Charles Lowery am 23. Januar in der Nähe von Long Binh mit einem Hubschrauber abstürzte. „Die Leiche wurde am nächsten Tag geborgen, identifiziert, zurückgebracht und der Familie zur Beerdigung übergeben. Das Grab liegt in North Carolina. Als es in Gegenwart des alten Vaters geöffnet wird, findet man, was von einer Leiche übrig geblieben ist.

Die Überreste werden nach Hawaii übergeführt. Im Central Identification Laboratory der US Streitkräfte in Hawaii geht man solchen Fällen nach. Man versucht, verstorbene Kriegsgefangene und im Einsatz vermisste Soldaten zu identifizieren. Bei diesem Toten arbeitet Tempe Brennan in Hawaii mit. Ihre querköpfige Tochter hat sie mit auf die Insel genommen. Die beiden Frauen haben abends mehr Zeit für einander als in Quebec.

Tagsüber geht es zunächst um die Frage, ob jener Tote oder der Tote aus dem See bei Quebec John Charles Lowery ist? Und wer ist dann der andere? Erfahrene Leser werden spätestens jetzt ihre eigenen Vermutungen anstellen.

Nüchtern, wie es ihre Art ist, berichtet Tempe Brennan weiter, manchmal stakkato-artig, was dem Tempo der Geschichte dient. Ihre Stimmung lebt eher von den medizinisch-forensischen Details und den sehr stimmigen Dialogen. Doch alle möglichen bisherigen Vermutungen kann man getrost vergessen. Denn etwa in der Mitte des Buches konfrontiert eine Kollegin sie mit einem Toten und bittet um Mithilfe bei der Identifizierung eines von Haien verunstalteten rätselhaft Tätowierten.

 

Kathy Reichs

Blut vergisst nicht

Aus dem Amerikanischen von Klaus Berr.
 

Taschenbuch, Broschur, 400 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN 978-3-453-43617-6,
€ 8,99 [D], € 9,30 [A],

CHF 13,50.

 

Heyne/Blutvergisstnicht

 

 


 

Der Tote ist ein Kleindealer, wie sie herausfinden, und wegen Drogenhandels vorbestraft.

Also neue, andere Vermutungen? Verbindungen zwischen Vietnam und Hawaii sind sicher kein Zufall. Doch wer jetzt ein gradlinig erreichtes Ende erhofft, wird enttäuscht.

 Kathy Reichs Bücher wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Die Autorin, vielfach preisgekrönt, kennt sich im Erzählen aus und beherrscht ihr Handwerk perfekt, wie diese 380 Seiten Taschenbuch beweisen.

PS: Kathy Reichs Geschichten schreien nach Verfilmung. Und so kann man Tempe Brennans Fälle im Fernsehen in der Serie „BONES – Die Knochenjägerin verfolgen.
hr

Seemannsgarn mit Käpt'n Hein Mück

►►► Tja, Hein Mück fährt manchmal ganz gern mit der Bahn, vor allem, wenn er keine schweren Koffer mitnehmen muss. Und seit Jugendjahren liebt er Plätze am  Fenster und schaut nach draußen, statt zu lesen. Er liebt Einfahrten in Städte, wenn das Land allmählich ins Urbane übergeht. Grün wird seltener, die Häuser stehen dichter. Bahnhöfe kündigen sich an … jedenfalls in größeren Orten. Wenns keine Durchsagen gibt, ist es jetzt Zeit, das Aussteigen vorzubereiten. Erholt kommt man am Ziel an. Soweit so gut.

Neulich war Hein Mück unterwegs, von Bremen nach Hannover, von Bremen nach Hamburg. Er benutzte einen IC, dem zur großen Schnelligkeit das E am Ende fehlt. Aber Hein Mück reichte dieses Tempo, um etwas zu erkennen und zu bedauern. Die Schilder auf den kleinen Bahnhöfen, die der Zug ohne anzuhalten passiert, sind nicht mehr lesbar! Aus einem einzigen Grund. Sie stehen nicht mehr weit genug von den Gleisen entfernt und auch nicht im rechten Winkel zu ihnen. Wenn also der Zug mit hohem Tempo den Bahnhof passiert, kann Hein nur etwas Weißblaues erkennen, das verwischt. Früher, erinnert er sich, standen Schilder, zumeist schwarz auf weiß, auch quer zur Fahrtrichtung und dann konnte man lesen, welchen Ort man passierte: Hausbruch zum Beispiel oder Agathenburg oder Hammah. Das half, das Wissen um die Heimat zu vertiefen. Wer kennt denn noch vom Durchfahren Bahnstationen um Bielefeld oder Verden an der Aller? Nun ja, Herr Gruber muss ja keinen Nachhilfeunterricht in Heimatkunde geben.

 

►►► Tja, Hein Mück geht mit der Zeit, ist also elektronisch mit aller Welt verbunden und überweist manches Geld sogar über den eigenen PC. Er hat seine wichtigsten Telefonnummern im Kopf und sich sogar abgewöhnt, über Kurzwahl zu telefonieren. Angeblich soll so das Gehirn mehr gefordert werden. Doch als so vielfach Verbundener und vielfältig Nutzender schlägt Hein sich noch mit einem Problem rum, den Kennziffern, den Schlüsseln zum Öffnen von Handy bis Drucker und Bankkonto. Auch die Kreditkarten funktionieren nur nach Zahleneingabe. All das verhindert Missbrauch. Doch wo oder wie merkt man sich all diese Kennzahlen? Sie auf die Karte zu schreiben, wäre schlichter Wahnsinn. Sie auf einem Zettel zu notieren, der in der Brieftasche liegt und bei Bedarf hervorgezogen werden kann, ist auch nicht viel klüger. Bliebe das Notizbuch, aber wer führt so etwas mit sich? Im Handy ging es wohl auch. Doch irgendwie käme Hein Mück sich blöd vor, wenn er beim Bezahlen mit seiner Kreditkarte erst sein Handy einschalten müsste. Also denkt er weiter über praktische Lösungen nach und ist für jeden Tipp dankbar.

 

►►► Tja, wann hat man genug Bilder gesehen? Hein Mück hat innerhalb eines halben Jahres drei der größten, wenn nicht gar die größten Museen der Welt besucht: in St. Petersburg die Ermitage, in Paris den Louvre, in Florenz die Uffizien. Nur in Florenz war er nicht in der Hochsaison, die Säle waren dort also nur morgens sehr voll, nicht den ganzen Tag über, wie bei den anderen. Das Gedrängel der Besucher hat seinen Grund darin, dass jeder Japaner jeden Japaner, der mit ihm im Museum ist, vor jedem Bild fotografiert. Viel Freude hat man also nicht, in der achten Reihe die Mona Lisa zu betrachten. Im Film etwa sieht man sie sehr viel besser.

Doch nach wie viel Sälen kann man nichts mehr aufnehmen? Hein Mück hat jetzt ein Rezept wieder entdeckt. Er beginnt seinen Besuch so früh wie möglich, macht zu Mittag im Museum eine Pause und verlässt am Nachmittag den Bau. Mehr als sechs Stunden kommen so nicht zusammen. Nicht nur die Augen sind satt, auch die Ohren mögen nimmer! In St. Petersburg und in Paris war es unendlich laut, obwohl die meisten geführten Gruppen mit Kopfhörern ausgestattet waren. Die „Unbewaffneten waren umso lauter.

 

►►► Tja, Hein Mück versucht die Ruhe zu bewahren, wenn ihm eigentlich der Kragen platzen sollte – bildlich gesprochen. Was geht ihn schließlich der Flughafen in Schönefeld an und was die Elbphilharmonie, der eine bei Berlin, die andere in Hamburg? Beiden gemeinsam ist, dass sie öffentliche Projekte sind, nicht wie geplant fertig wurden, immer noch wie Baustellen aussehen und ein x-faches von dem kosten, was ursprünglich genehmigt worden war. Werden wir belogen oder sind diejenigen, die die Aufträge vergeben oder die Kosten prüfen, zu dumm? Hein hat beschlossen, sich nicht mehr zu erregen. Doch er wird bei künftigen Großprojekten, von denen er erfährt, nicht mehr so leicht jubeln.

 

►►► Tja, Hein hat wieder gelesen, dass das Eis der Arktis dünner wird, abschmilzt und der Meeresspiegel wohl steigen wird. Und an allem ist der Mensch schuld, der so viel CO² in die Welt pustet. Hein ist nun kein Fachmann in Sachen Klima. Aber neulich traf er einen Fachmann, Ordinarius an einer südamerikanischen Universität, von dem er viel erfuhr. Klimawandel geschieht nicht nur durch CO². Was tut sich in der Erde? Und bitte was in und auf der Sonne? Denn dass das Klima auf der Erde auch durch Vorgänge in der Erde und auf der Sonne beeinflusst wird, ist doch wohl klar. Warum also tun wir so, als ob die weitere Entwicklung des Klimas einzig und allein vom Wirken des Menschen abhängt? Wer kocht da eigentlich sein Süppchen? Hein Mück wird bei Klimadiskussionen künftig genauer hinhören.



►►► Tja, Windenergie soll auf dem Meer gewonnen und an Land gebracht werden und dort Strom aus Atomkraft ersetzen. Eine wunderbare Idee, die man gleich noch mit einer zweiten verbessern konnte. Da die Windparks für alle Schiffe außer Versorgern gesperrt sein werden,  werden sie einen idealen Brutraum für Fische bilden. Die Natur kann dann dort ungestört von Menschen walten, moderne Technik hat eben doch ihr Gutes. Das jedenfalls hoffte Hein Mück.

Und nun erfährt er, dass sich niemand so recht an diese Windparks machen will. Nicht etwa, weil man keinen Brutraum will und Fische lieber essen als frei herumschwimmen lassen möchte. Nein, Unternehmen weigern sich, Geld ins Wasser zu setzen, wenn das Produkt nicht an Land weiterbefördert werden kann. Tja, da fragt sich Hein Mück, wer denn bloß die Idee mit Windenergie vom Meer hoch gejubelt hat, ohne die einfachste Frage zu beantworten: Wie kommt der Strom zum Verbraucher, wenn er an Land ist?

 

►►► Tja, wie kann man sich gegen den Fortschritt absichern, fragte neulich ein Freund Hein Mück. Er hatte sich irgendwann mal mit Geräten ausgestattet, die ihn mit anderen Menschen verbanden und seine Fotos und Texte ausdruckten. Mit seinem Laptop mit Verbindung zum Internet und zum Drucker hatte sich der Freund gut eingerichtet. Doch als er kürzlich etwas ausdrucken wollte, brach sein Drucker zusammen. Er spräche nicht mehr die neue Sprache, sagte ihm sein Berater. Am besten sei es, er würde sich einen neuen Drucker anschaffen. Hein Mück geht es ähnlich, auch die Tage seines Druckers sind gezählt. Also stellt sich ihm die gleiche Frage wie seinem Freund: Wie kann man sich gegen Fortschritt absichern? Gegen unnötigen, möchte Hein Mück ergänzen.

►►► Tja, Hein Mück ist ein alter Seefahrer, der eigentlich immer weiß, wo Nord und Süd, wo Ost und West ist. Doch neulich auf einer Reise gelang ihm das nicht. Er hatte einige Tage lang kein Gefühl für den Kurs, der anlag. Natürlich wusste er, dass man von Bremerhaven nach Irland grob gesehen nach Westen läuft, da war Norden also rechts und Süden links. Doch Hein war ganz anders zu Mut, er fand die Richtung nicht. Erst später – auf dem Atlantik – hatte er sich eingenordet. Doch woran lag dieses Gefühl nicht zu wissen, wohin man fuhr? Hein Mück fand vier Gründe. Ihm fehlte, als er die Kabine in Besitz nahm, ein Blick auf die Kimm, er sah in der Dämmerung den Horizont nicht. Und dann lag er in seiner Koje quer zur Längsachse des Schiffes, also quer zum Kurs. Also lag seine linke Flanke Richtung Westen? Drittens fehlte ihm eine Karte, auf der er seinen Kurs verfolgen oder voraussehen konnte. Und schließlich gabs in den ersten Tagen kaum Sonne.

Hein war erst wieder mit sich und der Welt zufrieden, als sie den offenen Atlantik erreicht hatten und das Schiff mit fixem Kurs 262 Grad fuhr. In hellstem Sonnenschein schon früh am Vormittag. Da war plötzlich wieder alles klar. So ließ sich leben, wenn man seinen Weg und das Ziel kannte.

hr