THE AMERICAN WAY OF LIFE   AUSGABE 3/2013
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Da liegt sie, die beeindruckend große CARNIVAL MIRACLE mit ihrer Gesamtlänge von 294 Metern und einer Breite von 32 Metern.

Da liegt sie, die beeindruckend große CARNIVAL MIRACLE mit ihrer Gesamtlänge von 294 Metern und einer Breite von 32 Metern.
   

Vincent-Manuel Bury

Einmal Bahamas und zurück mit CARNIVAL MIRACLE

Beobachtungen auf einem amerikanischen Riesendampfer

Manhattan 12 Uhr mittags: Das Taxi schlägt sich im – so typisch – dichten Verkehr durch die berühmten Häuserschluchten des Big Apple zur Pier 88 und plötzlich erscheint eine bunte Wasserrutsche in 30 Metern Höhe. Da liegt sie, die beeindruckend große CARNIVAL MIRACLE mit ihrer Gesamtlänge von 294 Metern und einer Breite von 32 Metern.

Das letzte Schiff der sogenannten „Spirit-Klasse” wurde in der finnischen Kvaerner Masa Werft gebaut und ist seit ihrer Taufe am 24. Februar 2004 auf regelmäßigen Touren in die Karibik unterwegs.

 

Farbenfrohe Einschiffung

Der ersten Blick über die knapp 85.000 BRZ lässt einen tadellosen Zustand vermuten und auch das Einchecken der 2500 Passagiere verläuft professionell organisiert und ohne große Verzögerungen. Kaum hat man die Schiffsplanken der MIRACLE betreten, wird man schon in eine äußerst farbenfrohe Lobby geführt, wobei die Aufmerksamkeit sofort auf die drei gläserne Fahrstühle gelenkt wird. Um die kurze Wartezeit bis zum Bezug der Kabinen zu überbrücken, gibt es Sekt und eine erste Orientierung im Tagesprogramm und Decksplan.

Ein paar Minuten später stehen wir in einer großzügigen, wenn auch mit einigen Gebrauchsspuren versehenden, Kabine mit zwei Einzelbetten, Couch und Tisch sowie einem gemütlichen Balkon, auf dem mühelos beide Stühle plus ein Tisch Platz finden.

Das Badezimmer entspricht allen Anforderungen der 4-Sterne-Kategorie und die Duschkabine bietet ein überdurchschnittliches Platzangebot; nur die sehr blaue Farbgebung der Fliesen bleibt auch in den nächsten Tagen ein Stich in den Augen.  

 

Wer tanzt, der bleibt

Dass das Carnival-Motto „Fun for all and all for Fun” auf diesem Schiff wirklich erfüllt wird, zeigt sich sofort beim Auslaufen aus New York. Während draußen im Sonnenuntergang die Südspitze Manhattans sowie die Freiheitsstatue vorbeizieht, bietet sich im halbüberdachten Poolbereich die erste Gelegenheit mit dem hauptsächlich britischen Entertainmentteam eine Tanzeinlage auf die Bretter zu legen.

Nachdem die Skyline außer Sichtweite ist, wird es Zeit für das erste Dinner im Hauptrestaurant „Bacchus”. Wer nicht ganz leger im Buffetrestaurant speisen möchte, sondern sich dem jeweiligen Tagesdresscode anpasst, dem wird dort in erster oder zweiter Sitzung ein Drei-Gänge-Menü serviert. Die Atmosphäre ist bunt und der Tatsache geschuldet, dass bis zu 1.200 Mitreisende gleichzeitig speisen, leider auch ziemlich laut. Unsere sehr freundliche Tisch-Kellnerin schafft allerdings von der ersten Minute an eine persönliche Wohlfühlumgebung.

 

Süße Träume

Wie auch in den kommenden Tagen wurde die Kabine und das Bett dem Aufdeckservice unterzogen und eine kleine Tafel Schokolade verführt zu süßen Träumen. Mit professioneller Routine und Herzlichkeit begrüßt einen der „Cabin Steward” am nächsten Morgen auf dem Weg zum Frühstück und bei der Rückkehr auf die Kabine ist alles schon wieder sauber hergerichtet. Auch während des Tages bietet er sich als schnelle und unkomplizierte Kontaktmöglichkeit für kleine und größere Probleme. Durch die Kurzwahltaste am Kabinentelefon oder einfach im Gang ist er schnell zur Stelle, ohne dass der Gast einen Gang und längere Wartezeiten an der Rezeption in Kauf nehmen muss.

 

Essen ohne Unterbrechung

Für den Weg entlang der Ostküste bis nach Florida benötigt die MIRACLE zwei Seetage, welche allerdings wie im Fluge zu vergehen scheinen. Kaum hat man sich von seinem frisch zubereiteten Omelett im Buffetrestaurant erhoben, so bietet sich schon die erste Möglichkeit zum Trivia-Quiz in einer der sieben Bars, wobei das mit etwa 95 Prozent an Bord vertretene Publikum aus dem Heimatland der Reederei deutlich im Vorteil ist. Europäer findet man überhaupt nur wenige unter den Mitreisenden, demzufolge ist die Einrichtung der öffentlichen Bereiche sowie das Speisenangebot mehr auf den amerikanischen Geschmack zugeschnitten. Dies ist aber bei einer 24-Stunden geöffneten Eis- oder Pizzabar nicht immer von Nachteil und erfreut vor allem die jüngeren Gäste sehr.  

 

Adults only

Wer sich ein bisschen frische Seeluft um die Nase wehen lassen möchte, fernab von Fremdbeschallung ein Buch lesen oder einfach mal die Gedanken schleifen lassen möchte, ist in der „Serenity-Lounge” ein willkommener Gast. Dieser Bereich, welcher auf dem höchsten Deck achtern gelegen ist, wird ausschließlich Passagieren über 21 Jahren vorbehalten und lädt mit Liegemuscheln sowie Hängematten zum gemütlichen Verweilen ein. So fällt es nicht gerade leicht, wenn einen doch der Hunger überkommt, die Hängematte aufzugeben und eines der Restaurants aufzusuchen.

Um allen Passagieren und Geschmäckern gerecht zu werden, bietet das große Buffetrestaurant „Horatio” eine breite Auswahl, welche von asiatischen Kreationen über eine große, frische Salatbar bis nach Wunsch zubereiteten Sandwichs reicht. Wer sein Frühstück, einen Zwischengang oder jede andere Mahlzeit lieber im Bademantel auf der Kabine zu sich nehmen möchte, wird auf der inkludierten und ganztägig verfügbaren Roomservicekarte fündig. Für Liebhaber eines saftigen Steaks bietet sich zudem die Möglichkeit, abends einen Tisch im Spezialitätenrestaurant zu reservieren. Gegen einen Aufpreis von 35 Dollar pro Person diniert man unter Panoramafenstern auf dem obersten der 14 Decks. 

 

Fun for Gala and Gala for Fun

Die festliche Garderobe an zwei Abenden der Kreuzfahrt wird sehr ernst genommen, nicht zuletzt um vor einem der vielen Hintergrundmotiven zum Foto-Portrait zu posieren und eine bleibende Erinnerung schießen zu lassen. Das festliche Dinner im Anschluss kann mit guter Qualität und großen Portionen glänzen; für ein bisschen Sport zwischendurch sorgt eine Tanzeinlage des Restaurantpersonals, bei der die Motivation zum Mittanzen nicht lange ausbleibt, das ist eben "Fun for all and all for fun”.

Nach dem Dinner heißt es Showtime im großen, sich über drei Decks erstreckenden Theater. Die exklusiv für Carnival-Schiffe einstudierten Stücke brillieren jeden Abend durch ein erstklassiges Orchester und Live-Gesang des Showesemble. Zum Feiern bis in die Morgenstunden lädt im Anschluss der Nachtclub mit Evergreens und aktuellen Songs aus den Charts ein.  

 

Endlich Sonne

Am kommenden Morgen strahlt die Sonne Floridas durch die Balkontür und die Palmen an der Pier von Port Canaveral runden das Bild und das so sehnlich erwartete Sommergefühl ab. Die Abfahrt zu den Landausflügen ist routiniert und gut organisiert und so fahren weit mehr als die Hälfte der 2.500 Mitreisenden nach Disneyworld oder ins Kennedy Space Center, welches aufgrund seiner Größe schon vom Schiff in der Ferne zu erspähen ist.

Wer es ein bisschen naturverbundener, aber in keinem Fall weniger aktiv möchte, bucht eine Kajak-Tour. Im Sommer um Längen wärmer, lässt es sich zur „Winterzeit”  angenehm auf dem Wasser aushalten.

 

Die fantastische Tour führt uns durch fast unberührte Natur zu einer kleinen, unbewohnten Insel. Unter äußerst fachkundiger Anleitung des Guides wird die Flora und Fauna sowie kleine Meeresbewohner zum Anfassen nah gebracht.

Sanfte Küsse

Mit allen Passagieren wieder an Bord und ohne Verspätung sticht die MIRACLE gen frühen Abend Richtung Inselgruppe der Bahamas in See. Der erste Stop führt uns in die Hauptstadt Nassau, welche auf der Insel New Providence gelegen ist. Schnell wird einem bewusst, welches hier die Haupteinnahmefaktoren der Region sind: Diamanten und Kreuzfahrtpassagiere, von denen wohl auch wiederum viele das Diamantengeschäft beleben. Beim Ansteuern gegen 10.00 Uhr morgens fragt man sich allerdings, wo unser wahrlich nicht kleines Schiff noch Platz finden soll zwischen zwei weiteren Carnival- und jeweils einem Celebrity-Schornstein sowie einem von Norwegian Cruise Line.

Doch es scheint dem kleinen Hafenterminal nichts auszumachen und so strömen rund 12.000 Menschen bei bestem Karibikwetter in die Innenstadt der knapp 250.000 Menschen zählenden Stadt. Die historischen Highlights wie die „Queens Staircase” und alte Festungen aus frühen Piratentagen sind durchaus lohnenswert, doch wieder einmal zieht der Funfaktor und mit ihm die größte Touristenattraktion des Landes, die Hotel- und Resortanlage Atlantis, die Meisten in ihren Bann.

In der untergehende Sonne zwischen den Türmen des Atlantis-Hotels macht sich die MIRACLE am Abend fertig zum Auslaufen zu einer der flächenmäßig größten Insel der Bahamas. Die Entfernung zwischen Nassau und Freeport beträgt nur 120 Seemeilen und so steuern wir früh die Pier an. Die Insel präsentiert sich mit einem sehr gepflegten und weit weniger touristischen Bild als Nassau. Dieses Gefühl verstärkt sich, als beim 360 Grad Blick auf dem „Sun Deck”, kein weiterer Schornstein entdeckt werden kann. Die breiten Straßen, Felder und Dünen wirken beruhigend und schnell wird klar, warum es in Freeport keine Verkehrsampeln gibt; der Verkehr ist einfach zu gering und so lohnt sich eine Fahrradtour am Vormittag doppelt. 

Anschließend wartet ein besonderes Highlight dieser Reise: Das Schwimmen mit Delphinen, welche in einer mit dem Ozean verbundenen Lagune munter, aufgeweckt und alles andere als menschenscheu leben. Unter den wachsamen Augen der Instruktoren werden allerlei Besonderheiten und Eigenschaften dieser faszinierenden Säugetiere erläutert. Die Delphine genießen die Aufmerksamkeit sichtlich, behalten aber ein wachsames Auge, wer den Instruktoren am besten zuhört. Als Belohnung wartet ein feuchter, aber gleichwohl liebevoller Delphinkuss. 

Leider muss man sich am frühen Nachmittag wieder von den neu gewonnenen Freunden und den Bahamas verabschieden, denn die MIRACLE begibt sich wieder auf den Weg nach New York.

 

Und wieder zurück entlang der Ostküste

Kaum ist der „Ausflugsstress” der vergangenen Tage gewichen, hat man wieder alle Zeit, sich dem Bordleben hinzugeben. Kurz nach dem Verlassen von karibischen Gewässern, wird es schnell wieder kalt und ungemütlich vor den Balkonfenstern und somit bleibt man nicht lange allein bei allen Indoor-Aktivitäten und auch scheint es, dass die Konkurrenz bei Quiz und Sport stärker geworden ist.

Das Angebot an Sportkursen und Wellnessbehandlungen im modernen Spa-Bereich ist groß und auch die Aussicht über den Bug verhilft zu größeren Leistungen an sowie auf den Geräten.  

Natürlich darf auch ein ausgiebiger Besuch der bordeigenen Shops nicht fehlen, wo sich von Parfum über Uhren bis zu typischem Schiffsmerchandise für jeden Geschmack und Geldbeutel ein passendes Souvenir finden lässt. Vielleicht ist es auch die gelungene Präsentation des Schmucks, was so manchen Mitreisenden allabendlich in das äußerst großzügig und zentral gelegenen Casino mit seinen unzähligen Automaten, aber auch allen klassischen Tischvarianten lockt.

 

Offizieller Fototermin

Das Installieren ihrer Ausrüstung an strategisch gut gewählte Position sowie die deutlich spürbare Leere im Schiff verrät uns, dass der letzte Gala-Abend bevorsteht. Nachdem „offiziellen Fototermin”, dürfen wir Surf and Turf im Bacchus-Restaurant genießen, unterbrochen nur von einer Tanzeinlage zu YMCA, der man aber – nun schon gut trainiert – voller Freude beiwohnt.

Am Morgen ist die MIRACLE mittlerweile wieder in wilderen Gewässer unterwegs und die Seekarte bestätigt, dass unser Ausgangshafen nun nicht mehr sehr weit entfernt ist. Noch einmal kann man wählen zwischen Erholung oder wie das Tagesprogramm es beschreibt „Fun at Sea” und die Reise in Gedanken Revue passieren lassen. Bei der letzten Party der Reise, die aufgrund der Wetterlage vom Pooldeck ins Atrium verlegt wurde, reihen sich auch noch einmal die Schiffsoffiziere auf und zum endgültigen Ausklang lädt im Anschluss noch der Nachtclub „Dr. Frankensteins Lab” ein.

 

Amerikanisches Trinkgeld

Bei der Abreiseabwicklung stellt Carnival noch einmal souverän unter Beweis, dass sie diese Reise wöchentlich absolvieren. Die Rechnung über alle Umsätze mit der bunten Bordkarte findet über Nacht den Weg in den kleinen Kabinenbriefkasten. Für Nicht-Amerikanische Gäste könnte es jedoch ungewohnt sein, dass bei allen Getränkebestellungen eine verpflichtende Servicegebühr von 15 Prozent sowie ein generelles Trinkgeld über 15 US-Dollar pro Person und Tag erhoben wird, welchem nur ab dem 3. Reisetag durch persönliches Erbeten an der Rezeption entgangen werden kann.    

Das Aufrufen der Gäste nach Decks und Transferzeiten erleichtert die Einreisekontrolle, welche somit schnell und unkompliziert durch die amerikanischen Behörden im Atrium abgewickelt werden kann. Nach einem kurzen Gang durchs Hafenterminal erkennen wir schnell unseren Koffer und finden uns in einem gelben Taxi wieder. Beim Verlassen des Hafengeländes sehen wir noch einmal die Wasserrutsche zwischen hohen Fassaden; leider verhinderte entweder Wind oder zu kalte Außentemperaturen unser „persönliches Wahrzeichen” einmal auszuprobieren.  

 

Infos über Schiff und Reiseroute

CARNIVAL MIRACLE, Baujahr 2003/2004; Indienststellung 17. Januar 2004; Bauwerft Kvaerner Masa Yards AB, Helsinki, Finnland; Reederei Carnival Cruise Lines;

BRZ 85.842; Länge (über alles) 292,50 m; Breite 32,20 m; Tiefgang maximal 7,8 m; Passagiere maximal 2.124; Besatzung 934; Maschinen 2 x ABB „Azipod” VO 2300 mit einer Leistung von 35.200kW (47.859 PS); Geschwindigkeit maximal 24 kn (44 km/h); Propeller 2 x 4-Blatt-Festpropeller; Stabilisatoren ja, Hospital ja; Bordsprache Englisch; Bordwährung US-Dollar (alle gängigen Kreditkarten werden akzeptiert); Heimathafen Panama.

Reiseroute: New York, Manhattan Pier – zwei Seetage – Port Canaveral, Florida, USA – Nassau, Bahamas – Freeport, Bahamas – zwei Seetage – New York (8 Tage).

Die CARNIVAL MIRACLE wird ab Frühjahr 2013 hauptsächlich nach Alaska fahren und im Winter 2013/2014 über Hawaii wieder Kurs Richtung Süden und die Mexikanische Riviera nehmen. Die Route New York-Bahamas-New York übernehmen Schwesterschiffe. Zusätzlich werden weitere Routen mit Schiffen der Reederei ab/bis Fort Lauderdale in die Karibik angeboten. www.CarnivalCruiseLines.de

 Plötzlich erscheint eine bunte Wasserrutsche in 30

Metern Höhe.

Plötzlich erscheint eine bunte Wasserrutsche in 30

Metern Höhe.

Das letzte Schiff der sogenannten „Spirit-Klasse” wurde in der finnischen Kvaerner Masa Werft gebaut und wurde am 24. Februar 2004 getauft.Das letzte Schiff der sogenannten „Spirit-Klasse” wurde in der finnischen Kvaerner Masa Werft gebaut und wurde am 24. Februar 2004 getauft.

Bei der Ausfahrt aus New York passiert die MIRACLE die Freiheitsstatue.Bei der Ausfahrt aus New York passiert die MIRACLE die Freiheitsstatue.

 

Beim Sektempfang in der Lobby.Beim Sektempfang in der Lobby.

Nach zwei Seetagen können die MIRACLE-Passagiere am Strand bei Port Canaveral die Sonne Floridas genießen.Nach zwei Seetagen können die MIRACLE-Passagiere am Strand bei Port Canaveral die Sonne Floridas genießen.

Brunnen vor der Vorderseite des Hotel Atlantis in Nassau, Bahamas.Brunnen vor der Vorderseite des Hotel Atlantis in Nassau, Bahamas.

Im Park vor dem Rathaus in Nassau auf den Bahamas.

Im Park vor dem Rathaus in Nassau auf den Bahamas.

Freeport: Schwimmen mit Delphinen, die aufgeweckt und alles andere als menschenscheu sind.Freeport: Schwimmen mit Delphinen, die aufgeweckt und alles andere als menschenscheu sind.

Strand bei Nassau auf den Bahamas.

Strand bei Nassau auf den Bahamas.

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