Wasser-Landschaften 

 

Ausgabe 1/2014 

hr

Holländischer Dreimaster zu Besuch vor der Kreideküste Rügens.Holländischer Dreimaster zu Besuch vor der Kreideküste Rügens.

 

Dieter Bromund

Gemächlich zu Oder, Haff, Bodden und Wiek

Mit der MS SANS SOUCI von Berlin nach Stralsund

Berlin liegt zwar an der Spree, doch Flussreisende haben an ihr nichts zu suchen. Wer mit Peter Grunewald auf seiner MS SANS SOUCI  und mit Irene Fehrmann von TransOcean in den Norden der Republik starten will, nimmt am besten ein Taxi, lässt sich in den Stadtteil Tegel fahren und in der Wilke Straße an einer roten Telefonzelle englischer Herkunft absetzen – immer noch weit weg vom Wasser. Ein kräftiger, braun gebrannter Mann lädt dort an bestimmten Tagen ab 16.00 Uhr die Koffer auf einen Gepäckkarren und zieht ihn über ein Stück Uferpromenade durch knirschenden Kies auf einen breiten, hölzernen Steg in den Tegeler See zur Gangway. Sobald die Koffer und alle Gäste an Bord sind, kann die Reise der MS SANS SOUCI  beginnen, eine überraschend andere.

 

Der Skipper und sein Schiff

Peter Grunewald stammt aus Sachsen-Anhalt. Südlich von Magdeburg liegt Bernburg an der Saale und im Ortsteil Peißen ist der Sitz seiner Firma: Der Sans Souci Hotelschiff GmbH. Der junge Mann lernte nach der Schule Schlosser, Reparatur-Schlosser, und begann erst danach seine Ausbildung als Binnenschiffer. Für die vielen Flüsse Deutschlands erwarb er dabei alle nötigen Patente und fuhr zuletzt auf einem Tankschiff. 2007 machte er sich mit der MS SANS SOUCI selbständig. Er ist Privat-Reeder, der sein Schiff saisonweise verchartert – so auch an TransOcean.

Die MS SANS SOUCI  war im Jahr 2000 bei Grave in Holland als Flussschiff gebaut worden. Sie ist 82 Meter lang, 9,50 Meter breit, 1,20 Meter tief und kann in 42 Außenkabinen bis 82 Passagiere befördern, die von einer 22-köpfigen Crew betreut werden. Man isst in einer Tischzeit im Restaurant auf dem (unteren) Hauptdeck, genießt Unterhaltung oder Stille in der Lounge auf dem Panoramadeck und kann sich auf dem oberen Deck sonnen, der Landschaft folgen, aber auch sein Putting im Golf trainieren.

 

Kanal, Fluss, Haff und See

Die MS SANS SOUCI  ist ein vergleichsweise kleines Flussschiff – und nutzt das sehr gut aus, indem sie nicht nur Ziele der Großen, sondern auch eigene anläuft, die für die Großen zu klein sind. Diese Reise von Berlin nach Stralsund über den Tegeler See in einen Kanal, der die Havel mit der Oder verbindet. Preußische Könige haben ihn bauen lassen und Kaiser Wilhelm II. hat ihn bei der Eröffnung Hohenzollernkanal getauft. So hieß er bis 1945. Heute ist er eine Bundeswasserstraße und heißt offiziell Havel-Oder-Wasserweg, abgekürzt HOW. Er ist das letzte Stück einer Wasserstraße, die den Rhein mit der Oder verbindet und über Warthe und Brahe auch mit der Weichsel.

Dieser Kanal führt bei Friedrichsthal nördlich von Schwedt in die Oder. Die fließt gemächlich und sich im Stettiner Haff in drei Läufe teilend in die Ostsee. Die See schäkert ein bisschen mit dem Land, bildet Bodden, Achterwasser und Wieks. Erst nördlich von Rügen liegt das offene Meer, über das die großen Schiffe ziehen.

Was auf dieser Reise zu sehen war, erfuhr der Gast gleich drei Mal: Im handlichen JPM Guide „Die Oder und die Ostseeküste”, der mit den Reiseunterlagen von TransOcean ins Haus gekommen war, auf der Rückseite des Tagesprogramms, das nach dem Abendessen in der Kabine lag, und morgens über Lautsprecher von Irene Fehrmann.

Der kleine Reiseführer enthielt genug Karten, um dem Reiseverlauf zu folgen: Berlin - Eberswalde - Schwedt - Stettin - Wolgast - Lauterbach - Stralsund - Zingst - Wittower Fähre - Breege - Vitte und wieder Stralsund. Einige dieser Orte standen nicht auf  den Karten, und in manchen Häfen darf selbst die MS SANS SOUCI nur festmachen, wenn Peter Grunewald selber steuert. So etwa an der Wittower Fähre auf Rügen.

 

Irene Fehrmann und die Ziele

Mit sanfter Stimme meldete sich Irene Fehrmann über die Lautsprecher mit sanfter Stimme, wenn sie sicher war, dass niemand mehr schlief,  morgens oder nach dem Mittagessen. Sie vertrat den Veranstalter Reise, TransOcean, als Kreuzfahrtleiterin. Wie Peter Grunewald kannte sie diese Strecke in- und auswendig, nannte die Führer und den Fahrer des Busses mit Vornamen, war bei den Ausflügen fast immer dabei und dann als erste wieder an ihrem Platz. Mit einem einfachen System kontrollierte sie, ob alle 67 Gäste dieser Reise wieder an Bord zurückgekehrt waren.

Der Reiseverlauf, die Abfolge der besuchten Häfen, war beim Abschluss des Chartervertrags zwischen dem Kapitän und Eigner und TransOcean festgeschrieben worden. Da verband sich Wissen und Erfahrung übers Revier mit Hingabe an Gästewünsche. Und so fand auf angenehme Weise statt, was gedruckt versprochen worden war.

 

Unterwegs auf einem Arbeitstier

Doch was nicht in den Unterlagen stand, gab dieser Reise ihren besonderen Reiz. Das Wetter bei Start ließ nichts Gutes ahnen, böiger Starkwind jagte die Segler vom Tegeler See, ferner Gewitterdonner ließ Schwäne in wildem Aufruhr gegen den Wind starten, Enten suchten Schutz unterm Bug. Regen klatschte gegen die Kabinenfenster. Sollte das die Reise über anhalten? Eine Begrüßung und ein Glas Sekt weiter bot sich am Seeufer bürgerliche Sonntagsgemütlichkeit. Man grillte auf Wiesen unter Bäumen, Gummiboote dümpelten am flachen Ufer, Kinder badeten, Segler erschienen wieder.

Kanäle sind die Arbeitstiere unter den Wasserläufen. Der HOW zeigte Breite, die MS SANS SOUCI passierte ohne Mühe seltene entgegenkommende Schubverbände, die Eisenschrott von der Oder her transportierten. Segelyachten marschierten unter Motor nach Berlin zurück. Grünes, sommersattes Land, dorf-  und stadtleer, der Kanal bediente wenig Anlieger, lockte viele Angler und manche Griller. Büsche und Wälder schmiegten sich ans Ufer, leise lief die MS SANS SOUCI durchs Grüne.

Um 21.50 Uhr am ersten Abend machte Peter Grunewald im Klinkerhafen Oranienburg fest, im ersten von zwei Becken. Irene Fehrmann hatte den Hafen vorgestellt und auch das Schreckliche nicht verschwiegen, das man am nächsten Morgen auf einer Gedenktafel nachlesen konnte.

Das SS-Unternehmen Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DESt) ließ 1939/40 hier die Hafenanlage  – zwei Becken quer zum Kanal, elf Meter tief – durch KZ Insassen ausheben, ohne Maschinen. Es gab zahllose Tote. Anfang 1945 schüttete die SS in der Nähe des Hafens acht Tonnen Menschenasche aus dem Krematorium des KZ’s Sachsenhausen in den Kanal, um die Spuren ihres Verbrechens zu beseitigen. An das Schreckliche erinnert ein Denkmal auf der anderen Hafenseite. Nachdenkliche Weiterfahrt.

Niedrige Brücken verlangten immer wieder die volle Aufmerksamkeit der auf dem Sonnendeck Sitzenden, die selbst auf Stühlen den Kopf einziehen mussten. Auch neue Brücken über den Kanal baut man noch immer ohne große Höhe. So musste bei manchen Passagen das Sonnendeck gänzlich geräumt, das Steuerhaus eingefahren, Stühle und Sonnenschutz eingeklappt werden.

Beim Schiffshebewerk Niederfinow glühten die Kameras. Noch immer ist es ein technisches Wunderwerk, das ohne große Wasserverluste arbeitet. 36 Höhenmeter waren zu überwinden, die Fahrt mit dem Lift nach unten  dauerte für die MS SANS SOUCI ganze fünf Minuten. Schubverbände teilten sich und warteten unten oder oben, um dann als Einheit weiterzufahren. Das Hebewerk wurde 1934 fertiggestellt. Ein neues, das 55 Höhenmeter überwinden wird, soll 2015 fertig werden, wie Kräne und Betonbauten bezeugen. Und dann war die Oder erreicht – oder doch nicht?

 

Die Oder ist ein seltsamer Fluss

Der Himmel blieb sommerlich freundlich, das Land weitete sich. Auf manchen Karten findet man ihn noch, den Oderbruch, den einst Friedrich der Große trockenlegen ließ und der ihm so viel Wert war, wie eine im Krieg gewonnene Provinz. Auf Gewässerkarten sieht man die Oder jetzt in relativ geradem Lauf nach Nordwesten ziehen. Stettin, sein See und das Haff sind nicht mehr weit. Doch die Oder zögert, teilt sich in Altarme und Nebenläufe und schließlich in eine Ostoder und eine Westoder. Kapitän Grunewald entschied sich für die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße und ließ die Odern rechts liegen – in ihrem weiträumigen Urstromtal unter blauem Himmel mit dicken, weißen Wolken.

Nachtliegeplatz war Schwedt, das zu DDR Zeiten wegen seiner Hässlichkeit und als Endpunkt einer Pipeline aus der UdSSR bekannt war. Den späten Besuchern präsentierte sich eine aufgeräumte, begrünte Stadt mit gehübschten Plattenbauten und einer attraktiven Fußgängerzone, auf deren Dächern sich Störche ihre Nachtgrüße zuklapperten.

Getrennt, doch mit schmalen Wasserarmen verbunden, ziehen Ostoder und Westoder nach Stettin. Eine Eisenbahnbrücke zwang das flache Flussschiff zum Warten, hob sich erst nach dem Passieren eines Güterzugs, die MS SANS SOUCI  machte von Süden kommend vor dem Stadtkern fest, kurze Wege versprechend. Verblüfft stellten wir fest, dass wir nach zwei Tagen Fahrt durch Kanal und Fluss vollkommen entspannt waren, ohne Hast von Bord gehen und beim Kaffee im 22. Stock eines Hotels in der Altstadt eine gelungene Entschleunigung feiern konnten. Wir genossen eine gemächliche Reise.

 

Weiter zu den Inseln

Von Stettin nach Wolgast in frischem Wind übers Stettiner Haff und den Peenestrom, endlich Meerähnliches und dann wieder Enge. Die Reste der Karniner Brücke sind

ein Denkmal im Wasser. Auf der Bahnstrecke von Berlin nach Swinemünde ließ sich in den dreißiger Jahren bis zum Ende des Krieges der Mittelteil der Brücke absenken, wenn ein Zug passieren sollte. Die deutsche Wehrmacht sprengte 1945 die Brücke, das Mittelsteil blieb stehen und ist heute Zeichen für den Wunsch, wieder eine Bahnverbindung zwischen Berlin und Usedom herzustellen.

Von Wolgast aus nach Usedom – was soll man sagen, Haufen Volks, ein Bad neben dem anderen, lange Stege ins Meer, klassische Bäderarchitektur aller Orten, 42 Kilometer Sandstrände. Regen drohte, auf der Uferpromenade zwei Kilometer durch die Kaiserbäder wandern oder lieber im Bus zum Treffpunkt fahren? Wir schlichen im Stau auf der einzigen Straße, nahmen die Wanderer auf und spazierten abends durch Wolgast. Da gab es einen stillen Hafen, Restaurants luden ein, ein Schooner aus Finnland mit Heimathafen Turku lag vor ein paar Yachten. Vorm Zubettgehen ein Glas Rotwein an Bord – ja, Wolgast gefiel uns, Usedom war ob der Fülle nicht unsere Insel.

Bei Rügen waren wir skeptisch. Wir legten um halb sechs Uhr morgens ab, so leise, dass niemand an Bord es merkte, und machten im Hafen von Lauterbach fest, südlich von Putbus, den wohl nur ein Kenner wie Kapitän Grunewald ausmachen konnte. Mit dem Bus nach Mönchgut in den Süden der Insel.

Wir lobten, wer den Mut besessen hatte, die viele Alleen der Insel nicht von ihren Bäumen zu befreien. Felder und Wasser trafen sich harmonisch, unter blauem Himmel blühten weiße Wolken, schmucke Dörfer, Straßen, die – anders als auf Usedom – auch Umwege erlaubten, Binz, geschäftig, einladend.

Putbus mit seinem „Circus” stand zwar nicht auf dem Programm, wurde aber für einen kurzen Stopp doch angesteuert. Die einzigartige Anlage ist ein Rondell aus weißen, klassizistischen Bauten, um einen Obelisken geordnet. Wir begriffen mit der Kamera in der Hand, warum Irene Fehrmann keinen Stopp eingeplant hatte. Die ganze Anlage ist nur aus der Luft richtig zu fotografieren. Also ließen wir’s beim Ausschnitt.

Kap Arkona und die Kreidefelsen waren später angesagt. Sie erreichten wir mit der NORDWIND von Sassnitz aus, immer noch ein Fährhafen, weniger einer für Fischer oder Badegäste. Wieder glühten Kameras. Der Skipper der NORDWIND wusste aus DDR-Tagen Haarsträubendes zu berichten. Nur die Fähren nach Schweden, eine schwedische, eine ostdeutsche, durften in Sassnitz frei ein- und auslaufen. Die Fischer brauchten eine Sondergenehmigung, wurden gut bewacht und durften keine Fotos der Ufer machen, denn schließlich waren die weltberühmten Kreidefelsen Staatsgrenze der DDR, die auf kein Bild gebannt werden durfte.

 

Zum Grab des großen Dichters

Hiddensee, die dritte Insel, war autorfrei, wir zuckelten auf zwei pferdegezogenen Planwagen von Vitte, wieder so einem „Grunewald-Hafen”, ins nächste Dorf, Kloster. Wenn sich in Usedom einst (und heute wieder?) das mondäne Berlin traf, dann auf dieser Sandinsel westlich von Rügen das Berlin der Künstler. Gerhart Hauptmann machte den Anfang, schrieb hier heute fast Vergessenes, lud Freunde ein, sein Weinkeller war legendär. Und dann machten sie alle Urlaub auf Hiddensee oder ließen sich hier sogar in eigenen Häusern nieder: Thomas Mann, Albert Einstein, Berthold Brecht, Käthe Kruse, Asta Nielsen.

Auf dem Friedhof der Inselkirche in Kloster schmückt ein gewaltiger Stein das Grab des Schlesiers. Gerhart Hauptmann liest man, mehr schien ihm wohl nicht nötig, keine Lebensdaten. Fast winzig davor ein Stein, der an seine Frau erinnert, mit Lebensdaten. Auch im Tode sollte sie dem Meister wohl zu Füßen liegen. Die Pferde trabten zurück, im Hafen von Vitte lag unser Schiff, wir sahen von Bord aus noch einmal den Wasserweg zur Insel. Er war gewunden, die Fahrrinne gut ausgetonnt, aber schmal, nicht sehr tief, flache Inseln bildeten sich gerade neu.

 

Ins Fischland

Manchmal sind Busse doch nicht so gut für Ausflüge geeignet. Prerow, auf der Halbinsel Darß im Fischland, ist ein Dorf, in dem sich einst viele Kapitäne niedergelassen hatten. Wir kannten es von einem Besuch gleich nach der Wende. Ihren Lebenserfolg zeigten die alten Kapitäne durch Türschmuck, mit Schnitzwerk versehene Türen wurden bunt bemalt und unterschieden sich von Haus zu Haus. Selbst in den Tagen der Mangelwirtschaft der DDR gab es hier immer genug Farbe, solch traditionelle Schönheit weiter zu pflegen. Sie begeisterte Besucher.

Mit einem PKW hätte man heute zu Fotoaufnahmen leicht halten können, ein Bus mit 40 Besuchern braucht mehr Platz. Und so blieb’s beim Hingucken und bei huschenden Bildern aus langsamer Busfahrt. Weiterer Eindruck eines Wiedersehens nach über zwanzig Jahren: Es ist alles viel dichter bebaut und enger geworden. Ahrenshoop ist immer noch ein Künstlerdorf mit vielen Galerien und reger kultureller Tätigkeit. Die DDR-Bonzen von einst, die sich hier hinter Büschen und hohen Hecken ihre Datschen leisteten, sind lange verschwunden, ihre Häuser stehen noch immer.

 

Vom leiblichen Wohl

Im Sommer wird es dort auf der MS SANS SOUCI , wo Marc Forsythe und seine Brigade arbeiten, manchmal bis zu fünfzig Grad warm. Wieder überraschte uns, wie klein auf Flussschiffen eine Bordküche ist, die über hundert Personen versorgen kann. Fünfmal am Tag gab es zu essen in einer Auswahl, die unserem Gaumen gefiel, doch unser Gewicht nicht erhöhte. Wie auf Flussschiffen üblich, musste man sich beim Frühstück für den Hauptgang von Mittag- und Abendessen entscheiden. Das spart Arbeit – und Abfall.

Für die Weinkarte verantwortlich war der Herr des Schiffes selber, für sympathische Preise und eine runde Auswahl aus allen Kontinenten. Sächsisches Bier gab es gleich in vier Gläsergrößen, von 0,2 bis 0,5 Litern, und der Aquavit hatte immer die nötige Eiseskälte. So kam er auch von oben aus der Bar nach unten ins Restaurant, Barkeeper Jan war auf allen Decks zuhause und kannte seine Besteller schnell.

Als beim Captain’s Dinner die schon legendäre Eisbombe im Licht von Wunderkerzen und blitzenden Kameras hereingetragen wurde, gab es anhaltenden Beifall für Küche und Service.

 

Strahlend am Sund

Wir waren noch nicht da, da wussten wir schon, dass diese alte Hansestadt mit der Betonung auf der ersten Silbe ausgesprochen wird wie STRALsund. Ihr Wappen zeigt auf rotem Grund ein weißsilbernes Tatzenkreuz und die weißsilberne Spitze eines Pfeils, den man im Mittelalter noch Strahl nannte. Heute würde das Stadtwappen wohl eher eine Brücke zieren, die die Stadt mit der Insel Rügen verbindet, so hoch, dass Seeschiffe sie passieren können.

Wer die Altstadt, seit 2002 Unesco Welterbe, genießen will, muss sich Zeit nehmen und am besten einen Führer, der erhellende Anekdoten dort erzählen kann, wo das Ereignis sie zeugte. So etwa die Stelle, an der man Schill ermordete, den Führer einer Freischar gegen Napoleon. Nach dem Bürgermeister, der mit der Stadtkasse verschwand und wieder kam und wieder eingesetzt wurde, ist ein Haus benannt. Schweden, zu dem die Stadt bis 1815 gehörte, ist noch sehr sichtbar. Und in der großen Kirche gibt es für Großkopferte aller Couleurs, Staatsgäste und Regierungsmitglieder, eine Bank, die mit Stoff gepolstert ist, mit dem man anderorts Billardtische bespannt.

Das Stralsunder Bier war einst in der ganzen Hanse berühmt, der Köhm dazu ebenfalls. Im Hafen lag die GORCH FOCK I, die ursprüngliche, als Anschauungsmaterial für eine Dreimastbark. Schon von weitem grüßte zwischen den großen Speichern das Ozeaneum. Und da hatte es doch kürzlich zwischen den Anbietern von Pommes und Bratfischen Streit um die besten Plätze gegeben, die mit Keilereien und Abfackeln von Kuttern endete und von der Stadt entschieden wurde. Jetzt liegt im Wasserlauf vor der Stadt nur noch ein Kutter mit einem Angebot – basta, das war’s.

Oh ja, es hätte so weiter gehen können. Die Neugier auf Stralsund ist noch lange nicht gestillt. Unsere weisen Tischnachbarn hatten klug entschieden, zwei Tage für die Stadt an diese Reise zu hängen. Wir wollen noch mal hin.

 

Vom Leben nach der Saison

Warum nicht mit Peter Grunewald und seiner MS SANS SOUCI? Er wird sie wieder für solche Reisen an TransOcean verchartern und den geliebten Norden auch in den nächsten Jahren anfahren. Rhein und Donau sind sein Fall nicht, er nennt sie Rennbahnen.

Nach Saisonende fährt er mit dem Schiff ein Stück elbaufwärts und legt es an der Saale in Mukrena fest. Dort werden notwendige Renovierungen ausgeführt, aber auch Umbauten vorgenommen. Eine Wasserkläranlage an Bord schwebt dem Kapitän vor, sie würde den Platz einer Kabine einnehmen oder den Fitnessraum, der auf  kaum einer Reise genutzt wird. Bisher wird graues Wasser über Schläuche an Land entsorgt.

Solche Um- oder Einbauten dürften den laufenden Betrieb kaum stören. Denn auch im Winter ist die MS SANS SOUCI nicht arbeitslos. In Mukrena liegt sie als Hotelschiff, auf dem man übernachten und Feste feiern kann. Und sicher nicht die schlechtesten, wie man als TransOcean-Gast erfahren hat. TransOcean Kreuzfahrten

Die MS SANS SOUCI  wurde im Jahr 2000 bei Grave in Holland als Flussschiff gebaut. Sie ist 82 Meter lang, 9,50 Meter breit, hat 1,20 Meter Tiefgang und kann in
42 Außenkabinen bis 82 Passagiere befördern, die von einer 22-köpfigen Crew betreut werden.Die MS SANS SOUCI  wurde im Jahr 2000 bei Grave in Holland als Flussschiff gebaut. Sie ist 82 Meter lang, 9,50 Meter breit, hat 1,20 Meter Tiefgang und kann in

42 Außenkabinen bis 82 Passagiere befördern, die von einer 22-köpfigen Crew betreut werden. Foto: Jürgen Saupe

 

Ein Raddampfer an Land an der Alten Oder. In Oderberg ist die RIESA zu einem Schiff geworden, auf dem viel gefeiert wird. Oderberg liegt am östlichen Rand des Eberswalder Urstromtales, am Rand des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin und am nördlichen Rand des Oderbruchs. Ein Raddampfer an Land an der Alten Oder. In Oderberg ist die RIESA zu einem Schiff geworden, auf dem viel gefeiert wird. Oderberg liegt am östlichen Rand des Eberswalder Urstromtales, am Rand des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin und am nördlichen Rand des Oderbruchs.

 

Das alte und das im Bau befindliche neue Schiffshebewerk in Niederfinow. Zum Schleusen wurde das Sonnendeck der MS SANS SOUCI „flach gemacht”.Das alte und das im Bau befindliche neue Schiffshebewerk in Niederfinow. Zum Schleusen wurde das Sonnendeck der MS SANS SOUCI „flach gemacht”.

Gemächlich gleitet die MS SANS SOUCI durch den Oderkanal von 1788, durch den die Oder begradigt wurde.Gemächlich gleitet die MS SANS SOUCI durch den Oderkanal von 1788, durch den die Oder begradigt wurde.

 

Ohne Notizbuch und Kamera kann er nicht reisen: Dieter Bromund bei der Arbeit auf  dem Sonnendeck.

Ohne Notizbuch und Kamera kann er nicht reisen: Dieter Bromund bei der Arbeit auf  dem Sonnendeck.

 Die neue Philharmonie in Stettin ist grellweiß. Im Hintergrund das ehemalige Schloss der pommerschen Herzöge.

Die neue Philharmonie in Stettin ist grellweiß. Im Hintergrund das ehemalige Schloss der pommerschen Herzöge.

In Stettin erinnert das alte Stadttor an preußische Zeiten und Könige.

In Stettin erinnert das alte Stadttor an preußische Zeiten und Könige.

Als Denkmal im Wasser erinnert die Karnin Brücke an die Zeit, als Berlin und Swinemünde noch durch die Bahn verbunden waren. Nur die Hebebrücke blieb nach dem Krieg erhalten.Als Denkmal im Wasser erinnert die Karnin Brücke an die Zeit, als Berlin und Swinemünde noch durch die Bahn verbunden waren. Nur die Hebebrücke blieb nach dem Krieg erhalten.

Stege sind ein Kennzeichen für Ostseebäder, und obwohl sie ...Stege sind ein Kennzeichen für Ostseebäder, und obwohl sie ...

 

 keine Brücken sind, werden sie Seebrücken genannt.

... keine Brücken sind, werden sie Seebrücken genannt.

Kurhaus und Strandhotel in Binz auf Rügen.Kurhaus und Strandhotel in Binz auf Rügen.

Von der Nock aus steuert Kapitän Grunewald seine MS SANS SOUCI an den Liegeplatz in Stralsund.

Von der Nock aus steuert Kapitän Grunewald seine MS SANS SOUCI an den Liegeplatz in Stralsund.

Als Stralsund zu Schweden gehörte, zeigte das Stadtwappen den nordischen Löwen und den pommerschen Greif.

Als Stralsund zu Schweden gehörte, zeigte das Stadtwappen den nordischen Löwen und den pommerschen Greif.

 

Welterbe: Im Hintergrund die Nikolaikirchtürme und vorne der Rathausgiebel in der Hansestadt Stralsund.

Welterbe: Im Hintergrund die Nikolaikirchtürme und vorne der Rathausgiebel in der Hansestadt Stralsund.

 Leere, unendlich lange Strände laden an der Ostseeküste Gäste ein: „MeckPomm” ist neuerdings das beliebteste Ferienland der Deutschen.

Leere, unendlich lange Strände laden an der Ostseeküste Gäste ein: „MeckPomm ist neuerdings das beliebteste Ferienland der Deutschen.

In Büsche gekuschelt und von Windflüchtern beschützt liegt das Ferienhaus zwischen den Dünen am Rand der See.

In Büsche gekuschelt und von Windflüchtern beschützt liegt das Ferienhaus zwischen den Dünen am Rand der See.

Überall in Mecklenburg-Vorpommern zu finden sind schattige Alleen mit ihren alten Bäumen.

Überall in Mecklenburg-Vorpommern zu finden sind schattige Alleen mit ihren alten Bäumen.

Wer die Insel Hiddensee besucht, wird mit Pferdewagen befördert. Autos gibt es nur für den Arzt und die Feuerwehr.

Wer die Insel Hiddensee besucht, wird mit Pferdewagen befördert. Autos gibt es nur für den Arzt und die Feuerwehr.

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