AUSGABE 6/2012
hr
Harald Krachler Andrea Doria – Genuas größter Seeheld und Staatsmann Er war auch Diplomat und hat oft die Seiten gewechselt 

Foto: Palazzo del Principe, Genua Bildnis von Andrea Doria, zu sehen im Palazzo del Principe, Genoa.

 

Er war der bedeutendste Seeheld und Staatsmann von Genua, diente als Flottenkommandant und später als Admiral mehreren europäischen Herrschern und war der einzige Seemann Europas, der im 16. Jahrhundert dem Seeräuberunwesen und der türkischen Flotte im Mittelmeer, hinter denen die menschliche und materielle Macht des Osmanischen Reiches stand, erfolgreich entgegentreten konnte. Er war aber auch ein geschickter Diplomat und selbstbewußter, wenn auch eigenmächtiger Unterhändler mit den Großen seiner Zeit. Neben Christoforo Colombo (Kolumbus) gilt er als größter Sohn seiner Heimatstadt Genua: Andrea Doria (geboren 1466 oder 1468, gestorben 1560).    

Andrea Doria wurde am 30. November 1466 oder 1468 in Oneglia (heute Imperia nahe von San Remo) geboren. Der vaterlos aufgewachsene junge Mann wirkte als Condottiere (Söldnerführer) für Papst Innozenz VIII. (regierte 1484 bis 92), die neapolitanischen Könige Ferrante von Aragon und dessen Sohn Alfonso II., sowie für Federigo da Montefeltro von Urbino (der selbst ein bedeutender Condottiere und Kunstmäzen war). 1495 kämpfte er gegen Cesare Borgia, 1503 und 1506 im Dienste Genuas gegen Rebellen in Korsika.‚’„”

 

Genua als Zankapfel zwischen Frankreich und dem Römisch-Deutschen Reich 

Genua wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sowohl von Frankreich als auch dem Römisch-Deutschen Reich beansprucht und wiederholt von deren Truppen besetzt. 1512 wurde Doria vom genuesischen Dogen Giano Fregoso zum „Präfekten zur See (Flottenkommandant) ernannt. Seit dieser Zeit  war er – abgesehen von seiner Rolle als Politiker – bis knapp vor seinem Lebensende Flottenkommandant, der aber wiederholt die Seiten wechselte.

Als die Franzosen nach der Niederlage bei Novara 1513 Mailand räumen mußten, ließ Doria Galeeren bemannen und lenkte sie nach Genua, um die Stadt im Handstreich den Franzosen abzunehmen und den von ihnen eingesetzten Gouverneur abzusetzen. Die gegen Frankreich verbündeten Truppen (Spanier, Italiener) waren aber bereits in Genua eingezogen. Der neue Doge Ottaviano Fregoso bestätigte Doria in seinem Amt als Flottenkommandant und  ernannte ihn auch zum „Hafenadmiral.

Fregoso wies Doria an, die Gewässer um Korsika von Piraten aus Algerien und Libyen zu säubern. Dabei zeigte sich Dorias Talent, seine Schiffe geschickt in zusammenfassendem Angriff einzusetzen. Die Piraten mit ihrer überlegenen Flotte wurden bei Elba gestellt, ihre Schiffe größtenteils in Brand geschossen, geentert oder versenkt. Allerdings hatten auch die Genuesen größere Verluste zu beklagen.

     

Doria auf Seiten der Franzosen 

1515 siegte der französische König Franz I. (regierte 1515 bis 47) über die Schweizer bei Marignano (heute Melegnano südöstlich von Mailand). Genua unterwarf sich wieder den Franzosen, die Ottaviano Fregoso nun zu ihrem Gouverneur machten. Die vom Habsburger Karl V. (als spanischer König Karl I.) gegen Franz I. gewonnene Kaiserwahl 1519 sollte zu einer jahrhundertelang dauernden Feindschaft zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Spanien einerseits und Frankreich andererseits  führen. Nach der Niederlage der Franzosen bei Bicocca 1522 gelangte Genua wieder in spanische Hände. Doria weigerte sich, dem kaiserlichen Statthalter von Genua, Antoniotto Adorno di Agostino zu dienen, weil die Adorno Erzfeinde der Doria waren und bot seine Dienste dem französischen König an. Er verfügte noch über vier genuesische Galeeren, zu wenige, um Genua als Basis zu behalten und versuchte, Monaco als Ersatzhafen zu gewinnen.

Dorias Spione berichteten ihm von Geheimverhandlungen Herzog Luciano Grimaldis von Monaco mit Karl V., um sein Herzogtum unter spanischen Schutz zu stellen. Andrea Doria wandte sich an seinen Vetter Bartolomeo Doria, der ein Neffe Grimaldis  war und insgeheim den Plan hegte, seinen Onkel „zu den Vätern zu versammeln. Wenn Andrea Doria sich Monacos bemächtigen könnte, würde er die Schifffahrtsroute von Spanien nach Genua wirkungsvoll angreifen können. In mehreren Werften hatte Andrea Doria nach seinen Entwürfen den Bau neuer Galeeren in Auftrag gegeben, die einen sicheren Hafen benötigten. So sicherte Andrea Doria seinem Vetter die Unterstützung für dessen Umsturzpläne zu, dachte aber daran, selbst Herzog von Monaco zu werden. Nach einem  Zusammentreffen mit Franz I. enthüllte er dem König gegenüber seine Pläne für ein gemeinsames Vorgehen zur französischen Wiedereroberung von Italien.

Und so lief Doria Ende August 1523 mit seinen Schiffen vor den Hafen von Monaco, um auf ein vereinbartes Zeichen in den Hafen einzufahren. Luciano Grimaldi wurde von gedungenen Mördern erdolcht, die Attentäter vergaßen jedoch, das vereinbarte Zeichen zu geben, so dass Dorias Galeeren vor dem Hafen blieben. Bartolomeo Doria entkam knapp den Soldaten Grimaldis und flüchtete an den französischen Hof.

Ein französisches Heer überquerte die Alpen, im Gegenzug drangen die mit Karl V. verbündeten Karl von Bourbon und der Markgraf von Pescara in die Provence ein. 16 spanische Transportschiffe sollten schwere Geschütze über das Meer nach Frankreich bringen und die Armee Karls V. bei ihrem Vormarsch nach Marseille und Lyon decken. Doria wurde angewiesen, mit allen seinen Galeeren die kaiserlichen bzw. spanischen Schiffe zu stellen und zu vernichten. In einer 12 Stunden dauernden Seeschlacht enterte Doria die spanische Capitana (Schiff des Kommandanten), drei andere Schiffe wurden an den Strand gedrängt. Aber 16 spanische Schiffe konnten Marseille hermetisch abriegeln.

Mit 10 Galeeren fuhr Andrea Doria die Rhône bis Arles hinauf, nahm Mannschaften und Proviant an Bord, durchbrach dann mit seinen schnellen Schiffen die Sperrkette der spanischen Galeeren, legte an den Molen von Marseille zwecks Entladung an und durchbrach ohne Verluste den spanischen Schiffsbelagerungsring. Auf dem Rückzug an die ligurische Küste eroberte er Viareggio und auch Savona, die alte Rivalin Genuas. Viareggio wurde vom spanischen Generalkapitän Moncada zurückerobert. Doria erreichte diesen Feind, als er Savona anlief. In dem folgenden Seegefecht zeigte sich erneut die Taktik Dorias, mit Galeeren in geschlossenem Kampfverband anzugreifen. Ein Großteil der spanischen Schiffe wurde vernichtet, nur wenige entkamen nach Genua. Doria verfolgte die in Richtung Westen laufenden Schiffe und trieb sie an die Klippen von Nizza. Die Capitana Moncadas wurde am Strand von Nizza zerschossen und Moncada gefangen genommen. Er wurde später gegen den bei Pavia gefangen genommenen französischen Reiterführer Montmorency ausgetauscht.

1525 waren die Franzosen von den Truppen Karls V. bei Pavia besiegt worden und König Franz in spanische Gefangenschaft geraten. Doria plante, den spanischen Schiffskonvoi, der mit dem gefangenen König von Genua nach Barcelona aufgebrochen war, zu überfallen und den König zu befreien. Franz lehnte dies jedoch ab. Französischer Sold für Dorias Flotte blieb aus, dennoch brachte Andrea Doria die Reste des französischen Heeres auf seinen Galeeren nach Marseille.

Danach trat Doria gegen Zusicherung eines hohen Soldes in den Dienst von Papst Clemens VII. (regierte 1523 bis 34), der sich im Mai der antikaiserlichen Liga von Cognac (Frankreich, Venedig, Mailand, Florenz) angeschlossen hatte. Doria befehligte nun neun eigene, 11 ihm zugeführte päpstliche und 11 venezianische Schiffe – zusammen also 31 Einheiten. Damit nahm er Kurs auf Genua, um dort die prospanische Stadtregierung zu stürzen. Ende August 1527 erfolgte die Vereinigung der französischen und der päpstlichen Flotte in Livorno. Von hier liefen die französische Flotte nach Savona, Dorias Schiffe nach Portofino aus. Von diesen Häfen aus sollte die Eroberung der ligurischen Küste westlich und östlich von Genua erfolgen und die Handelsverbindungen Genuas und seine Versorgungsrouten abgeschnitten werden.

 

Rom hatte inzwischen (seizt 6. Mai) die Eroberung und Plünderung durch kaiserliche

Truppen erlebt (der berüchtigte Sacco di Roma). Der in die Engelsburg geflüchtete Clemens VII. war durch einen Kampfverband der kaisertreuen Familie Colonna zum Austritt aus der Liga von Cognac gezwungen worden und hatte einen Waffenstillstand schließen müssen. Er befahl Doria, sich mit verbündeten Truppen zu vereinen und gemeinsam einer nach Neapel unterwegs befindlichen spanischen Flotte entgegen zu fahren und sie zu vernichten. Das schafften sie nicht, die spanischen Schiffe erreichten ohne große Verluste Porto di San Stefano, liefen von dort nach Gaeta weiter, wo Truppen ausgeladen wurden, worauf Clemens den Spaniern ein Friedensangebot machte.

Als Doria den vom Papst versprochenen Sold nicht erhielt – Civitavecchia hatte er dafür als Pfand in Besitz genommen – und sein einjähriger Sondervertrag abgelaufen war, wechselte er wieder das Lager und stellte sich mit acht Galeeren wieder den Franzosen zur Verfügung. Von den Franzosen erhielt er keine weiteren Schiffe. Mit 17 Galeeren belagerte er Genua, um es wieder unter französischen Schutz zu stellen. Nach Rückzug des kaiserlichen Statthalters Anoniotto Adorno nach Mailand wurde Genua wieder französisch.

 

1528: Andrea Doria wechselte auf die Seite der Spanier 

Im Januar 1528 zogen französische Truppen an Rom vorbei, das kaiserliche Heer lagerte vor die Stadt Neapel. Der inzwischen gegen Bedingungen (die aber nicht eingehalten wurden ) von den Spaniern freigelassene König Franz vergaß den Geldnachschub für seine Soldaten, doch erreichten die Franzosen ohne Schwierigkeiten Neapel und umstellten die Stadt. Italienische Soldaten im Sold Kaiser Karls V., angeführt vom Marchese del Guasto, sollten gegen die Franzosen vorgehen, den Italienern sollten venezianische Schiffe helfen, die aber noch vor Brindisi lagerten. Von Seeseite her wurde Neapel durch acht Galeeren Andrea Dorias, angeführt von seinem Neffen Filippo, belagert. Ende Mai griff Del Guasto die Doria-Schiffe in der Annahme an, diese noch vor Eintreffen der Venezianer schlagen zu können. Doch die Angreifer wurden zusammengeschossen, auch weil die Doria-Schiffsbesatzungen besser geschult waren, Del Guasto und mehrere hohe spanische Offiziere gefangen genommen. Erst Ende Juni trafen die Venezianer vor Neapel ein.

Beide einander bekämpfenden Seiten waren durch Hunger und Seuchen geschwächt. Nun hätte der damals in Genua weilende Andrea Doria seinen Neffen Filippo anweisen können, zugunsten der Franzosen eine Entscheidung herbeizuführen. Trotz Warnungen hoher Generäle beging der französische König Fehler, die die Dorias immer unzufriedener mit den Franzosen werden ließen.  Lösegeldsummen wurden an Doria nicht ausgezahlt, Francois de Rochefoucault und nicht Andrea Doria wurde zum Admiral der Meere der Levante ernannt, die Genua zugestandenen Privilegien vor der Kapitulation wurden mißachtet. Auch sollte nach Vorstellung Franz’ Savona an Stelle von Genua Haupthafen der Levante und zu einer starken Festung ausgebaut werden. Als Andrea Doria durch seine Spione am französischen Hof erfuhr, dass er gefangengenommen werden und in Frankreich vor Gericht gestellt werden sollte, war das Maß für ihn voll.

Mit dem von seinem Neffen gefangen genommenen Marchese del Guasto nahm Doria Verhandlungen über einen Übertritt in das spanische Lager auf. Del Guasto sandte einen Boten an den spanischen Hof, um Karl V. die Bedingungen für einen Übertritt Andrea Dorias in das spanische Lager zu überbringen: Jahressold von 60.000 Dukaten, Anerkennung Genuas als freie Ligurische Republik, Anerkennung Genuas als Herrscherin über Savona und die ganze ligurische Küste. Karl V. stimmte zu, heimlich wurde ein entsprechender Vertrag am 10. August 1528 geschlossen, demzufolge Andrea Doria auch die Admiralswürde erhalten sollte. Auf Dorias Schiffen vor Neapel wurde die spanische Flagge gehisst, Filippo Doria hob die Belagerung Neapels auf und zog sich zunächst nach Gaeta zurück. Noch bevor sie von See her die französischen Truppen angreifen wollten, hatte der französische General Lautrec unter Aufgabe aller Geschütze in der Nacht zum 29. August die Landtruppen von Neapel abgezogen.   

Die Doria-Flotte nahm Kurs auf das noch von den Franzosen beherrschte Genua, wo sie am 12. September vor der Stadt auftauchten. Sie lief in den Hafen Genuas ein, etwa 500 bewaffnete Soldaten dann in die Stadt, wo ihnen die Bevölkerung als Befreier von den Franzosen zujubelte. Savona mußte sich nach Abzug der Franzosen am 21. Oktober einer rasch aufgebauten genuesischen Streitmacht ergeben, der Hafen wurde zugeschüttet.

 

Neue Verfassung für Genua Beendete interne Auseinandersetzungen

Ende 1528 erließ Andrea Doria eine neue Verfassung für Genua, die der seit dem 13. Jahrhundert von Unruhen und adeligen Machtkämpfen erschütterten Stadt Frieden und Stabilität für über 270 Jahre bringen sollte. Die Spannungen und Fehden zwischen pro-kaiserlich (ghibellinisch) und pro-päpstlich (guelfisch) gesinnten Adelsfamilien wurden durch eine neue, allerdings aristokratische Regierungsform  überwunden. Doria erhielt beträchtlichen, geradezu diktatorischen Einfluss auf den jeweils für ein Jahr gewählten 400-köpfigen, aus Adeligen zusammengesetzten Senat. Ein 100-köpfiges Gremium beriet den Senat und andere Regierungsstellen. Doria lehnte es ab, Doge auf Lebenszeit zu werden, die Dogen wurden künftig nur für jeweils zwei Jahre gewählt. Auch der Vorschlag Karls V., Fürst Genuas zu werden, fand nicht die Billigung Dorias. Im Allgemeinen wurde die Bevölkerung Genuas in „Untertanenstellung gehalten, die Wahlen waren praktisch nur Angelegenheit der Aristokratie.

Genuas Dank an Doria waren zahlreiche Privilegien, zwei Paläste und der Titel „Liberator et Pater Patriae (Befreier und Vater des Vaterlandes). Doria hatte das  „Fassolo genannte Grundstück mit einem seit 1521 in Bau befindlichen Palast ausgewählt, um immer einen Blick auf seine in der Nähe ankernden Schiffe zu haben. Dieser 1529 vollendete Palast sollte später noch einige Seitenflügel bekommen. Außer einem Neptunbrunnen befand sich im Palastgarten ein Teich, in dem Doria Modelle von Schiffen seiner Flotte testete. Die Innendekoration und Repräsentationsräume dieses von Doria bis zu seinem Tod bewohnten Palastes  wurden von vielen italienischen Künstlern gestaltet. Dieser Palast, heute unter der Bezeichnung Palazzo del Principe oder auch Palazzo Doria-Pamphili bekannt, hat in der Folge bedeutende Persönlichkeiten als Gäste beherbergt: Kaiser Karl V. mehrmals, Napoleon 1805, Giuseppe Verdi 1877. Der zweite in der Vorstadt Pegli für einen gleichnamigen Neffen errichtete Palast beherbergt heute ein sehenswertes Mariemuseum.

Inmitten der Altstadt von Genua befindet sich die 1125 erbaute Familienkirche der Doria, San Matteo. Umgeben ist die Piazza mit der Kirche von mittelalterlichen Palästen von prominenten Angehörigen der Familie Doria, darunter auch von jenem von Branca Doria, den Dante Alighieri in seiner „Göttlichen Komödie unter die Verräter von Vaterland und von Freunden in die Hölle verdammt (Inferno 33, 137).

Andrea Doria war nicht nur einer der größten Seemänner seiner Zeit, sondern auch ein fähiger Staatsmann mit ungewöhnlichem Verhandlungsgeschick. Es zeichneten ihn zwei „echte genuesische Charakteristika aus: Vorsicht und Wagnis, die ihm, wenn sie sich ergänzten, in diplomatischen Dingen sehr halfen. Wie viele erfolgreiche Genuesen seiner Zeit häufte er große Reichtümer an und trat wie ein Fürst auf, legte aber bei seinen Begegnungen, so mit Kaiser Karl V. (die beiden trafen einander  zweimal 1530, dann 1533, 1535, 1536, 1541 und 1543) Scharfsinn und Vorsicht an den Tag.

Nachdem Doria das Piratennest Cherchell nahe von Algier eliminiert hatte, erhob Karl V. ihn zum Fürsten von Melfi, 1531 wurde Doria auch Ritter des Goldenen Vließes. In seinem täglichen Leben trat Andrea Doria eher bescheiden auf, immer trug er schwarze Kleidung.

 

Genua am Höhepunkt seiner Macht 

Genua ereichte unter Andrea Doria wieder seine alte Seegeltung. Vom Wechsel  Dorias an die Seite Spaniens sollten auch Genuas Handels- und Finanzinteressen profitieren. Die Geschäftsinteressen Genueser Familien auf der Iberischen Halbinsel trugen auch zum Aufstieg der Stadt als Finanzplatz bei. Genuesische Bankiers wurden neben jenen in Antwerpen und Augsburg wichtige Geldgeber für den ständig unter Finanznöten, einem habsburgischen Erbübel leidenden Kaiser Karl V. und seiner Nachkommen. Genuas Haute Volee errichtete in dieser Zeit zahlreiche Paläste und Villen und trug damit wesentlich zum Aufschwung von Kunst und Kultur im Italien des 16. Jahrhunderts bei.  

Dorias Schwenk auf die Seite Spaniens hat entscheidend dazu beigetragen, Karls militärische Lage auf der Apeninnhalbinsel zu seinem Gunsten zu ändern und das westliche Mittelmeer für Spaniens Flotten sicherer zu machen. Ab 1530 reisten der Kaiser und auch sein Nachfolger Philipp (II.) auf genuesischen Schiffen von Spanien  und umgekehrt. Genuesische Galeeren dienten auch als Truppentransporter für diese Herrscher. 1530, anlässlich seiner Kaiserkrönung in Bologna, schloss Karl mit dem Papst, Venedig, Mailand und Genua eine Liga gegen die Türken, in die der Kaiser auch das spanisch beherrschte Sardinien und Sizilien einbrachte. Eine geplante Flottenaktion gegen Algier, die unter dem Befehls Dorias stehen sollte,  mußte wegen der sich hinziehenden Belagerung von Florenz, das man der 1527 zum zweiten Mal vertriebenen Familie der Medici zurückgeben wollte, (es fiel gegen Ende 1530) verschoben werden. Doch erhielt Doria die Weisung vom Kaiser, gegen die im Mittelmeer operierenden Türken und Seeräuber entschieden vorzugehen, deren Abwehr der Kaiser als eine seiner Hauptaufgaben ansah, während die Verteidigung Ungarns und der österreichischen Länder gegen die Türken er seinem Bruder Ferdinand überließ.

1532 griff Dorias Flotte erfolgreich Koron und Patras (beide auf dem Peloponnes) an. Der dadurch beunruhigte osmanische Sultan Soliman II. (regierte 1520 bis 66) , dessen Reich zur führenden Seemacht im östlichen Mittelmeer geworden war, stellte dem islamisierten Griechen Chaireddin Babarossa, der nach seiner Eroberung von Algier 1515 eine schlagkräftige Piratenflotte aufgebaut hatte, gegen Anerkennung der osmanischen Oberherrschaft 6000 Mann als Hilfstruppen zur Verfügung und machte ihn zu seinem Großadmiral. Seeräuberei und Korsarenherrschaft im Mittelmeer erreichten einen Höhepupnkt. Der Seeverkehr zwischen Spanien und Italien und die Versorgung Spaniens mit Getreide aus Sizilien wurden unsicherer denn je. Kompliziert wurde diese Situation dadurch, dass seit den 30iger Jahren des 16. Jahrhunderts die französische und die osmanische Flotte kooperierten.

Lesen Sie den 2. Teil in der SeereisenMagazin-Ausgabe 1/2013

hr

Vorige Seite

Inhaltseite

Vorschau/Impressum 

Nächste Seite