Elegante Linien: Der weiße Schwan, erbaut als KUNGSHOLM, ist heute ein echter Klassiker

     

Text: Oliver Schmidt · Fotos: Markus Knoll

     




Sie trägt den Namen einer inzwischen betagten Dame, die aber mit einem Lächeln von ihrem roten Schornstein herabblickt, das jedermann fasziniert. Und einen treffenderen Namen hätte man ihr nicht geben können: Der als KUNGSHOLM 1966 in Dienst gestellten MONA LISA. Eine elegante Lady, ein weißer Schwan der Meere ist sie – und kann durchaus den einen oder anderen Trumpf ausspielen, den ihr kein modernes Schiff nachmacht. 30.000 BRZ für 730 Passagiere, ein hervorragendes Seeverhalten und die geräumigsten Kabinen, die ein Dreisterne-Schiff haben kann, vermögen manchen schon zu überzeugen.

Dabei realisiert der Passagier erst nach ein paar Tagen, was in der Old Lady wirklich steckt: Der wahre Grund für steigende Repeater-Zahlen ist die „Software“. Küche, Service und ganz besonders die Reiseleitung und das Show-Programm spielen manches Vier-Sterne-Schiff locker an die Wand.

 

Klassischer Cruise Liner

In seinen Jahren unter der Flagge der britischen Reederei P&O ist aus dem Liner ein Cruise-Liner geworden. Dabei hat das Schiff seinen vorderen Schornstein eingebüßt, was seiner schnittigen Silhouette jedoch keinen Abbruch tut. Die Positionierung im kleiner werdenden Segment der klassischen Kreuzfahrt schlägt sich auch im Routing nieder: Mit der MONA LISA kann man die Welt entdecken. Gerade die ungewöhnliche Vielzahl von „public areas“ macht sie zu einem idealen Schiff für lange Seestrecken. Auffallend ist, dass es großzügige Außendeck-Flächen für Sonnenrouten ebenso gibt wie verglaste Wintergärten für die Nordland-Saison.

Ein umlaufendes Promenaden-Deck hat die MONA LISA nicht, dafür aber zwei großzügige, offene Promenaden, deren Boden nach gutem Schifffahrts-Brauch mit Holzplanken belegt ist. Der Außenbereich teilt sich auf in äußerst weitläufige Flächen auf den stufig abfallenden Achterdecks sowie ein windgeschützt vor dem verbliebenen Schornstein positioniertes Atrium, in dem sich die Sonnenstrahlen fangen, der Fahrtwind aber draußen bleibt. Hier ist auch das Lido-Buffet, das die morgendliche und mittägliche Restaurant-Alternative darstellt, positioniert. Fest eingebaute Theken und Stationen im überdachten Buffet-Bereich machen eine professionelle Präsentation der Speisen möglich. Beide Außendeck-Bereiche verfügen über einen eigenen Swimming-Pool, im achteren Teil lädt ferner ein Whirlpool zum Verweilen ein. Beide Pools sind erfrischend temperiert, mit Meer-wasser gefüllt und groß genug, um einige Züge zu schwimmen. Der Whirlpool hat Badewasser-Temperatur. Nach Angaben der Kreuzfahrt-Direktion stehen auf den Decks 480 Sonnenliegen bereit, zuzüglich vieler Sitzgruppen mit Tischen und Stühlen. Das Atrium oben, die Promenadedecks und das abgestufte Heck sorgen auch stets für genügend Schattenplätze. Ein Deck oberhalb der Promenade kann man sich noch auf einer Aussichtsbrücke für Passagiere den Wind um die Nase wehen lassen und (beinahe) die gleiche Aussicht genießen wie der Kapitän.

Die Außenbereiche wirken insgesamt gepflegt und werden etwa durch den Aus-tausch der Bestuhlung, farblich passende Accessoires, neue Liegen etc. instand gehalten. Stets sind „dienstbare Geister“ damit beschäftigt, Rost zu entfernen und Anstriche zu erneuern. Was freilich bei einem älteren Schiff eine nicht enden wol-lende Aufgabe ist. Selbst im achteren Bereich jedoch lässt die bewährte Maschine, die die MONA LISA seit 1966 zuverlässig antreibt, mit ihren maximal 104 Umdrehungen keine spürbaren Vibrationen entstehen, Laufruhe und das Verhal-ten bei rauer See sind beispielhaft – bei über acht Metern Tiefgang kein Wunder!

 

Mein „kleines” Reich

Das ist hier so groß wie auf kaum einem anderen Schiff dieser Kategorie. Wie auf den meisten älteren Schiffen gibt es ungezählte verschiedene Kabinentypen, die meisten von ihnen aber sind an die 20 Quadratmeter groß und verfügen alle über einen separaten, kleinen Sitzbereich mit zwei Sesseln, Tischchen und Fernseher. Selbiges zeigt in europäischen Gewässern meist mehrere deutschsprachige Programme, drei bordeigene Spielfilme täglich, Dokumentationen über die Rou-ten der MONA LISA sowie die Bilder, die die Bug-Kamera einfängt. Dazu kommt noch ein Kanal, auf dem nach Vorbild der Monitore im Flugzeug die Route auf einer Karte und die wichtigsten Daten angezeigt werden. Die Außenkabinen haben Bullaugen, ab dem Aloha-Deck aufwärts Fenster. Selbst die Einzelkabinen überraschen mit dieser großzügigen Raumaufteilung. Aus der Transatlantik-Ära haben sich ein überaus großzügiges Maß an Schrankraum und reichlich Kleider-bügel herüber gerettet, das selbst die Gepäck-Unterbringung auf einer Weltreise problemlos macht. In einem der Schränke befindet sich ein (allerdings winziger), aber kostenlos nutzbarer Safe. Bademäntel können gegen eine Gebühr ausgelie-hen werden. Der Fön, neben dem Spiegel in der Kabine (nicht in der Nasszelle) positioniert, bietet einem Kabinenbewohner die Möglichkeit, das Bad zu benutzen, während der andere Haare trocknet. Die Nasszelle ist ebenfalls geräumig, verfügt über reichlich Stauraum in Griffhöhe und sogar eine Badewanne mit Handbrause und Duschvorhang. Eine Steckdose (2 Spannungen) ist ebenso vorhanden wie zwei Seifenspender am Waschbecken und in der Dusche. Die Aufteilung der Betten ist klassisch: Zwei Einzelbetten rechts und links an der Wand, die aller-dings nicht nur sehr weich sind, sondern den Ruhesuchenden in die Form einer Hängematte zwingen. Die Kreuzfahrt-Leitung versichert jedoch, durch Einlegen eines härteren Lattenrostes kurzfristig Abhilfe schaffen zu können, bevor der Orthopäde her muss. Alle Kabinen haben eine individuell regelbare Klima-Anlage. Der Kabinenservice läuft zweimal täglich und verwöhnt zur Nacht mit einem Betthupferl.

Vollständig renoviert sind die Suiten, in denen eine Sitzecke mit großen Panora-ma-Scheiben ebenso vorhanden ist wie ein begehbarer Kleiderschrank und Dop-pelbetten. Eine der Suiten ist für Staub-Allergiker mit Laminatboden ausgestattet.

 

„Ein Schiff kann notfalls ohne Kapitän fahren, aber nicht ohne Koch!”

Und je besser der ist, umso besser ist die Laune der Passagiere. Mit der Auswahl der Küchenbrigade, vom Küchenchef bis hin zum Patissier oder Eis- und Gemüse-Schnitzer, hat man auf der MONA LISA einen Glücksgriff getan. In insge-samt 47 Tagen an Bord hat der Autor nur beste Küche genossen und von keinem Passagier Klagen über das Essen gehört.

Auf der MONA LISA speist man im „Coral“-Restaurant, tief unten im Schiff, das mit seiner gediegenen Einrichtung, warmen Holztönen, zwei Balkonen und indirekter Beleuchtung eine sehr anheimelnde Atmosphäre verbreitet. Lediglich der reichlich bunte Teppichboden stört das Bild ein wenig, und auf einer „Seh-Reise“ ist es schade, dass die kleinen Bullaugen keinen wirklichen Blick nach draußen freigeben. Im Coral gibt es für das Dinner zwei Sitzungen (Frühstück und Lunch in offener Sitzung mit wirklich freier Tischwahl), von denen eine um 17.30 Uhr, die andere um 19.30 Uhr beginnt. Die Kreuzfahrt-Leitung erklärt auf Nachfrage, dass der frühe 17.30-Uhr-Termin stets als erster ausgebucht sei. Auch die Show wird dementsprechend zweimal gespielt.

Zum Frühstück gibt es fast alles, was Europäer oder Amerikaner sich des Morgens wünschen: Eine breite Auswahl an Produkten von Kellogg’s & Co, Müsli, Joghurt, Rührei, Speck, Würstchen, „Katerfrühstück“ (Fisch, saure Gurken etc.), frisches Obst ebenso wie eingekochtes. Die Wurst- und Brötchenauswahl ist völlig auf den deutschen Geschmack abgestimmt.

Die abendliche Speisekarte umfasst stets fünf Gänge, wobei die kalte Vorspeise und die Suppe jeweils zwei Auswahlmöglichkeiten bieten, gefolgt von einer warmen Vorspeise. Zum Hauptgericht gibt es der Auswahlmöglichkeiten vier, davon eine Fisch und eine vegetarisch. Zum Schluss kommen zwei verschiedene Leckereien als Dessert und, auf Wunsch, noch eine Käseplatte. Eine umfang-reiche Salatauswahl holt man sich am Buffet. Bei den Getränken kennt man auf der MONA LISA kein Pardon: Weder Wasser noch Wein sind im Reisepreis inkludiert. Der Tischplatz ist mit einem schicken MONA-LISA-Platzteller überaus ansprechend gestaltet und stets perfekt gedeckt.

Alternativ zu den drei Hauptmahlzeiten im Restaurant wird morgens und mittags eine Ausweichmöglichkeit auf dem Lido-Deck vorgehalten, die an kalten und warmen Speisen nicht weniger bietet als die Karte im Restaurant. An Seetagen gibt es nicht selten einen zünftigen Bayerischen Frühschoppen mit Freibier, Weißwurst, Brezeln und Salaten zusätzlich. Um 22.30 Uhr wird in den Bars noch ein Snack gereicht. Darüber hinaus kann für einen Zuschlag ein Tisch im Spezialitäten-Restaurant „da Vinci“, mit fulminantem Meerblick durch große Scheiben, reserviert werden, wenn man mal nicht im Rahmen der angestammten Tischgesellschaft im „Coral“ speisen möchte.

Eine pfiffige Idee sind die Lunch-Pakete, die die Passagiere auf Ausflüge mitneh-men und vorher selbst zusammenstellen können. Nicht selten setzt schon im Ausflugsbus ein Rascheln und Kauen ein, hat doch jeder genau die Leckereien in seiner Tüte, die er am liebsten mag.

Der so genannte „Einschiffungs-Snack“ ist die einzige Mahlzeit, die sich etwas großzügiger präsentieren dürfte. Insbesondere, wer als Passagier die Zeit, in der man sonst ein Mittagessen zu sich nimmt, in der Einschiffungshalle „verwartet“ hat (ohne Restaurationsbetrieb!), der wünscht sich zu seiner Begrüßung mehr als ein paar Brötchen. Ein Süppchen, eine Platte mit kaltem Braten und verschiedene Salate dürften es schon sein. Der erste Eindruck entscheidet!

 

Spiel, Spaß und gute Laune

Nicht nur die großzügigen Räumlichkeiten schaffen auf der MONA LISA eine Plattform für ein überaus vielfältiges Unterhaltungsangebot, wieder ist es die „Software“, sprich: die Philosophie und die Menschen, die sie umsetzen, die ein charmant präsentiertes, ausgewogenes Programm an Aktionen am Tage und Entertainment am Abend hervorbringen. Tagsüber finden, je nach Route und Landgangshäufigkeit, Lektorate wie etwa zum Thema Rhetorik, eine breite Palette an Gesellschaftsspielen, Gymnastik, Walk-a-mile und Lesungen statt. Bei Atlantik-Überquerungen wird dieses Angebot noch ausgebaut. An einzelnen Tagen kommen Sonderveranstaltungen wie Modenschau, Eisschnitzen am Swimming-Pool, Frühschoppen mit Live-Musik oder eine Brückenführung hinzu.

Eine Institution auf der MONA LISA und gleichzeitig deren guter Geist ist Erika Albrecht, die rund 8 Monate pro Jahr als Seidenmalerin mitfährt, an Seetagen Kurse anbietet, die sie mit unnachahmlichem Charme leitet, zudem Ausflüge begleitet, jeden an Bord kennt und für jeden ein freundliches Wort übrig hat. Das ganz Besondere daran: Erika Albrecht hat im Oktober 2005 ihr 80. Lebensjahr vollendet.

Abends zeigt das Show-Ensemble, was in ihm steckt. Die großflächige, in die Lounge hinein gebaute Bühne ist das ideale Parkett für das 32-köpfige Team, um die Passagiere mit immer neuen Tanzeinlagen, bunten Programmen, Solo-Künst-lern, Themen-Shows („Broadway“ oder „Musical“), aber auch mit klassischen Konzerten am Flügel zu unterhalten. Die Qualität der einzelnen Darsteller wech-selt, wenn das Team ausgetauscht wird, aber immer spielt eine große Show mit vielen Künstlern auf der Bühne der MONA LISA. Alternativ spielt im Salon Caribe  eine drei-köpfige Band flotte Unterhaltungs- und Schlagermusik, während in der Riviera-Bar und der Starlight-Lounge wiederum zwei Solo-Künstler auftreten, z.B. mit leiser Geigenmusik oder Panflöte, begleitet am Klavier. Allmählich allerdings müsste der steigenden Repeaterzahl Rechnung getragen und das Programm verändert werden. Wer zum dritten und vierten Male mitfährt, wünscht sich statt Panflöte einmal Gitarrenmusik, starr Geige vielleicht ein Schifferklavier. Und wem das alles nicht gefällt, für den hat die MONA LISA noch ein Unterhaltungsangebot einer aussterbenden Spezies bereit: Ein Bordkino mit sage und schreibe 280 Sitz-plätzen, das allerdings selten gefüllt ist.

 

Eine Prise Wohlbefinden

Unter dieser Überschrift wird der Begriff „Wellness“ bewusst umgangen, denn diesen Charakter hat das Fitness-Center tief im Bauch der MONA LISA nicht. Immerhin aber befindet sich hier noch ein dritter Swimming-Pool, der mit Süß-wasser und angenehmen 25° wetterunabhängiges Badevergnügen ermöglicht. Daneben stehen eine Reihe von Fitness-Geräten: 3 Laufbänder, 5 Fahrrad-Ergo-meter, 2 Stepper und 3 Kraftgeräte – für die Ansprüche des vornehmlich älteren Publikums ein völlig ausreichendes Angebot. Neben dem Swimming-Pool gibt es auch hier unten einen Jacuzzi. Zwei Saunen (eine gemischte und eine mit festen Damen- und Herren-Zeiten) runden das Bild ab. Schwallduschen, Tauchbecken und Ruheraum fehlen. Dafür stehen der einen Masseurin vier Behandlungsräume zur Verfügung.

Zwei Decks höher befindet sich ein großzügiger Frisiersalon, der seit seiner Neu-verpachtung in türkischer Hand ist. Das hat sprunghaft gestiegene Preise und eine gehörige Portion Arroganz in den einst hochgelobten Salon gebracht. Ein trockener Herrenschnitt etwa wird als „unprofessionell“ bezeichnet, stattdessen ein teures Beauty-Programm angeboten. Wer das nicht möchte, zieht abschätzige Blicke des Figaro auf sich. Und dass das Personal teilweise des Deutschen nicht kundig ist, macht die Kommunikation mit der MONA LISA-Klientel nicht gerade  einfacher.

 

Old Lady, Nostalgiker oder schlicht „altes Schiff“?

Um es gleich vorweg zu sagen: Es ist eigentlich höchst ungehörig, einer teilgelif-teten Lady die ihr verbliebenen Falten vorzurechnen. Und die MONA LISA punktet in diesem Bereich gleich mit zwei Trümpfen: Zum einen wird man anderswo schwerlich ein Schiff jenseits der dreißig mit so erstklassig gepflegtem Original-Mobiliar finden. Holzverkleidungen, Sessel, Stühle, Tische – all das wurde über die Jahre mit Liebe instand gehalten und bestens gepflegt. Und außerdem wurde bereits an vielen Stellen in Neues investiert: Das Mobiliar der Außendecks wurde auf der Reise, auf der dieses Portrait entstand, ausgewechselt, in den Kabinen sind neue TV-Geräte, Teppichböden und Sesselbezüge zu finden, und auch an Investitionen wie etwa in eine geplante Poolbühne oder ein Internet-Café denkt man bereits. Aber es gibt Stellen, wo das alles nicht reicht. Das furnierte Mobiliar in den Kabinen zum Beispiel (Schränke, Türen) ruft nach einer Sanierung durch den Portas-Mann. Auf Reisen in tropische Gefilde macht die Klima-Anlage wenig Freude, die durch die Hintereinanderschaltung mehrerer Räume große Tempera-turunterschiede produziert. Will man in der Lounge eine angenehme Temperatur erreichen, wird die Bibliothek automatisch zum Eisschrank. Gleiches gilt auch für einige Kabinen: Auch hier gibt es Kältekammern und solche, in denen das Quecksilber nicht unter 25° C rutschen will. Dafür aber hat man im Fitness-Center dem Boden neue Fliesen und der Decke eine neue, adrette Verkleidung beschert, den Bodenbelag vor dem Pool instandgesetzt und etliche neue Fitness-Geräte angeschafft, ein deutliches Plus gegenüber jenem Zustand, in dem Holiday Kreuzfahrten das Schiff 2002 übernahm.

Will man all dies fair beurteilen, muss man aber den Zustand des Schiffes mit vergleichbaren Angeboten und dem Reisepreis in Relation setzen. Und da erreicht die MONA LISA nicht nur ein überaus positives Ergebnis, sondern ist mit ihrem engagierten Charterer, der sich sogar nach 2010 (ab dann greifen neue Sicherheits- und Umweltvorschriften) noch eine Zukunft für sein Schiff erhofft, wirklich bestens bedient. Und für jenen Charterer will freilich das Geld, mit dem die Renovierung perfekt würde, erst verdient sein.

 

Was sonst noch so auffällt

Egal, ob man sich in der Bordboutique, im Friseursalon oder in den Bars umschaut: Aufgrund des großzügigen Raum-Angebots von über 40 BRZ pro Passagier hat man stets das Gefühl, auf einem großzügigen, wahren Luxus-Liner zu sein. – Die Bordsprache ist durchweg deutsch, die Bordwährung ist der Euro. Wie auf so vielen Schiffen, muss man die Bordeinrichtungen und Unterhaltungs-angebote an der Klientel messen, für die sie bestimmt sind. Die MONA LISA ist kein Schiff für Teens und Twens. Auf einer Rund-um-Westeuropa-Kreuzfahrt betrug das Durchschnittsalter 61 Jahre, bei Schwarzmeer-Routen kann es auch mal auf 68 Jahre klettern. – Echte Holzverkleidungen findet man auf Schiffen heutiger Tage, schon wegen der Brandschutzbestimmungen, nicht mehr. Stattdessen meist helle Wandverkleidungen in allen möglichen Imitationen. Damit wirken manche Flure und Gänge auf der MONA LISA auf den ersten Blick dunkler als gewohnt. Verbunden mit geschmackvollen Bildern, die zu diesem Stil passen, den entsprechenden Polstermöbeln und feinsten Stofftapeten an der Wand erinnert das Interieur an über zwanzig Jahre Einsatz für britische Passagiere und wirkt „very british“ und sehr gediegen. – Dass gutes, aufmerksames Personal ein offenes Ohr für Sonderwünsche hat, ist klar und darf erwartet werden. Dass aber ein jeder Steward, eine jede Reiseleiterin oder Hostess dem Passagier diesen Wunsch von den Augen abliest, von sich aus anbietet, noch dies oder jenes für ihn zu tun, ist auf einem Drei-Sterne-Schiff nicht die Regel. Auf der MONA LISA hingegen ist es selbstverständlich. – In der Bibliothek finden sich insgesamt 18 Meter deutschsprachiger Bücher jedweden literarischen Genres. Erstklassig: Auf einem Pult liegt stets ein Weltatlas griffbereit, der von den Passagieren gerne genutzt wird. Ein Nachschlagewerk fehlt hingegen. – Die Service-Kräfte rekrutieren sich in erster Linie aus den Staaten des ehemaligen Ostblocks und der Türkei, sind aber alle der deutschen Sprache hinreichend mächtig. Einige kommen auch aus Deutschland. Das Zusammenspiel ist unproblematisch, locker und freund-lich, der Umgangston, auch mit den Passagieren, sehr angenehm. – Auf jeder Reise wird neben den obligatorischen Aufnahmen durch den Bordfotografen auch ein Video gedreht, dessen aktueller Stand täglich auf einem Fernsehgerät im Foyer präsentiert wird. Sowohl Fotos als auch Video sind zu moderaten Preisen zu haben. – Der Bekleidungs-Codex entspricht dem auf klassischen deutschen Kreuzfahrtschiffen üblichen Standard. Neben dreimal „Festlich“ gibt es außer „Leger“ auch hier und da „Jackett und Krawatte“ oder „Sportlich elegant“. Von den Passagieren allerdings wird auch der Vorschlag „Festlich“ nach eigenem Geschmack noch ein gutes Stück nach unten korrigiert. – Die Kosten für Satelli-ten-Telefonate an Bord sind ungewöhnlich niedrig. Durch eine spezielle Technolo-gie bei ständiger Satelliten-Verbindung zahlt man für die Gesprächsminute nur etwa einen Bruchteil des sonst auf Schiffen üblichen Preises. – Die MONA LISA wird nach dem Willen ihres Charterers nicht in den Reisebüros angeboten. Holiday Kreuzfahrten mit Hauptsitz in Erkelenz betreibt in acht deutschen Städten eigene Buchungsbüros. Nach Angaben des Veranstalters ist die eigene Gäste-Akquise über Zeitungswerbung und eben diese Büros überaus erfolgreich, kostensparend und wird auch in Zukunft beibehalten.

 

Quo vadis, MONA LISA?

Es wurde eingangs schon gesagt: Die MONA LISA ist überall auf der Welt zu Hause. Kein Ziel, das grundsätzlich ausgeschlossen wäre, keine Route, die nicht irgendwann einmal auf dem Plan stünde. Nachdem eine geplante 228tägige Weltreise durch niedrige Buchungszahlen auf einigen Teilstrecken und hurrikan-bedingte Absagen auf anderen Teilstrecken zum Desaster wurde, steht im Winter 2007 / 2008 der Indische Ozean mit Passagen des Roten Meeres auf dem Pro-gramm. Übers Jahr gesehen entspricht der Routenplan bisher dem üblichen Standard: Ostsee- und Nordlandfahrten im Sommer, gesäumt von einigen Mittel-meer-Routen, die allerdings weniger werden, weil der Veranstalter sein Schiff nicht in den gnadenlosen mediterranen Preiskampf stürzen will.

Insgesamt realisiert die MONA LISA mit ihrer Routenplanung auf den meisten Routen die schönsten und lohnendsten Ziele, die im Rahmen von Fahrstrecke und zur Verfügung stehender Zeit machbar sind, bei ausreichend langen Liege-zeiten. Individuelle Landgänger werden mit schriftlichen Hafeninformationen und Stadtplänen bereits am Vorabend verwöhnt, hin und wieder auch mit einem kostenlosen Shuttle-Bus. Dass beim Tendern die Ausflüge unnachgiebig Vorrang haben, mag der Schiffsleitung die Organisation erleichtern, ist aber für den individuellen Landgänger ein Ärgernis, das er gar zu leicht als Abstrafung dafür versteht, keinen Ausflug gebucht zu haben.

Gleiches gilt für den Versuch, Privat-Ausflügler in die unattraktive 17.30-Uhr-Tisch-zeit zu drängen und ihnen damit den privaten Landgang zu durchkreuzen. Dabei wäre das Problem mit einem Buffet (18 bis 21 Uhr) so leicht zu lösen!

Das Landausflugs-Angebot entspricht in etwa dem vergleichbarer Anbieter, liegt im Preis allerdings 20 bis 25 Prozent höher als bei anderen deutschsprachigen Veranstaltern. Leider ist die Auswahl der Ausflüge nicht immer die beste. Wenn z. B. in Le Havre ausschließlich die 11stündige Fahrt nach Paris angeboten wird (die von den meisten deutschen Flughäfen mit dem Billigflieger leichter zu reali-sieren ist!), während man so lohnende Ziele wie Rouen, Honfleur, Etretat und die Calvados-Region ignoriert, dann müssten dem Veranstalter schon die geringen Buchungszahlen (gut 20 Prozent der Passagiere) zeigen, dass er das Potenzial nicht ausgeschöpft hat.

 

Bordleistungen und Preise

Das gesamte Preisniveau ist auf der MONA LISA, wie bei den meisten deutsch-sprachigen Schiffen, äußerst moderat. Die sehr geräumige Boutique überrascht immer wieder mit einer breiten Palette stark reduzierter Edel-Waren. Allerdings verleitet das große Platz- und Warenangebot der Boutique die dort beschäftigten Damen offenbar zu nachlässigem Umgang mit ihrer Lagerhaltung. Wenn Artikel des täglichen Bedarfs wie gängige Fotobatterien oder Waschpulver (lt. Prospekt dort erhältlich) auf einer 116tägigen Reise zwei Monate lang ausverkauft sind, zeugt das nicht gerade von Einsatzfreude und Organisationsgenie des Konzessio-närs, der die Boutique betreibt.

 

Klassisches Achterdeck mit Pool und viel Platz

 

Very british: Die Bibliothek

 

Mit großer Bühne für klassische Shows: Die International Lounge

 

Inzwischen selten auf Kreuzfahrtschiffen: Bordkino mit 280 Plätzen

 

Modern gestaltet: Die Bar im Salon Caribe

 

Der achtere Wintergarten

 

Überaus stilvoll und mit viel Holz: Das Restaurant „Coral”

 

Das kuschelige Restaurant „da Vinci” bietet eine Dinner-Alternative

 

Äußerst geräumig: Außenkabine auf dem Aloha-Deck

 

Gut sortiert und mit guten Sonderangeboten: Die Bordboutique

Mit Aussicht in Fahrtrichtung: Die Starlight-Bar

Innenpool und Fitness-Center


 

Massage: Unterschiedliche Angebote (schwedisch, Shiatsu, Reflexzonen, Sport-massage) 30 Minuten 55 €, 45 Minuten 79 €, 60 Minuten 96 €.

Bordfotograf: 4,95 € pro Bild, Videofilm der Reise 97 €.

Friseur: Herrenschnitt 20 €, Damen: Waschen/Legen/Fönen 29 €, Waschen / Schneiden / Stecken 45 €, Färben ab 40 €.

Bordboutique: MONA LISA-Windjacke 49,50 €, Jeans ab 67,50 € (im Ausver-kauf schon für 19 €!), T-Shirts für 27,50, 29 oder 35 €, Polo-Shirts ab 35 €. Herren-Oberhemden zu 43,50 bis 75 €, im Sonderverkauf ab 29 €, Krawatten überwiegend 39 €.

Wäscherei: Hose 4,70 €, Jacke 4.90 €, Sporthemd 2,10 €, Pullover 3,40 €, Rock 4,10 €, Oberhemd 3,40 €.

Satelliten-Telefon: Nur noch 1 € pro Minute (sonst üblich etwa 8 €).

Spezialitäten-Restaurant da Vinci: Reservierungsgebühr 9,50 €.

Getränke (Bar): Holsten vom Fass (0,2l) 1,60 €, Ducksteiner (0,3l) 1,85 €, diverse Whiskys (4cl) 3,50 bis 4,50 €, Fernet Branca (4cl) 2,50 €, Cola, Fanta, Sprite (0,33l)1,90 €. Cocktails z.B. Tequila Sunrise, Mai Tai, Pina Colada, Long Island Ice Tea 3,90 €. In der Starlight-Bar gibt es von 22.30 bis 23.30 Uhr eine Happy Hour, in der viele Getränke mit 20 bis 40 Prozent Nachlass angeboten werden.


Dieses Schiffsportrait entstand an Bord der MONA LISA vom 18.-30.05.2004 und wurde vom 02.-24.03.2005 sowie vom 14.-25.04.2006 aktualisiert und ergänzt.


Technische Daten der MONA LISA

Vermessung: 28.891 BRZ

7 Passagierdecks

Passagierkapazität: 730 Passagiere in 377 Kabinen

Besatzung: 330

 

Baujahr: 1966 (bei John Brown & Co., Schottland)

Länge: 201 m, Breite: 26,5 m, Tiefgang: 8,50 m

Antrieb: 2 Festpropeller mit 25.200 PS + Bugstrahlruder

Geschwindigkeit: 20 Knoten

Flagge: Bahamas