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Wir haben gewählt – und doch keine andere Wahl?

Nun ist sie also gelaufen, diese Wahl. Zufrieden? Je nachdem, wo man steht, an Luv oder Lee des Lebens. Wir jedenfalls stehen an der Reling und denken nach und denken vor. Und hören zu. Wissen Sie, was Angela Merkel in Berlin am 25. September, also einen Tag nach der Wahl, wörtlich gesagt hat: „Ich kann nicht erkennen, was wir anders machen müssten.” Tatsächlich O-Ton Merkel nach dieser Wahl! Ist es nicht gerade diese Ignoranz, die fast 13 % der Wähler in Wahlwut versetzt hat? Und möglicherweise bald noch viel wütender macht? Hat unsere Kanzlerin etwa befürchtet, dass es noch schlimmer hätte kommen können? Bleibt sie deshalb so gelassen? In Bayern, wo die politischen Berge ja noch steiler sind, hat es einen noch böseren Absturz der Christsozialen gegeben. Seehofer und Söder liegen über die Schuldfrage im Clinch. Die Blauen sind nun drin im Bundestag, aber unmittelbar nach ihrem Erfolg ist die Eifersucht in der AfD ausgebrochen. Kein Petry-Heil mehr für die Stimmenfischerin. Wie es da grummelt in all unseren Parteien, den alten und den neuen.

Ist es wirklich nur eine Politparodie, die da gerade über die Bühne geht? Oder liegt es am parlamentarischen Selbstbedienungsladen, an den sich unsere Parteien über viele allzu bequeme Jahre lang gewöhnt haben? Auch Salonsozialist Martin Schulz aus Würselen ist durch seine zahlreichen Diäten nicht dünner, sondern hörbar ziemlich satt geworden. Die dicksten Rosinen hat er sich ja in Brüssel und Straßburg aus dem EU-Vergütungskuchen herausgepickt. In den TV-Shows hat er dann über Gerechtigkeit schwadroniert. Waren Herr Schulz oder all seine rotgrünen Gerechtigkeitsapostel je auf Wohnungssuche in einer deutschen Stadt? Mussten Frau Merkel oder Frau Nahles oder Frau Hendricks oder Frau Wagenknecht oder Frau Künast sich je um einen Kita-Platz bewerben? Ist es nicht unser System, an dem es hakt? Sind es die Mängel, die nicht beseitigt werden? (obwohl man sie leicht beseitigen könnte). Mitschuldig scheint mir die absolute Egomanie in diesem Staat zu sein, vor allem an seiner Spitze. Und die Sucht der „Volksvertreter”, für sich immer und immer wieder das Beste „herauszuholen” – diese Sucht leben uns unsere Politiker jeden Tag und jede Stunde vor. Alle wollen sie an die Töpfe und in die Limousinen. Möglichst viel herausholen für sich und ihre Clans. Martin Schulz hatte einen Tag nach dem für die SPD desaströsen Wahlausgang nicht etwa Einsicht oder Demut im Sinn, sondern tatsächlich nichts Wichtigeres zu tun, als seiner „Genossin” Andrea Nahles schnell einen neuen einträglichen Posten zuzuschustern: den der Fraktionsvorsitzenden in einer noch gar nicht bestehenden Fraktion.

Es sind ja nicht nur die Diäten, die an die parlamentarischen Fleischtöpfe locken (eine Fleisch-Diät, die auch die laktosefreien VolksveganerInnen sehr zu schätzen wissen). Sie genehmigen sich nämlich finanzielle „Entschädigungen” für alles und jedes, für Weltreisen (auf denen sie „humanitäre” Geschenke auf Steuerzahlers Kosten verteilen), für Aufwand, Anwesenheit und Wahlkampf, für Assistenten, Kommunikation und Werbung, für alles … ein deutscher Abgeordneter tut nichts, aber wirklich gar nichts, ohne dafür nicht irgendeine Art von „Aufwandsentschädigung” zu fordern und auch zu erhalten. Auch Dienstwagen und -wohnungen, Chauffeure, 1. Klasse-Fahrkarten und Business-Flugscheine gehören dazu. Ist das Volksnähe? Nähe zum Volk? Sie nennen sich „Volksvertreter”, aber sie vertreten in erster Linie ihre eigenen Luxus-Interessen. Da unterscheiden sie sich nicht, die Nationalisten und Christlichen Unionisten, die Kapitalisten und Sozialisten und Kommunisten – die Gier nach Geld macht sie alle gleich. Da werden dann auch jahrelang verkündete politische „Positionen” schnell verraten, wenn es jetzt um die Fleischtöpfe einer sogenannten „Jamaika-Koalition” geht. Herr Lindner wird sein Herz für die schmelzende Antarktis entdecken. Frau Göring-Eckardt wird nicht in den Mietenspiegel schauen, wenn sie sich jamaikanisch umschminken lässt. Schwarz-grün-gelb, „Fluch der Karibik”, wie die ZEIT geschrieben hat. Ohne Gesinnungsverrat kann das gar nicht funktionieren.

Aber auch den vermeintlich Gegensätzlichen, den tollen anderen, den neuen in der Opposition, geht es vor allem um’s Entschädigt-Werden. Entschädigen heißt doch: Schaden auszugleichen. Welchen Schaden haben denn Politiker erlitten, die sich entschädigen lassen? Glaubt denn wirklich irgendjemand, Frau Wagenknecht oder Herr Schulz seien keine Millionäre? Oder die Herren Lauterbach und Oppermann und Lassmichmaldran? Auch Frau Weidel und Herr Gauland werden gewiss bald reiche satte Politeraten sein. Rechts oder links spielt innerhalb des Berliner Politikbetriebs eine weitaus geringere Rolle als bei den Auguren draußen. Süßer die Glocken nie klingen, als in der Abrechnungsabteilung des Deutschen Bundestages. Und auch Frau Petry wird sich ihre one-woman-show gut bezahlen lassen. Sie alle predigen Wasser, aber saufen Wein.

Die alte und neue Kanzlerin spielt weiter die gute Mutti der Nation. Zwar steckt die Raute in der Flaute, aber sie trägt ihre Spendier-Hosenanzüge weiter durch die „Empfängerländer“ dieser Welt. Griechenland oder Türkei, Libyen oder Libanon, Diktatoren oder Demokraten – sie alle singen „kling Euro, klingelingeling”, auch wenn sie Muslime sind und lieber den Muezzin, statt der Glocken hören. Geld löst alle Prinzipien auf. Aber – das deutsche Geld löst nicht alle Probleme dieser Welt. Auch nicht das chinesische oder amerikanische. An manchen Orten schafft es sogar Probleme, die ohne diese falsche Freigiebigkeit gar nicht entstanden wären. „Wir investieren in die Zukunft der ärmeren Länder”. Wirklich? Investment will immer Rendite. Lehrsatz seit den Pharaonen. Die weißen und die gelben Bagger aus den Industrienationen nehmen so manchem einheimischen afrikanischen Spaten die Arbeit ab – und rauben den schwarzen Völkern ihre Bodenschätze, ihre Würde und ihr Selbstbewusstsein. Und eine kleine korrupte Clique fetter Stammesfürsten deponiert ihre Milliarden Yen und Dollar und Euro in der Schweiz.

Das Problem, welches den ganzen Erdrutsch bei der Bundestagswahl ausgelöst hat, nämlich die völlig unkontrollierte Einwanderung nach Deutschland (nicht in die anderen EU-Staaten, denn die waren ja nicht so naiv), dieses Problem wird nicht gelöst und wird den deutschen Steuerzahler noch viele viele Milliarden Euro Lehrgeld kosten. Namhafte Stiftungen und Institute haben errechnet, dass jeder fünfte deutsche Steuerzahler seit 2015 ausschließlich für diese „Flüchtlingspolitik” zahlt und arbeitet. Diese Flüchtlingspolitik kostet mehr, als der gesamte Straßenbau und die gesamte Schulsanierung und alle Kitas in Deutschland zusammen!! Warum werden dem Wähler und Steuerzahler diese Kosten nicht offengelegt? Für jedes Schulklo gibt es Kostenvoranschläge, für jeden Radweg und für jede Kita. Wieso darf die „Flüchtlingspolitik” so viele Milliarden unkontrolliert verpulvern? Wieso bekommt jeder Flüchtling aus Afrika bei uns zehnmal mehr für’s Nichtstun als zuhaus in Mali oder Nigeria, in Eritrea oder Libyen für Arbeit? Warum soll ein deutscher Lehrling acht Stunden am Tag arbeiten für das gleiche Geld, das ein gleichaltriger Asylbewerber für’s Nichtstun bekommt?

50.000 offene Lehrstellen in Deutschland. Warum werden die nicht mit jungen Flüchtlingen besetzt? Wer nicht arbeiten will, kriegt auch kein Geld. Basta, würde Gerhard Schröder sagen. Mit dem hat die SPD einst noch Wahlen gewonnen. Auch Kanzler wie Adenauer oder Erhardt, wie Kohl, Brandt oder Helmut Schmidt würden solch chaotische Zustände nicht tolerieren. Mutter scheinheilig Angela und Martin Schulz, Flachmann der SPD, die haben diese Zustände gemeinsam toleriert. Die Arbeiter in Bochum und Berlin, in Hamm und in Hamburg, haben es der „Arbeiterpartei” SPD bei der Wahl gezeigt: Man kann nicht auf der einen Seite solch einen fragwürdigen Sozialsog in Deutschland installieren und immer weiter aufblähen, und auf der anderen Seite „Fluchtursachen” in den Herkunftsländern naiv und teuer „bekämpfen” wollen! Die „Fluchtursachen” liegen im Berliner Bratentopf, der weltweit duftet. Millionen haben den Braten gerochen und sind dem Duft gefolgt. Millionen halbwüchsiger Flüchtlinge schicken ihre mails und tweets und Fotos aus Berlin und Hamburg, aus Kiel und Köln, aus Mannheim und München in die Heimat, Bilder von vollen Tellern und schleierlosen Mädchen und funkelnden Lichtern – und Euros, Euros, Euros. Was glaubt man hier, wie all diese Fotos am Niger oder Kongo wirken? Tausende solcher what’s apps und instagrams wirken stärker als klägliche Appelle aus Berlin, doch bitteschön zuhause zu bleiben.

50.000 Offene Lehrstellen in Deutschland. Leerstellen, die man leicht besetzen könnte. Beidseitig zum Nutzen der Wirtschaft und der Arbeitsuchenden. Warum nicht zurückkehren zum alten, vieltausendfach bewährten Gastarbeiter-Prinzip? Deutsch-afrikanische Arbeitsagenturen könnten vor Ort die bei uns vakanten Stellen offerieren, Bewerber nach Qualifikation auswählen, schon vor Ort Sprachkurse zur Bedingung machen und diese jungen Leute dann kontrolliert und befristet nach Deutschland und in die EU holen. Als spätere Rückkehrer wären sie zuhaus in Afrika von größtem Nutzen. Gastarbeit statt Asylmissbrauch. So wie Udo Jürgens vor 50 Jahren „unsere” Griechen und ihren Wein besungen hat, so könnten es nun Afghanen oder Syrer, Nigerianer oder Malinesen sein. Symbiose statt Konfrontation. Vertrauen statt Verboten. Partnerschaft statt Asylbetrug. Warum sollte an Land nicht funktionieren, was in der Seefahrt seit Jahrzehnten üblich geworden ist?

Am besten – vergleichsweise – haben es nämlich all die vielen tausend Stewards und Stewardessen auf den Kreuzfahrtschiffen dieser Welt. Die bleiben Philippinas oder Inder, Malayen, Indonesier, Russen und UkrainerInnen – sie bleiben original und verdienen dennoch einen kleinen Anteil am westlichen Wohlstand – wenn Reedereien und Passagiere nicht zu knickrig sind. Sie lernen deutsch, wir lernen englisch. Mein Steward hat mich in die Hütte seiner Eltern nach Goa eingeladen. Ich fliege hin. Und nehme ein Foto von Angela Merkel mit. Oder lieber eine Flasche deutschen Küstennebel?

Staatstragend, Ihr Herbert Fricke