SeereisenMagazin Logo klein 347 65 17309 MSC FANTASIA vs MELODY hr

17309 MSC FANTASIA in Genua Ponte dei Mille Foto Kai OrtelMorgenidylle in Genua, die MSC FANTASIA hat gegenüber dem Yachthafen soeben am Ponte dei Mille festgemacht.
Alle Fotos dieser Seite: Kai Ortel, Berlin

 Kai Ortel
Mit der MSC FANTASIA auf den Spuren ihrer Vorgängerin – Teil 1
Italienisch für Fortgeschrittene

2003 habe ich den Artikel „Italienisch für Anfänger” veröffentlicht, einen Bericht über meine erste Kreuzfahrt. Unternommen hatte ich diese mit der MELODY der damals noch jungen, aber aufstrebenden Kreuzfahrtreederei MSC. Vieles hat sich seitdem geändert – Zeit genug also, mit derselben Reederei und auf (fast) derselben Route wie seinerzeit, erneut in See zu stechen. Das Schiff diesmal: die viermal so große MSC FANTASIA.

Déjà-Vu in Genua
Geblieben ist schon mal der Einstiegshafen. Wie damals geht es auch an diesem heißen Juli-Tag am altehrwürdigen Ponte dei Mille in Genua an Bord. Zu übersehen ist die riesige MSC FANTASIA dort nicht, denn während die MELODY hinter der alten Stazione Marittima bestenfalls hervorlugte, stellt das 18 Decks hohe MSC-Schiff, erbaut im Jahr 2008, das Gebäude fast in den Schatten. Wer jedoch gedacht hätte, dass die Einschiffung für eine „schwimmende Bettenburg” wie diese eine Ewigkeit dauert, der irrt gewaltig. Erstaunlich gesittet geht es im Terminal zu, und zügig obendrein. Den Beginn des Check-Ins hatte man wohlweislich auf 10:30 Uhr vorgezogen, entsprechend stressfrei ist die Einschiffung. Dass die Kabinen erst um 14:00 Uhr bezugsbereit sind, verschmerzt man da gerne, schließlich ist die MSC FANTASIA mehr als groß genug, sich schon einmal ein wenig umzusehen auf dem schwimmenden Zuhause für die nächsten sieben Tage.
Berührungsängste? Gibt es auf einem derartigen Schiff praktisch keine mehr. War man 2002 als Deutscher noch ein Exot auf einem Schiff wie der MELODY und hat fast schüchtern seinen Platz am Tisch im Restaurant eingenommen, nicht wissend, was da auf einen zukommen würde, ist das Procedere auf der MSC FANTASIA genau umgekehrt: Das Produkt Seereise ist nicht nur massen-, sondern auch familientauglich geworden. Nicht von Globetrottern und Gourmets, sondern von einer neuen Kreuzfahrergeneration, die sich ausschließlich von Muffins, Pommes Frites und Hamburgern ernährt, ist auch eine MSC FANTASIA bevölkert, d. h. mittags herrscht im Selbstbedienungsrestaurant die berühmte Schlacht am kalten (wie am warmen) Büffet, und auch abends muss längst nicht mehr hungern, wer auf der Speisekarte nichts Passendes findet.
Verdient wird heutzutage sowieso an den Getränken. Gleich dreimal wird man am Einschiffungstag mehr oder weniger bestimmt auf die Möglichkeit der Buchung eines Getränkepaketes hingewiesen – zuerst im Terminal, dann im Büffet-Restaurant und am Abend schließlich noch einmal im Haupt-Restaurant. Wer dann immer noch keines gebucht hat und stattdessen nicht mal Bier oder Wein zum Essen bestellt, sondern bei Mineralwasser und Sprite bleibt, kann was erleben: Einen unmissverständlichen Blick des Getränkekellners nämlich und ab sofort extra-langsamen Service am Tisch. Die vor ein paar Jahren noch weit verbreiteten Vierertische scheinen derweil ebenfalls auf dem Rückzug zu sein, stattdessen ist der Achtertisch auf dem Vormarsch. Perfekt, weil platzsparend für zwei Familien gleichzeitig, aber ungünstig, wenn diese sieben Tage die einzigen im Jahr sind, an denen besagte Familie mal in schöner Eintracht zum Essen zusammenkommt.

MSC FANTASIA vs. MELODY
Doch zurück zum Schiff selber. Die MSC FANTASIA ist mit ihren 137.936 BRZ ein Riese; die MELODY, 2012 ausgemustert, passt mit ihren „nur” 35.143 BRZ fast viermal in sie hinein. Doch auch hinsichtlich des Layouts unterscheiden sich die beiden Schiffe wie Tag und Nacht. Hatte die MELODY mit ihren terrassenförmig abgestuften Sonnendecks am Heck, ihrem ebenfalls dort gelegenen Pool und ihrem tief unten im Bauch des Schiffes befindlichen Restaurant noch in der Tradition der Reederei Home Lines gestanden, welche die damalige ATLANTIC seinerzeit entworfen hatte, ist von all dem auf der MSC FANTASIA nichts mehr übrig. Das Schiff verfügt über zwei A la Carte- sowie vier weitere Restaurants, über ein riesiges Theater, drei Swimmingpools und über eine Vielzahl von Bars, Lounges und Shops, die sich allein über drei Decks verteilen. Und wo man auf der MELODY noch etwas verschämt in einem dunklen Korridor mit niedrigen Decken stand, wenn man an der Rezeption eine Frage hatte, empfängt die MSC FANTASIA ihre Gäste mit einem riesigen Atrium, in dem Panoramafahrstühle, blitzblanke Messinggeländer und Swarovski-Kristalle um die Gunst der staunenden Augen konkurrieren.
Imposant ist sie, fast einschüchternd, aber wo ist das Schiff? Einmal an Bord angekommen, hat einen der riesige Rumpf regelrecht verschluckt. Der Weg zum Sonnendeck hoch oben ist weit, und selbst auf dem Bootsdeck bekommt man das Meer nicht mehr zu sehen. Nur die Innenseite der Rettungsboote, und einmal rings um das Schiff herum verläuft es auch nicht. Und hatte man auf der MELODY direkt unter der Kommandobrücke noch eine fast genauso gute Sicht in Fahrtrichtung wie der Kapitän selber, ist auch dies auf der MSC FANTASIA passé. An besagter Stelle befinden sich auf dem neuen Schiff die teuren Yacht Club-Suiten.
Der MSC Yacht Club, das ist eine Art Schiff im Schiff, ein exklusiver Bereich, der nur den Gästen dieser höchsten und teuersten aller Kabinenkategorien offensteht – inklusive eigenem Spa-Bereich, eigenem Pool, eigenem Restaurant und eigener Lounge. Der „gewöhnliche” Passagier, der noch die weitläufigen Außendecks der MELODY in Erinnerung hat, muss sich dagegen umgucken auf der MSC FANTASIA, denn die schönsten Stellen an Bord belegen hier die Bord-Einrichtungen, mit denen sich am meisten Geld verdienen lässt: das MSC Aurea Spa, besagter MSC Yacht Club oder das direkt unter dem Schornstein gelegene „Top 18 Exclusive Solarium”. Ansonsten geht es vor allem bei schönem Wetter eng zu an Deck, denn wo knapp 4.000 Passagiere gleichzeitig einen Platz an der Sonne haben wollen, kann man vor lauter Liegestühlen schnell kaum mehr treten, geschweige denn mit genügend Ellbogenfreiheit an der Reling stehen. Und wo man früher noch verschämt die Mitreisenden oder ein Besatzungsmitglied gebeten hat, ein Erinnerungsfoto von sich zu schießen, gehören die Kreuzfahrtschiffe des 21. Jahrhunderts der Generation Selfie-Stange. Ins Gespräch mit Tischnachbarn oder Deckbekanntschaften kommt diese wohl nicht mehr, dafür hat sie nach der Seereise jede Menge Porträtfotos von sich selbst auf dem Speicherchip.
Auch den auf See mitunter wackeligen Treppengang von Deck zu Deck kennt die Kreuzfahrt-Jugend von heute kaum mehr. Denn zwischen den 18 Decks der MSC FANTASIA zu wechseln, geht eigentlich nur noch per Fahrstuhl. Doch wehe, einer davon oder gar mehrere sind „out of order”. Dann kommt es zu minutenlangen Wartezeiten bzw. bilden sich große Ansammlungen von Menschen davor, die von Tag zu Tag genervter werden. Wer kann, der läuft am Ende doch wieder, doch das geht auf einem riesigen Schiff wie diesem schnell an die Kondition und auf die Beine. Immerhin befindet sich der Landgang auf Deck 4, die eigene Kabine auf Deck 9 und das Büffetrestaurant auf Deck 14. Und wo die Fortbewegung in der Vertikalen mühsam ist, ist sie in der Horizontalen auch nicht eben einfacher. Zwar haben die Korridore in den öffentlichen Räumen der MSC FANTASIA klangvolle Straßennamen (Via Roma, Via San Lorenzo) bekommen, das Zurechtfinden an Bord macht dies aber auch nicht einfacher. Auch kommen einem die Kabinenkorridore endlos vor, und das sind sie auch fast, schließlich ist das Schiff stolze 333 Meter lang. Jeder Weg an Bord ist lang, und so manch einer einfach zu lang. Was ging es da noch gemütlich und intim zu, damals, auf der MELODY.
Umgekehrt jedoch das Bild, sobald die Sonne nach dem abendlichen Auslaufen am Horizont untergegangen ist und die öffentlichen Räume unter Deck zum Leben erwachen. Dann ertönt im Atrium ein makelloses Piano-Medley aus den Klassikern der Beatles, während die Band in der herrlich farbenfrohen, aber nichtsdestotrotz geschmackvoll eingerichteten Manhattan Bar musikalisch ins „Hotel California” einlädt. Für jeden Musikgeschmack ist an Bord der MSC FANTASIA eine Lounge dabei, und wo es auf den Schiffen der Konkurrenz mitunter grell-bunt und glitzernd zugeht, hat es MSC verstanden, in punkto Farben, Formen und Beleuchtung Augenmaß zu bewahren. Tagsüber sind viele der Lounges übrigens teilweise sehr leer, man sieht viele beschäftigungslose Kellnerinnen und Kellner. Das Gute daran: Ein freier Platz und aufmerksamer Service sind so garantiert. Voll ist es dagegen fast immer im Atrium, wo der Handtaschen-, Schmuck- und Parfüm-Verkauf bereits am ersten Abend der Kreuzfahrt einen dermaßen starken Zulauf erfährt, als seien die Bestände an Land alle komplett ausverkauft. Die Kreuzfahrt als schwimmende Verkaufsveranstaltung – auch das hat es im Jahr 2002 auf einer MELODY als MSC-Flaggschiff noch nicht gegeben.

Neapel und Pompeji
Am zweiten Tag der Reise läuft die MSC FANTASIA Neapel an. Die Liegezeit: von 13:00 bis 19:00 Uhr. Das ist ausreichend für die organisierten Bus-Ausflüge nach Pompeji, Herculaneum, Ischia oder Capri, jedoch arg eng, wenn man einen der selbigen auf eigene Faust unternehmen möchte. Reederei-Kalkül? Die Treibstoffpreise sind aktuell jedenfalls so niedrig wie lange nicht mehr, längere Liegezeiten wären also nicht nur möglich, sondern auch finanzierbar, sollte man meinen. 56 € pro Erwachsenem bzw. 43 € pro Kind würde der vierstündige Ausflug nach Pompeji kosten, knapp 200 € also für eine vierköpfige Familie. Mit genügend Mut, Abenteuerlust und Vertrauen in die italienische Verkehrsinfrastruktur geht es aber auch anders. In der sommerlichen Gluthitze Neapels vom Schiff zu Fuß zur U-Bahn, mit selbiger zum Hauptbahnhof (4 €), dort in die Regionalbahn „Circumvesuviana” (10 €) und in „Pompei Scavi” ausgestiegen, erneut per Pedes weiter zu den Ausgrabungsstätten (Eintritt 26 €). Das Ganze nach dem Aufbrauchen sämtlicher Wasservorräte zwei Stunden später wieder zurück (weitere 14 €), ist der Ausflug zwar schweißtreibend, kräftezehrend und stressig gewesen, doch hätte man ihn gegen eine Busfahrt und eine Kurz-Führung im Gänsemarsch tauschen wollen? Dann wäre uns die rappelvolle Regionalbahn entgangen, in der selbst der mürrischste deutsche Tourist über eine plötzlich zusteigende Big Band schmunzeln musste. Der sagenhafte Blick über Pompeji, wie ihn abseits der Hauptmarschroute kein Reiseleiter jemals zugelassen hätte. Der Anblick der rettenden MSC FANTASIA am Ende der U-Bahn-Treppe, als man nach vier Stunden bei fast 40 Grad Sommerhitze und reichlich dehydriert kaum noch richtig geradeaus laufen konnte. Einzig die Wiedereinschiffung trübt den Eindruck eines erlebnisreichen Tagesausflugs am Ende ein wenig. Nicht, dass diese nicht zügig vonstattenginge, denn das geht es tatsächlich. Und auch an die Handgepäck-Scanner an Land wie an Bord hat man sich mittlerweile längst gewöhnt. Aber sind wir damals nicht kurz vor dem An-Bord-Gehen noch oben auf dem Balkon der Stazione Marittima entlang gebummelt und haben ein Erinnerungsfoto unserer MELODY geschossen? Das geht leider nicht mehr, denn nicht nur die Häfen selber sind mittlerweile eingezäunt und abgeriegelt, auch auf dem Hafengelände gibt es nur noch vorgezeichnete Wege an und von Bord, spontane Abstecher und Fotostopps ausgeschlossen. Abgesehen davon würde man die MSC FANTASIA angesichts ihrer schieren Größe aber ohnehin nicht komplett aufs Foto bekommen – Sicherheitszäune hin oder her.
Und hatten wir damals nicht auch eine gefühlte Ewigkeit Verspätung in Neapel, weil wieder und wieder fehlende Passagiere über die Bordlautsprecher ausgerufen wurden? Nicht so auf der MSC FANTASIA. Eine „Vermisstenmeldung” gibt es nicht, das Schiff legt pünktlich ab, als im „Red Velvet”-Restaurant noch zum Abendessen eingedeckt wird. Komisch nur, dass unsere Kabine nach anderthalb Stunden im Restaurant und je einer weiteren halben Stunde „Puffer” vorher und hinterher noch immer nicht gemacht ist. Die Kinder können also nicht ins Bett gehen, doch natürlich wollen sie das auf einem Schiff wie diesem zu so früher Stunde (21:00 Uhr) sowieso noch nicht. In die Kinderbetreuung wollen sie aber auch nicht, denn dort spricht niemand von den Animateuren Deutsch, und andere deutsche Kinder gibt es dort angeblich auch nicht. Also wird das Schiff entdeckt, zusammen mit Mama und Papa, bis die Kinder (oder auch die Eltern) müde werden. Familienurlaub auf hoher See.

Ein Stottern im Seereisen-Uhrwerk
Dritter Hafen der Reise ist Messina, und erneut brennt die Julisonne dermaßen stark, dass man es an Land kaum länger als eine Stunde aushält, zwei vielleicht, bei entsprechenden Pausen im Schatten. Warum die Kinder-Animateure die ihnen Anvertrauten zur gleichen Zeit ausgerechnet in der größten Bruthitze zum Ballspielen auf das Sportdeck schicken, bleibt dagegen auf ewig deren Geheimnis – und der dazugehörige Sonnenbrand für die nächsten zwei Tage eine bleibende Erinnerung an diesen für so manch Kleinen eher suboptimalen Vormittag an Bord. Doch die Alternative Swimmingpool, eigentlich ein Highlight auf jeder Mittelmeer-Kreuzfahrt, macht auch nicht wirklich einen einladenden Eindruck: Hoffnungslos überfüllt ist der Hauptpool der MSC FANTASIA und der zweite weiter vorne im Schiff nicht weniger. Der Bademeister vom Dienst hat seine liebe Mühe, mit Hilfe von Trillerpfeife, Stimme und Gesten halbwegs für Ordnung zu sorgen unter den Kindern und Teenagern, und das will auf einem italienischen Schiff schon etwas heißen. Und ja, er winkt tatsächlich einige „Badegäste” heraus, als es ihm zu bunt wird. Und wozu gibt es eigentlich eine riesige Fernsehleinwand auf dem Pooldeck, wenn dort jeden Tag aufs Neue nur MSC-Werbefilme laufen?
Also eine kleine Stärkung im Büffetrestaurant, wenn ja scheinbar alle Passagiere gerade gleichzeitig im oder am Pool bzw. noch an Land sind? Auch schwierig. Allein schon einen freien Tisch zu bekommen, ist ein Problem, und „in Ruhe” essen geht eigentlich auch nicht. Zugegeben: Die Auswahl an Speisen ist groß und die Beschilderung, wo was zu finden ist, hilft. Doch auch hier sind die Wege weit, sehr weit. Und irgendetwas ist immer gerade alle, seien es die Teebeutel, die Essteller, die Gabeln, die Messer oder alles zusammen. Die ganze vierköpfige Familie auch nur für ein paar Minuten beim Essen am Tisch zusammen zu bekommen, erweist sich im Urlaub plötzlich als genauso unmöglich wie zu Hause, wenn auch aus anderen Gründen.
Angenehm leer ist es am Nachmittag nur wieder in den öffentlichen Räumen unter Deck, wo sich die Shops über jeden einzelnen Passagier freuen. Doch auch hier Ernüchterung. Das schöne Schiffsmodell der MSC FANTASIA war schon zu Beginn der Reise ausverkauft, was man nicht recht versteht, wo doch ein ansehnlicher Umsatz winkt, wenn nur jeder vierte an Bord eines davon (Stückpreis 24,90 €) als Erinnerung mit nach Hause nehmen würde. Das Gleiche bei den Postkarten vom Schiff, die nirgendwo käuflich zu erwerben, sondern nur auf Nachfrage an der Rezeption erhältlich sind, und das dann auch nur in kleinen Mengen (wenn auch kostenlos). Doch wer macht sich schon die Mühe, sich für eine oder zwei Postkarten extra an der Rezeption anzustellen? In Hülle und Fülle gibt es dagegen überall an Bord Accessoires mit der Silhouette und dem Namen eines anderen MSC-Schiffes, der MELODY. Ausgerechnet. Da ist sie also wieder, diesmal jedoch in Form von Ramschware, als letztes Relikt einer vergangenen Kreuzfahrt-Epoche.
Die Kreuzfahrtschiffe der Gegenwart funktionieren dagegen wie ein Uhrwerk, sollte man meinen. Doch auf der MSC FANTASIA stottert dieses Uhrwerk seltsamerweise auch am dritten Abend an Bord. Am Tisch im Restaurant gibt es plötzlich keine Butter mehr zum Brot, keinen Parmesankäse mehr zur Pasta, und die Verweildauer ist auf geschlagene zwei Stunden angewachsen, da bleibt selbst nach der ersten Sitzung nicht mehr viel „Rest-Abend”. An das Kleidermotto des „Italienischen Abends” (grün – weiß – rot) hält sich übrigens fast niemand, das wäre früher undenkbar gewesen auf einem italienischen Schiff. Doch die Zeiten haben sich eben geändert, auch der klassische Kapitänstisch ist ja im Aussterben begriffen und damit leider auch die Aufregung, wenn wie damals auf der MELODY plötzlich und unverhofft ein Umschlag mit einer entsprechenden Einladung unter der Kabinentür hindurchgeschoben wird. Einen Willkommenscocktail gab es bislang auch noch nicht, aber wo heutzutage in jedem Hafen Passagiere ein- und ausschiffen, gibt es ja auch keinen richtigen Anfang der Seereise mehr. Vielleicht kommt da ja noch was, später. Unsere Kabine ist im Übrigen auch heute nach zwei Stunden im Restaurant wieder nicht gemacht, viel länger wegbleiben kann man aber eigentlich gar nicht. Und die Fahrstühle? Fahren gerne auch mal runter, ohne an einem der gedrückten Decks anzuhalten …
Bei der Abfahrt in Messina hat es übrigens nur einen Vermissten gegeben, und der muss sich schnell eingefunden haben, jedenfalls hat Kapitän Raffaele Pontecorvo auch diesen Hafen pünktlich um 18:00 Uhr verlassen. Gerne hätte man danach verfolgt, auf welchem Kurs und mit welcher Geschwindigkeit sein Schiff unterwegs ist in Richtung Malta, doch entsprechende Bildschirme gibt es nicht an Bord, auch das Bordfernsehen schweigt sich hierüber aus. Doch wo es heute Nachmittag an Deck noch unerträglich voll und laut gewesen ist, lässt es sich am Abend plötzlich ganz wunderbar aushalten. Vor allem die Gaudi Bar hoch oben auf Deck 15 entpuppt sich als gemütlicher Ort fernab des Trubels, wo man „open air” bei einem Drink an der Reling zusammensitzen und dem Mann an der Gitarre und dessen Liedern zuhören kann. Dazu die warme und trockene Mittelmeer-Seeluft, der Sternenhimmel, das Plätschern des achteren Pools im Hintergrund – da ist sie plötzlich wieder, die Traumkreuzfahrt aus der „guten alten Zeit”. Vielleicht sollte man die Bars, Restaurants und Lounges an Bord einfach wieder so anordnen, dass sie in der Nähe zum Meer zu finden sind und nicht irgendwo tief unten im dunklen Schiffsrumpf? MSC hat diesen Trend jedenfalls erkannt und baut derzeit mit der MSC SEASIDE in der Tat ein neues Schiff, das diese Verbindung zu den Außendecks und zum Meer wieder herstellen soll. Ablieferung ist Ende 2017, man darf gespannt sein, wie das Schiff dann ankommt.
Bis dahin dominiert jedoch auch weiterhin noch die andere Seite der Kreuzfahrt. Wo man auf dem Sonnendeck eine unvergessliche Poolparty unter den Sternen feiern könnte, gibt es auf der MSC FANTASIA abends um 23:00 Uhr nur Discohits aus der Konserve, und auch vom Sternenhimmel ist nicht viel zu sehen. Dafür sorgt nicht nur das hell erleuchtete Schiff selber, sondern auch die Liquid Disco auf Deck 16, wo die Discokugeln blaues, violettes und pinkes Flackerlicht erzeugen, das so gar nichts mehr gemeinsam hat mit dem „Dolce Vita” auf den italienischen Passagierschiffen der Vergangenheit. Und das Meer? Man sieht, hört und riecht es nicht mehr. Es ist irgendwo da unten, 30 Meter unter uns. Die MSC FANTASIA ist eine schwimmende Stadt, das Meer nur noch Kulisse. Und selbst das nur tagsüber.
Im Bauch des Schiffes dagegen gewinnt derweil die Manhattan Bar wieder den schiffsinternen Wettbewerb zwischen den verschiedenen Bars und Lounges um die Gunst der Passagiere. Die Band erfüllt Song-Wünsche auf Zuruf, die Stimmung ist ausgelassen, und die Tanzfläche ist voller Paare. In den meisten anderen Lounges dominiert dagegen die allzu oft erlebte Mischung aus übersteuerten Synthesizern und durchaus bemühten Sängern, deren Italo-Englisch aber kein Mensch versteht, nicht mal die Italiener selber. Warum auf einem italienischen Schiff nicht einfach italienische Lieder auf Italienisch singen? www.msc-kreuzfahrten.de · Der 2. Teil folgt in Ausgabe Juli/August.

17309 MSC FANTASIA Genua 13 Foto Kai OrtelDie Stazione Marittima in Genua überragt die MSC FANTASIA mit ihren 18 Decks mühelos.

17309 MSC FANTASIA Genua NEPTUNE Foto Kai OrtelDer historische „Porto Antico” ist einer der Besuchermagnete Genuas. Die Galeere NEPTUNE ist ein Nachbau einer Galeone aus dem 17. Jahrhundert.

17309 MELODY in Neapel Foto Kai OrtelDie MELODY – hier im Hafen von Neapel – begründete den anfänglichen Erfolg der Kreuzfahrtsparte von MSC und war von 1997 bis 2012 Teil der Flotte.

17309 MSC FANTASIA Neapel Pompeji 05 Foto Kai Ortel

Die antiken Ausgrabungen von Pompeji zählen seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ziehen
Jahr für Jahr Millionen Touristen an.

17309 MSC FANTASIA Neapel gruenes Pompeji 43 Foto Kai Ortel

Die grüne Seite Pompejis: Abseits der  Haupttouristenwege zeigt sich die Ausgrabungs-stätte im Sommer überraschend farbenfroh.

17309 MSC FANTASIA Atrium Svarovski Treppe 03 Foto Kai OrtelMessing, Glas und Svarovski-Kristalle: Das Atrium der MSC FANTASIA beeindruckt durch seine imposante Architektur.

17309 MSC FANTASIA Balkonkabine 02 Foto Kai OrtelZimmer mit Aussicht: Balkonkabine 9121 auf der MSC FANTASIA. 17309 MSC FANTASIA Bootsdeck 21 Foto Kai OrtelSeefahrtsromantik im 21. Jahrhundert: Das Bootsdeck verläuft in einer Schlucht zwischen den riesigen Aufbauten und den modernen Rettungsmitteln.

17309 MSC FANTASIA Covered Pool offen 04 Foto Kai OrtelDer vordere Swimmingpool lässt sich je nach Wetterlage mit einem Schiebedach abdecken oder öffnen.

17309 MSC FANTASIA Gaudi Bar 04 Foto Kai OrtelAn warmen Sommerabenden ist die Gaudi Bar an Deck ein beliebter Treffpunkt für einen Drink an der frischen Seeluft. 17309 MSC FANTASIA Transatlantico Piano Bar 06 Foto Kai OrtelDie elegante Bar „Transatlantico” wurde in Farbgebung und Einrichtung von den Piano Bars der alten Atlantikliner inspiriert.

17309 MSC FANTASIA Red Velvet Restaurant 24 Foto Kai Ortel Das „Red Velvet” ist eines der beiden Hauptrestaurants an Bord.

17309 MSC FANTASIA Manhattan Bar 12 Foto Kai OrtelIn der bunten Manhattan Bar tobt am Abend bei lauter Musik das Leben, tagsüber ist die Lounge ein schöner Rückzugsort. 17309 MSC FANTASIA Piazza San Giorgio 05 Foto Kai OrtelDie „Piazza San Giorgio” auf der MSC FANTASIA ist einem kleinen italienischen Marktplatz nachempfunden.
17309 MSC FANTASIA Zanzibar Cafeteria 07 Foto Kai OrtelDas große Büffetrestaurant „Zanzibar” kommt in afrikanischer Optik daher. Wer sich beeilt, bekommt einen der begehrten Plätze an den großen Fenstern. 17309 MSC FANTASIA Lido Pool 06 Foto Kai OrtelEin Geheimtipp nicht nur in den frühen Morgen- und Abendstunden: der kleine Lido-Pool am Heck des Schiffes.

17309 MSC FANTASIA Pooldeck 07 Foto Kai OrtelWenn bei schönem Wetter ein Großteil der Passagiere auf das Sonnendeck strömt, werden freie Liegestühle und freie Plätze im Pool rar.

17309 MSC FANTASIA Messina12 Foto Kai OrtelDie riesigen Aufbauten der MSC FANTASIA spenden, wie hier im Hafen von Messina, in der Sommerhitze begehrten Schatten.

17309 MSC FANTASIA Messina 16 Foto Kai OrtelEin kleiner Badestrand am Stadtrand von Messina verschafft bei Sommerhitze angenehme Abkühlung. 17309 MSC FANTASIA Messina 32 Foto Kai OrtelAuf den Spuren von Shakespeare: Ein Schild weist Touristen in Messina auf die Bedeutung des Gouverneurssitzes für die Handlung von „Viel Lärm um nichts” hin.

17309 MSC FANTASIA Messina 07 Foto Kai OrtelDie MSC FANTASIA liegt direkt an der Hafenpromenade von Messina.