AUSGABE 2/2012
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Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Blick von der Kreml-Mauer in Nishni Novgorod auf den Wolga-Schiffsanleger mit der ALDAN (links).

   

Dr Peer Schmidt-Walther Vom Kaspischen Meer zum Goldenen Ring Teil 2 

Leben vor dem Abriss 

„Nun, beginnt die tatarische Reiseleiterin Rosa ihren frühmorgendlichen Vortrag im Bus, „Samara ist geworden von kleiner Burg zu großer Industriestadt an goldener Wolga-Perlenkette. Sie werden sehen viele, schöne Gebäude, Denkmäler, Kirchen und Straßen. Das war bis zur Wende nicht möglich, weil auch die 1,5 Millionen-Stadt Samara wegen ihrer Rüstungs- und Weltraumindustrie eine für Ausländer gesperrte Stadt war. Sie wurde nach dem örtlichen Nebenfluss der Wolga benannt, erfährt man von Rosa, „und der Name wird der Legende nach dem Steppenfluss zugeschrieben, der sich für ebenso mächtig hielt wie die Wolga. Sie trug früher den Namen ra. Und Sam ra heißt turksprachig ich bin selbst ein ra!. So soll er von sich gesagt haben.

„Hier hausen ja noch welche!, ist Horst entgeistert beim Gang durch die hafennahe Altstadt. Dunkelbraune Blockhäuser, schief und krumm, mit Schnitzereien um die ehemals ansehnlichen Fenster, deren Scheiben häufig eingeschlagen und blind sind. Dahinter recken sich kümmerliche Pflanzen dem Tageslicht entgegen. Nur Gärtchen, Müll und Wäsche auf der Leine verraten, dass hier noch Menschen leben. Aus der Ruine gegenüber kommt ein halbnackter qualmender Dickwanst mit zwei Wassereimern angeschlurft und verschwindet in seiner Hütte, vor der eine Wolga-Limousine parkt. „Auch ein Zeichen von Armut, erklärt Rosa später dialektisch, „denn für Autos bekommt man leicht einen Kleinkredit. Sparen lohne sich nicht bei dem Bisschen, was hier im Durchschnitt verdient werde: 16.000 Rubel. Und die Preise – so hoch für Lebensmittel wie in Deutschland, weiß sie von zahlreichen Reisen.

Vor ihrer offenen Hoftür steht eine grauhaarige alte Frau. Man grüßt sich freundlich: „Priwjet! – Hallo! und kommt mit Svetlana, wie sie sich vorstellt, schnell ins Gespräch. „Fotografiert hier nur alles und zeigt es in Deutschland!, weist sie die Straße entlang, an die sich Beton- und Glaspaläste schon bedrohlich nah heran geschoben haben. „Diese 120 Jahre alten Häuser, schimpft sie, „wollen die bald abreißen und dafür Hochhäuser hinsetzen wie überall hier. Von ihren mageren 5000 Rubeln Rente könne sie nicht auch noch die Hälfte für Miete ausgeben und sei froh, dass ihr das Haus gehört. Nach dem Tod ihres Mannes, er flog als Pilot Tschernobyl-Einsätze, sei ihr sonst nichts geblieben. Auf die Frage, ob sie keine Witwenrente beziehe, fragt sie erstaunt zurück: „Was ist denn das?

 

Allein Gott weiß warum 

In der großzügig breiten und gepflegten Fußgängerzone – eine Lenin-Statue (zuvor stand Zar Nikolaus I. an seinem Platz) mit Vogel auf der Ballon-Mütze grüßt herunter – fragen wir nach dem Weg zur deutschen St.-Georg-Kirche in der ulica Kuibyschewa – und bekommen die Antwort auf Deutsch.

Olga Temirbulatova, eine schlanke, hochgewachsene Erscheinung in schwarzem Hosenanzug, heißt ihre Gäste am Eingang des evangelisch-lutherischen Gotteshauses willkommen. Spalier steht eine Reihe von weiteren Mitgliedern der rund 300 Köpfe zählenden Gemeinde. Olga, nicht nur Pfarrerin, sondern auch promovierte Geologin, berichtet in ihrem Vortrag von der wechselvollen Geschichte der 161 Jahre alten Glaubensgemeinschaft in Samara und den Verfolgungen, denen sie ausgesetzt war. Als Deportierte schufteten sie, Männer wie Frauen aller Altersgruppen, unter unmenschlichen Bedingungen und bei schier unerfüllbaren Arbeitsnormen in Stalins Lagern – sie nennt sie KZs –, „aber blieben ihrem Glauben treu. 1991 konnte die evangelisch-lutherische Gemeinde wieder offiziell registriert werden, „und wir bekamen den ganzen Komplex zur unentgeltlichen Nutzung von der Stadtverwaltung zurück – als einzige Religionsgruppe übrigens. Allein Gott weiß warum.

 

St. Georg sei Dank 

1994 wurde die hübsche, in Rosa und Weiß gehaltene Kirche nach der Renovierung eingeweiht. Viel Unterstützung kommt nach wie vor aus Deutschland. Dazu zählt auch Hanna, Theologie-Studentin, die durch ihr freundlich-herzliches Lächeln und den leichten schwäbischen Dialekt auffällt. Die junge Heilbronnerin absolviert ein sechswöchiges Praktikum: „Sozialarbeit macht mir am meisten Spaß, gesteht sie und ist stolz, „gleich nach der Ankunft eine Predigt gehalten zu haben.  

Im Gemeindesaal ist eingedeckt: leckerer selbst gebackener Kuchen, Tee, Kaffee. „Probieren Sie unbedingt auch die Graupen, das war die tägliche und einzige Lagerspeise. Horst kann sich noch gut an die Getreidespeise, nur mit Wasser und Salz angerichtet, erinnern: „Die gabs in der Nachkriegszeit in jeder Familie. Dass Wodka – gegen eine kleine 200-Rubel-Spende in einer Kirche angeboten wird, hat auch noch niemand erlebt. „St. Georg sei Dank, freut sich Helmut über das „Weihwasser von der Frau Pastorin. Zwei Dutzend Fläschchen mit Gotteshaus-Etikett wandern an Bord. „Zum Aufwärmen, rechtfertigt sich eine Dame, „bei dem Wetter genau richtig”.

Über den Zhiguli-Bergen braut sich ein Unwetter zusammen, gibt aber am Nachmittag den Blick frei über die Engstelle mit ihren beidseitig rund 300 Meter hohen Bergen. Auf halber Länge des Flusses gelegen, markieren sie den Übergang von der Steppe zur Waldsteppe. „Das Eiserne Tor der Wolga, tauft es Horst spontan und staunt über die kilometerlange Kette von Palästen, Villen und Yachten am Wolga-Ufer mit seinem breiten Strand. Gegensätze zur Altstadt, wie sie schärfer nicht sein können. Lenin, Vorkämpfer für soziale Gleichheit, würde sich im Grabe herumdrehen. Seine nach ihm benannte Geburtsstadt Uljanowsk wird nachts rechts liegengelassen.

 

Am Tor zum Ural 

425 Kilometer weiter stromaufwärts: Kasan voraus, die Hauptstadt Tartastans, schon 1177 erstmals urkundlich erwähnt. Sie gilt es „Tor zum Ural auf dem Weg von Asien nach Europa. Zar Iwan IV. („der Schreckliche) befreite die Stadt 1552 von der Mongolenherrschaft. Zur Erinnerung an diesen Sieg über die Heere der „Goldenen Horde wurde auf dem Roten Platz in Moskau die Basilius-Kathedrale gebaut.

Katharina II. erlaubte 1767 sogar den Bau von Moscheen. Womit ein besonderes Kolorit aus europäischen und asiatischen Elementen entstand. Die heutige Millionenstadt, in der auch Lenin studierte, beeindruckt durch ihre malerische Buntheit und Lebendigkeit. Nicht ohne Stolz führt Ludmila durch ihre Heimatstadt. Es scheint, als sei Kazan ein einziger quirliger Markt, besonders in der Fußgängerzone. „Einfach nur hinsetzen und zuschauen, schlägt Horst vor und lässt sich an einem der zahlreichen Brunnen nieder. Zufällig hört er an einem Stand zwei Frauen zu, die Matroschkas verkaufen. „Touristen müssen einen höheren Preis bezahlen, haben sie beschlossen und lauern auf ihr erstes Opfer. Horst spricht sie auf Russisch an und gibt sich als Deutscher zu erkennen. Wie von der Tarantel gestochen springen sie auf, „als wäre zwischen ihnen eine Handgranate explodiert, beschreibt Horst die für sie peinliche Szene.

Architektonisches Glanzlicht ist der nach dem Sieg auf den Trümmern der Tatarenfestung errichtete Kreml. Im Jahre 2000 wurde er unter UNESCO-Schutz gestellt. An diesem Samstag feiern Dutzende von orthodoxen und mohammedanischen Hochzeitspaaren zwischen Kathedrale und Moschee.

 

Schlendrian mit tödlichen Folgen 

In die Schlagzeilen geriet Kazan am 10. Juli 2011, als das 55 Jahre alte in der Tschechoslowakei gebaute ALDAN-Schwesterschiff, die BULGARIA, in den stürmischen Wolga-Fluten versank. 110 Passagiere, die qualvoll ertranken, riss sie mit sich in 20 Meter Tiefe. Kein Ruhmesblatt für die russische Schifffahrt, denn mehr konnte man nicht falsch machen: eine kaputte Maschine, Wasser im Öl, ein mit 200 Passagieren völlig überladenes, schon beim Auslaufen in Schieflage geratenes Schiff ohne gültige Zulassung, offene Fenster, durch die das Wasser in Sekundenschnelle ungehindert einströmen konnte, Ignorierung des Unwetters durch den alkoholisierten Kapitän, lückenhafte Passagierlisten. Das ergaben die Ermittlungen zur größten Schiffskatastrophe in Russland seit 20 Jahren.

„Wenn Vorschriften befolgt werden, zeigte sich Kremlchef Dmitri Medwedew im Staatsfernsehen, „darf so etwas einfach nicht passieren”. Der Präsident ordnete daraufhin an, dass alle Schiffe im Land überprüft werden müssten. Aber auch das Verhalten der Menschen.

Schon mehrfach forderte er, den aus Sowjetzeiten übernommenen Schlendrian endlich abzulegen, sowie Verantwortungsbewusstsein und Zivilcourage zu zeigen. Seine mahnenden Worte müssen auf der ALDAN, die den letzten Kurs ihrer Schwester kreuzt, nicht angekommen sein, denn eine Rettungsübung – wie vorgeschrieben –fand nicht statt. Und das unmittelbar nach dem Unglück. „Als erste Konsequenz daraus, hat die Reiseleiterin der ALEXANDER NEVSKIJ berichtet, „ist die Passagierzahl bei uns um die Hälfte reduziert worden.

 

Tierisches vor Weltkulturerbe 

Vorhang auf nach nächtlichen 140 Kilometern zu Berg: „Tscheboksary – die Perle Russlands”. springt einem in Riesenlettern von der Kaimauer ins Gesicht. Es gießt zwar in Strömen, aber die Sonne scheint – als strahlend gelb leuchtendes rundes Papp-

 

gesicht, in die Höhe gehalten von einer ebenfalls sonnigen Erscheinung: der lokalen Reiseleiterin in roter Robe und mit kessem schwarzen Hütchen. Eine Tracht tragende Tschuwaschen-Gruppe hat sich links und rechts von ihr aufgebaut und winkt mit einem Schild: „Wenn du eine Blume bist, möchte ich die Biene sein, küssen, lieben und bewundern möchte ich immer dich allein.

Aus den Lautsprechern des Flussbahnhofs wehen dazu passende Schlagerklänge herüber: „Ya tibia ..., „Ich liebe dich ... Der Akkordeon-Spieler müht sich, die Schnulze zu überbieten, während den Besuchern vor dem Stadtrundgang zum Dreieinigkeits-Kloster und durch die Fußgängerzone traditionell Brot und Salz gereicht werden.

Tierisches Gebrüll macht die Gruppe stutzig: Ist etwa irgendwo der russische Bär los? Des Rätsels Lösung: ein Wanderzoo, genannt „Vergnügungspark. Die schrottreifen Zirkuswagen sind mit grellbunten Tiermotiven in freier Natur bemalt. Es riecht streng nach Wild und Urin. Durch eine Lücke glotzt ein wiederkäuendes Kamel. Für 150 Rubel kann man mehr sehen: Tiere hinter Gittern, auf engstem Raum zusammengepfercht, von bulligen Wärtern immer wieder „showgerecht mit Stangen aufgescheucht. Ob Löwen, Luchse, Leoparden oder Wölfe, selbst das russische Wappentier – in Hospitalismus-Manier hetzen die sonst bewegungsaktiven Tiere von einer Seite ihres Käfigs zu anderen und lechzen nach Freiheit. Leidende Kreatur, die tiefes Mitleid erregt. Tierschutz? Hier wird er mit Füßen getreten.

Noch 265 Kilometer bis zur Weltkulturerbe-Stadt Nishni Nowgorod, dem früheren Gorki. Wo sich die Wolga zwischen dichten Taiga-Wäldern, hügeligen Wiesen und Seen ihr Bett gegraben hat, endet nach insgesamt 2138 Kilometern die Flussreise. Nicht ohne dass die Gäste noch den quirlig bunten Festumzug zum 790. Geburtstag zwischen Fußgängerzone und Kreml erleben dürfen. Tausende pilgern – schwer bewacht und kontrolliert von der Polizei – trotz Regen auf den Festplatz hoch über dem Fluss und schwingen Papierfähnchen mit „I love N.N.-Aufdruck.

Am Flussbahnhof legt MS MAXIM GORKI aus Moskau kommend an. Das „Dichter-Schiff trägt seinen Namen durch Russland und wirbt mit seinem Heimathafen am Heck für Gorkis Geburtsstadt N. N.

Jewgenij Jewtuschenkos Worte aus seinem „Wolgalied klingen noch lange nach, während die ALDANer das Hochufer zum Bus erklimmen und ein letztes Mal über den Strom schauen, den ein Regenbogen überspannt: „Ich steh´ an der Wolga, an der ewigen Wolga ... Russland – was kann ich dir noch sagen? Nicht mehr als deine Wälder längst schon wissen und deine viel beschriebenen Wiesen wagen ...

Die ALDAN-Karawane steigt um auf einen Bus und zieht weiter: zum „Goldenen Ring mit der „Märchenstadt Susdal und ins altrussische Wladimir.

 

Das Schiff MS Aldan 

Baujahr 1960 in Ungarn als Bau-Nr. 1546 auf der Budapester Werft Obudai Hajogyar (2003-2005 rekonstruiert und renoviert); Flagge Russland; Reederei Gama, Nishni Nowgorod ; Charterer Lernidee Erlebnisreisen, Berlin; Länge 78 m; Breite 15,20 m; Tiefgang 1,40 m; Höhe 14,1 m; 1000 BRZ; Maschinen 2 x 400  PS (Hersteller: SKL, Magdeburg); 2 Propeller; Geschwindigkeit (maximal) 16 bis 18 km/h; Dieselverbrauch 1 t in 24 Stunden; Bunkervorrat 20 t; Kapazität (für zwei Reisen pro Jahr in Charter von Lernidee Erlebnisreisen) 88 Passagiere (normalerweise bis maximal 176); Kabinenzahl 56; Besatzung 26 Personen; 2 Decks für Passagiere; Stromspannung 220 Volt Wechselstrom; Sämtliche Kabinen (Standard 8 bis 9 qm) außen gelegen (spartanisch einfach, schmucklos ohne Bilder), Panoramafenster (Unterdeck Bullaugen), 2 einzelne schmale Betten, 1 Hochbett, Dusche/WC, 1 Kühlschrank (gleichzeitig Tisch), 1 Stuhl, 1 Kleiderschrank, individuell regulierbare Klimaanlage, 2 Junior-Suiten (9 qm), 1 Suite (12 qm); Bordeinrichtungen 1 Restaurant (2 Sitzungen bei voller Belegung), 2 Bars, 1 Sonnendeck, 1 Veranstaltungs-Mehrzweckraum, 1 Bücherecke, 1 Wäscherei; Souvenirverkauf; Bordsprachen Deutsch, Russisch; Küche gutbürgerlich (russisch geprägtes Drei-Gang-Menü), Mittagessen, Abendessen, an einem Tag Grillen am Strand; Ausflüge im Reisepreis eingeschlossen; Zahlungsmittel Rubel, Kreditkarten; Bordatmosphäre familiär-leger, keine Bekleidungsempfehlungen; Bordprogramm Morgengymnastik, Instrumentalmusik (Balalajka, Akkordeon, Klavier), Gesang, Sprach- und Malkurse, Vorträge, Filmvorführungen, Tanz, Spiele, Folklore.

 

Was gut ist 

Fröhlicher Folklore-Empfang mit Salz, Brot und Musik;

Fahrtroute (auch im Sommer bei Niedrigwasser möglich);

gemütlich-familiäre, legere Atmosphäre in kleinem Kreis;

gutbürgerliche Küche mit russischem Akzent;

breit gefächertes Unterhaltungs- und Informationsprogramm;

moderate Getränkepreise 0,5 l Bier (Fass) 2 €, 1 Wodka 1 €, Wein (russischer empfehlenswert) 0,2 l: 2,10 €;

Trinkwasser und heißes Wasser für Tee (englische Teebeutel im Restaurant zu haben) aus kleiner Station auf dem Hauptdeck;

alle Ausflüge inklusive;

keine störenden, langatmigen Lautsprecher-Vorträge über Sehenswürdigkeiten, die man ohnehin vergisst oder im Reiseführer nachlesen kann;

der letzte Tag ist entspannt: normales Ausschlafen, Frühstück in aller Ruhe, Ausflug, Mittagessen und dann erst die „Entlassung nach Hause ohne Hektik;

großes Sonnendeck;

ärztliche Behandlung und Medikamente kostenlos (Bordärztin freut sich jedoch über ein Trinkgeld);

über 50 Jahre alter, aber relativ gepflegter Oldtimer (etwas Besonderes für Schiffsfans) mit gewissen Macken; kleines, überschaubares Schiff.

 

Was verbesserungsbedürftig ist 

vorgeschriebene Rettungsübung wurde nicht durchgeführt, trotz Schiffsunglück (10. Juli 2011) vor Kazan;

Servicepersonal spricht z.T. nur Russisch, Dolmetscherin muss in bestimmten Fällen behilflich sein;

kein Frühstücksbüffet (man muss nehmen, was serviert wird), Angebot insgesamt dürftig (je 1 Sorte Marmelade,  Käse, Wurst);

kaum frisches Obst, Gemüse (z.B. Gurken, Tomaten, Melonen, obwohl für die Besatzung vorhanden) oder Joghurt mit der „Begründung, russische „Hygienevorschriften lassen das nicht zu, auf den lokalen Märkten kann man die Mangelwaren sehr günstig einkaufen, z.B. 1 kg Gurken 25 Rubel, 1 kg Tomaten 40 Rubel (aktueller Umrechnungskurs 40 Rubel = 1 Euro);

kein Nachmittagskaffee oder -Tee, nur gegen Bezahlung (1 €);

eng bestuhltes Restaurant (bei voller Belegung zwei Sitzungen);

Trittgeräusche vom Oberdeck (dünnes, gewelltes Blech) sind in den darunter liegenden Hauptdeck-Kabinen, besonders nachts und frühmorgens, sehr störend vernehmbar (eine umlaufende Gummimatte würde Abhilfe schaffen);

„Nachschlag ist unerwünscht (z.B. ein zweiter Teller Suppe), weil alle Mengen pro Kopf genau kalkuliert sind (offizielle Lesart: „Wenn da jeder kommen würde ...);

kein gemütlicher Aufenthaltsraum mit Sesseln und Tischchen.

 

Fahrtgebiete 

Die Wolga, sie entspringt in 228 Metern Höhe auf den Waldai-Höhen im Süden von St. Petersburg und mündet nach 3690 Kilometern in das Kaspische Meer.

Der Strom (längster, breitester und tiefster Europas) ist ab Kalinin/Twer schiffbar und bildet die wichtigste Wasserstraße im europäischen Teil Russlands. Über den Weißmeer-Ostsee-Kanal und die Wolga-Ostsee-Wasserstraße ist die Wolga im Norden mit dem Eismeer und der Ostsee, im Süden durch den Wolga-Don-Kanal mit dem Asowschen und dem Schwarzen Meer verbunden.

Die Fahrwassertiefen schwanken zwischen 4,50 m (mindestens) und 48 m (maximal). Bis zu 40 Kilometer breit ist der Strom an der Kama-Einmündung.

Zwischen Ende Dezember und Anfang April ist die Wolga für die Schifffahrt wegen Vereisung geschlossen. Ein Eisbrecher-Service steht nicht zur Verfügung. Hauptverkehrsmonate sind August und September. Gesamtstrecke 2138 km.

 

Reisezeit 

2 Termine August und September (ungünstig wegen einsetzender herbstlicher Regenzeit).

 

Literatur 

neben dem empfehlenswerten Reiseführer „Flusskreuzfahrten in Russland, der im Reisepreis enthalten ist, Maxim Gorki: „Meine Kindheit, Gerhard Konzelmann „Die Wolga – Schicksalsstrom der Völker, Alexandre Dumas „Reise durch Russland”. Lernidee Erlebnisreisen, Berlin · www.lernidee.de 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Dolmetscher Horst Herre im Gespräch mit einer Russin in der Alstadt von Samara.

 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Krasse Gegensätze in Samara: Luxuskarosse vor heruntergekommenem Haus.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

ALDAN-Gruppe auf Besichtigungstour im Kreml von Kazan.

 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

In der herausgeputzten Fußgängerzone von Kazan.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund

Vornehm geht die Welt zugrunde: das pompöse Landwirtschaftsministerium in Kazan. 

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund 

ALDAN-Passagiere vor der Kazaner Großen Moschee.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund
Tataren-Denkmal in Nishni Novgorod.
Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund
Bunter Festumzug zum 790. Gründungstag der Stadt Nishni Novgorod.

Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Stralsund Flusskreuzfahrtschiff MAKSIM GORKIJ aus Nishni Novgorod in der Heimat(hafen)stadt des Dichters.

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Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, StralsundAlla Snegirjewa und Josif Stiller gaben Konzerte auf dieser ALDAN-Reise.

 

 

 

Alla Snegirjewa Pianistin

 

Es sei mir, Josif Stiller, gestattet, die Biographie meiner reizenden Kollegin und Begleiterin auf dem Piano vorzustellen, mit der ich in den vergangenen fünf Jahren in künstlerischer Verbindung stehe. Eine Biographie zu schreiben, ohne dabei weder den Geburtstag, noch den Jahrgang zu nennen, scheint unmöglich zu sein. Wenn es sich dabei allerdings um solch eine bezaubernde Frau und Künstlerin handelt, wie es Alla Snegirjewa ist, sei hier eine Ausnahme erlaubt. Geboren wurde sie in einer altehrwürdigen und geschichtsträchtigen Industrie- und Handelsmetropole – in der Stadt Gorki, dem heutigen Nishnij Nowgorod, wo sich die Oka mit dem großen russischen Strom Wolga vereint.

Alla Snegirjewa hat eine sehr gute musikalische Grundausbildung in der Stadt Gorki genossen, um dann als Lehrerin für Musik im Spezialfach Fortepiano zu arbeiten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann für alle Lehrkräfte eine nicht einfache Zeit, und Alla Snegirjewa begann eine Arbeit als Sekretärin und gab private Musikstunden, um zu überleben. Mit der Zeit musste sie ihre Berufung als Musikerin ganz aufgeben und fand Anstellung in einem kleinen privaten Gewerbe (einer russisch-türkischen Textilfirma), wo sie erfolgreich Karriere machte und von der einfachen Verkäuferin zur Verkaufsstellenleiterin aufstieg. Ein talentierter Mensch hat halt Talent in allem, was er tut. Ihre grundlegenden Charaktereigenschaften sind Strebsamkeit, Akribie, Bescheidenheit und ihren Hang zur Perfektion.

Mit Beginn des neuen Jahrtausends hatte ich das Glück, die Bekanntschaft mit dieser jungen Künstlerin zu schließen, und seit dieser Zeit geben wir gemeinsam Konzerte und machen Tourneen durch Russland, können auf gute Erfolge beim verwöhnten Publikum von Moskau und Sankt Petersburg, sowie in anderen russischen Städten zurückblicken. Selbst unseren Urlaub widmen wir mit Vergnügen dem musikalischen Schaffen, geben unter anderem Konzerte auf Kreuzfahrtschiffen auf Russlands Flüssen.

Das Einzigartige an unseren Konzerten besteht darin, dass wir die Stücke sorgfältig auswählen, wobei klassische Werke dabei sind, wie Bach, Beethoven, Mozart, Brahms oder Händel, aber auch die Moderne nicht zu kurz kommt. Die Werke bearbeiten wir selbst für Klavier und das altbekannte russische Saiteninstrument, die Balalaika.

Josif Stiller, Nishnij Novgorod, im Februar 2012

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Josif Stiller Stationen eines Musikerlebens  

 

Seit 25 Jahren bin ich Führender Solist an der Staatlichen akademischen Philharmonie Mstislav Rostropowitsch in Nishnij Novgorod. Unsere Regierung hat mir den Titel Verdienter Künstler Russlands verliehen. Diese Auszeichnung hat mir der ehemalige Präsident Russlands Boris N. Jelzin am 21. September 1998 persönlich überreicht.  

Ich habe die Balakirew-Musikfachgrundschule Gorki, dem heutigen Nishnij Nowgorod, die Staatliche Glinka-Musikakademie Gorki sowie die Moskauer Staatliche Akademie für Kultur absolviert. In der Musikakademie und im College für Kultur gab ich später Unterricht. 

 

An den internationalen Festivals in Moskau, Oslo, Barcelona, Poznań, Mexiko, New York, San Vito, Sorrento, Zwickau und Leipzig nahm ich teil und erhielt mehrere Preise. Dabei hatte ich das Vergnügen, mein Publikum mit der Kunst des Saitenspiels auf der russischen Balalaika bekannt zu machen. Während der letzten zehn Jahre war ich mehrmals in Deutschland auf Konzerttournee.

Als Mitglied der russischen Delegation nahm ich vor einigen Jahren an der Weltmesse für Tourismus teil und gab verschiedene Konzerte in Berlin und Düsseldorf.  

Auf Einladung des Bürgermeisters der Stadt Bautzen trat ich mit einem Konzert im Rathaus auf, in Zwickau zusammen mit der deutschen Gruppe „Sächsische Turner”. Ich hatte auch Auftritte in Kirchen einiger deutscher Städte wie München, Frankfurt an der Oder, Essen, Freiburg, Chemnitz, Dresden und Bautzen.  

Seit 2008 trete ich als Duo mit der talentierten Pianistin Alla Snegireva auf, die mich am Konzertflügel begleitet. Meine Programme heißen: „Russisches Ornament”, „Geheimnis der silbernen Saite”, „Klassische Balalaika” und „Mir ist der schöne Augenblick von Bedeutung”.

Josif Stiller, Nishnij Novgorod, im Februar 2012

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