AUSGABE 2/2012
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Foto: PPM Pressedienst Pospiech Maritim, Rhauderfehn Am Anleger in Norddeich ist ein „Kommen und Gehen”.

   

Peter Pospiech Mit Frisia zu den ostfrisischen Inseln 140 Jahre Inselversorgung 

Tradition ist nicht das Anbeten der Asche, sondern das Weitertragen des Feuers. Im besten Sinne dessen ist die „Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia” in Norddeich ein Traditionsbetrieb mit viel Feuer. Ein Blick in Vergangenheit und Zukunft.

Seit nunmehr 140 Jahren sind die Schiffe des Reedereibetriebes fester Bestandteil des Erscheinungsbildes der Ostfriesischen Inseln. Fünf kombinerte Kfz- / Personen-Fähren, drei reine Fahrgastschiffe und ein RoRo-Frachtschiff bedienen zur Zeit, im ganzjährigen Liniendienst, ab Norddeich die Inseln Norderney und Juist. Diese Aufgabe bildet seit ihrer Gründung das Kerngeschäft des Unternehmens. Die Frisia ist aber mehr als nur ein Fährbetrieb. Sie ist ein fester Bestandteil des Lebens in der Region Ostfriesland. Sie versorgt Norderney und Juist mit allen Dingen des täglichen Bedarfs einschließlich der Abfallentsorgung. Alle Dienstleistungen werden von den rund 180 Mitarbeitern der Reederei ganzjährig erbracht und bilden damit die Grundlage der Inselversorgung, die das Leben auf den Inseln erst möglich macht. Jährlich werden rund 10.500 Schiffsabfahrten, rund 1,9 Millionen Personen und 180.000 Fahrzeugbeförderungen nach Norderney sowie etwa 350.000 Personenbeförderungen zur autofreien Insel Juist durchgeführt.

Im Jahre 1797 erlangte Norderney den Titel des ersten deutschen Nordseebades. Die Anreise gestaltete sich aber in den ersten Jahren äußerst schwierig und lang. Schiffe legten nur von Bremen und Hamburg, mit Zwischenstop auf Helgoland, ab und erreichten Norderney oftmals erst nach Tagen.

Im Juli 1871 gründeten deshalb einige Kaufleute aus Norden und Norderney die „Dampfschiffs-Rhederei Norden”, bei der 23 Partner insgesamt 660 Parten zeichneten. Der Zwecks der neuen Reederei war: „den Verkehr nach den Inseln Norderney und Juist in geordnete Bahnen zu bringen”.

1872 wurde der erste Dampfer in Dienst gestellt und erstmals eine befestigte Landungsbrücke im Norderneyer Hafen errichtet. Aus anfänglicher Problemen, wie die Unzuverlässigkeit im Winter, sowie dem daraus resultierenden Unmut der Norderneyer Bevölkerung entstand eine Einstiegschance für Konkurrenten, und so wurde 1893 die „Norderneyer Dampfschiffsrhederei Einigkeit” gegründet. Der scharfe Konkurrenzkampf wurde jedoch später beigelegt und man arbeitete zusammen.

Der Konkurrenzkampf entbrannte 1906 erneut, als die „Neue Dampfschiffs-Reederei Frisia” ihren Betrieb aufnahm. 1909, nach Liquidation der „Norderneyer Dampfschiffsrhederei Einigkeit”, schlossen sich die beiden übrig gebliebenen Reedereien zu einer Betriebsgemeinschaft zusammen und fusionierten schließlich 1917 zur „Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia”.

Die beiden Weltkriege haben dem Unternehmen schwer zugesetzt, doch schon bald wurde mit der Erneuerung der Reedereiflotte begonnen. In den fünfziger und sechziger Jahren hat das Unternehmen ihren gesamten Fahrgastschiffspark erneuert und den gestiegenen Anforderungen des Inselverkehrs von heute angepasst und ältere Tonnage sukzessive ausgetauscht.

Die vielen Aktivitäten und Beteiligungen der Reederei zeugen von der engen Verbundenheit für die norddeutsche Küstenregion. Hier nur eine Auswahl der wesentlichen Unternehmen: Cassens Tours, FLN Frisia-Luftverkehr, LFH Luftverkehr Friesland-Harle, Wycker Dampfschiff-Reederei W.D.R., Schiffswerft Diedrich, OWT Offshore Wind Technologie.

Ein entscheidender Faktor bei allen Unternehmens-Aktivitäten ist, neben der Technik, der Mensch. Auch hier ist die Frisia gut vorbereitet. Die erfahrenen Besatzungen

 

kennen ihre Schiffe bis ins letzte Detail; sie wissen genau, welche Anforderungen Tide, Wind- und Wetterverhältnisse, Strömung oder der gesamte Schiffsverkehr im Nationalpark Wattenmeer stellen können. Kapitän der Doppelendfähre FRISIA IV, Andre Eilers: „Das Fahrtgebiet zwischen Norddeich und Norderney hat es in sich: die Fahrrinne ist teilweise sehr eng und außerdem, je nach Tide, sehr flach. Das bedeutet für uns erhöhte Aufmerksamkeit”.

Neben der Schiffssicherheit wird auch das Thema Umweltschutz groß geschrieben. Beispielsweise sind alle Schiffe mit einem umweltverträglichen Unterwasseranstrich versehen, alle Abwässer und Abfälle werden an Bord gesammelt und täglich an Land fachgerecht entsorgt. Während der alljährlichen Werftzeit wird jedes Schiff auf Herz und Nieren überprüft. Auch bei der Antriebstechnik wird umweltbewusst gehandelt: fuhr man früher schon mit schwefelarmen Kraftstoffen, wird nun der schwefelfreie Kraftstoff auf allen Schiffen verwendet.

Fred Meyer, Reedereisprecher: „Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber dem Nationalpark und Weltkulturerbe Wattenmeer bewusst und unternehmen erhebliche Anstrengungen, um den Schiffsbetrieb umweltverträglich zu gestalten. Wir beobachten die technische Entwicklung auf dem Markt und setzen vertretbare alternative Konzepte zur Abgaseinsparung oder Kraftstoffreduzierung zeitnah um”.

Über den Hafen Norddeich als Abfahrtshafen zu den Inseln Norderney und Juist werden jährlich rund 2,3 Millionen Fahrgäste befördert, damit ist Norddeich der drittgrößte deutsche Fährhafen für Passagierschiffe. Damit einhergehend sind leistungsfähige Schiffe und eine gute Infrastruktur an Land notwendig. Die Reederei arbeitet ständig an weiteren Verbesserungen der Serviceleistungen für die Passagiere ihrer Schiffe und investiert zum Beispiel kontinuierlich in ihre eigenen Schiffsanleger, seien es Reparaturen oder Erneuerungen.

Seit 1969 bietet die Reederei als Ergänzung zum Fährverkehr auch den noch schnelleren Verbindungsweg durch die Luft an. Ganz in der Nähe des Norddeicher Fähranlegers stehen auf dem Flugplatz der Tochtergesellschaft FLN fünf Maschinen für den Linienflugverkehr nach Juist bereit. Ganzjährig werden außerdem Bedarfsflüge auf alle ostfriesischen Inseln angeboten. So klein die FLN Frisia-Luftverkehr ist, so groß sind ihre Leistungen: bei pro Jahr rund 11.000 Starts und Landungen werden rund 50.000 Fluggäste befördert.

Neben der Hauptverwaltung auf der Insel Norderney verfügt Frisia auf der Insel Juist, Norderney und im Hafen von Norddeich über eigene große Betriebsstätten. Angeschlossen an den Werkstätten ist eine zertifizierte Wartungsstation für den alljährlichen Service an den Rettungsflössen der Schiffe.

In dem sich zur Zeit rasant entwickelnde Geschäft der maritimen Dienstleistungen für die entstehenden Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee hat sich die Reederei bereits frühzeitig einen Namen gemacht. Im vergangenen Jahr wurde das bestehende Geschäft unter dem Namen Frisia-Offshore in eigenständige Unternehmen ausgegliedert. Insgesamt werden hier zur Zeit vier Schiffe für unterschiedliche Aufgaben bereedert. Hinzu kommen neben Seetransportleistungen auch Angebote im Bereich Consulting.

Insgesamt sieht sich die Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia zur Zeit gut gerüstet für bestehende und zukünftige Aufgaben, um ihren Fahrgästen auch weiterhin einen hohen Servicestandard anbieten zu können. Zudem scheut sich das Unternehmen nicht, auch neue Wege zu gehen, beziehungsweise sich neue Geschäftsfelder im maritimen Bereich zu erschließen.

Foto:  PPM Pressedienst Pospiech Maritim, Rhauderfehn Der reedereieigene Fähranleger in Norddeich lässt sich bequem mit Bahn, Bus oder PKW erreichen.

Foto:  PPM Pressedienst Pospiech Maritim, RhauderfehnDie Doppelendfähre FRISIA IV lässt bis zu 60 PKW und 1.350 Personen zu. Die Fahrten mit den Schiffen ...

 

Foto:  PPM Pressedienst Pospiech Maritim, Rhauderfehn

... der Frisia sind wegen ihrer Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bei den Besuchern der Inseln sehr beliebt.

Foto: PPM Pressedienst Pospiech Maritim, RhauderfehnIm Stundentakt geht es zu den Inseln Norderney und Juist.

 

Foto:  PPM Pressedienst Pospiech Maritim, RhauderfehnKapitän Andre Eilers: „Das Fahrtgebiet hat es in sich …”

Foto: PPM Pressedienst Pospiech Maritim, Rhauderfehn
Die Fahrrinne ist schmal und dadurch wird teilweise das passieren der Fähren erschwert.

Foto:  PPM Pressedienst Pospiech Maritim, RhauderfehnDie Urlauber drängen auf die Fähre.

 

Foto:  PPM Pressedienst Pospiech Maritim, RhauderfehnAusschiffung auf Norderney.

Foto: PPM Pressedienst Pospiech Maritim, RhauderfehnManchmal wird es eng im Fahrwasser ...

Foto: PPM Pressedienst Pospiech Maritim, RhauderfehnNorderney von der Seeseite bei bestem „Kaiserwetter”.

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